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LO82T2 - Ordnung im Bewusstsein
2. öffentliche Rede
London, Vereinigtes Königreich
6. Juni 1982



0:22 Dürfen wir mit dem fortfahren, was gestern gesagt wurde? Wir sprachen ausführlich über das Problem der Angst. Ob es überhaupt möglich ist vollkommen frei von Angst zu sein. Wir wiesen auf die Natur und Struktur der Angst hin, und darauf, was sie hervorruft. Und wir sagten, dass die Angst nicht unterdrückt, verändert oder vermieden werden kann. man sollte sie beobachten und erkennen, dass der Beobachter das Beobachtete ist, der Beobachter ist nicht von der Angst getrennt. Der Beobachter, der die Vergangenheit ist, mit all dem angesammelten Wissen, grenzt sich ab und unterdrückt die Angst, er flieht vor ihr oder versucht sie zu überwinden, über sie hinauszugehen. All das verursacht Konflikt. Und da wir Menschen seit tausenden von Jahren mit Konflikten leben, sollten wir gemeinsam überlegen, ob es möglich ist, die Angst, den Konflikt vollkommen zu beseitigen. Und das ist nur möglich, wenn der Beobachter erkennt, dass er nicht getrennt ist von dem, was er beobachtet, psychisch. Die Trennung zwischen dem Beobachter und dem Beobachteten verschwindet dann vollkommen. Dies ist nicht einfach eine Idee, eine geschickte Aktion des Denkens. Die Wahrnehmung hat mit dem Denken nichts gemein. Die gesamte Bewegung der Angst wahrzunehmen, ihre Vielschichtigkeit, ihr ohne Motiv zu begegnen, sie nicht loswerden zu wollen, sondern sie nur zu beobachten. Und es scheint, dass es sehr wichtig ist, dass wir lernen müssen - wenn wir dieses Wort benutzen können, und Lernen ist hier keine Frage der Zeit - zu beobachten ohne die angesammelten Erinnerungen der Vergangenheit. Das verlangt einen hohen Grad von Gewahrsam, sich gewahr zu sein, welche Ursachen zur Angst beitragen, und die Folgen der Angst. Und sie zu beobachten, wie sie wächst, wie sie sich verändert. Und wenn es keinen Konflikt gibt, was nur der Fall sein kann, wenn der Beobachter erkennt, dass das, was er beobachtet, er selbst ist, dass der Beobachter das Beobachtete ist, dann ist alle Energie, die wir im Laufe des Konflikts vergeudet haben, bei dem Versuch, ihn zu überwinden, zu unterdrücken, vollkommen verbraucht. Folglich, wenn es den Beobachter gibt, der das Beobachtete ist, gibt es die Energie, die nicht vergeudet ist, die die Angst dann vollkommen auflöst. Das ist das, worüber wir gestern gesprochen haben.
5:13 Man hört viele dieser Ideen und erlangt eine Erkenntnis, eine Abstraktion des Gehörten, und diese Abstraktion wird zu einem Prinzip, einem Ideal, etwas, das erreicht werden muss. Wenn man aber zuhört, ohne dass eine Abstraktion entsteht, wenn man der gesamten psychischen Bewegung der Angst gewahr ist, sie nicht zu einer Idee macht, sondern sie nur wahrnimmt, so wie man ein wunderschönes Bergmassiv wahrnimmt - Sie können nichts machen, es ist da. Und gleichermaßen dieses gesamte Wesen der Angst zu beobachten. Und in diesem Beobachten gibt es keine Vergeudung von Energie. Und demzufolge löscht die Gesamtheit dieser Energie die Angst aus, vollkommen.
6:43 Entweder wir hören das Gesagte, machen eine Abstraktion in der Form einer Idee, und verfolgen diese Idee, oder wir beobachten unsere eigene Angst, ohne eine Abstraktion zu machen, denn die meisten von uns haben alle möglichen Ängste. Momentan haben wir vielleicht keine Angst, während wir hier sitzen, in einer ziemlich heißen Halle, aber es gibt diese Angst, versteckt oder offenkundig. Und wo die Angst ist, gibt es alle möglichen neurotischen Aktivitäten. Ist man sich der gesamten Wurzel der Angst bewusst, der bewussten und der versteckten Ängste, tief in den Nischen der eigenen Psyche? Oder hören wir nur diesen Worten zu, ohne eine Beziehung zu der Angst, die wir tatsächlich haben, herzustellen? Oder hören Sie sehr aufmerksam zu, entdecken für sich selbst, ob es falsch oder richtig ist? Und gerade das Verleugnen des Falschen verschwendet viel Energie, und dann haben Sie diese angesammelte Energie, um die Angst aufzulösen.
8:37 Wir sagten gestern auch, dass wir über das Vergnügen sprechen würden: verschiedene Arten des Vergnügens, das Vergnügen etwas zu besitzen, das Vergnügen jemand zu werden, das Vergnügen jeder sinnlichen Wahrnehmung. Aber um die Natur des Vergnügens zu verstehen, muss man verstehen, was Liebe ist. Denn wenn man liebt, wenn das überhaupt möglich ist, hat das Vergnügen eine ganz andere Bedeutung. Es mag überhaupt nicht vonnöten sein. Deshalb sollten wir, gemeinsam, wie wir gestern in unserem Gespräch sagten, dieses sehr komplexe Problem, was die Liebe ist, untersuchen. Und bitte, dies ist keine Predigt.
10:14 Wir haben dieses Wort zerstört. Wir benutzen es auf so unterschiedliche Weise: Die Liebe zum Bergsteigen, die sexuelle Liebe, die Liebe zum Erfolg, die Liebe zur Macht, zum Status, die Liebe zu etwas, das uns Vergnügen bereitet, und so weiter. Was ist der Unterschied zwischen dem Gedanken, der das Vergnügen der Liebe erschaffen hat und der Liebe an sich? Was ist das Wesen der Liebe, die nicht Verlangen ist? - darüber haben wir gestern kurz gesprochen - und Liebe, die nicht Vergnügen ist, Liebe, die keine Erinnerung an vergangene Ereignisse ist. Also fragt man, ist Liebe Verlangen? Ist Liebe Vergnügen? Eine Erinnerung an glückliche Ereignisse, sinnliche oder psychische. Ist die Erinnerung an vergangene Ereignisse, das Vergnügen, das man aus diesen Ereignissen zieht, und die Kultivierung des Verlangens, ist all das Liebe?
12:43 Wie wird man das herausfinden? denn aus unserem Gespräch scheint hervorzugehen, dass ohne diese Qualität, die man Liebe nennt, ohne ihren Duft, ohne ihre Wirklichkeit, nicht in der wörtlichen Beschreibung, in der Wirklichkeit dieser Geisteshaltung, das muss man ganz tief begreifen, dass Verlangen, Vergnügen und Erinnerung in der Liebe ganz und gar keinen Platz haben. Ist das überhaupt möglich?
13:51 Während wir diese Angelegenheit hinterfragen, müssen wir ebenfalls bedenken, dass das Gehirn jedes Ereignis speichert. Es ist ein Speichermechanismus, wie ein Computer, es ist also mechanisch. Und da es mechanisch ist, ist es ständig im Wiederholen begriffen. Und wir sind konditioniert, um das Vergnügen zu wiederholen, sexueller oder anderer Natur. Ist es möglich, dass das Gehirn nur das absolut Notwendige speichert, und alle Arten psychischer Ereignisse nicht registriert? Bitte, dies ist eine sehr ernste Frage, denn unsere gesamte Konditionierung, der Inhalt unseres Bewusstseins, ist der mechanische Prozess des Gehirns, das aufzeichnet. Und so wird unser Leben mechanisch. In diesem mechanischen Umfeld mag man etwas erfinden, doch das entstammt mmer noch dem Wissen, und das Wissen ist immer unvollständig, mit allem. Also wird das Denken aus dem Wissen geboren, deshalb ist das Denken immer lückenhaft. Das Denken bewegt sich immer im Schatten des Nichtwissens. Also funktionieren wir immer im Bereichs des Wissens, das ist unsere Konditionierung.
16:27 Bitte, man darf Sie darauf hinweisen, und man zögert das zu tun, bitte folgen Sie all diesen Ausführungen nicht so als wären es Worte, Ideen, sondern untersuchen Sie mit dem Sprecher das Wesen Ihres mechanischen, im Wiederholen begriffenen Geistes, ohne etwas zu akzeptieren oder abzulehnen, doch beobachten Sie genau. Wenn Sie die Natur Ihres eigenen Gehirns beobachten, wie furchtbar konditioniert es ist, als Brite oder Franzose und so weiter, und ebenso konditioniert durch religiöse Konzepte, konditioniert durch das Klima, durch Traditionen. Und wenn wir ein so tiefes Thema wie das der Liebe hinterfragen, geziemt es sich, das nicht mit unserer Konditionierung zu tun. Also, können wir Ordnung in unser verwirrtes, chaotisches Bewusstsein bringen? Kann es Ordnung in dieser Unordnung geben: in unserer gesamten Lebensweise, unserer Gesellschaft, unserer Kultur, der Sprache, die wir benutzen, unseren so widersprüchlichen Reaktionen, und unser Bewusstsein samt Inhalt beobachten? Denn wenn man es beobachtet, gibt es darin so viele Widersprüche: Frieden zu haben, ein glückliches, kreatives Leben zu führen, und dennoch genau das Gegenteil von dem zu tun. Also befindet sich unser Bewusstsein in einem ständigen und ziemlich chaotischen Konflikt.
19:22 Und ist es möglich, Ordnung zu schaffen? Denn Ordnung ist die höchste Tugend. Ordnung steht in keinem Verhältnis zur Unordnung. Ein ungeordnetes Gehirn, Bewusstsein zu haben, und dabei Ordnung in die Unordnung bringen zu wollen, ist immer noch Unordnung. Richtig? Ich hoffe wir verstehen uns. Wenn ich verwirrt bin, unordentlich und chaotisch, und ich versuche in diesem Durcheinander eine Ordnung zu finden, ist diese Ordnung immer noch Unordnung. Ordnung gibt es nur, wenn die Unordnung vollkommen beseitigt ist. Das heißt, die Unordnung drückt sich im Konflikt aus, im Widerspruch, wenn man eine Sache sagt und eine andere andere tut, wenn man eine Sache denkt und vollkommen anders handelt. wir sind solche - wenn man das sagen darf ohne Anstoß zu erregen - wir sind solche Heuchler. Und aus dieser Unordnung heraus versuchen wir Ordnung zu finden. Also kann die Unordnung aufhören, denn wenn die Unordnung vollkommen beendet wird, gibt es höchste Ordnung. Also müssen wir herausfinden, was Unordnung ist, wie sie entsteht.
21:48 Ich hoffe, Sie sind an all dem interessiert. Da Sie hier sind, sind Sie möglicherweise ein wenig an all dem interessiert, nicht zutiefst, vielleicht ist das Wetter so schön, dass Sie lieber draußen Golf spielen würden. Aber da Sie hier sind, an einem heißen, ungemütlichen Ort sitzen, erwägen Sie bitte ernsthaft, was der Sprecher zu sagen hat, tun Sie es nicht ab. Denn die Welt befindet sich in vollkommener Unordnung, Die Welt ist in einem Zustand des Irrsinns: es wird von Frieden geredet und man bringt sich gegenseitig um es wird von Frieden geredet und es werden Waffen verkauft. All das passiert, wir sprachen gestern kurz darüber. Es ist eine sehr ernste Angelegenheit, kein Vergnügen, und unser Geist ist Vergnügen gewohnt. Also bitte schenken Sie all dem Ihre volle Aufmerksamkeit, wenn Sie mögen.
23:35 Was ist Unordnung? Denn wo Unordnung ist, kann die Liebe nicht sein, wo es Angst gibt, gibt es keine Liebe, wo es lediglich um die Suche nach dem Fortbestand des Vergnügens geht, kann die Liebe unmöglich sein. Also muss man fragen, - wenn Sie überhaupt ernsthaft und sehr, sehr ehrlich sind - was ist das Wesen der Unordnung, weshalb leben wir in einer solchen Unordnung.
24:30 Ist die Unordnung nicht ein Widerspruch? Ist Unordnung nicht das, was sich im Konflikt äußert, psychisch, im innen oder außen? Ist die Unordnung nicht die Verfolgung eines Ideals, wenn man mit Tatsachen konfrontiert ist? Gibt es nicht Unordnung, wenn die Zukunft verlockender ist als die Gegenwart? - und so weiter. Also ist die Unordnung im Wesentlichen ein Widerspruch. Also, wie wir gestern sagten, sind Menschen gewalttätig, das ist eine Tatsache. Bei der geringsten Herausforderung oder Verletzung oder Beleidigung sind wir gewillt einander zu töten. Nach zwei schrecklichen Kriegen fahren wir fort mit Kriegen, und wir reden immer noch vom Frieden, das ist ein Widerspruch, eine vollkommene Unehrlichkeit. Und wo es in der Beziehung untereinander Konflikt gibt: Mann, Frau, mit dem Nachbarn, oder einem Nachbarn, tausende von Meilen weit weg, wo es in unseren Beziehungen Konflikt gibt, muss es Unordnung geben. Wenn wir das sofort erkennen, es nicht rationalisieren, diskutieren, klug reden, aber die Wahrheit darin sehen, sofort, dass es nur diese Tatsache gibt, wir sind gewalttätig, und nicht zu versuchen, gewaltfrei zu werden. Während Sie versuchen gewaltfrei zu werden, sind Sie gewalttätig. Andererseits, wenn wir die Tatsache sehen, dass wir gewalttätig sind, über Jahrhunderte vererbt, von den Tieren vererbt, und so weiter.
27:57 Wissen Sie, das Falsche zu sehen, unsere Illusionen zu sehen, und sich vom Falschen abzuwenden, was dann da ist, ist die Wahrheit. Doch wir haben so viele Illusionen, und dies sind die Faktoren, die zu unserer Unordnung beitragen. Dieser ganzen Bewegung der Unordnung gewahr zu sein, nicht zu sagen ich muss sie auflösen, um Ordnung zu haben, sondern sie genau zu beobachten, mit all Ihrer Energie, dann verschwindet dieser Zustand der Unordnung in uns vollkommen. Das heißt unser Haus in Ordnung bringen. Dann gibt es Ordnung, und es gibt keinen Gegensatz. Sie meinen genau was Sie sagen, es gibt keine widersprüchlichen Aussagen. Das heißt, man muss sich selbst ein Licht sein, niemandem nachfolgen. Im Bereich des Geistes gibt es keine Autorität, keinen Vermittler zwischen Ihnen und dieser Realität, dieser Wahrheit. Aber wir haben es zugelassen Vermittler zu haben, Führer, und so weiter. Also wenn wir das Wesen dieser Unordnung verstehen, dann entsteht daraus auf natürliche, einfache, liebliche Weise, Ordnung, die die höchste Form der Tugend ist, in unseren Taten, in unserem Denken, und so weiter.
30:35 Und wie wir sagten, wenn in uns Unordnung und Widerspruch ist, ist die Liebe nicht möglich. Ich könnte meiner Frau - vorausgesetzt, ich habe eine Frau oder eine Freundin - sagen, ich liebe dich. Aber das ist nur eine angenehme Redensart. Doch Liebe erfordert, dass man sie hinterfragt. Wir können einander nicht lieben, wenn wir irgend einer Gruppe, einer Nationalität, Religion angehören. Um zu lieben muss Freiheit da sein, vollkommene Freiheit. Dieses Wort Freiheit ist der Ausdruck von Liebe. Das Wort an sich, Freiheit, bedeutet Liebe. Und ohne Liebe gibt es kein Mitgefühl, der Dienst am Nächsten, Gutes tun, nett sein, zärtlich, großzügig, haben nichts mit Mitgefühl zu tun, sie sind nur ein Bestandteil der Anteilnahme, ein natürlicher Ausdruck davon. Doch das Mitgefühl erfordert sehr viel Intelligenz. Die Intelligenz des Denkens, die Cleverness, ist nicht Intelligenz. Diese höchste Form von Intelligenz ist nur dort wo Mitgefühl ist, Liebe und Ordnung.
32:42 Nun können wir zum nächsten Thema kommen. Es kann keine Liebe geben, wenn Neid, Hass im Spiel sind. Kein Gefühl von Feindseligkeit. Wie können Sie sich gegenseitig töten, wenn sie wirklich lieben, sei es für Ihr Land, für Ihre Interessen, für Gott oder für wen auch immer, wie können Sie sich töten, wenn Sie lieben? Bitte, dies alles ist eine sehr ernsthafte Angelegenheit, bitte bedenken Sie all das, denn wir leben in einer Welt, die furchtbar gefährlich ist, die gefährlich geworden ist, vollkommen unsicher, und ohne diese Qualität der Intelligenz, die aus dem Mitgefühl und der Liebe geboren ist können wir keine vollkommen andere soziale Ordnung schaffen.
34:04 Wir sollten auch darüber sprechen, ob das Leid enden kann, und wie verhält sich die Liebe zum Leid. Kann es Liebe geben, wo Leid ist, sowohl im Innen wie im Außen? also sollten wir darüber sprechen, ob es möglich ist, das Leiden zu beenden, diese furchtbare Last, die die Menschheit seit Millionen von Jahren mit sich herumgetragen hat. Es gibt nicht nur das persönliche Leid, sondern das Leid der Welt. Menschen, die ohne Kleidung, ohne Nahrung aufgewachsen sind, oder mit nur einer Mahlzeit am Tag, die im Zustand der Erniedrigung, Armut leben, und diese schrecklichen Kriege. Wie viele Menschen haben Tränen vergossen. Und offensichtlich scheinen wir daraus nicht zu lernen, wir fahren noch immer fort wie primitive Völker, Barbaren, die einander töten. Wir sollten also überlegen, was ist das Verhältnis der Liebe zum Schmerz. Wenn man seinen Bruder verliert, seine Frau, seine Kinder, und man eine Bindung hat, ist diese Bindung Liebe? Wo es Bindung gibt, muss es Leid geben. Die Bindung gebiert Furcht, Angst, Schmerz, Trauer, ein Gefühl des vollkommenen Verlusts - und das bringt Leid hervor. Ist es möglich, einander zu lieben, ohne vollkommene Bindung, ohne irgend eine Art der Bindung?
37:29 Und wenn wir dieser Angelegenheit nicht für uns selbst ganz tief auf den Grund gehen, hat es sehr wenig Bedeutung, über die Liebe zu sprechen. Vielleicht haben einige von Ihnen dem Sprecher über die letzten 60 Jahre zugehört, und wir sind noch immer in der alten Tradition und den alten Gewohnheiten der Verbundenheit gefangen, und den Versuchen, uns zu distanzieren. Den Anstrengungen, uns zu distanzieren. Diese Distanziertheit führt zu Zynismus, Grausamkeit, während, wenn wir die Natur der Verbundenheit verstehen, sie genau untersuchen und deren Auswirkungen erkennen, wenn wir das Falsche erkennen, verschwindet es von selbst. Wir haben keine Zeit, uns weiter mit dieser Angelegenheit zu beschäftigen, denn wir müssen über noch andere Dinge sprechen, wenn Sie nicht zu müde sind.
38:48 Wir sollten über ein sehr komplexes Problem sprechen, was derTod ist. Weshalb Menschen in der gesamten Welt - egal welcher Hautfarbe, welcher Nationalität, welcher Rasse, welcher Religion, eine solche Angst vor dem Tod haben. Entweder betrachten Sie das Leben als eine wunderschöne Erfahrung, und wenn Sie sterben, sagen Sie, ich habe ein wunderschönes Leben gehabt. Aber diejenigen, die ziemlich ernsthaft sind in ihrem Versuch, den Sinn des Todes herauszufinden, müssen nicht nur die Angst hinterfragen, die wir untersucht haben, aber auch den Tod - das Ende. Was bedeutet das Ende? Warum haben wir solche Angst, wenn Dinge zu Ende gehen ? Ich werde meinen Bruder verlieren, er ist tot, er stibt. Und ich bin ihm verbunden, ich mag ihn, seine Gesellschaft, und alles andere, oder meine Frau, oder meine Schwester oder Freundin. Und ich habe Angst vor dem Verlust, Angst davor, vollkommen einsam zu sein, dem Alter gegenüberzutreten, ohne eine Gemeinschaft zu haben. Oder wenn man jung ist, wird dasselbe Muster wiederholt, wenn man überhaupt darüber nachdenkt.
41:09 Also was ist der Tod, was ist der Sinn des Todes, das heißt das Ende, das Ende von allem: Das Ende Ihres Besitzes, das Ende Ihrer Erinnerungen, das Ende Ihrer Bindungen, das Ende aller angenehmen oder unerfreulichen Gewohnheiten. Also sollten wir untersuchen, nicht was der Tod ist, sondern vielmehr, was das Ende des Bekannten bedeutet. Denn unser Verstand, unser Gehirn hat immer innerhalb des Bekannten funktioniert. Und wenn es herausgefordert wird, das heißt wenn das Bekannte endet, was den Tod bedeutet, hat es Angst, es fürchtet sich und verkümmert.
42:36 Also ist es möglich, Dinge zu beenden während wir leben, keinen Selbstmord zu begehen, das meine ich nicht, wenn ich beenden sage. Nehmen wir als Beispiel das Ende von Bindungen, die Verbundenheit mit der Arbeit, dem Namen, der Familie, den Ideen, dem Glauben und den Lehren, Das Ende des Gottes, wenn man einen Gott hat. Die vollkommene Verneinung - das ist die Essenz des Todes - von allem Bekannten. Das ist der Tod. Also während wir leben, mit all unserer Energie, Klarheit, ist das Ende des Bekannten der Tod, also können wir zu jeder Zeit mit dem Tod leben? Ich frage mich, ob Sie verstehen, wovon ich spreche.
44:01 Ich lebe, mit viel Vitalität, Energie, Tatkraft, Klarheit, doch bin ich an etwas gebunden. Ich bin abhängig von meinem Ruf, während ich hier sitze und mit Ihnen spreche. Ich bin davon abhängig, glaube ich. Diese Abhängigkeit zu beenden, vor großen Versammlungen zu sprechen, in der ganzen Welt, vollkommen, ohne Anstrengung, dieses Gefühl der Abhängigkeit zu beenden, denn das ist der Tod. Also während wir leben, mit diesem fortwährenden Beenden von Anhäufung zu leben, dem sofortigen Ende jeder Aufzeichnung. Das erfordert große Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Energie. Wenn Sie das einmal wahrgenommen haben, wird es wie ein Fluss, voll mit fließendem Wasser.
45:33 Ich weiß nicht, wie spät es ist.
45:43 Wir sollten auch, wenn Sie nicht zu müde sind, über die Frage der Religion sprechen, Meditation, und ob es etwas gibt, das heilig ist. Der Sprecher behandelt Meditation und Religion am Ende des Vortrags, denn wenn wir zu Beginn über Religion und Meditation sprechen, kann ein Geist, der verwirrt, unordentlich ist, unmöglich meditieren - es hat keinen Sinn. Er mag alle möglichen unsinnigen Theorien praktizieren. Bitte seien Sie durch das, was der Sprecher sagt, nicht beleidigt.
46:51 Also sollten wir erwägen, was ein religiöser Geist ist. Religionen in aller Welt haben in unserem Leben eine außergewöhnlich große Rolle gespielt, ernsthaft oder oberflächlich. Es ist zu einer Unterhaltung geworden. Alle Worte und Symbole, und die Prozessionen, und alle Dinge, die im Namen der Religion geschehen, haben ihren Ursprung im Denken. Und das Denken, - das haben wir neulich besprochen, gestern und vorher - ist ganz und gar nicht heilig, es ist ein rein materieller Prozess, aus dem Wissen, der Erinnerung geboren, im Gehirn gespeichert. Um also erst einmal herauszufinden, was ein wahrhaft religiöser Geist ist, müssen wir frei sein von allem religiösen Dogma, sei es nun hinduistisch, buddhistisch, christlich oder was auch immer, muslimisch, aus der islamischen Welt, vollkommen frei davon. Denn das ist Teil unserer Konditionierung. Wir sind seit 2000 Jahren als Christen programmiert worden, 3 bis 5000 Jahre als Hindus, Buddhisten, und so weiter. Denn um selbst herauszufinden, was ein religiöser Geist ist, muss es vollkommene Freiheit geben von aller Orthodoxie, Tradition, allem Zeitvertreib, der im Namen der Religion geschieht. Denn in diesen Ideen, in diesen Konzepten, in den Symbolen, den Erlösern, haben wir Sicherheit gefunden, in einem komplexen, elenden, verwirrenden Leben. Darin besteht unsere Flucht. Doch wenn wir jetzt hier in unserem Leben Ordnung geschaffen haben, dann gibt es keine Angst, und der Geist, der vollkommen frei von jedem Schatten der Angst ist, psychisch, hat diese Qualität eines religiösen Geistes. Und Glaubensinhalte, seien es der christliche Glaube oder der buddhistische, oder der hinduistische, oder der Glaube der Muslime, warum sollten wir überhaupt einen Glauben haben? Der Glaube an Gott - Gott ist eine Erfindung des Denkens, denn Gott ist die letztendliche Sicherheit. Und im Namen Gottes haben wir schreckliche Dinge getan, Menschen verbrannt, sie gefoltert. Also muss man vollkommen frei von jeglichem Glauben und Dogma sein.
51:23 Weshalb sind wir so leichtgläubig, wenn wir über religiöse Dinge sprechen? Offensichtlich gebrauchen wir nicht unseren gesunden Menschenverstand. Wir akzeptieren alles. Und Skepsis und Zweifel sind in der christlichen Welt verpönt. In der hinduistischen und buddhistischen organisierten Religion wird zum Zweifel ermutigt, der Zweifel ist Teil derTugend. Also kann der Geist nur in diesem Sinne verstehen, was Religion ist, herausfinden, oder dem begegnen, was heilig ist - falls es etwas Heiliges gibt. Denn die technologische Kultur kann unmöglich eine vollkommen globale Kultur, Religion hervorbringen, das ist unmöglich - ein globaler Zusammenhang der Menschheit, was das einzige Ziel jeglicher Politik ist.
53:25 Und um das zu erreichen: Wenn es irgend etwas Heiliges gibt, das kein Gedanke erfunden hat, ist Meditation notwendig. Indien hat dieses Wort leider kürzlich in die westliche Welt gebracht. Die christliche Welt hatte ihre eigene kontemplative Ordnung, ihre kontemplative Geisteshaltung. Doch die Gurus und andere haben diese Idee der Meditation gebracht. Und diese Leute haben ihre alte Tradition aus Tibet mitgebracht, vom Zen in Japan, aus Burma, aus Indien, Der Unfug begann zuerst in Indien: Dass Meditation bedeutet, etwas praktizieren zu müssen, eine Methode, üben still zu sein, Gewahrsein zu üben, den Moment, der die Gegenwart ist, und so weiter - praktizieren.
55:17 Wenn Sie etwas praktizieren, wiederholen Sie. Wenn Sie Klavier spielen und Sie üben, könnten Sie den falschen Ton üben. Aber hier denken Sie, es sei nötig, Tag für Tag zu üben, ein Gelübte ablegen, ein Mönch sein, Sie kennen das Geschäft - die Zeit ist nicht da, um das auszuführen. Also üben wir. Je mehr Sie üben, desto mehr wird Ihr Gehirn abstumpfen, offensichtlich. Ob Sie nun verschiedene Systeme der Meditation praktizieren, was bedeutet, dass Ihr Gehirn immer mechanischer wird, es ist nie frei. Und um dem zu begegnen, was namenlos, zeitlos, heilig ist, muss vollkommene Freiheit da sein, nicht herbeigeführt durch das Verlangen, durch Gedanken, sondern durch das Beenden dessen, was nicht frei macht, wie Anhaftungen, wie das Streben nach Vergnügen, wie die Selbstverwirklichung, das eigennützige Verhalten, und so weiter. Dies erfordert ein großes Maß an Hinterfragen, ein großes Maß an Energie, Wahrnehmung, nicht sich selbst zu kennen durch irgend eine Form der Analyse, sondern sich zu kennen durch Beobachtung, durch unsere Reaktionen in unserem menschlichen Miteinander. Diese Reaktionen zeigen uns, wer wir sind. Und wenn offenbar wird, was wir sind, wird diese Offenbarung zu unserem Wissen, und auf diese Weise sammeln wir immer mehr Wissen über uns an. Und dieses Wissen wird zum Hindernis zur Freiheit. Bitte, ich habe keine Zeit darauf einzugehen, sehen Sie nur schnell die Wahrheit darin.
57:55 Also fragt man sich, können das Denken und die Zeit aufhören? Denn wenn wir in der Zeit sind, das heißt im Denken, - diese immerwährende Beschaftigung, die meisten von uns sind ständig damit beschäftigt, über Dinge nachzudenken, ist das Gehirn nie still, ständig am Tasten, Suchen, sich Erinnern, Hoffen. Solch ein Geist ist offensichtlich nie still. Doch wahrzunehmen, dass er nicht still ist - ohne Richtung, ohne zu sagen, dass er still sein muss - wenn wir das wahrnehmen, wird er außergewöhnlich still, ohne Zwang, ohne Übung. Das erfordert große Empfindsamkeit, Aufmerksamkeit, Gewahrsam. Nur wenn der Geist vollkommen still ist, eine Stille, die nicht den Gedanken entspringt, es ist keine Stille zwischen Geräuschen, zwischen zwei Geräuschen oder zwischen zwei Gedanken - diese Stille ist nicht das. Diese Stille erfordert vollkommene Freiheit von aller eigennütziger Aktivität, von dem Streben nach Vergnügen, von der Angst und so weiter. Nur in dieser vollkommenen Stille kann das Namenlose sein.
1:00:44 Darf ich aufstehen? Bitte klatschen sie nicht. Das macht nur Lärm.