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BR83CB1 - Gibt es ein Handeln das nicht dem Denken entspringt?
1. Gespräch mit David Bohm
Brockwood Park, Großbritannien
11 Juni 1983



0:16 Krishnamurti: Ich dachte, dass wir über die Zukunft der Menschen sprechen könnten. David Bohm: Ja.
0:38 K: Wenn wir über den Menschen sprechen, meinen wir die Menschheit.

DB: Die gesamte Menschheit, ja.
0:44 K: Nicht die Briten oder Franzosen oder die Russen oder Amerikaner, aber die Gesamtheit aller menschlichen Wesen.
0:52 DB: Die Zukunft aller ist ja mittlerweile sowieso verknüpft.
0:57 K: So wie die Dinge stehen, von dem was man beobachtet, ist die Welt ein außerordentlich gefährlicher Ort geworden.
1:07 DB: Ja.
1:12 K: Terroristen, Kriege, und die nationalen und rassischen Abgrenzungen, einige Diktatoren, die die Welt vernichten wollen, und so weiter. Und gleichermaßen religiös gesehen, gibt es außerordentliche Spaltung.
1:29 DB: Dazu kommt meines Erachtens noch die ökonomische Krise und die ökologische Krise.
1:34 K: Ja, ökologische und ökonomische Probleme, es scheint als ob sich die Probleme vervielfachen. Was ist also die Zukunft der Menschheit? Was ist die Zukunft, nicht bloß der gegenwärtigen Generation, sondern der Kommenden?
1:58 DB: Ja, die Zukunft sieht sehr düster aus.

K: Sehr düster. Wenn sie noch jung wären, und ich ebenfalls, was würden wir tun, all das wissend, was wäre unsere Reaktion, wie wäre unser Leben, wie würden wir unseren Lebensunterhalt verdienen, usw.?
2:27 DB: Nun, darüber habe ich oft nachgedacht. Zum Beispiel, habe ich mich gefragt, würde ich nochmal in die Wissenschaft gehen, und heute bin ich mir gar nicht mehr so sicher, weil die Wissenschaft angesichts dieser Krise nicht relevant erscheint.
2:42 K: Nein. Im Gegenteil, sie helfen.
2:45 DB: Es macht es schlimmer. Es mag helfen, aber im Endeffekt stimmt das nicht.
2:50 K: Was würden sie also tun? Ich denke ich würde bei dem bleiben was ich tue.
2:56 DB: Nun, das wäre einfach für Sie.
2:57 K: Für mich ziemlich einfach.
3:00 DB: Aber da gibt es einige Probleme, nun weiß ich nicht ob Sie die besprechen wollen. Wenn jemand bei Null anfängt, dann muss er sein Geld verdienen, oder?
3:07 K: Natürlich.
3:10 DB: Zurzeit gibt es sehr wenig Stellen, und die meisten davon sind in Jobs die sehr begrentzt sind.
3:19 K: Und Arbeitslosigkeit auf der ganzen Welt. Ich frage mich was wir tun würden, wissend, dass die Zukunft düster ist, sehr deprimierend, gefährlich, und so ungewiss. Wo würden wir beginnen?
3:46 DB: Nun, ich denke man müsste zurücktreten von all diesen gewissen Problemen meiner eigenen Bedürfnisse und der Bedürfnisse der Menschen die mich umgeben.
3:58 K: Sagen Sie, dass man sich selbst vergessen sollte für einen Moment?
4:02 DB: Ja.
4:05 K: Selbst wenn ich mich vergessen würde, und wenn ich in diese Welt blicke in der ich leben werde, und einer gewissen Karriere nachgehe oder einem Beruf, bei all der Arbeitslosigkeit, was würde ich tun? Das ist denke ich ein Problem, dem die meisten jungen Menschen ausgesetzt sind.
4:33 DB: Ja, das ist klar. Nun, gibt es etwas, dass sie vorschlagen würden? Gibt es etwas, dass Sie vorschlagen könnten?
4:55 K: Ich denke nicht im Sinne von Evolution.
4:59 DB: Ja, das verstehe ich. Das ist der Punkt von dem ich dachte, das wir ihn besprechen. Ich erwartete, dass wir das besprechen.
5:05 K: Ja. Ich denke nicht, dass es da so etwas wie psychologische Evolution gibt.
5:10 DB: Ja. Nun, das haben wir recht oft besprochen, drum meine ich halbwegs zu verstehen was Sie meinen. Aber ich denke, dass für die Leute für die das neu ist, oder dieses Video sehen, werden das nicht verstehen.
5:22 K: Ja, wir werden das besprechen, aber ich möchte diese ganze Frage erörtern, wenn sie mögen. Warum sorgen wir uns um die Zukunft? Oder, ist es so, dass die ganze Zukunft jetzt ist?
5:41 DB: Ja, in einem gewissen Sinne ist die gesamte Zukunft jetzt, aber das müssen wir noch aufzeigen. Das geht so ziemlich gegen unsere ganze Art zu denken, gegen die Tradition der Menschheit, der wir alle ausgesetzt sind.
5:54 K: Die Menschheit denkt in Zusammenhängen von Evolution, Kontinuität, usw.
5:59 DB: Vielleicht nähern wir uns auf einem anderen Weg; Weiterentwicklung scheint heute die natürlichste Art zu denken zu sein. Also würde ich Sie gerne fragen, was spricht für Sie dagegen in Form von Evolution zu denken? Könnte ich etwas klarstellen: das Wort 'Evolution' hat viele Bedeutungen.
6:17 K: Gewiss. Wir meinen psychologisch.
6:23 DB: Ja. Zunächst lassen Sie uns die physikalische Evolution außen vor lassen.
6:26 K: Ich meine, eine Eichel wird zu einem Eichenbaum anwachsen.
6:31 DB: Ebenso entwickelten sich die Spezien weiter. Zum Beispiel, von den Pflanzen zu den Tieren und zum Menschen.
6:37 K: Ja, wir brauchten Millionen Jahre um das zu werden was wir sind.
6:40 DB: Sie bezweifeln nicht, dass dies geschehen ist, richtig?
6:43 K: Nein, das ist geschehen.

DB: Und es mag weitergehen.
6:46 K: Ja. Das ist Evolution.

DB: Das ist also ein gültiger Prozess.
6:50 K: Sicher. Das ist ein gültiger, natürlicher Prozess.
6:52 DB: Ja. Es vollzieht sich in der Zeit.

K: Ja.
6:55 DB: Und daher sind in diesem Bereich die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wichtig, nicht wahr?
7:00 K: Ja, offensichtlich. Ich spreche eine bestimmte Sprache nicht und benötige Zeit zum lernen.
7:06 DB: Nun, es braucht auch Zeit um das Gehirn zu verbessern. Wenn das Gehirn klein begonnen hat und immer größer wurde, das bedurfte Millionen von Jahren.
7:14 K: Ja, es wurde immer komplexer, und so weiter. Das alles benötigt also Zeit. All das ist Bewegung in Raum und Zeit.
7:25 DB: Ja, sie würden also physische Zeit zulassen und neuropsychologische Zeit.
7:30 K: Neuropsychologische Zeit, absolut. Sicher, jeder vernünftige Mensch würde das.
7:33 DB: Ja, aber die Meisten lassen auch psychologische Zeit gelten, was wir mentale Zeit nennen.
7:39 K: Ja, das ist es worüber wir sprechen. Ob es da so etwas gibt wie ein psychologisches Morgen, psychologische Evolution.

DB: Oder Gestern.
7:50 DB: Nun, auf den ersten Blick fürchte ich, wird es etwas komisch klingen. Es scheint, ich kann mich an Gestern erinnern, und es gibt ein Morgen, ich kann mich vorbereiten, und es ist viele Male geschehen, Tage folgten aufeinander. Also habe ich die Erfahrung von Zeit, von Gestern auf Heute, nach Morgen.
8:11 K: Natürlich. Das ist recht simpel.
8:14 DB: Nun, was ist es das sie bezweifeln.
8:17 K: Ich bezweifle, dass ich etwas sein werde, besser werde.
8:24 DB: Das gibt es zwei Arten das zu betrachten. Die Eine ist: werde ich durch Absicht besser werden, weil ich es versuche, oder die Zweite: einige Menschen empfinden das Evolution eine Art natürlicher, unausweichlicher Prozess ist, in dem wir fortgezogen werden, wie in einem Strom, und wir werden eventuell besser oder schlechter, dass etwas mit uns geschieht.
8:44 K: Psychologisch.
8:46 DB: Psychologisch, was Zeit benötigt, welches nicht unbedingt das Resultat meines Versuches ist etwas zu werden. Es mag so sein oder nicht. Einige mögen auf die Eine oder die Andere Art denken. Aber bestreiten Sie auch, dass es eine Art von natürlicher psychologischer Evolution gibt, so wie es eine biologische Evolution gab?
9:03 K: Das bestreite ich, ja.
9:06 DB: Warum bestreiten Sie es?
9:13 K: Zunächst einmal, was ist die Psyche?
9:17 DB: Ja.
9:20 K: Das Ich, das Ego usw., was ist das?
9:23 DB: Ja, das Wort Psyche hat viele Bedeutungen. Es mag z.B. auf das Bewusstsein hindeuten. Nun, meinen Sie, dass das Ego dieselbe Sache ist?
9:30 K: Das Ego. Ich spreche vom Ego, dem Ich.
9:33 DB: Nun, einige Menschen die von Evolution sprechen, denken, dass es da ein Evolution geben wird, in der das Ich transzendiert wird. Das heißt, dass es sich zu einer höheren Ebene erhebt.
9:46 K: Ja, braucht Übergang Zeit?
9:48 DB: Transzendieren, Übergang.

K: Ja. Das ist meine gesamte Frage.

DB: Ja. Da gibt es also zwei Fragen: Die Erste ist wird sich das Ich je verbessern? Das ist ein Argument. Das Andere ist: selbst wenn wir annehmen, dass wir über das Ich hinaus gehen wollen, kann das in der Zeit geschehen?
10:04 K: Das kann nicht in der Zeit geschehen.
10:06 DB: Gut, nun müssen wir herausstellen, warum nicht.
10:09 K: Ja, das werde ich. Wir werden darauf eingehen. Was ist das Ich? Wenn 'Psyche' so unterschiedliche Bedeutungen haben kann, dann ist das Ich, die gesamte Bewegung die das Denken hervorgebracht hat.
10:32 DB: Warum sagen Sie das?
10:34 K: Das Ich ist das Bewusstsein, mein Bewusstsein. Das Ich ist mein Name, Form, und all die verschiedenen Erfahrungen die ich hatte, Erinnerungen und so weiter. Die gesamte Struktur des Ich, ist durch das Denken zusammengesetzt.
10:56 DB: Ja, nun das wäre wieder etwas was einige schwer finden werden zu akzeptieren.
11:02 K: Natürlich, wir disskutieren das.
11:04 DB: Nur um es klarer darzulegen. Die erste Erfahrung ist, das erste Gefühl, dass man vom Ich hat ist, dass das Ich unabhängig existiert und dass das Ich denkt.
11:16 K: Ist das Ich unabhängig von meinem Denken?
11:19 DB: Mein eigenes erstes Empfinden ist, dass das Ich da ist, unabhängig vom Denken, und das es das Ich ist das denkt. So wie; ich bin hier und kann mich bewegen, kann meinen Arm bewegen, oder denken, oder den Kopf neigen.
11:30 K: Ja.
11:32 DB: Nun, ist das eine Illusion?
11:37 K: Nein.

DB: Warum?
11:43 K: Wenn ich meinen Arm bewege, ist da die Absicht etwas zu greifen, etwas mitzunehmen, oder hinzustellen. Zuerst ist es die Bewegung des Denkens, und das bewegt den Arm, usw. Meine Behauptung ist - und es mag falsch oder wahr sein - dass das Denken die Basis von all dem ist.
12:16 DB: Ja. Ihre Behauptung ist, dass die gesamte Empfindung vom Ich, und was es tut, aus dem Denken entstammt. Nun, was Sie mit dem Denken meinen, ist nicht bloß intellektuelles Denken.
12:26 K: Nein, gewiss nicht.

DB: Aber was noch?
12:29 K: Denken ist die Bewegung der Erfahrung, des Wissens, der Erinnerung, und Gedanken. Es ist die gesamte Bewegung.
12:38 DB: Es klingt, als meinten Sie die Bewegung des Bewusstseins als Ganzes.

K: Als Ganzes, ganz recht.
12:48 DB: Und Sie sagen, dass diese Bewegung das Ich ist, richtig?
12:52 K: Der gesamte Inhalt dieses Bewusstseins ist das Ich. Dieses Ich ist nicht verschieden von meinem Bewusstsein.
13:07 DB: Ich denke man könnte sagen, dass ich mein Bewusstsein bin, weil wenn ich nicht bewusst bin, bin ich nicht hier, richtig?
13:13 K: Natürlich.

DB: Nun, ist das Bewusstsein nichts weiter als, was Sie gerade beschrieben, also Denken, Gefühl, Absicht?
13:22 K: Absicht, Bestreben.

DB: Erinnerung.
13:24 K: Erinnerung, Glaube, Dogmas, die Rituale die ich durchführe, wie der Computer, der programmiert wurde.
13:36 DB: Das ist gewiss im Bewusstsein, jeder würde dem zustimmen, aber einige mögen empfinden, oder sehr viele, dass es da mehr gibt als das, das Bewusstsein eventuell darüber hinaus geht.
13:45 K: Lassen sie uns da hineindringen. Nun, der Inhalt unseres Bewusstseins macht das Bewusstsein aus - der Inhalt.
13:58 DB: Ja, ich denke, das verlangt etwas an Verständnis: der herkömmliche Gebrauch des Wortes 'Inhalt' ist recht anders. Wenn Sie sagen, das der Inhalt des Glasses Wasser ist, dann ist das Glas die eine Sache und das Wasser eine Andere. Das Glass beinhaltet das Wasser, und das Wort 'Inhalt' impliziert, dass es etwas gibt was es beinhaltet.

K: Okay. Das Bewusstsein setzt sich zusammen, aus allem was es abgespeichert hat: Glauben, Dogmas, Rituale, die Nationalitäten, Ängste, Vergnügen, Leid.
14:35 DB: Wenn all das abwesend wäre, wäre da kein Bewusstsein?
14:42 K: Nicht wie wir es kennen.
14:43 DB: Aber da wäre noch eine Art Bewusstsein?
14:45 K: Eine vollkommen ander Art.
14:47 DB: Ich denke, was Sie dann meinen ist, dass Bewusstsein, wie wir es kennen, besteht aus...
14:51 K: Das sagte ich. Bewusstsein, wie wir es kennen, ist all das.
14:55 DB: Wie wir es üblicherweise kennen.

K: Ja. Und das ist das Ergebnis verschiedenster Aktivitäten des Denkens.
15:08 K: Das Denken hat all erschaffen, was mein Bewusstsein ausmacht: die Reaktionen, die Erinnerungen, die außerordentlich komplexen Feinheiten. All das bildet das Bewusstsein.
15:36 DB: So wie wir es kennen, richtig?
15:38 K: Das habe ich gesagt. Wie wir es kennen. Ob dieses Bewusstsein eine Zukunft hat?
15:48 DB: Ja. Hat es eine Vergangenheit?
15:51 K: Natürlich, es ist Erinnerung.
15:53 DB: Warum sagen Sie dann, es hätte keine Zukunft.
15:56 K: Wenn es eine Zukunft hat, wird es genau die gleiche Sache bleiben, sich bewegend. Dieselbe Aktivität, selben Gedanken, abgeändert, aber das Verhaltensmuster wird sich wiederholen, wieder und wieder.
16:14 DB: Sagen Sie, dass das Denken nur wiederholen kann?
16:17 K: Ja.

DB: Aber es gibt den Eindruck, dass das Denken neue Ideen entwickeln kann, beispielsweise.
16:23 K: Aber Denken ist begrentzt, weil Wissen begrentzt ist. Wenn sie zugeben, dass Wissen immer begrentzt sein wird.
16:38 DB: Ja, nun, das erfordert erneut etwas an Erörterung.
16:42 K: Sicher, wir müssen es erörtern.
16:45 DB: Warum sagen Sie, dass Wissen stets begrentzt ist?
16:48 K: Weil Sie, als ein Wissenschaftler, Sie experimentieren, fügen hinzu, suchen, also vermehren Sie, und nach Ihnen, wird eine andere Person mehr hinzufügen. Also ist Wissen, welches aus Erfahrung geboren wird, ist begrentzt.
17:10 DB: Einige Leute haben gesagt, das sei es nicht. Sie würden hoffen perfektes Wissen zu erlangen, oder absolutes Wissen über die Gesetze der Natur.
17:20 K: Die Gesetze der Natur sind nicht die Gesetze des Menschen.
17:25 DB: Wollen Sie das Gespräch auf das Wissen über den Menschen beschränken?

K: Ja, das ist worüber wir sprechen.
17:30 DB: Obwohl Sie auch hinterfragen könnten, ob solch ein Wissen über Natur möglich ist.
17:34 K: Wir sprechen über die Zukunft des Menschen.
17:37 DB: Okay, wir sagen also, dass der Mensch nicht unbegrentztes Wissen über die Psyche erlangen kann. Meinen Sie das?

K: Ja, stimmt.
17:46 DB: Es gibt immernoch mehr, dass unbekannt ist.
17:48 K: Ja, da ist mehr und mehr unbekanntes.
17:54 K: Wenn wir also einmal eingestehen, dass Wissen begrentzt ist, dann ist es das Denken auch.
18:00 DB: Ja, Denken hängt von Wissen ab, und dieses Wissen deckt nicht alles ab, daher wird das Denken nicht in der Lage sein, alles was geschieht handzuhaben.
18:12 K: Das ist es was die Politiker und all die anderen Leute tun. Sie denken, dass Denken kann alle Probleme lösen.
18:19 DB: Man kann im Fall der Politiker sehen, das Wissen sehr begrentzt ist, tatsächlich ist es fast abwesend! Daher fehlt einem das passende Wissen mit dem, womit man zu tun hat und erschafft Verwirrung.

K: Ja.

K: Daher, weil das Denken begrentzt ist, ist unser Bewusstsein, welches durch das Denken geschaffen wurde, es ebenfalls.
18:53 DB: Können Sie das erklären? Das bedeutet wir können nur wiederholen, uns im selben Kreis bewegen. Eine der Überzeugungen mag sein, zum Beispiel in der Wissenschaft, dass Leute denken, obgleich mein Wissen begrentzt ist, entdecke ich stets.
19:05 K: Was Sie entdecken fügt zwar etwas hinzu, ist aber dennoch begrentzt.
19:13 DB: Es ist immernoch begrentzt. Das ist der Punkt. Ich denke eine der Ideen hinter der Wissenschaft ist, dass, obwohl Wissen begrentzt ist, ich immer weiter entdecken kann und am Tatsächlichen dran bin.
19:25 K: Aber das ist auch begrentzt.

DB: Meine Entdeckungen sind begrentzt. Und da ist immer das Unbekannte, was ich noch nicht aufgedeckt habe.
19:33 K: Deswegen sage ich, das Unbekannte, das Unbegrentzte, kann nicht durch das Denken erfasst werden.
19:39 DB: Ja.
19:41 K: Weil Denken in sich selbst begrentzt ist. Wenn Sie und ich uns darauf einigen, nicht bloß einigen; aber es ist eine Tatsache.
19:55 DB: Vielleicht sollte es noch deutlicher werden. Das heißt, Denken ist begrentzt obwohl man sehr einfach beteuern kann, dass Denken nicht begrentzt sei. Da gibt es eine starke Neigung dazu.
20:07 K: Empfinden.

DB: Eine Tendenz es so zu empfinden, dass das Denken alles tun kann.
20:13 K: Das kann es nicht. Sehen Sie was es in der Welt getan hat.
20:16 DB: Stimmt, es hat Schreckliches getan, aber das bedeutet nicht, dass es immer falsch liegt. Vielleicht könnten sie immer die Leute beschuldigen, die es falsch nutzten.
20:25 K: Ich weiß, das ist ein guter; alter Trick! Aber das Denken ist in sich begrentzt, daher ist alles was es tut begrentzt.
20:35 DB: Ja, und es ist auf eine sehr schwerwiegende Weise begrentzt, so wie sie sagen.
20:40 K: Genau richtig. Auf eine sehr, sehr schwerwiegende Weise.
20:44 DB: Könnten wir das aufdecken, sagen welche Weise das ist?
20:47 K: Es ist die Weise, die wir in der Welt beobachten.
20:50 DB: Okay. Schauen wir uns das an.
20:52 K: Die totalitären Ideale - das ist eine Erfindung des Denkens.
20:58 DB: Wir könnten sagen, dass das Wort 'totalitär' bedeutet, dass sie die Totalität umfassen wollten, doch es nicht konnten. Sie konnten es nicht. Das Ganze kollabierte.
21:07 K: Es ist dabei zu kollabieren.
21:09 DB: Doch dann gibt es noch jene die sagen, sie seien nicht totalitär.
21:14 K: Die Demokraten, etc. Die Republikaner and die Demokraten und die Idealisten usw., all deren Denken ist begerentzt.
21:23 DB: Ja. Doch es auf eine Weise begrentzt...
21:27 K: Die sehr zerstörerisch ist.
21:28 DB: Die beträchtlich und zerstörerisch ist. Wie können wir das herausstellen? Ich könnte sagen, ok, mein Denken ist begrentzt, aber es könnte salopp daher gesagt sein. Sehen Sie, warum ist es so wichtig?
21:40 K: Das ist recht einfach. Weil egal was für eine Handlung aus begrentztem Denken erwächst, sie muss zu Konflikt führen - unausweichlich. Wie die Trennung der Menschheit, geographisch, in Nationalitäten und so weiter, religiös; das hat Chaos in der Weltverursacht.
22:05 DB: Ja. Nun lassen Sie uns das mit der Begrenzung des Denkens verbinden. Das heißt, mein Wissen ist begrentzt.

K: Das sagten wir.
22:13 DB: Wie bringt mich das dazu die Welt zu aufzuteilen...
22:21 K: Suchen wir nicht Sicherheit?

DB: Ja.
22:25 K: Und wir dachten da sei Sicherheit in der Familie, Sicherheit im Stammesdenken, Sicherheit im Nationalismus. Also dachten wir, das da Sicherheit in Trennung liegt.
22:40 DB: Ja. Jetzt ist es klar. Nehmen wir z.B. die ethnische Gruppe, sagen wir jemand fühlt sich unsicher, dann sagt man, in der Gruppe bin ich sicher. Das ist eine Schlussfolgerung. Ich denke ich weiß genug um mir darüber sicher zu sein, was nicht sitmmt. Andere Dinge geschehen ohne meine Kenntnis, was die Sache sehr unsicher macht. Andere Gruppen kommen daher.
23:00 K: Nein, schon allein die Trennung erschafft Unsicherheit.
23:04 DB: Es führt zu seiner Erschaffung, ja, aber ich will sagen, ich weiß nicht genug um diesen Schluss zu ziehen. Das erkenne ich nicht.
23:12 K: Man sieht das nicht weil man über rein gar nichts nachgedacht hat; nie die Welt als ein Ganzes betrachtet hat.
23:22 DB: Der Gedanke der Sicherheit sucht versucht alles wichtige zu wissen. Es nimmt an, es wüsste alles wichtige und sagt dann, das wird Sicherheit bringen. Nun sind da nicht nur einige Dinge die es nicht weiß, aber etwas das es nicht weiß ist, dass dieser Gedanke in sich selbst trennend ist.
23:38 K: Trennend, ja.
23:41 DB: Weil ich einen Bereich festlege der sicher ist, getrennt von einem anderen Bereich.
23:45 K: Weil es in sich selbst begrentzt ist.

DB: Ja.
23:49 K: Alles was begrentzt ist muss unausweichlich Konflikt erschaffen.
23:56 DB: Sie meinen jeder Gedanke, der...
23:59 K: Wenn ich sage, ich bin ein Individuum, ist das begrentzt.
24:03 DB: Ja.
24:05 K: Ich bin mit mir selbst beschäftigt, das ist sehr begrentzt.
24:08 DB: Das müssen wir klar stellen. Wenn ich sage, dies sei ein Tisch, was begrentzt ist, erschafft das keinen Konflikt, richtig?
24:14 K: No. Da ist kein Konflikt.
24:16 DB: Wenn ich sage, das bin ich, erschafft es Konflikt.
24:19 K: Ja. Das Ich ist eine trennende Entität.
24:23 DB: Lassen Sie uns das klarer machen.
24:27 K: Weil es spaltend ist, es ist mit sich selbst beschäftigt. Das Ich, welches sich mit der größeren Nation identifiziert ist immernoch trennend.
24:42 DB: Ja, nun, ich definiere mich selbst in der Suche nach Sicherheit, so dass ich weiß was ich bin, im Gegensatz zu Ihnen, und ich beschütze mich. Das ist es was eine Trennung zwischen Ihnen und mir erzeugt.
24:57 K: Wir und jene, und so weiter. Das kommt von meinem begrentzten Denken weil ich nicht verstehe, dass wir wirklich eng in Beziehung stehen und verbunden sind.
25:06 K: Das wir menschliche Wesen sind.

DB: Ja, wir alle sind Menschen.
25:09 K: Alle Menschen haben mehr oder weniger dieselben Probleme.
25:13 DB: Nun habe ich das nicht verstanden, mein Wissen ist begrentzt, ich denke wir können einen Unterschied machen und uns beschützen, oder mich, und nicht andere.
25:22 K: Ja, so ist es.
25:23 DB: Aber in dem Moment in dem ich das tue, erschaffe ich Instabilität.
25:27 K: Ja, stimmt.

DB: Unsicherheit.

K: Wenn wir das also erkennen, nicht bloß intellektuell oder verbal, aber es tatsächlich fühlen, das wir der Rest der Menschheit sind, dann wird die Verantwortung immens.
25:50 DB: Ja, nun, wie können sie irgendetwas in Bezug auf diese Verantwortung tun?
25:54 K: Dann beteilige ich mich entweder an dem Ganzen Durcheinander, oder ich halte mich fern. Das bedeutet in Frieden zu sein, innerliche Ordnung zu haben.
26:09 DB: Ich verstehe nicht.

K: Ich komme noch darauf. Ich gehe zu schnell voran.
26:15 DB: Ich denke, wir haben einen wichtigen Punkt erreicht, an dem wir sagen, die gesamte Menschheit, alle Menschen, sind eins, und daher ist hier die Erschaffung von Trennung zerstörerisch.
26:25 K: Ist gefährlich.

DB: Wobei die Trennung zwischen mir und dem Tisch nicht gefährlich ist, weil wir in gewissem Sinne nicht eins sind.
26:33 K: Ich und der Baum, klar doch.
26:35 DB: Es ist nur in einem sehr allgemeinen Sinn, dass wir eins sind. Nun ist es so, dass die Menschheit nicht begreift das sie all eins ist.
26:42 K: Warum?

DB: Nun, lassen sie uns das betrachten. Das ist ein essentieller Punkt. Es ist klar des sie es nicht ist, weil es so viele Trennungen gibt, nicht bloß Nationen und Religionen, aber selbst zwischen Menschen.
26:53 K: Ich weiß. Warum ist da diese Trennung?
26:56 DB: Zunächst war da das Gefühl, zumindest in unserer Zeit, dass jeder Mensch ein Individuum ist. Das war eventuell in der Vergangenheit nicht so stark.
27:05 K: Das ist was ich bezweifle. Ich bezweifle voll und ganz, dass wir Individuuen sind.
27:12 DB: Ja nun, das ist eine große Frage.
27:14 K: Natürlich. Wir sagten gerade, dass das Bewusstsein, also das Ich, dem der gesamten Menschheit ähnlich ist. Sie alle leiden, haben alle Angst, sind alle unsicher, haben ihre eigenen bestimmten Götter und Rituale, alles vom Denken zusammengesetzt.
27:46 DB: Ja, nun, hier gibt es zwei Fragen: das Erste ist, dass nicht alle sich ähnlich fühlen. Die Meisten empfinden, dass sie sich durch etwas Einzigartiges auszeichnen.
27:59 K: Was meinen sie mit etwas Einzigartiges. Sich auszeichnen durch eine Fähigkeit?
28:04 DB: Es mag viele Dinge geben. Beispielsweise, mag eine Nation empfinden, dass sie fähig ist etwas bestimmtes besser zu tun als Andere. Eine Person mag spezielle Talente oder Qualitäten besitzen.

K: Gewiss. Sie sind intellektueller als ich. Sie sind jemand anders, besser, dies oder das.
28:22 DB: Er mag stolz sein auf seine eigenen speziellen Fähigkeiten oder Vorteile.
28:28 K: Aber wenn Sie das bei Seite lassen, sind wir im Wesentlichen gleich.
28:32 DB: Ja. Wir müssen bestimmen was das heißt. Sie sagen, das diese Dinge, die sie gerade beschrieben..
28:37 K: Oberflächlich sind.
28:39 DB: Nun sind die wesentlichen Dinge was?
28:41 K: Das ist Angst, Leid, Schmerz, Furcht, Einsamkeit, und all die menschlichen Mühen.
28:49 DB: Viele Menschen mögen empfinden, dass diese grundlegenden Dinge die höchsten Errungenschaften des Menschen sind, die höchten Errugenschaften der Menschheit.
28:57 K: Was wurde erreicht?

DB: Lassen sie es uns besprechen.
29:03 DB: Ich weiß, dass wir das oft besprochen haben, aber ich denke wir müssen es herausarbeiten.
29:09 K: Ja, lassen Sie es uns ergründen. Was haben wir erreicht?
29:13 DB: Nun, eine Sache über die Leute stolz sind, mögen die Errungeschaften des Menschen in Wissenschaft, Kultur und Technologie sein.
29:20 K: Wir haben in diesen Bereich sicherlich Dinge erreicht. Hohe Technologie, Kommunikation, Reisen, Medizin, Chirurgie; ein außerordentlicher Fortschritt.
29:35 DB: Ja, es ist wirklich außergewöhnlich in vielerlei Hinsicht.
29:38 K: Darüber gibt es keine Frage. Was haben wir psychologisch erreicht?
29:45 DB: Ja, ein Punkt ist zu sagen, dass nichts davon uns psychologisch verändert hätte, und das die psychologische Frage wichtiger geworden ist als jede Andere, weil wenn die psychologische Frage nicht geklärt ist, wird der Rest gefährlich.
29:59 K: Ganz richtig. Wenn wir psychologisch begrentzt sind, dann wird was auch immer wir tun, begrentzt sein, und die Technologie wird dann durch unser begrentztes...
30:10 DB: Ja, der Herrscher ist diese begrentzte Psyche und nicht die rationale Struktur der Technologie. Und dann wird Technologie tatsächlich zu einem gefährlichen Instrument. Das ist also ein Punkt, dass die Psyche im Kern des Ganzen steht, und wenn die Psyche nicht in Ordnung ist dann ist der Rest nutzlos. Nun ist die zweite Frage - auch wenn wir sagen, dass es einige fundamentale Funktions- störungen in der Psyche gibt, eine Abwesenheit von Ordnung, welche wir alle teilen, dann haben wir alle auch ein Potenzial für etwas Anderes - aber der zweite Punkt ist: sind wir wirklich alle Eins? Also, auch wenn wir alle ähnlich sind, bedeutet das nicht, dass wir alle gleich sind, eins.
31:03 K: Wir sagten, dass wir in unserem Bewusstsein, grundsätzlich, die gleiche Basis haben, auf der wir stehen.
31:13 DB: Ja. Durch die Tatsache, dass die menschlichen Körper ähnlich sind, ist nicht bewiesen, dass sie alle gleich sind.
31:21 K: Gewiss nicht. Ihr Körper ist verschieden von meinem.
31:24 DB: Ja, wir befinden uns an anderen Orten, sind andere Wesen, usw. Ich denke, sie wollen sagen, dass das Bewusstsein nicht eine individuelle Entität ist. Der Körper ist eine Entität, die eine gewisse Individualität hat.
31:35 K: Das stimmt. Das alles ist ganz klar.
31:39 DB: Es mag klar sein. Aber ich denke...
31:43 K: Ihr Körper ist verschieden von meinem.
31:46 DB: Ja.
31:48 K: Ich habe einen anderen Namen als Sie.
31:50 DB: Ja, wir sind sehr verschieden, obgleich aus gleichem Material, können wir nichts austauschen.
31:55 K: Nein, können wir nicht.

DB: Weil die Proteine in einem Körper, nicht mit denen im Anderen übereinstimmen. So empfinden es Viele bezüglich des Bewusstseins, und sagen, es gäbe eine Chemie zwischen zwei Menschen,
32:05 die übereinstimmt oder nicht.

K: Aber wenn sie tiefer in die Frage eindringen, dann ist das Bewusstsein von allen Menschen geteilt. Das ist mein ganzer Punkt.
32:17 DB: Ja. Jedoch ist die Empfindung, dass das Bewusstsein individuell ist, und das es mitgeteilt wird, wenn man so will, dass es...
32:26 K: Ich denke das ist eine Illusion weil wir auf etwas beharren, dass so nicht wahr ist.
32:33 DB: Wollen Sie sagen, dass die Menschheit ein Bewusstsein besitzt?
32:36 K: Es ist alles eins.

DB: Alles eins, und das ist wichtig weil ob es nun eins ist oder viele ist eine entscheidende Frage. Es könnten viele sein welche sich dann mitteilen und eine größere Einheit bilden. Oder sagen Sie, dass es von Beginn an alles eins ist?
32:52 K: Von Beginn an ist es alles eins.
32:54 DB: Und die Empfindung der Trennung ist eine Illusion, richtig?
32:58 K: Das ist was ich bereits mehrere Male gesagt habe. Das scheint so logisch und vernünftig zu sein. Das Andere ist Irrsinn.
33:12 DB: Man empfindet nicht gleich, dass die Empfindung von einer getrennten Exitenz irrsinnig ist, weil man vom Körper auf das Bewusstsein schließt. Es ist verständlich zu sagen, mein Körper ist verschieden von Ihrem, und in meinem Körper ist mein Bewusstsein.
33:26 K: Gewiss.
33:27 DB: Sagen Sie also, dass das Bewusstsein nicht im Körper ist?
33:30 K: Nun, dass ist schon eine ganz andere Frage. Lassen Sie uns zunächst das Andere beenden. Wenn jeder von uns denkt, dass wir getrennte Individuuen sind, psychisch, ist das was wir in der Welt anrichten, ein kolossales Durcheinander.
33:48 DB: Wenn wir denken wir sind getrennt, obwohl wir es nicht sind, dann wird es sicher ein kolossales Durcheinander.
33:54 K: Das ist es was geschieht. Jeder meint er müsse das tun, was er tun will, sich selbst erfüllen. Also kämpft er in seiner Trennung darum Frieden zu erreichen, um Sicherheit zu erreichen, wobei das diese Sicherheit und diesen Frieden vollkommen ausschließt.
34:19 DB: Warum es ausgeschlossen ist, ist weil es keine Trennung gibt. Wenn es tatsächlich Trennung gäbe wäre es eine vernünftige Sache es zu probieren.
34:26 K: Ja, genau.
34:27 DB: Aber wenn wir versuchen zu trennen, was untrennbar ist, wird das Resultat Chaos sein.

K: Korrekt.
34:32 DB: Das ist nun klar, aber ich denke, dass den Meisten nicht sofort klar ist, dass das menschliche Bewusstsein eine untrennbare Einheit ist.
34:42 K: Ja, Sir, untrennbare Einheit, absolut richtig.
34:49 DB: Daraus erwachsen viele Fragen, wenn sie das auch nur einmal Erwägen. - ich weiß nicht ob wir das schon tief genug erörtert haben. Eine Frage ist, warum denken wir, dass wir getrennt sind?
35:00 K: Warum? Warum denke ich, ich sei getrennt? Das ist meine Konditionierung.
35:08 DB: Ja, aber warum haben wir diese törichte Konditionierung übernommen?
35:13 K: Von klein auf - es ist meins, mein Spielzeug, nicht Ihrs.
35:18 DB: Ja, aber das erste Gefühl, dass man hat ist: Ich sage, es ist mein, weil ich empfinde ich bin getrennt. Es ist nicht klar, wie das Bewusstsein, das eins war, in diese Illusion verfiel, dass es in viele Teile gespalten ist.
35:33 K: Ich denke das hat widerrum mit der Aktivität des Denkens zu tun. Denken ist in seiner eigenen Natur trennend, fragmentarisch, und daher bin ich ein Fragment.
35:50 DB: Das Denken wird einen Eindruck von Fragmenten erschaffen. Sie können z.B. sehen, dass sobald wir entscheiden eine Nation zu begründen, denken wir, wir seien getrennt von einer anderen Nation, und das bringt allerlei Konsequenzen mit sich, was die Sache als etwas Unabhängiges, Reales erscheinen lässt. Sie haben alles mögliche; eine unterschiedliche Sprachen, Gesetze, und sie bestimmen eine Landesgrenze. Und nach einer Weile sehen sie die Beweise der Trennung, von denen sie sagen, sie vergaßen wie sie begannen, und sie sagen, dass war schon immer da, und wir folgen bloß, ausgehend von dem was immer da war.
36:27 K: Daher spüre ich, dass wenn wir einmal die Bedeutung des Denkens erahnt haben, die Struktur des Denkens und wie es arbeitet, was seine Quelle ist, und daher, dass es immer begrentzt ist - wenn wir das wirklich erkennen, dann...
36:47 DB: Ist die Quelle des Denkens das Gedächtnis?
36:49 K: Gedächtnis.

DB: Ja.
36:50 K: Gedächtnis ist die Erinnerung vergangener Dinge, was Wissen ist, und Wissen ist der Ergebnis von Erfahrung, und Erfahrung ist immer begrentzt.
37:04 DB: Denken beinhaltet natürlich auch den Versuch voranzukommen, die Logik zu nutzen, Entdeckungen und Einsichten zu berücksichtigen.
37:15 K: Wie wir vor einiger Zeit sagten, ist das Denken Zeit.
37:18 DB: Ja, okay. Denken ist Zeit. Das erfordert auch mehr Erörterung, weil die erste Erfahrung uns sagt, Zeit ist zuerst. und das Denken geschieht in der Zeit. Beispielsweise wenn wir sagen, dass die Bewegung stattfindet, dass der Körper sich bewegt, und das erfordert Zeit.
37:42 K: Um von hier nach da zu gehen braucht es Zeit. Um eine Sprache zu lernen braucht es Zeit.
37:47 DB: Ja, das Heranwachsen einer Pflanze erfordert Zeit.
37:50 K: Ein Bild zu malen braucht Zeit.
37:52 DB: Wir sagen auch, um zu denken brauchen wir Zeit.
37:55 K: Wir denken also in Form von Zeit.
37:57 DB: Ja, den ersten Aspekt den man heranziehen würde ist zu sagen, da alles Zeit braucht, benötigt auch das Denken Zeit. Aber Sie sagen etwas anderes, nämlich das Denken ist Zeit. Sie meinen im psychischen Sinn, im psychologischen Sinn.
38:14 K: Natürlich.
38:15 DB: Wie können wir das nun verstehen?
38:22 K: Wie können wir was verstehen?
38:26 DB: Was ist Zeit? Sehen Sie, das ist nicht offensichtlich.
38:29 K: Oh, ja. Würden Sie sagen, dass Denken eine Bewegung ist, und dass Zeit Bewegung ist?
38:44 DB: Zeit ist ein mysteriöses Etwas, viele haben es diskutiert. Wir könnten sagen, dass Zeit Bewegung erfordert. Ich könnte verstehen, dass wir keine Zeit ohne Bewegung haben können.
38:58 K: Zeit ist Bewegung. Zeit ist nicht zu trennen von Bewegung.
39:03 DB: Ich sagen nicht das es getrennt ist von Bewegung, aber zu sagen, Zeit ist Bewegung - wenn wir sagen würden Zeit und Bewegung sind eins.
39:11 K: Ja, das meine ich.

DB: Ja. Nun können sie nicht getrennt sein.

K: Nein.
39:16 DB: Weil das relativ klar scheint. Nun gibt es physische Bewegung, was physische Zeit bedeutet. Es gibt den Herzschlag usw.
39:25 K: Heiß und kalt, und auch dunkel und hell.
39:28 DB: Die Jahreszeiten.

K: Sonnenuntergang, Sonnenaufgang. Dann gibt es die Bewegung des Denkens. Daraus erwächst die Frage nach dem Wesen des Denkens. Ist das Denken nichts weiter als eine Bewegung im Nervensystem, im Gehirn? Würden Sie das sagen?

K: Ja.

DB: Einige Leute sagten, dass es die Bewegung des Nervensystems einschließt, aber es mag auch etwas darüber hinaus geben.
39:53 K: Was ist Zeit im Wesentlichen? Was ist Zeit essentiell? Zeit ist Hoffnung.
40:05 DB: Psychologisch.

K: Psychologisch. Ich spreche gerade nur im psychologischen Sinn.
40:09 DB: Man tendiert dazu immerfort zu denken.
40:11 K: Gewiss. Das haben wir verstanden.
40:15 K: Hoffnung ist Zeit. Werden ist Zeit. Erreichen ist Zeit. Nun nehmen wir die Frage nach dem Werden: Ich will etwas werden, psychologisch. Ich will gewaltlos werden - nehmen wir dieses Beispiel. Das ist ganz und gar eine Täuschung.
40:53 DB: Wir verstehen, dass es eine Täuschung ist, aber der Grund dafür, dass es eine Täuschung ist, ist dass es diese Art der Zeit gar nicht gibt.
41:03 K: Nein. Menschen sind gewaltätig, und sie haben eine Unmenge darüber gesprochen - Tolstoy, und in Indien - von Gewaltlosigkeit. Die Tatsache ist, dass wir gewaltätig sind.
41:20 DB: Ja.
41:22 K: Und die Gewaltlosigkeit ist nicht real. Aber wir wollen das werden.
41:30 DB: Ja, aber es doch die Ausdehnung dieser Art von Denken, welches wir auf die materielle Welt anwenden. Wenn sie eine Wüste sehen, ist die Wüste real, und Sie sagen, der Garten ist nicht real aber in ihrem Geist ist der Garten, welcher entspringt, wenn sie Wasser dahin leiten. Wir sagen also, wir können für die Zukunft planen wenn die Wüste fruchtbar wird. Jetzt müssen wir vorsichtig sein - wir sagen wir sind gewaltvoll, aber wir können nicht, durch ein ähnliches Planen, gewaltlos werden. Warum ist das so?
42:04 K: Warum? Weil der gewaltlose Zustand nicht existieren kann, während da Gewaltätigkeit herrscht.
42:13 DB: Ja.
42:15 K: Das ist ein Ideal.
42:19 DB: Das müssen wir noch klarer stellen, weil im gleichen Sinne der fruchtbare und der wüstenhafte Zustand auch nicht gleichzeitig existieren. Ich denke was Sie meinen ist, dass im Bereich des Bewusstseins, wenn sie gewaltvoll sind, das Andere keine Bedeutung hat.
42:35 K: Das ist der einzige Zustand.

DB: Das ist alles was ist.
42:38 K: Ja, nicht das Andere.
42:39 DB: Die Bewegung hin zum Anderen ist eine Täuschung.
42:45 K: Daher sind alle Ideale Täuschungen, psychologisch. Das Ideal eine hervorragende Brücke bauen zu wollen, ist nicht illusorisch, das kann man planen, aber psychologische Ideale zu haben schon.
43:05 DB: Ja, wenn sie gewalttätig sind und weiter machen mit Gewalt, während sie versuchen gewaltlos zu werden...
43:11 K: Das ist so klar.

DB: Das hat keinen Sinn.
43:13 K: Darin ist kein Sinn, obgleich das so eine große Wichtigkeit erlangt hat. Also ist das Werden, entweder werden 'was ist' oder das Werden weg von dem 'was ist'.
43:34 DB: Ja, 'was sein sollte'.
43:38 K: Ich stelle beides in Frage.
43:44 DB: Nun sagen Sie, dass es da keinen Sinn für das Werden als Selbstverbesserung geben kann.
43:51 K: Selbstverbesserung ist etwas so schrecklich Hässliches. Wir sagen also, dass die Quelle all dessen die Bewegung des Denkens als Zeit ist. Wenn man mit psychologischer Zeit lebt, befinden sich alle Ideale, - Gewaltlosigkeit, etwas erreichen, ein erhabener Zustand usw. - im Bereich der Illusion.
44:28 DB: Ja. Wenn Sie von dieser Bewegung des Denkens als Zeit sprechen, scheint es mir, dass diese Zeit, die aus der Bewegung des Denkens hervorgeht, illusionär ist.

K: Ja.
44:41 DB: Wir empfinden es als Zeit, aber es ist keine echte Zeit.
44:44 K: Darum fragten wir, was Zeit ist.

DB: Ja.
44:49 K: Ich brauche Zeit um von A nach B zu gehen. Wenn ich Ingenieurswesen erlernen will, muss ich studieren und das benötigt Zeit. Dieselbe Bewegung wird in die Psyche übernommen. Ich sage, ich brauche Zeit um gut zu sein. Ich brauche Zeit um erleuchtet zu sein.
45:16 DB: Ja, das wird immer einen Konflikt erzeugen zwischen einem Teil von ihnen und einem Anderen. So erzeugt also die Bewegung in der sie sagen, ich braucht Zeit, ebenfalls eine Trennung in der Psyche zwischen, so kann man sagen, dem Beobachter und dem Beobachteten.
45:32 K: So ist es. Wir sagen, der Beobachter ist das Beobachtete.
45:35 DB: Ja und daher ist da keine Zeit im psychologischen Sinn.
45:40 K: Derjenige der Erlebt, der Denker, ist sein Gedanke. Es gibt keinen Denker unabhängig vom Denken.
45:50 DB: Ja. Alles was Sie sagen, erscheint mir sehr logisch. Ich denke, dass es so vehement gegen die Tradition geht, oder woran wir gewöhnt sind, dass es sehr schwer sein wird für Leute das wirklich, im Allgemeinen, das zu...
46:05 K: Die Meisten wollen ein komfortables Leben führen. Lassen sie mich weiter machen wie bisher, um Gottes Willen, lassen sie mich in Ruhe.
46:15 DB: Ja, aber das ist das Resultat von so viel Konflikt, dass die Leute von allem überlastet sind.
46:24 K: Aber selbst im Fliehen vor Konflikt oder ihn nicht auflösen; der Konflikt existiert, ob sie es nun mögen oder nicht. Das ist der gesamte Punkt. Ist es möglich ein Leben ohne Konflikt zu leben?
46:40 DB: Das ist in dem was gesagt wurde implizert.
46:43 K: Das ist richtig.
46:44 DB: Nämlich, dass die Quelle von Konflikt im Denken, oder Wissen, oder der Vergangenheit liegt.
46:49 K: Also fragen wir: ist es möglich das Denken zu transzendieren?
46:55 DB: Ja.
46:58 K: Oder ist es möglich, Wissen zu beenden? Ich meine das im psychologischen Sinn.
47:08 DB: Wir sagen, gewöhnliches Wissen über Objekte, also die Materie und dergleichen, sowie das Wissen der Wissenschaft, besteht fort.
47:15 K: Absolut. Das muss fortbestehen.
47:17 DB: Aber das was Sie Selbsterkenntnis nennen ist von dem Sie fragen ob es enden kann, richtig?

K: Ja.
47:23 DB: Zugleich sagten viele, dass Selbsterkenntnis - selbst Sie sagten - das Selbsterkenntnis sehr wichtig sei.
47:28 K: Selbsterkenntnis ist wichtig aber wenn ich Zeit brauche um mich zu verstehen, dass heißt, eventuell werde ich mich verstehen, durch Untersuchung, Analyse, usw., Betrachtung meiner Beziehungen mit Anderen, braucht das alles Zeit. Und ich sage, es gibt einen anderen Weg das Ganze zu umfassen ohne Zeit. Das ist der Fall, wenn der Beobachter das Beobachtete ist. In dieser Beobachtung gibt es keine Zeit.
48:13 DB: Könnten wir das vertiefen? Zum Beispiel, wenn Sie sagen, da ist keine Zeit, und doch empfinden, dass Sie sich daran erinnern vor einer Stunde woanders gewesen zu sein. Wie kann da dann keine Zeit sein?
48:30 K: Zeit ist Trennung, so wie das Denken Trennung ist, darum ist Denken Zeit.
48:39 DB: Zeit ist eine Reihe von Unterteilungen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
48:44 K: Daher ist das Denken ebenfalls diese Unterteilung. Zeit ist Denken, oder Denken ist Zeit.
48:53 DB: Das lässt sich nicht direkt aus dem was Sie sagten ableiten, aber wir haben es erklärt.

K: Lassen Sie es uns ergründen.
49:06 DB: Auf den ersten Blick würde man meinen, dass Denken macht Unterteilungen aller Art, mit dem Herrscher und allem Möglichen, so trennt es auch Zeitintervalle - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Daraus folgt also nicht direkt, dass das Denken Zeit ist.
49:23 K: Nun, wir sagten Zeit ist Bewegung.

DB: Ja.
49:28 K: Denken ist auch eine Reihe von Bewegungen. Beide sind also Bewegung.
49:33 DB: Also ist das Denken eine Bewegung, richtig? Eine Bewegung, so nehmen wir an, des Nervensystems.
49:41 K: Sehen sie, es ist eine Bewegung des Werdens. Ich meine im psychologischen Sinn.
49:49 DB: Aber wann auch immer sie denken, bewegt sich auch etwas im Blut, in den Nerven usw. Wenn wir also von einer psychologsischen Bewegung sprechen, meinen Sie dann bloß eine Veränderung des Inhalts?
50:03 K: Veränderung des Inhalts?
50:05 DB: Was ist die Bewegung, was bewegt sich?
50:07 K: Schauen Sie, ich bin dies, und versuche psychologisch jenes andere zu werden.
50:15 DB: Diese Bewegung ist also im Inhalt ihrer Gedanken.
50:18 K: Ja.
50:19 DB: Wenn Sie also sagen, ich bin dies, und beabsichtige jenes zu werden, dann bin ich in Bewegung, oder?

K: Ja.
50:25 DB: Zumindest meine ich in Bewegung zu sein.
50:27 K: Nein, aber ich bin - sagen wir zum Beispiel, ich bin gierig. Gier ist eine Bewegung.
50:36 DB: Was für eine Art von Bewegung?
50:38 K: Zu bekommen was ich will.

DB: Mehr zu bekommen, ja.
50:40 K: Mehr, mehr, mehr. Es ist eine Bewegung, und ich empfinde diese Bewegung als schmerzhaft, einmal angenommen, und ich versuche nicht gierig zu sein. Der Versuch nicht gierig zu sein ist eine Bewegung in der Zeit, es ist Werden.
51:06 DB: Ja, aber schon selbst die Gier war Werden.
51:08 K: Gewiss.
51:11 K: Nun, ist es also möglich - das ist die wahre Frage - ist es möglich nichts zu werden, psychologisch?
51:25 DB: Es scheint also würde das verlangen, dass sie nichts sind, psychologisch. Das heißt, sobald sie sich selbst definieren in irgendeiner Weise, dann...
51:36 K: Nein, wir werden das gleich definieren.
51:38 DB: Nein, was ich meine ist, wenn ich mich selbst definiere, als gierig, oder ich sage, ich bin gierig, oder ich bin dies oder jenes, dann werde ich entweder etwas anderes werden wollen, oder das bleiben was ich bin.
51:49 K: Kann ich bleiben was ich bin? Kann ich, anstelle mich auf Gierlosigkeit zu richten, bei der Gier verweilen? Gier ist nicht verschieden von mir, die Gier bin ich.
52:08 DB: Ja. Die gewöhnliche Art zu denken ist, ich bin hier, und ich könnte entweder gierig oder nicht gierig sein, da dies Eigenschaften sind, die ich entweder habe oder nicht.
52:22 K: Aber diese Eigenschaften sind Ich.
52:24 DB: Ja. Das geht erneut stark gegen das, unsere gewöhnliche Sprache und Erfahrung.

K: Natürlich, Sir.
52:29 DB: Wir sagen nicht, ich bin meine Eigenschaften, was darauf hindeutet, dass der Gedanke der Zuordnung das Ich erschafft. Das Gefühl von Ich.
52:40 K: All die Qualitäten, Eigenschaften, die Tugenden, die Urteile und Schlussfolgerungen und Meinungen, formen das Ich.
52:50 DB: Es scheint mir, dass dies unmittelbar als offensichtlich erkannt werden muss.

K: Das ist unsere ganze Frage. Die Gesamtheit dieser ganzen Bewegung wahrzunehmen, unmittelbar. Dann kommen wir zu dem Punkt - Wahrnehmung. Ob es möglich ist wahrzunehmen - es mag etwas sonderbar und vielleicht verrückt klingen, aber das ist es nicht - ist es möglich Wahrzunehmen ohne die gesamte Bewegung der Erinnerung? Etwas direkt wahrnehmen, ohne das Wort, ohne eine Reaktion, ohne die Erinnerungen, die in die Wahrnehmung eindringt.
53:38 DB: Das ist eine sehr große Frage weil Erinnerung bisher immer Anteil hatte an Wahrnehmung.
53:42 K: Natürlich.
53:47 DB: Daraus erwächst die Frage: was wird die Erinnerung aufhalten davor in die Wahrnehmung einzudringen?
53:52 K: Nichts kann es stoppen. Aber wenn ich den Grund erkenne, die Vernünftigkeit der Aktivität der Erinnerung, in ihrer Begrenzung, dann sind sie durch diese Wahrnehmung, dass sie begrentzt ist, in eine andere Dimension übergegangen.
54:16 DB: Es scheint als müssten sie die gesamte Begrenzung der Erinnerung wahrnehmen.
54:20 K: Ja, nicht nur einen Teil.
54:21 DB: Sie können allgemein erkennen, das Erinnerung begrentzt ist, aber in vielen Angelegenheiten ist das nicht klar. Beispielsweise, viele unserer subtilen Reaktionen mögen der Erinnerung entspringen, aber wir erleben sie nicht als Erinnerung. Wie sie sagten, ich erfahre mich als präsent und nicht als in Erinnerung verhaftet. Das ist die gewöhnliche Erfahrung. Nehmen wir an, ich wollte weniger gierig werden. Ich erfahre also Gier, und erfahre ebenso den tatsächilchen Drang etwas zu werden, nicht bloß als eine Reaktion aus der Erinnerung. Aber ich sage, ich kann mich erinnern, dass ich gierig war, aber dieses Ich, ist derjenige der sich erinnert, nicht anders herum. Das die Erinnerung das Ich erschafft.
55:15 K: Alles das lässt sich zusammenfassen zu: kann der Mensch, kann die Menschheit ohne Konflikt leben? Es lässt sich grundlegend darauf hinunterbrechen. Können wir in Frieden leben auf dieser Erde? Und die Aktivität des Denkens wird das niemals vollbringen.
55:37 DB: Wir haben klar dargelegt, dass die Aktivität des Denkens keinen Frieden bewirken kann. Psychologisch, verursacht es von Natur aus Konflikt.
55:48 K: Ja, wenn wir das einmal wirklich erkennen oder anerkennen, wäre unsere ganze Aktivität vollständig anders.
56:02 DB: Sagen Sie, das es da eine Aktivität gibt, die nicht auf Denken beruht, also Jenseits des Denkens?
56:07 K: Ja.
56:08 DB: Und welche nicht nur Jenseits des Denkens liegt, sondern nicht mal die gleichzeitige Aktivität des Denkens erfordert?
56:14 K: Ganz gewiss nicht.
56:16 DB: Das heißt, es ginge weiter auch wenn das Denken abwesend ist?
56:23 K: Das bringt es auf den Punkt. Wir haben oft darüber gesprochen, ob es da irgendetwas Jenseits des Denkens gibt. Nicht etwas Heiliges, Erhabenes - davon spreche ich nicht. Ich meine: gibt es eine Aktivität, die nicht vom Denken berührt ist? Wir sagen die gibt es. Und diese Aktivität ist die höchste Form der Intelligenz.
56:59 DB: Nun, jetzt haben wir Intelligenz erwähnt.
57:01 K: Ich weiß, das habe ich mit Absicht getan. Also, Intelligenz ist nicht die listige Aktivität des Denkens. Es gibt Intelligenz um einen Tisch zu bauen.
57:19 DB: Intelligenz kann das Denken nutzen, wie sie oft sagten.
57:23 K: Intelligenz kann das Denken nutzen, ja.
57:25 DB: Oder auch Denken kann die Handlung der Intelligenz sein, würden Sie es so formulieren?

K: Ja.
57:30 DB: Oder es könnte die Handlung der Erinnerung sein?
57:33 K: So ist es. Handlung kann auch nur aus der Erinnerung stammen, und Erinnerung ist begrentzt, daher ist das Denken begrentzt, und das hat seine eigene Aktivität, die widerum Konflikt erzeugt.
57:44 DB: Ja, ich denke das steht in Beziehung zu dem was man über Computer sagt. Jeder Computer muss unweigerlich auf eine Art von Gedächtnis (Memory) zurückgreifen, welches eingebaut ist oder programmiert und dieses ist immer begrentzt.

K: Natürlich.
58:03 DB: Das heißt, wenn wir von der Erinnerung aus funktionieren, sind wir nicht sehr verschieden von einem Computer, oder andersrum gesehen, ist der Computer nicht sehr verschieden von uns.
58:13 K: Ein Hindu wurde über 5000 Jahre dazu programmiert ein Hindu zu sein, oder in diesem Land sind sie dazu programmiert Briten zu sein, oder Katholiken oder Protestanten. Wir sind also alle bis zu einem gewissen Maße programmiert.
58:31 DB: Dann könnten wir hier sagen, dass sie eine Auffassung von Intelligenz einführen, die frei ist von Programmierung, die vielleicht kreativ ist.

K: Ja, so ist es. Diese Intelligenz hat nichts mit Erinnerung oder Wissen zu tun.
58:45 DB: Ja, sie mag Erinnerung oder Wissen nutzen, aber im Ursprung hat es nichts damit zu tun.
58:49 K: Es mag durch Erinnerung handeln, usw. Das stimmt. Wie finden Sie heraus, ob es irgendeine Realität hat, nicht bloß Vorstellung und romantischer Unsinn, wie finden Sie es heraus? Um darauf zu kommen, muss man die ganze Frage des Leidens ergründen, ob das Leiden jemals enden kann, und solange Leiden und Angst und das Streben nach Vergnügen existieren, kann da keine Liebe sein.
59:26 DB: Jetzt haben sich viele Fragen eröffnet. Der erste Punkt ist leiden, einschließlich Vergnügen, Angst, und ich nehme an, wir könnten auch Wut, Gewalt und Gier dazu zählen. Wir sagen zunächst, dass all diese eine Antwort aus der Erinnerung sind. Sie haben nichts mit Intelligenz gemein.
59:50 K: Sie sind alle Teil vom Denken und der Erinnerung.
59:52 DB: Und dass, solange sie fortbestehen, scheint es mir das Intelligenz sich nicht im Denken oder durch das Denken ausdrücken kann.
1:00:00 K: Da muss also Freiheit vom Leiden sein.
1:00:04 DB: Ja, das ist ein essentieller Punkt.
1:00:06 K: Das ist wahrlich eine sehr ernste und tiefe Frage. Ob es möglich ist Leiden zu beenden, welches das Ende des Ich ist.
1:00:22 DB: Ja, jedoch auch wenn ich mich wiederhole, das Gefühl ist, dass ich da bin, und entweder leide ich oder nicht. Das heißt, entweder genieße ich Dinge oder leide.
1:00:32 K: Ja, das weiß ich.

DB: Nun, es scheint mir als würden Sie sagen, dass Leiden aus dem Denken erwächst.
1:00:41 Es ist Leiden.

K: Identifiziert. Anhaftung.
1:00:48 DB: Was ist es also das leidet? Da ist dieses Gefühl - es ist wahrlich das Gegenteil des Gefühls von Vergnügen, wir mir scheint. Erinnerung produziert Vergnügen und wenn das nicht funktioniert, wenn da Frust ist, verursacht es Schmerz und Leid.
1:01:05 K: Nicht nur das - Leiden ist um einiges komplexer, ist es nicht? Was ist Leiden? Die Bedeutung des Wortes ist Schmerz zu empfinden, Kummer, sich entsetzlich verloren zu fühlen, einsam.
1:01:33 DB: Es scheint mir, dass es nicht bloß Schmerz ist, aber eine Art totaler Schmerz, alles durchdringend.
1:01:42 K: Leiden kommt aus dem Verlust von Jemandem.
1:01:46 DB: Der Verlust von etwas sehr Wichtigem.
1:01:48 K: Ja, gewiss. Verlust meiner Frau oder meines Sohnes, Bruder oder was auch immer es ist, und das verzweifelte Empfinden von Einsamkeit.
1:02:01 DB: Ja, oder ansonsten die einfache Tatsache, dass die ganze Welt sich so einem Zustand nähert.
1:02:09 K: Natürlich. Ich meine, all die Kriege.
1:02:12 DB: Es macht alles bedeutungslos.
1:02:14 K: Was für eine Unmenge an Leid der Falklandinseln Krieg verursacht hat.
1:02:18 DB: Ja, all die Kriege.
1:02:20 K: Und Kriege halten schon seit tausenden von Jahren an. Wir fahren fort, mit demselben Verhaltensmuster an Krieg der lezten 5000 Jahre und mehr.
1:02:38 DB: Man kann leicht erkennen, dass die Gewalt und der Hass in Kriegen Intelligenz behindern.

K: Offensichtlich.
1:02:44 DB: Es ist nicht so offensichtlich. Ich denke einige Menschen meinten, dass man durch das Durchleben von Leiden
1:02:50 wird...

K: Intelligenter wird?
1:02:52 DB: Gereinigt wird, wie Metal, dass verfeinert wird im Schmelztigel.
1:02:57 K: Ich weiß. Dass man durch leiden lernt.
1:03:02 DB: Oder auf eine Weise gereinigt wird.

K: Gereinigt wird. Das heißt, durch leiden wird ihr Ego ausgelöscht.
1:03:11 DB: Ja, aufgelöst, verfeinert.

K: Das tut es nicht. Menschen haben enorm geleidet. Wie viele Kriege, wie viele Tränen, und das zerstörerische Wesen von Regierungen?
1:03:30 DB: Ja, sie haben eine Unmenge an Dingen durchleidet.
1:03:33 K: Es hat sich vervielfacht - Arbeitslosigkeit, Ignoranz, all das.
1:03:37 DB: Krankheit, Schmerz, alles. Aber sehen Sie, was ist Leiden tatsächlich? Warum zerstört es Intelligenz, oder behindert, verhindert sie? Warum unterbindet Leiden Intelligenz? Was spielt sich eigentlich ab?
1:03:51 K: Leiden ist ein Schock, Ich leide, habe Schmerzen, das ist der Kern des Ich.
1:04:05 DB: Ja, die Schwierigkeit mit Leiden ist, dass es das Ich ist, das da ist, das leidet. Und dieses Ich bemitleidet wahrlich sich selbst auf eine Art.
1:04:14 K: Mein Leid ist verschieden von Ihrem Leid.
1:04:16 DB: Es isoliert sich, ja. Und es erschafft eine bestimmte Illusion.
1:04:21 Wir erkennen nicht, das Leiden von der gesamten Menschheit geteilt wird.
1:04:26 DB: Ja, doch nehmen Sie an wir erkennen, dass es von der Menschheit geteilt wird.
1:04:30 K: Dann beginne ich zu ergründen was Leiden ist. Es ist nicht mein Leiden.

DB: Ja, das ist wichtig. Um das Wesen des Leides zu erkennen, muss ich die Idee überwinden, dass es mein Leid sei, denn solange ich glaube es sei meins, habe ich eine verfälschte Wahrnehmung der ganzen Sache.
1:04:46 K: Und ich kann es niemals beenden.
1:04:49 DB: Wenn Sie sich einer Illusion hingeben, ist alles was sie tun wirkungslos. Nun müssen wir zurückkehren. Warum ist Leiden, das Leiden der Menschheit? Zunächst fühle ich den Schmerz im Zahn, oder ich habe sonst einen Verlust, oder etwas widerfuhr mir, und die andere Person scheint super glücklich zu sein.
1:05:07 K: Aber auch diese leidet auf ihre eigene Weise.
1:05:10 DB: Ja. Im Moment sieht sie es aber nicht, auch wenn sie ihre eigenen Probleme hat.
1:05:14 K: Leiden ist also allen Menschen gemein.
1:05:16 DB: Aber die Tatsache der Gemeinsamkeit, rechtfertigt nicht es Einheit zu nennen.
1:05:20 K: Es ist so.
1:05:22 DB: Ja, aber ich will fragen, sagen Sie, dass das Leiden der Menschheit all eins ist, untrennbar?
1:05:27 K: Ja. Das haben wir so gesagt.
1:05:29 DB: So wie auch das Bewusstsein der Menschheit.
1:05:31 K: Ja, das stimmt.
1:05:32 DB: So dass, wenn irgendjemand leidet, die gesamte Menschheit leidet.
1:05:37 K: Wenn ein Land tausende von Leuten umbringt... Der Punkt ist: wir haben gelitten, vom Beginn der Zeit an haben wir gelitten, und das haben wir nicht gelöst.
1:06:00 DB: Das es nicht gelöst wurde ist klar. Wir haben es nicht gelöst.
1:06:03 K: Wir haben das Leiden nicht beendet.
1:06:06 DB: Sie sagten, dass wir es nicht beendet haben weil wir es als etwas persönliches oder einer kleinen Gruppe zugehörig ansehen. Das ist eine Illusion. Der Versuch mit einer Illusion fertig zu werden, kann nichts lösen. Das würde ich gerne hervorheben.
1:06:22 K: Das Denken kann psychologisch gesehen nichts lösen.
1:06:27 DB: Sie können sagen, dass das Denken selbst trennend wirkt. Denken ist begrentzt und es ist nicht in der Lage zu erkennen, dass dieses Leiden all eins ist. Und daher spaltet es das Ganze auf in mein, dein und derer, und das erschafft Illusion, welche Leiden nur noch vermehrt. Mir scheint die Aussage, dass das Leid der Menschheit eins ist, untrennbar zu sein von der Aussage, dass das Bewusstsein der Menschheit eins ist.
1:06:55 K: Das sagten wir. Leiden ist Teil des Bewusstseins.
1:07:01 DB: Aber man empfindet das nicht direkt, dass dieses Leid der gesamten Menschheit angehört.
1:07:08 K: Die Welt ist ich, ich bin die Welt.
1:07:10 DB: Ja, das haben Sie oft gesagt.

K: Ja. Aber wir haben die Welt in britisch und französisch unterteilt, usw.
1:07:17 DB: Meinen sie mit Welt die physische Welt oder die gesellschaftliche Welt?
1:07:21 K: Die gesellschaftliche Welt, kurz gesagt, die psychologische Welt.
1:07:27 DB: Also sagen wir, dass die menschliche Gesellschaft ein Ganzes ist. Wenn ich sage, dass ich die Welt bin, was bedeutet das?
1:07:37 K: Die Welt ist nicht verschieden von mir.
1:07:39 DB: Die Welt und ich sind eins, und wir sind untrennbar.

K: Ja. Das ist wahre Meditation, das müssen sie fühlen, nicht als verbale Aussage, es ist eine Tatsache. Ich bin meines Bruders Hüter.
1:08:05 DB: Viele Religionen sagten das.
1:08:07 K: Das ist bloß ein verbales Statement, und sie halten es nicht ein, ihre Herzen stimmen damit nicht überein.
1:08:13 DB: Vielleicht haben einige es getan, aber im Allgemeinen wird es nicht getan. Es gab da vielleicht ein paar Wenige.
1:08:20 K: Wir Menschen haben es nicht getan. Unsere Religionen haben es tatsächlich verhindert.
1:08:25 DB: Aufgrund von Trennung, jede Religion hat ihren eigenen Glauben und ihre eigene Organisation.

K: Sicher doch. Ihre eigenen Götter und Erlöser. Davon ausgehend, ist diese Intelligenz etwas Tatsächliches oder eine Art fantatischer Projektion, von der wir hoffen sie würde unsere Probleme lösen? Für mich ist es das nicht. Es ist eine Tatsache. Weil das Enden des Leidens Liebe bedeutet.
1:09:09 DB: Bevor wir da weiter drauf eingehen, sollten wir kurz auf das Ich zurückkommen. Sie sagen, 'für mich ist es nicht so'. In einer gewissen Weise scheint es, als wäre für Sie da nachwievor ein Individuum.
1:09:21 K: Ja.

DB: Ist das richtig?
1:09:23 K: Wenn ich 'Ich' sage, nutze ich dieses Wort 'Ich' als ein Mittel der Kommunikation.
1:09:31 DB: Was bedeutet es? Lassen Sie uns einen Augenblick annehmen, das seien zwei Personen; Person A die ist wie sie sagen und Person B, die nicht so ist.
1:09:42 K: Ja.
1:09:44 DB: Da scheint eine Trennung zu erzeugen zwischen A und B.
1:09:48 K: Stimmt. Aber B erzeugt die Trennung. Was ist also die Beziehung zwischen den beiden?

DB: B erzeugt die Trennung, dadurch das sie sagt, ich bin eine getrennte Person,
1:10:05 und es mag Person B noch weiter verwirren wenn A sagt, dass das nicht stimmt.
1:10:09 K: Ja, das ist der Kernpunkt in Beziehung, nicht wahr? Sie empfinden, dass Sie nicht getrennt sind, und dass sie wahrlich diese Empfindung von Liebe und Mitgefühl haben, und ich habe es nicht. Ich habe das nicht einmal wahrgenommen oder mir die Frage gestellt. Was ist Ihre Beziehung zu mir? Genau das meine ich: Sie haben eine Beziehung mit mir, aber ich habe keine Beziehung mit Ihnen.
1:10:51 DB: Ich denke man könnte sagen, dass die Person die es nicht erkannt hat, nahezu in einer Welt von Träumen lebt, psychologisch, und diese Traumwelt steht daher nicht in Beziehung zur Welt des Wachseins. Aber der Mensch, der wach ist kann vielleicht zumindest denjenigen aufwecken, der schläft.
1:11:08 K: Sie sind wach, ich nicht. Dann ist Ihre Beziehung zu mir sehr klar. Aber ich habe keine Beziehung zu Ihnen, das kann ich nicht. Ich bestehe auf Trennung, und Sie nicht.
1:11:29 DB: Ja, in gewisser Hinsicht müssen wir sagen, dass sich das Bewusstsein der Menschheit geteilt hat, es ist all eins, aber es hat sich durch das Denken geteilt.
1:11:38 K: Das haben wir durchgemacht.
1:11:40 DB: Ja, und darum sind wir in dieser Situation.
1:11:43 K: Darum sind all die Probleme, die die Menschheit jetzt hat - entweder psychologisch oder auf anderen Ebenen - das Resultat des Denkens. Und wir eifern demselben Gedankenmuster hinterher, doch das Denken wird niemals irgendeins dieser Probleme lösen. Also gibt es eine andere Art von Instrument, welches Intelligenz ist.
1:12:10 DB: Dadurch eröffnet sich ein ganz anderes Thema.
1:12:13 K: Ja, ich weiß.
1:12:16 DB: Und Liebe haben Sie ebenfalls erwähnt.
1:12:19 K: Ja, das sagte ich.

DB: Oder Mitgefühl.
1:12:22 K: Ohne Liebe und Mitgefühl ist da keine Intelligenz. Und sie können nicht Mitgefühl haben, wenn sie an einer bestimmten Religion anhaften, wenn sie an einen Pfosten gebunden sind, wie ein Tier, und man kann denken man habe Mitgefühl.
1:12:45 DB: Sobald das Ich bedroht wird, verschwindet das alles. Von dem sie denken es sei wichtig.
1:12:52 K: Das Ich versteckt sich hinter...

DB: Allerlei Dingen, noblen Idealen.
1:12:57 K: Ja, es hat eine außerordentliche Fähigkeit sich zu verstecken. Was ist also die Zukunft der Menschheit? Ausgehend von dem was wir beobachten, führt es in die Zerstörung.
1:13:19 DB: Das scheint die eingeschlagene Richtung zu sein, ja.
1:13:21 K: Ziemlich düster, trostlos und gefährlich. Und wenn man Kinder hat, was ist deren Zukunft? Das alles auf sich nehmen? Und das ganze Elend durchmachen? Erziehung wird also außerordentlich wichtig. Doch zurzeit ist Erziehung die bloße Anhäufung von Wissen.
1:13:56 DB: Ja, jedes Instrument das der Mensch erfunden hat, oder entdeckt oder entwickelt, wurde zur Zerstörung angewandt.
1:14:03 K: Ja, absolut. Sie zerstören die Natur, es gibt nur noch wenige Tiger.
1:14:14 DB: Wenige?

K: Tiger. Sie zerstören alles.
1:14:17 DB: Sie zerstören Wälder und Ackerland. Überbevölkerung. Niemanden scheint das zu kümmern.
1:14:29 DB: Es gibt zwei Dinge, die Erste ist, die Leute sind versunken in ihren eigenen Problemen.
1:14:33 K: Versunken in ihren eignen kleinen Plänen, die Welt zu retten.
1:14:38 DB: Die Meisten sind bloß in den Plänen versunken sich selbst zu retten. Und andere haben Pläne die Menschheit zu retten. Ich denke auch es gibt eine Tendenz Richtung Verzweiflung, implizit in dem was geschieht, wenn Leute meinen es könnte gar nichts getan werden.
1:14:54 K: Ja. Und wenn sie meinen es könnte etwas getan werden, formen sie kleine Gruppen und Theorien.
1:15:03 DB: Es gibt einige die sind sehr von dem überzeugt was sie tun und diejenigen denen Selbstvertrauen fehlt.
1:15:08 K: So wie die meisten Premierminister sehr überzeugt sind. Die haben wirklich keine Ahnung was sie machen.
1:15:14 DB: Andererseits haben die Meisten kein Vertrauen in das was sie tun.

K: Ich weiß. Wenn sie eine Menge Selbstvertrauen haben akzeptiere ich ihr Selbstvertrauen und gehe mit ihnen.
1:15:22 DB: Ja, da jedoch das Denken begrentzt ist...
1:15:29 K: Die Zukunft der Menschen, die Zukunft der Menschheit - ich frage mich ob das irgendjemanden kümmert. Oder ist jede Person, jede Gruppe, bloß mit ihrem eigenen Überleben beschäftigt?
1:15:51 DB: Ich denke die erste Sorge ist, und war fast immer, die Sorge um das Überleben des Individuums oder oder der Gruppe. Das war die Geschichte der Menschheit.
1:16:00 K: Daher andauernde Kriege, andauernde Unsicherheit.
1:16:05 DB: Doch das ist, wie sie sagen, das Resultat des Denkens, was den Fehler begeht, auf Basis seiner Unvollkommenheit, sich selbst mit der Gruppe identifizieren, und so weiter.
1:16:17 K: Sie hören sich das alles an. Und stimmen dem zu. Sie erkennen die Wahrheit dessen. Diejenigen an der Macht, werden Ihnen nicht mal ein Ohr schenken.
1:16:28 DB: Nein.
1:16:30 K: Sie erzeugen nur mehr und mehr Unheil, die Welt wird immer gefährlicher. Was bringt es dann, wenn Sie und ich dem zustimmen und etwas wahres erkennen? Das fragen die Leute: das bringt es wenn sie und ich etwas Wahres erkennen, was für eine Wirkung hat das?
1:16:52 DB: Ja, nun, es scheint mir, dass wenn wir im Sinn von Wirkung denken, bringen wir Zeit rein.
1:16:59 K: Ja, und gleichermaßen ist es eine falsche Frage.
1:17:02 DB: Wir bringen jenes hinein, was die Ursache des Übels ist. Die erste Antwort wäre: wir müssen schnell eingreifen und etwas tun um den Lauf der Dinge zu verändern.
1:17:13 K: Darum gründen sie eine geschlossene Gesellschaft, Stiftung, Organisation, etc.
1:17:17 DB: Nun ist unser Fehler, um das zu tun müssen wir nachdenken, und dieses Denken ist unvollkommen. Wir wissen gar nicht wirklich, was vor sich geht, und Leute theoretisieren darüber, aber sie wissen es nicht.
1:17:27 K: Kommen wir zurück: wenn dies eine falsche Frage ist, was ist dann, als menschliches Wesen, welches die Menschheit ist, was ist meine Verantwortung? Abgesehen von Wirkungen, etc.
1:17:49 DB: Ja, auf Wirkungen können wir nicht abzielen. Aber es ist doch so wie bei Person A und B, A erkennt und B nicht. Nehmen wir an A erkennt etwas und die meisten anderen Menschen nicht. Wir könnten also sagen die Menschheit träumt in gewisser Weise, schläft.
1:18:12 K: Er ist gefangen in Illusion.
1:18:14 DB: Und der Punkt ist, dass wenn jemand etwas erkennt, dann ist seine Verantwortung dabei zu helfen andere aufzuwecken. Um aus der Illusion raus zu kommen.
1:18:28 K: So ist es. Das war jeher das Problem. Darum projezierten die Buddhisten die Idee des Bodhisattva, der voller Mitgefühl ist, und die Essenz allen Mitgefühls ist, und er wartet um die Menschheit zu befreien. Es klingt schön. Es ist ein erfreuliches Gefühl, dass da jemand ist der das tut. Aber tatsächlich wollen wir nichts machen was nicht komfortabel, befriedigend, sicher ist, sei es psychologisch oder physisch.
1:19:21 DB: Das ist im Grunde die Quelle der Illusion.
1:19:25 K: Wie bringen wir jemanden dazu, das alles zu erkennen? Diejenigen haben keine Zeit, haben keine Energie, sie haben nicht einmal einen Drang danach, sie wollen sich amüsieren. Wir bringt man Person 'X' dazu, die ganze Sache so klar zu sehen, dass er sagt 'in Ordnung, ich habe verstanden, ich gehe an die Arbeit. Ich bin verantwortlich', etc. Ich denke, dass ist die Tragödie zwischen denen die sehen und denen die nicht sehen.