Sich der Vergangenheit bewusst zu sein
New York - 17 April 1971
Public Talk 1
0:34 | Sind die Lichter nicht ein wenig zu hell? |
0:39 | Ich kann Sie nicht sehen. |
1:01 | Ich weiß nicht recht, |
wo ich anfangen soll, | |
1:11 | denn wir haben so viele Probleme. |
1:17 | Die Probleme scheinen zuzunehmen, |
1:25 | und wir Menschen scheinen |
nicht in der Lage zu sein, | |
1:28 | eine Lösung zu finden. |
1:34 | Wir haben so viele Methoden, |
Systeme, Philosophien ausprobiert. | |
1:41 | Wir haben versucht, |
spirituellen Führern zu folgen, | |
1:48 | politischen Führern, |
1:55 | und wir sind immerzu bemüht, |
eine Formel zu finden, | |
2:02 | einen Weg, der uns aus diesem |
völligen Chaos und Elend herausführt. | |
2:11 | Zuallererst möchte ich betonen, |
wenn ich darf, | |
2:16 | dass wir Ihnen keinerlei |
Philosophie anbieten, | |
2:22 | es sei denn, Philosophie wird als |
Liebe zur Wahrheit verstanden, | |
2:30 | und die Wahrheit ist nicht etwas, |
das beschrieben werden könnte, | |
2:36 | denn was beschrieben wird, |
ist nicht das Eigentliche. | |
2:45 | Und diese Liebe zur Wahrheit |
ist nicht etwas Entlegenes, | |
2:53 | das erst nach langem Üben |
begriffen werden kann, | |
3:00 | indem ein bestimmtes System |
befolgt | |
3:06 | oder ein Glaube angenommen wird. |
3:12 | Man muss vielmehr fähig sein, |
genau zu beobachten, | |
3:23 | ohne jegliche Verzerrung. |
3:29 | Nur dann ist es möglich, |
das Eigentliche zu erkennen, | |
3:35 | und das, 'was ist', ist die Wahrheit, |
um dann darüber hinauszugehen. | |
3:45 | Im Verlauf dieser vier Vorträge |
3:50 | werden wir uns mit der Frage beschäftigen, |
3:57 | was es mit dem Betrachten, dem Lernen |
4:02 | und dem Sehen des Eigentlichen |
auf sich hat, | |
4:05 | um herauszufinden, ob unser Verstand, |
ob unsere Herzen in der Lage sind, | |
4:11 | dieses Durcheinander zu überwinden, |
dieses Elend und die Mühsal, | |
4:14 | die wir uns selbst erschaffen haben. |
4:31 | Die meisten von Ihnen kommen |
mit gewissen Erwartungen her, | |
4:42 | sie möchten stimuliert werden |
oder suchen eine Inspiration, | |
4:47 | oder möchten einer neuen Methode |
oder einem System folgen. | |
4:53 | Oder, weil der Sprecher aus diesem |
weit entfernten Indien stammt, | |
4:58 | haben Sie irgendwelche |
romantische Vorstellungen, | |
5:01 | und hoffen, eine sentimentale Lösung |
für all unsere Probleme zu finden. | |
5:11 | Aber der Sprecher ist kein Inder, |
5:16 | abgesehen von seinem Pass. |
5:21 | Er hat keine Philosophie, |
5:26 | er betreibt keinerlei Propaganda, |
5:32 | er veranlasst Sie nicht, etwas |
gutzuheißen oder gegen etwas zu sein. | |
5:38 | Wir werden gemeinsam untersuchen, |
5:43 | was im Äußeren und |
im Inneren tatsächlich geschieht. | |
5:51 | Wir werden also gemeinsam |
an etwas teilhaben. | |
5:54 | Gemeinsam an etwas teilzuhaben |
ist Kommunikation. | |
5:59 | Wir machen viel Getue |
um die Kommunikation. | |
6:09 | Gemeinsam ein Problem |
anzugehen beinhaltet, | |
6:13 | dass wir frei sein sollten zu untersuchen, |
6:17 | frei von Vorurteilen, |
frei von unserer Konditionierung, | |
6:23 | die uns definiert als Amerikaner, |
als Katholik, Protestant, Hindu, | |
6:28 | als Politiker oder Geschäftsmann, |
als Wissenschaftler, was immer Sie wollen, | |
6:33 | frei sein, gemeinsam zu beobachten, |
zu teilen, | |
6:39 | und an dem Sinn |
6:42 | und der Bedeutung |
des Gemeinsamen teilzuhaben. | |
6:46 | Das ist was Kommunikation bedeutet, |
ein Teilen. | |
6:52 | Während unserer |
gemeinsamen Untersuchung | |
6:58 | müssen Ihr Verstand und auch der |
des Sprechers frei sein, um zu schauen, | |
7:07 | Sie sollten weder akzeptieren noch |
ablehnen, sondern, wenn möglich, | |
7:12 | das gesamte Problem |
sehr genau wahrnehmen, | |
7:21 | ohne jegliche Verzerrung. |
7:26 | Unser Geist ist verzerrt, |
7:31 | denn wir leben unseren Alltag |
bruchstückhaft. | |
7:40 | Wir sind Katholiken oder Geschäftsleute, |
7:43 | Wissenschaftler, Anthropologen |
oder Politiker. | |
7:48 | Sie wissen schon, |
alles voneinander getrennt. | |
7:51 | Wir sind im Äußeren wie auch |
im Inneren fragmentierte Menschen. | |
8:00 | Wir betrachten das gesamte Problem |
unseres Daseins durch ein Fragment, | |
8:05 | sei es intellektuell oder emotional, |
oder wir ignorieren es | |
8:13 | und akzeptieren die Dinge so wie sie sind |
und machen weiter. | |
8:19 | Wir hoffen, dass irgendwie, mit der Zeit, |
durch äußere Geschehnisse, | |
8:26 | durch politische Maßnahmen |
oder durch Organisationen | |
8:31 | die Dinge wieder in normale, vernünftige |
Bahnen gelenkt werden. | |
8:37 | Ich fürchte, das wird nie geschehen, |
8:41 | weder durch eine perfekte Organisation, |
8:45 | egal, wie gut sie verwaltet wird, |
8:52 | noch durch irgendwelche Lösungen, |
die die Wissenschaftler anbieten. | |
8:57 | Offensichtlich werden die Probleme |
der Menschheit dadurch nicht gelöst. | |
9:05 | Ob Sie nun in diesem Land leben, |
in Europa, Indien oder in Asien, | |
9:11 | haben wir Menschen alle |
die gleichen Probleme. | |
9:17 | Da wir alle sie kennen, |
können wir kommunizieren. | |
9:24 | Was wir gemein haben, kann kommuniziert |
und gemeinsam geteilt werden. | |
9:29 | Deshalb muss man alle Bilder |
beiseite schieben, | |
9:35 | die man sich von dem Sprecher |
gemacht hat, | |
9:40 | oder Ihr eigenes Bild |
von sich selbst, | |
9:44 | so dass wir gemeinsam wahrnehmen, |
mit unseren Herzen ein wirkliches | |
9:50 | Verständnis und eine Lösung |
dieser vielen Probleme finden können. | |
9:59 | Wir sollten uns von Anfang an |
im Klaren darüber sein, | |
10:06 | dass wir keinerlei Lösung anbieten, |
10:11 | wir werden nicht sagen, |
was Sie tun sollen, | |
10:16 | denn das befördert die Autorität. |
10:21 | Und wo Autorität ist, |
muss Angst sein, | |
10:29 | Konkurrenz, Nachahmung |
und Anpassung, | |
10:33 | und all das verhindert unser Forschen. |
10:41 | Denn wir müssen sehr genau |
und zögerlich | |
10:50 | auf die außerordentlichen Probleme |
eingehen, die wir als Menschen haben, | |
10:56 | nicht als Wissenschaftler |
oder Politiker, | |
11:02 | nicht als Geschäftsleute |
oder Arbeiter, | |
11:05 | sondern als Menschen. |
11:14 | Denn es scheint mir, als müssten wir |
in uns selbst | |
11:20 | eine totale Revolution herbeiführen, |
in der eigenen Psyche, | |
11:23 | in der Struktur unseres Seins. |
11:29 | Aber heutzutage sprechen alle |
nur von der Revolution im Außen, | |
11:37 | der physischen Revolution, |
11:41 | wenn Sie all Ihre Energie aufbringen, um |
eine soziale Revolution herbeizuführen. | |
11:47 | Es wird immer in Begriffen von |
Veränderungen im Außen gedacht, | |
11:53 | Veränderungen in der Umwelt. |
12:02 | Madame, Sie werden an der Reihe sein, |
12:04 | wenn am Ende der Rede |
Fragen gestellt werden können, | |
12:08 | also haben Sie bitte etwas Geduld. |
12:21 | Stehen Sie bitte von diesen Stufen auf. |
12:29 | Darf ich fortfahren? |
12:31 | Ja. |
12:36 | Bitte, diese Leute müssen erst aufstehen, |
bevor Sie fortfahren können. | |
12:44 | Wie bitte? |
12:53 | Der Platzanweiser erlaubt es nicht, |
dass Leute auf dem Boden sitzen. | |
13:04 | Wissen Sie, |
13:06 | dies hier ist nicht zu Ihrem Vergnügen, |
13:11 | weder spirituell noch intellektuell. |
13:16 | Wir sprechen über |
eine sehr ernste Angelegenheit. | |
13:21 | Und wenn Sie dies nicht ernst nehmen, |
13:23 | sehe ich nicht ein, weshalb |
wir hier sitzen sollten. | |
13:29 | Ich meine keine ernsten Gesichter |
13:32 | oder Ähnliches. |
13:39 | Ernst zu sein bedeutet genau das: |
Ernsthaft zu sein, | |
13:43 | um mit Ihrer Aufmerksamkeit, Ihrem Herzen, |
13:49 | Ihren Fähigkeiten, selbst herauszufinden, |
ob es eine Lösung, | |
13:57 | einen Ausweg aus diesem Irrsinn, |
dieser Gewalt, dieser Brutalität gibt. | |
14:06 | Madame, hören Sie zu. |
14:12 | Wie wir bereits sagten, |
haben wir menschliche Probleme, | |
14:19 | und immer sprechen wir davon, eine |
Revolution im Außen herbeizuführen, | |
14:24 | um die sozialen Strukturen zu verändern, |
14:30 | sei es durch Gewalt oder |
mit friedlichen Mitteln. | |
14:37 | Das Problem liegt viel tiefer als im |
sozialen oder ökologischen Wandel, | |
14:43 | sei es in der Umwelt, Wirtschaft |
oder in der gesellschaftlichen Moral, | |
14:54 | denn die gesellschaftliche Moral |
ist unmoralisch. | |
15:08 | Wir beschäftigen uns also mit |
unseren menschlichen Problemen, | |
15:14 | denn unsere Gesellschaft ist das, |
was wir sind. | |
15:25 | Die Gesellschaft, die Welt ist wir, |
15:30 | abhängig von unsere Beziehungen, |
unserem Verhalten, | |
15:35 | unseren Ängsten und Vergnügungen, |
unserer Verzweiflung | |
15:38 | und dem Verlangen nach psychologischer |
Sicherheit und Abhängigkeit. | |
15:44 | Diese Welt ist wir, |
und wir sind die Welt. | |
15:52 | Und um eine radikale Revolution |
in dieser Welt herbeizuführen, | |
15:56 | müssen wir uns verändern, |
15:59 | nicht lediglich die Umwelt. |
16:05 | Und immer mehr Bücher |
und Philosophien und Politiker, | |
16:11 | und ich fürchte auch die Wissenschaftler |
16:14 | sind damit befasst, die Welt im Außen |
zu verändern. | |
16:21 | Und offensichtlich sind sehr wenige |
16:27 | an einer radikalen Revolution im |
im Inneren interessiert. | |
16:31 | Denn wenn wir uns nicht ändern, |
wenn wir korrupt sind, | |
16:38 | wozu brauchen wir dann |
eine perfekte soziale Struktur, | |
16:43 | denn wir werden sie korrumpieren. |
16:46 | Ich denke, das ist ziemlich offensichtlich |
und logisch. | |
16:53 | Wir neigen dazu, das zu vergessen, |
16:57 | denn wir denken, |
wenn wir die Umwelt verändern, | |
17:01 | wie es die Kommunisten und andere tun, |
17:08 | wenn die politische, wirtschaftliche, |
17:11 | soziale Struktur verändert wird, |
17:16 | und der Mensch sich dann an diese |
Struktur anpasst, | |
17:21 | wird er rechtschaffen, |
17:25 | gewaltlos werden, |
17:28 | ein friedliches Leben führen. |
17:31 | All diese Experimente sind schon |
einmal unternommen worden, | |
17:36 | zwangsweise oder friedlich. |
17:40 | Doch der Mensch ist das geblieben, |
was er schon seit Jahrtausenden ist, | |
17:47 | gierig, neidvoll, angriffslustig, |
brutal, selbstbezogen, | |
17:58 | und bringt alle Arten von Leid |
in die Welt. | |
18:07 | Deshalb ist die Welt, |
18:11 | sowohl im Außen wie im Innern, |
das, was wir sind, | |
18:17 | wir haben das hervorgebracht. |
18:19 | Es gibt keine Trennung |
zwischen Ihnen und der Welt, | |
18:22 | und der Welt und dem Ich. |
18:25 | Ich glaube, das ist etwas Grundlegendes, |
das wir fundamental verstehen müssen, | |
18:33 | dass es keine Einzelpersonen |
in der Gemeinschaft gibt, | |
18:42 | einer Gesellschaft, einer von uns |
getrennten Welt, wir sind die Welt. | |
18:47 | Wenn Sie in sich hineinhören, |
werden Sie sehen, | |
18:52 | dass Sie das Ergebnis |
Ihrer Kultur sind, | |
18:55 | Ihrer Umgebung, |
dessen, was Sie erschaffen haben, | |
18:59 | oder Ihre Großväter oder Großmütter. |
19:03 | Sie sind das Ergebnis der Vergangenheit. |
19:07 | Und ohne die gesamte Vergangenheit, |
19:14 | die gesamte Struktur |
unserer Vergangenheit zu verändern, | |
19:18 | wollen wir die Dinge im Außen verändern, |
19:21 | schönere Badezimmer, zum Mond fliegen, |
Golf spielen, | |
19:26 | oder irgendeine hässliche Flagge |
auf dem Mond hissen. | |
19:31 | Und Sie glauben, technologisch |
19:33 | unendlich fortschrittlich zu sein. |
19:39 | Vielleicht sind Sie das, |
19:42 | doch das wird Ihnen keinen Ausweg aus |
unserem Elend, unseren Konflikten, | |
19:48 | aus der außerordentlichen Stumpfheit |
unseres Geistes weisen, | |
19:55 | aus dem heillosen Mangel |
an Liebe und Mitgefühl. | |
20:05 | Wenn wir die Realität sehen könnten, |
20:09 | nicht als Theorie, |
20:11 | nicht als etwas Spekulatives, |
an das wir uns anpassen, | |
20:16 | sondern als die Tatsache, |
dass wir die Welt sind. | |
20:20 | Wir sind das Ergebnis der Kultur, |
in der wir leben, | |
20:24 | und dieser Kultur |
die wir erschaffen haben . | |
20:29 | Wir sind die Vergangenheit. |
20:34 | Und um anders zu leben, |
und wir müssen anders leben, | |
20:40 | mit einem völlig anders gearteten |
Verstand und Gefühl, | |
20:49 | müssen wir uns selbst verstehen, |
20:53 | nicht nach Maßgabe eines Philosophen |
oder Psychologen, | |
21:01 | sondern als das, was wir tatsächlich sind. |
21:04 | Und deshalb müssen wir beobachten. |
21:10 | Und wenn wir weder theoretisch |
21:18 | noch intellektuell die Tatsache |
akzeptieren könnten, | |
21:23 | dass Sie die Welt sind, |
und die Welt Sie, | |
21:30 | dass es das ist, was Sie tatsächlich sind. |
21:35 | In Ihrer Beziehung zueinander |
erschaffen Sie die Kultur, | |
21:44 | Sie sind vollkommen verantwortlich |
21:49 | für die Kriege, für das Elend, |
für die soziale Ungerechtigkeit, | |
21:57 | für alles, das um uns herum geschieht, |
22:01 | das Chaos, das Leid. |
22:07 | Und offensichtlich möchten wir |
uns dem nicht stellen, | |
22:12 | das wird unsere Schwierigkeit sein. |
22:21 | Wir sind uns selbst derart raffiniert |
und geschickt ausgewichen | |
22:31 | mithife der Religion, |
der Philosophie, | |
22:34 | durch Unterhaltung, sei diese |
Unterhaltung religiöser Art | |
22:38 | oder Fußball oder dergleichen. |
22:44 | Wir haben ein Netzwerk von Fluchtwegen, |
durch die wir so schnell hindurchgleiten. | |
22:52 | Und weil wir fliehen, gibt es |
viele Enttäuschungen. | |
23:00 | Aufgrund dieser Enttäuschungen, |
die wir beinahe anbeten, | |
23:08 | erschaffen wir jede Art von |
Literatur, Drama, Kunst, usw., | |
23:17 | und all das ist keinerlei Erlösung aus |
unserem täglichen menschlichen Dasein. | |
23:29 | Und damit sind wir beschäftigt, |
23:33 | zumindest ist der Sprecher |
damit beschäftigt, | |
23:40 | nicht nur wahrzunehmen, |
was in uns selbst vorgeht. | |
23:46 | Sondern dass wir in uns selbst, |
23:52 | in unserem Verstand, |
in der Struktur unserer Gehirnzellen | |
23:57 | und auch in unseren Herzen |
23:59 | eine radikale psychologische |
Revolution hervorbringen, | |
24:02 | denn das ist die einzige Revolution, |
es gibt keine andere. | |
24:08 | Die bloße physische Revolution |
ist so schrecklich primitiv, | |
24:18 | sie schädigt, sie zerstört die Menschen, |
24:25 | mit dem Zweck, eine gute Gesellschaft |
zu schaffen. | |
24:29 | Sie töten Menschen, um eine |
gute Gesellschaft zu schaffen. | |
24:33 | Welch ein Widerspruch, |
welche Dummheit. | |
24:38 | Und wir akzeptieren das, |
24:42 | entweder stillschweigend oder mit Gewalt, |
24:47 | wir akzepieren diese Philosophie, |
24:51 | dass wir uns erst im Außen |
verändern müssen, | |
24:55 | um uns dann, wie so viele Affen, |
25:04 | dem Muster anzupassen, das die |
Intellektuellen vorgegeben haben, | |
25:07 | oder die Ökonomen. |
25:12 | Ich denke also, dass zuallererst |
25:15 | wenn ich das wiederholen darf, |
25:20 | auf nonverbaler Ebene erkannt werden muss, |
25:27 | nicht theoretisch, sondern es muss |
tatsächlich verstanden werden, | |
25:33 | so wie Sie Hunger verspüren, |
25:39 | dass Sie die Welt sind, |
und die Welt Sie. | |
25:45 | Das wirklich zu verstehen |
25:47 | ist es das wundervollste, |
das einem Menschen passieren kann. | |
25:54 | Denn dann übernehmen Sie |
die volle Verantwortung, | |
26:02 | nicht nur für Ihre Beziehungen, |
26:08 | sondern auch für Ihre Beziehung zur Natur, |
26:14 | für die Zerstörung der Natur, |
für das Töten von Tieren. | |
26:20 | Neulich |
26:24 | hat man im Fernsehen gesehen, |
wie kleine Robben getötet wurden | |
26:30 | und ihre Schreie gehört. |
26:32 | Und Sie sind die christliche Welt, |
26:35 | liebend, gütig, sprechen vom Frieden, |
26:41 | und töten diese armen Geschöpfe, |
26:44 | kleiden sich in ihren Pelzen, |
oder was immer Sie damit tun. | |
26:50 | Und wir leben im 20. Jahrhundert, |
26:54 | und Sie sollten zivilisiert und |
intellektuell sein. | |
27:01 | Ich überlasse all das Ihnen. |
27:07 | Wenn man also erkennt, |
was man tatsächlich ist, | |
27:17 | muss diese Erkenntnis |
wahrgenommen werden. | |
27:22 | Sie können nicht etwas begreifen, |
das Sie nicht | |
27:27 | genau untersucht haben. |
27:32 | Und um es zu untersuchen, darf es, |
wie wir sagten, kein Zerrbild geben. | |
27:38 | Ein Zerrbild wird unweigerlich entstehen, |
27:42 | wenn Fragmentierung da ist, |
27:47 | wenn ein Teil von Ihnen, |
das immer noch ein Fragment ist, | |
27:54 | verurteilt, was Sie wahrnehmen. |
28:02 | Wenn ein Teil von Ihnen |
alle anderen Fragmente beobachtet, | |
28:09 | und dieser Teil sich anmaßt, |
die anderen Fragmente zu korrigieren, | |
28:17 | wird die Autorität dieses Teils |
die Fragmentierung fortdauern lassen. | |
28:21 | Es gibt also einen Widerspruch |
28:25 | zwischen dem einen Fragment, |
das sich die Autorität angeeignet hat | |
28:29 | zu rechtfertigen, zu verurteilen, |
28:33 | zu deuten oder zu erklären. |
28:41 | Und solange wir diese Fragmentierung |
in uns haben, | |
28:48 | und sie ist da, nicht nur |
auf der bewussten Ebene, | |
28:53 | sondern auch tief im Innern, |
in der Höhle unseres Seins. | |
29:00 | Diese Fragmente, Fragmentierung, |
29:03 | die nicht nur das Ergebnis der Kultur ist, |
in der wir leben, | |
29:11 | in der Welt der Spezialisierungen, |
29:17 | sondern auch in uns selbst, zutiefst |
29:22 | sind wir fragmentierte Menschen. |
29:31 | Und wenn man die Tatsache erkennt, |
dass man die Welt ist, | |
29:37 | und dass wir die Kultur, in der wir leben, |
selbst erschaffen haben, | |
29:41 | durch unsere Arbeit, unsere Handlungen, |
unser Denken, unseren Glauben, | |
29:46 | durch unsere Nationalitäten |
und die Trennung in den Religionen, | |
29:52 | wenn wir das sehen, |
29:59 | müssen wir lernen zu beobachten. |
30:06 | Denn was wir sehen, |
ist nicht statisch, | |
30:11 | es ist nicht etwas, |
das feststeht, | |
30:13 | etwas Immerwährendes und Totes, |
es ist etwas Lebendiges. | |
30:19 | Und wir beobachten das Lebendige, |
das, was Sie sind, | |
30:24 | mit all den Widersprüchlichkeiten, |
der Verwirrung, | |
30:28 | der Schuld, dem Elend, |
der Qual, dem Leiden, | |
30:33 | das alles ist etwas Lebendiges. |
30:38 | Und wir beobachten dieses Lebendige |
mit den Augen der Vergangenheit. | |
30:44 | Ich weiß nicht, ob Sie das nicht |
selbst beobachtet haben. | |
30:47 | Denn wir leben in der Vergangenheit, |
30:50 | wir sprechen vielleicht über die |
ewige Gegenwart und das Jetzt, | |
30:55 | denn das ist lediglich |
eine spekulative Vorstellung, | |
30:59 | die Erfindung einer klugen |
intellektuellen Person. | |
31:04 | Doch tatsächlich leben wir in der |
Vergangenheit. Wir sind die Vergangenheit. | |
31:11 | Auch das ist eine Tatsache. |
31:15 | Sie sind Christen, Hindus, |
31:18 | Sie sind das Ergebnis einer |
tausendjährigen Propaganda. | |
31:25 | Danke. |
31:32 | Das ist eine gute Idee. |
31:50 | Wie wir gesagt haben, |
sind wir das Ergebnis von Propaganda, | |
31:56 | wir sind das Ergebnis dessen, was uns |
von Kindheit an gesagt wurde, | |
32:00 | was wir glauben oder nicht glauben sollen. |
32:06 | Wir müssen also |
die Vergangenheit verstehen. | |
32:13 | Die Vergangenheit, die Gegenwart und die |
Zukunft sind eine weitere Fragmentierung. | |
32:21 | Und wir, wie die Wissenschaftler, |
stellen uns vor, | |
32:24 | wie die Gesellschaft |
in 2000 Jahren sein wird. | |
32:31 | Nicht in 2000 Jahren, in 40, 50 |
oder 90 Jahren, | |
32:36 | wie sie in der Zukunft aussehen wird. |
32:38 | Sie haben die Zukunft, wie sie sein wird, |
genau berechnet, | |
32:44 | in technologischer Hinsicht. |
32:48 | Doch Sie wissen ganz genau, dass die |
Zukunft das sein wird, was Sie jetzt sind. | |
32:55 | Und was Sie jetzt sind, ist das Ergebnis |
dessen, was Sie gewesen sind. | |
33:02 | Und ohne zu verstehen, was Sie |
gewesen sind, | |
33:06 | und ohne radikal zu verändern, |
33:08 | was Sie gewesen sind |
und was Sie sind, | |
33:11 | wird die Zeit keinerlei |
Lösung herbeiführen. | |
33:19 | Es ist eine unserer großen Täuschungen, |
33:24 | dass die Zeit, |
33:28 | die eine weitere Fragmentierung ist, |
33:32 | irgendwie auf irgendeine |
wundersame Weise | |
33:37 | einen außerordentlichen Menschen |
erschaffen wird. | |
33:42 | Äußerlich gesehen leben Sie |
vielleicht länger, | |
33:46 | möglicherweise haben Sie |
bessere Klärwerke, | |
33:51 | eine saubere Stadt ohne Luftverschmutzung. |
33:59 | Die Wissenschaft kann all |
diese Dinge herbeiführen, | |
34:04 | und dafür ist Zeit nötig. |
34:08 | Doch ist Zeit überhaupt notwendig, um |
diesen gewaltigen Wandel herbeizuführen, | |
34:17 | eine totale Revolution in uns selbst? |
34:25 | Wir müssen diese Frage untersuchen, |
34:28 | ob die Zeit, das Denken, |
die Fragmentierung | |
34:38 | jemals in der Lage sein werden, |
den menschlichen Geist zu verändern, | |
34:45 | den Geist, |
der konditioniert worden ist, | |
34:52 | und die Gehirnzellen, in der die |
Vergangenheit, die Erinnerung, Erfahrung | |
35:03 | und das Wissen von |
tausend Jahren gespeichert ist. | |
35:11 | Man muss das alles verstehen, |
35:15 | und um es zu verstehen, muss man sich |
dem wirklich widmen. | |
35:23 | Es ist nichts, das Sie an |
einem Nachmittag verstehen können, | |
35:28 | wenn Sie nichts Besseres zu tun haben, |
35:31 | und wenn Sie herkommen, |
hier sitzen und hoffen, | |
35:38 | alle Unwägbarkeiten des Leben |
zu begreifen. | |
35:44 | Man muss sein Leben, |
35:49 | sein Herz, |
35:50 | sein ganzes Sein hergeben, |
um es zu verstehen. | |
35:55 | Denn es ist Ihr Leben, |
35:59 | und wenn wir das nicht verstehen, |
36:05 | hat jede Suche nach dem Nirvana, |
nach Extase, | |
36:12 | nach einem rechtschaffenen Leben |
ganz und gar keinen Wert. | |
36:18 | Eine der ersten Fragen lautet also, |
36:22 | ob der Verstand, |
36:26 | der das Ergebnis der Vergangenheit ist, |
36:30 | das Ergebnis einer |
tausendjährigen Evolution, | |
36:38 | und der einer |
ungeheuren Krise gegenübersteht, | |
36:44 | nicht nur der Krise im Außen, sondern auch |
der Krise in unserem Leben, | |
36:53 | in unseren Beziehungen, |
in unserer Art zu leben, | |
37:00 | ob er diese Krise wirklich |
bewältigen kann. | |
37:06 | Nicht teilweise, Stück für Stück, |
37:10 | sondern ganz und gar. |
37:15 | So dass wir leben können |
ohne jeglichen Konflikt, | |
37:25 | ohne Kriegsschauplätze in unserem Leben. |
37:28 | Von dem Moment an, in dem |
wir geboren werden, bis wir sterben, | |
37:31 | ein immerwährender Kampf; Schmerz, |
Angst, Sorge und Verzweiflung. | |
37:44 | Wir müssen also, wenn Sie möchten, |
37:51 | unseren Verstand untersuchen, |
37:55 | d.h. unsere Gedankengänge, |
38:00 | unser Intelligenzvermögen. |
38:06 | Der Intellekt, |
38:10 | der offenbar allseits mit |
solch großer Begeisterung verehrt wird, | |
38:16 | der Intellekt dient dem Erforschen. |
38:29 | Der Intellekt, |
38:32 | der die Ansammlung von Wissen, |
von Erfahrung ist, | |
38:40 | der eintausend Jahre lang |
38:46 | nach einem Ausweg aus diesem |
Elend und dieser Verwirrung gesucht hat. | |
38:50 | Wir glauben, dass dieser Intellekt |
eine Lösung finden wird, | |
38:57 | oder dass er in der Lage sein wird, |
über das Erforschte hinauszugehen. | |
39:11 | D.h., der Intellekt ist Wissen, |
39:19 | richtig oder falsch verwendet. |
39:26 | Der Intellekt ist die Fähigkeit |
zu kritisieren, zu beobachten, | |
39:36 | zu untersuchen, |
sei es auf gesunde oder ungesunde, | |
39:45 | logische oder unlogische Weise. |
39:51 | Dieser Intellekt hat die Fähigkeit, |
objektiv zu beobachten. | |
39:59 | Doch dieser Intellekt ist nur |
ein Teil des Ganzen, | |
40:05 | nicht wahr? |
40:07 | Wir leben nicht nur |
durch den Intellekt, | |
40:11 | wir leben durch unsere Gefühle, |
40:15 | durch unsere Liebe oder Vergnügungen, |
unsere Schmerzen. | |
40:24 | Wenn also der Intellekt, |
als Inbegriff des Denkens, | |
40:30 | beginnt, unser Leben zu bestimmen, |
40:34 | verursacht er große Widersprüche |
in unserem Leben. | |
40:41 | Unser Leben ist eine |
vollkommene Angelegenheit, | |
40:48 | d.h. die psychosomatischen Reaktionen, |
40:54 | die Reaktionen des Herzens, |
40:58 | des Geistes, |
41:00 | und des Geistes, das auf der Suche |
nach etwas Jenseitigem ist. | |
41:06 | Wir sind dieses |
vollkommene Menschenwesen, | |
41:10 | nicht nur der Intellekt |
oder das Gefühl, | |
41:14 | oder die Leugnung des Intellekts, |
41:16 | um nur in einer Art |
emotionaler Unordnung zu leben. | |
41:29 | Man muss also diesen |
inneren Widerspruch verstehen, | |
41:36 | d.h. den Widerspruch der Zeit |
41:41 | als gestern, heute und morgen, |
41:46 | der Vergangenheit, Gegenwart |
und Zukunft. | |
41:53 | Die Zeit als Mittel, unsere |
mannigfaltigen Probleme zu lösen | |
42:10 | und das Wissen, das der Mensch im Lauf |
von tausend Jahren angesammelt hat, | |
42:16 | von dem er abhängt, |
und das die Vergangenheit ist. | |
42:25 | Nun, das ist unsere Vergangenheit, |
das Wissen ist Vergangenheit. | |
42:31 | In der Gegenwart gibt es kein Wissen. |
42:36 | Kommunizieren wir miteinander? |
42:39 | Ja. |
42:41 | Ich werde nicht immer wieder fragen, |
42:43 | ob wir miteinander kommunizieren, |
42:46 | ich möchte es nur einmal tun |
und dann nicht wieder. | |
42:51 | Wenn Sie mit dem Sprecher |
nicht kommunizieren | |
42:54 | und der Sprecher nicht in |
der Weise kommuniziert, | |
42:57 | dass wir gemeinsam die anstehenden |
Probleme teilen, ist das Ihre Sache. | |
43:07 | Der Sprecher wird es so klar, |
so logisch, | |
43:13 | so vernünftig wie möglich vermitteln, |
43:15 | und wenn Sie es teilen möchten, |
tun Sie es. | |
43:21 | Und wenn Sie es nicht teilen, |
teilen Sie es meinetwegen nicht. | |
43:29 | Denn dieses ist keine Propaganda, |
43:33 | und darin liegt ihre Schönheit. |
43:37 | Es gibt nichts, wovon Sie überzeugt |
werden oder an das Sie glauben müssen, | |
43:44 | kein neues Gedankengut zum Mitnehmen. |
43:51 | Ideen sind die Kinder |
unfruchtbarer Frauen. | |
44:02 | Ja, Sie lachen, doch Sie leben mit Ideen. |
44:08 | Für Sie sind Ideen |
die wichtigsten Dinge im Leben. | |
44:13 | Ideen sind nicht nur |
aus Wörtern zusammengesetzt, | |
44:20 | sondern Ideen ist das Denken, |
das zu einer Idee wird, | |
44:31 | als Formel, als Begriff. |
44:35 | Sehen Sie nur, was Sie tun, |
Sie leben in der Vergangenheit, | |
44:39 | Ihr gesamter Verstand, Ihr Wissen, |
Ihre Gehirnzellen, Ihre Bilder, | |
44:45 | das alles ist Vergangenheit, |
und Sie leben in der Zukunft | |
44:53 | für ein Ideal, eine Vorstellung, |
einen Glauben an etwas. | |
45:00 | Sie sehen also, wie die Zeit, |
die die Vergangenheit ist, | |
45:06 | eine Trennung der Vergangenheit, |
der Gegenwart und der Zukunft bewirkt hat. | |
45:10 | Und Sie leben immerzu auf die Zukunft hin |
45:17 | und versuchen, |
die Vergangenheit zu vergessen. | |
45:20 | Doch Ihre Wurzeln, Ihr Sein, |
45:23 | Ihr gesamter Denkprozess |
sind mit der Vergangenheit verwurzelt. | |
45:31 | Und ohne ein Verständnis für |
diese tiefen Wurzeln, die Sie selbst sind, | |
45:41 | versuchen Sie, eine wundervolle zukünftige |
Gesellschaft zu erschaffen. | |
45:50 | Wissen Sie, neulich unterhielten sie sich |
darüber, was passieren wird, | |
45:57 | die explosionsartige Entwicklung |
der Technologie, | |
46:03 | wie die Technologie eine neue |
Gesellschaft erschaffen wird. | |
46:07 | Offensichtlich wird eine neue |
Gesellschaft entstehen, | |
46:11 | doch wir Menschen sind, |
was wir die letzten | |
46:14 | zehntausend Jahre gewesen sind, |
46:19 | und wenn wir uns nicht ändern, |
werden wir in größeren Widersprüchen, | |
46:23 | tieferen Qualen leben, |
46:29 | und unser Verhältnis zueinander |
wird furchtbar sein. | |
46:38 | Wir werden uns gemeinsam |
der Frage widmen, | |
46:43 | ob der Verstand, der im Laufe |
der Zeit konditioniert wurde, | |
46:50 | konditioniert durch Erfahrung, |
46:56 | konditioniert durch das Wissen, |
das aus dieser Erfahrung gewonnen wurde, | |
47:04 | konditioniert durch die Religion, |
zu glauben oder nicht zu glauben, | |
47:10 | Katholiken, Protestanten, |
47:12 | und die unzähligen Strömungen |
im Protestantismus, | |
47:17 | die Hindus, die Moslems, |
47:19 | all der Unsinn, der in der Welt |
geschieht, ein Zirkus. | |
47:29 | Wir sind durch die Vergangenheit |
konditioniert, durch Propaganda, | |
47:32 | wir sind das Ergebnis all dessen, |
47:37 | sind wir uns dessen bewusst? |
47:40 | Das ist die erste Frage: |
47:43 | Uns unserer Vergangenheit, unserer |
Konditionierung gewahr zu sein. | |
47:52 | Das Wort Gewahrsein bedeutet |
etwas sehr einfaches, | |
47:58 | machen Sie es nicht kompliziert. |
48:00 | Gehen Sie nicht nach Burma |
oder in ein Kloster, | |
48:05 | um den Rest Ihres Lebens die Bedeutung |
des Gewahrseins zu studieren. | |
48:12 | Das Gewahrsein praktizieren, |
48:14 | das ist eines der Jargons, ein Klischee, |
das Sie kürzlich erlernt haben. | |
48:21 | Einfach nur gewahr zu sein, sich der |
Farbe dieser Rose, | |
48:31 | sich des Mannes gewahr zu sein, |
der das Wasser gebracht hat, | |
48:37 | Ihres Nachbarn, |
48:41 | der Farbe, |
der Proportionen der Halle, | |
48:50 | sich der Dinge gewahr zu sein, |
die um Sie herum geschehen, | |
48:54 | des Elends, des Drecks, der Armut, |
48:58 | der Hässlichkeit, die der Mensch |
verursacht hat, | |
49:02 | der Brutalität der Dinge, |
die Sie umgeben, | |
49:06 | sich dessen gewahr, bewusst zu sein. |
49:11 | Nun beginnt die Schwierikeit. |
49:14 | Sie können gewahr sein, |
das ist ziemlich einfach, | |
49:18 | Ihrer Umgebung gewahr sein, |
49:20 | wenn Sie die Straße hinunterlaufen, |
mit dem Schmutz, | |
49:26 | Sie wissen besser als ich, |
was in New York City passiert. | |
49:31 | Gewahr sein. |
49:34 | Was geschieht, wenn Sie gewahr sind? |
49:40 | Bitte folgen Sie mir, |
49:42 | es ist sehr einfach, Sie können es |
mit Leichtigkeit selbst tun. | |
49:46 | Wir teilen dies miteinander, |
49:49 | ich bin nicht Ihr Guru. |
49:52 | Verstehen Sie? |
49:57 | Ich teile mit Ihnen, deshalb machen wir |
die Reise gemeinsam. | |
50:03 | Ich führe Sie nicht. |
50:05 | Gott sei Dank sind Sie nicht |
meine Gefolgschaft, | |
50:12 | denn Sie würden mich zerstören, |
und ich würde Sie zerstören. | |
50:20 | Es gibt keinen Lehrer, |
50:23 | es gibt nur Sie: |
als Lehrer und als Schüler. | |
50:31 | Sie werden also gleichermaßen zum |
Beobachter und zum Lernenden. | |
50:39 | Sie werden in einem Atemzug |
alle Gurus beiseite schieben, | |
50:44 | alle Gefolgschaft, alle Autorität |
im spirituellen Sinn. | |
50:53 | Weder die Autorität des Polizisten, |
50:56 | noch die Autorität des Gesetzes, |
51:01 | denn um das Gesetz zu verändern, |
das bestehende Gesetz, | |
51:04 | müssen Sie erst sich selbst verändern. |
51:11 | Erst möchten wir die äußeren |
Gesetze verändern, | |
51:16 | die von Ihnen geschaffen wurden, |
51:20 | durch Ihre Vorurteile, Ihre Gier, |
Ihre Habsucht, | |
51:25 | durch Ihr Streben nach Sicherheit, |
51:29 | und Sie möchten diese Gesetze verändern, |
ohne sich selbst zu verändern. | |
51:37 | Sie möchten Frieden in der Welt haben, |
51:39 | keine Kriege, kein Vietnam mehr, |
51:44 | doch in Ihren Herzen herrscht Krieg, |
51:50 | und Sie werden unweigerlich Kriege |
verursachen. | |
51:55 | Um sich nicht nur äußeren Dingen |
gewahr zu sein, | |
52:03 | der Wolke, |
52:06 | der Schönheit des Baumes |
52:09 | und des schnellen Vogelflugs, |
52:13 | und der Spiegelungen auf dem Wasser. |
52:17 | Es ist leicht, sich all dessen gewahr |
zu sein, denn es berührt Sie nicht, | |
52:27 | denn es ist etwas im Außen, weit weg. |
52:32 | Unsere Schwierigkeit beginnt, |
wenn wir uns selbst wahrnehmen. | |
52:38 | Wenn Sie sich selbst sehen, |
so wie Sie sind, | |
52:41 | Sie sagen, ich mag das nicht, |
es ist häßlich, oder wunderschön, | |
52:44 | dieses behalte ich, jenes nicht, |
52:46 | dann wählen Sie aus, |
mit dem Verstand, | |
52:52 | Sie verurteilen oder rechtfertigen, |
vergleichen. | |
53:00 | In diesem Zustand des Vergleichens, |
des Rechtfertigens, des Verurteilens | |
53:08 | ist Ihre Aufmerksamkeit zerstreut, |
Sie sind nicht achtsam. | |
53:12 | Sie nehmen das Bild wahr, |
53:14 | das aus der Vergangenheit stammt, |
53:17 | und mit diesem Bild sehen Sie |
die Gegenwart | |
53:22 | und verfälschen sie. |
Ist das klar? | |
53:26 | Sorry, ich kann Sie nicht fragen, |
ob es Ihnen klar ist, es liegt an Ihnen. | |
53:30 | Ich werde es noch einmal anders darlegen. |
53:40 | Wenn Sie einen Baum, einen Vogel oder |
das Licht auf einer Wolke wahrnehmen, | |
53:52 | wenn Sie das wirklich |
wahrgenommen haben, | |
53:56 | kleiden Sie es sofort in Worte, |
54:02 | Sie sagen: |
"Was für eine schöne Wolke". | |
54:04 | Sie möchten ein Gedicht schreiben, |
wenn Sie so veranlagt sind, | |
54:08 | Sie möchten es weitererzählen. |
54:11 | Es in Worten auszudrücken |
ist eine Ablenkung, | |
54:16 | denn dann hören Sie auf zu schauen. |
54:21 | Das Verbalisieren ist das Bild der Wolke, |
54:25 | die Sie gestern gesehen haben, |
54:27 | und dieses Bild steht zwischen Ihnen |
und der tatsächlichen Wolke. | |
54:37 | Sie betrachten also die Wolke |
durch den Filter von Worten, | |
54:41 | durch den Filter von Wissen, |
54:44 | durch den Filter von Erinnerungen |
an gestern. | |
54:49 | Also sind Sie sich des Eigentlichen |
nicht vollkommen bewusst. | |
54:57 | In derselben Weise sich bewusst zu sein, |
was im Innern passiert, | |
55:04 | sich dessen unmittelbar gewahr zu sein. |
55:11 | Dort beginnt unsere Schwierigkeit. |
55:17 | Denn wenn Sie mit einer Vorstellung |
aus der Vergangenheit beobachten, | |
55:29 | erzeugen Sie in Ihrer Beobachtung |
eine Trennung | |
55:34 | zwischen Ihnen als Beobachter und |
dem, was beobachtet wird. | |
55:40 | Ich hoffe, Sie tun das jetzt, |
während wir sprechen. | |
55:45 | Das heißt, teilzuhaben. |
55:48 | Gehen Sie nicht heim, um darüber |
nachzudenken, dann tun Sie es nicht. | |
55:57 | Sie tun es nur |
im Augenblick des Zuhörens. | |
56:04 | Das ist die Bedeutung |
und die Schönheit des Teilens, | |
56:12 | nicht etwas mit nach Hause zu nehmen, |
um dann darüber zu sprechen. | |
56:23 | D.h., sich gewahr zu sein, |
56:30 | sich gewahr zu sein, was gerade |
in Ihnen geschieht, | |
56:41 | nicht anhand von irgendeiner Meinung, |
56:44 | sondern in diesem unmittelbaren |
Gewahrsein zu beobachten, | |
56:51 | was tatsächlich ist. |
56:54 | Das bedeutet, dass der Verstand |
nicht verdammt, nicht benennt, | |
57:04 | sondern einfach nur beobachtet. |
57:13 | D.h., ich bin mir bewusst, |
dass ich gewalttätig bin, | |
57:23 | auf jede mögliche Weise, sexuell, |
57:30 | in meiner Sprache, meinen Gebärden, |
57:34 | in meiner Lebenshaltung, |
57:38 | gewalttätig, trennend. |
57:44 | Eine Gewalt, |
die aus meiner Angst resultiert, | |
57:53 | ich bin mir |
meiner Gewalttätigkeit bewusst. | |
57:58 | Wenn ich mir dessen also bewusst bin, |
58:02 | sage ich mir: "Ich bin gewalttätig, |
58:06 | ich bin neidisch oder gierig". |
58:11 | Wenn Sie es benennen oder |
durch das Wort betrachten, | |
58:17 | ist das Wort die Vergangenheit. |
58:23 | Wenn Sie es also mit den Augen |
der Vergangenheit betrachten, | |
58:27 | bestärken Sie das, was Sie |
mit Gewalt bezeichnen. | |
58:34 | Denn das, was gerade geschieht, |
beziehen Sie auf die Vergangenheit, | |
58:40 | und die Vergangenheit ist mehr oder |
weniger die feste Größe, die wir haben. | |
58:50 | Indem wir also die Gewalttätigkeit, |
den Ärger benennen, | |
58:54 | bestärken wir das Wissen, das wir |
über den Ärger erworben haben. | |
59:01 | Deshalb haben wir keine |
neue, frische Sichtweise. | |
59:09 | Sie betrachten also |
den Ärger mit einer Sichtweise, | |
59:13 | die durch die Vergangenheit |
verzerrt wurde. | |
59:20 | Soll ich weiterfahren? |
59:23 | Ja. |
59:30 | Also mischt sich die Vergangenheit, |
in der Form von Wissen, | |
59:35 | ständig in die Gegenwart ein. |
59:44 | Wenn Sie mich beleidigt |
oder gelobt haben, | |
59:49 | hinterlässt das einen Eindruck |
in meinem Geist. | |
59:53 | Als Wissen. |
59:56 | Und wenn ich Ihnen begegne, sind Sie |
entweder mein Freund oder mein Feind, | |
1:00:00 | gemessen an dem, was |
vorher passiert ist. | |
1:00:08 | Also begegne ich dem Leben, |
1:00:12 | diesem außergewöhnlichen |
Auf und Ab des Lebens, | |
1:00:16 | ständig mit dem Wissen |
aus der Vergangenheit. | |
1:00:20 | Wissen ist die Vergangenheit. |
1:00:24 | Dennoch ist Wissen notwendig. |
1:00:29 | Ohne Wissen könnten Sie nicht von hier |
nach Hause gelangen, | |
1:00:33 | ohne Wissen könnten Sie |
1:00:36 | Ihren Ehepartner nicht wiedererkennen. |
1:00:44 | Sie würden weder sprechen, lesen, |
noch arbeiten können, | |
1:00:48 | weder technologisch noch auf andere Weise. |
1:00:52 | Sie müssen also über ein |
gewaltiges Wissen verfügen, | |
1:00:59 | und dennoch die Gefahr sehen, |
1:01:01 | wie gerade dieses Wissen eine Trennung |
1:01:12 | zwischen dem Beobachter und |
dem Beobachteten bewirkt. | |
1:01:17 | Sorry, wenn ich ständig |
andere Worte gebrauche. | |
1:01:19 | Ich muss das tun, ich kann |
nicht ständig das alte Zeug wiederholen. | |
1:01:23 | Das heißt, |
1:01:27 | wenn wir einen Baum betrachten, |
1:01:35 | entsteht das Bild, |
1:01:39 | das botanische Wissen |
über diesen Baum, | |
1:01:42 | eine Zu- oder Abneigung |
zu diesem Baum, | |
1:01:46 | oder der Nutzen, |
wenn Sie ein Holzfäller sind, | |
1:01:50 | Es ist das Bild dieses Baumes. |
1:01:56 | Also ist dieses Bild der trennende Faktor |
zwischen Ihnen und dem Baum, | |
1:02:08 | d.h., es gibt eine Entfernung zwischen |
Ihnen und dem Baum, | |
1:02:13 | sowohl räumlich wie in der Zeit. |
1:02:24 | Wenn allerdings |
kein Bild da ist, | |
1:02:28 | betrachten Sie den Baum auf eine |
ganz andere Weise, | |
1:02:38 | Sie identifizieren sich |
nicht mit dem Baum, | |
1:02:42 | denn Sie können kein Baum werden, |
das wäre zu absurd. | |
1:02:47 | Doch die räumliche Entfernung, |
1:02:50 | die Entfernung zwischen Ihnen |
und dem Baum, verschwindet, | |
1:02:54 | und Sie sehen den Baum, |
wie Sie ihn noch nie | |
1:02:58 | zuvor in Ihrem Leben gesehen haben, |
1:03:01 | die Schönheit des Blattes, |
die Biegung des Zweiges, | |
1:03:06 | die Leichtigkeit, die Form, |
alles wird außerordentlich lebendig. | |
1:03:18 | Wenn Sie sich jetzt selbst betrachten, |
1:03:23 | nicht nur im Spiegel, |
wenn Sie sich die Haare kämmen, | |
1:03:28 | sondern wenn Sie sich selbst betrachten, |
sehen Sie sich | |
1:03:32 | mit dem Wissen, das Sie über |
sich selbst angesammelt haben. | |
1:03:40 | Das Bild, das Sie von sich haben, |
1:03:43 | ich muss so sein oder auch nicht, |
1:03:46 | ich sollte so sein, oder auch nicht, |
1:03:48 | in der Zukunft werde ich anders sein, |
1:03:54 | diese ganze Bewegung |
zu etwas anderem hin | |
1:04:03 | ist das Ergebnis von Wissen. |
1:04:08 | Aus diesem Wissen entsteht das Bild, |
das Sie von sich haben. | |
1:04:11 | Wenn Sie sich also betrachten, |
1:04:14 | sehen Sie sich durch die Augen |
des Bildes, das die Vergangenheit ist, | |
1:04:21 | und deshalb schauen Sie nicht wirklich. |
1:04:27 | Wenn Sie nun unmittelbar gewahr sind, |
beobachten Sie ohne den Beobachter, | |
1:04:36 | der die Vergangenheit ist, |
1:04:40 | der die Bilder erzeugt. |
1:04:46 | Gut? |
1:04:49 | Soll ich fortfahren? |
1:04:51 | Ja. |
1:04:53 | Bitte hören Sie zu, |
1:05:01 | denn wenn Sie wissen, wie man zuhört, |
haben Sie schon alles vollbracht, | |
1:05:08 | dann müssen Sie nichts tun, |
1:05:13 | Sie können mühelos zuhören, |
1:05:15 | Sie können sich mühelos verändern. |
1:05:19 | Wir werden uns später damit |
befassen, wenn wir Zeit haben, | |
1:05:24 | die Notwendigkeit der Veränderung, |
und ob es möglich ist, | |
1:05:29 | und wie es herbeigeführt werden kann. |
1:05:31 | Aber das Zuhören. |
1:05:36 | Ich glaube, wir hören nie zu, |
1:05:47 | denn wenn wir zuhören, |
denken wir an etwas anderes. | |
1:05:54 | Oder wir sagen, |
mir gefallt nicht, was er sagt, | |
1:05:56 | oder wir vergleichen das, was er sagt, |
mit etwas anderem. | |
1:06:02 | Haben Sie jemals Ihrer Ehefrau oder |
Ihrem Ehemann zugehört? | |
1:06:07 | Lachen Sie bitte nicht, das ist |
Zeitverschwendung, tun Sie es nicht. | |
1:06:11 | Klatschen ist auch Zeitverschwendung, |
Verschwendung Ihrer Energie, | |
1:06:15 | tun Sie es bitte nicht. |
1:06:18 | Besser, Sie klatschen, |
wenn ich nicht da bin. | |
1:06:27 | Haben Sie jemals zugehört, |
1:06:31 | wirklich zugehört? |
1:06:35 | Das heißt, ohne die Vergangenheit. |
1:06:42 | Die Vergangenheit mit der |
nörgelnden Ehefrau | |
1:06:47 | oder dem herrschsüchtigen Ehemann, |
1:06:49 | wir müssen das nicht weiter ausführen, |
1:06:53 | diese schreckliche Sache, Ehe genannt, |
in der all das geschieht. | |
1:07:03 | Zuhören ohne die Vergangenheit. |
1:07:11 | Dann entsteht eine vollkommen |
andere Beziehung. | |
1:07:19 | Dann ist Ihre Beziehung nicht |
zwischen zwei Bildern, | |
1:07:25 | dem Bild, das Sie von der Frau haben, |
oder dem Bild, das sie von Ihnen hat. | |
1:07:31 | Jetzt ist die Beziehung |
zwischen zwei Bildern, | |
1:07:36 | die infolgedessen gar keine |
Beziehung ist. | |
1:07:39 | Ich weiß nicht, ob Sie jemals über |
Beziehungen nachgedacht haben, | |
1:07:46 | denn sehen Sie, was in der Welt geschieht. |
1:07:51 | Sie gehen ins Büro, |
1:07:55 | mit all den Problemen, |
die es dort gibt, | |
1:08:01 | mit Ihrem Ehrgeiz, |
1:08:04 | den Erniedrigungen Ihres |
Vorgesetzten, der Angst, | |
1:08:13 | Sie sind für ich weiß nicht |
wie viele Stunden | |
1:08:16 | von Ihrer Frau getrennt, |
1:08:18 | und die Frau hat ihre eigenen Probleme, |
1:08:21 | ihre eigene Trübsal, |
ihr eigenes Durcheinander, | |
1:08:23 | Ihren eigenen Ehrgeiz, |
ihre Kleinlichkeit, | |
1:08:26 | ihre Schäbigkeit usw. |
1:08:28 | Und Sie kommen heim, |
1:08:34 | und Sie gehen mit ihr ins Bett, |
und das ist Ihre Beziehung. | |
1:08:40 | Sie sind isoliert |
und sie ist isoliert, | |
1:08:46 | und Sie hoffen, durch den Sex |
eine Art von Beziehung herzustellen, | |
1:08:52 | die Sie Eintracht nennen - |
Liebe für die Familie. | |
1:09:00 | Das muss alles verstanden werden, |
1:09:08 | denn eine andere |
Gesellschaft zu erschaffen | |
1:09:13 | erfordert eine andere Art von |
zwischenmenschlichen Beziehungen, | |
1:09:19 | zwischen Ihnen und Ihrer Frau |
und Ihren Nachbarn. | |
1:09:24 | Und wenn Ihre Beziehung auf der |
Vergangenheit beruht, | |
1:09:29 | auf Ihren Erinnerungen, den Beleidigungen, |
der Nörgelei, | |
1:09:35 | der Vergangenheit, |
den Bildern, die Sie voneinander haben, | |
1:09:38 | häßlich oder wunderschön, oder verrückt, |
unvernünftig, entstellt, | |
1:09:48 | dann haben Sie gar keine Beziehung. |
1:09:52 | Um sich all dessen gewahr zu sein, |
1:09:57 | nicht nur zeitweilig, |
1:10:02 | sondern achtsam zu sein, |
1:10:06 | um kein Bild entstehen zu lassen. |
1:10:13 | Ich werde Ihnen das gleich zeigen, |
ich werde es erläutern. | |
1:10:17 | Wie kann man sich von einem Bild |
befreien, und keine Bilder erzeugen? | |
1:10:22 | Verstehen Sie meine Frage? |
1:10:28 | Los geht's. |
1:10:33 | Nehmen Sie eine einfache Tatsache: |
1:10:36 | Sie schmeicheln mir. |
1:10:41 | Diese Schmeichelei ist angenehm, |
1:10:45 | und das hinterlässt einen Eindruck |
in den Gehirnzellen, | |
1:10:56 | und sofort entsteht das Bild, |
1:11:00 | dass Sie mein Freund sind, ich mag Sie, |
1:11:03 | weil Sie mir geschmeichelt haben. |
1:11:13 | Wenn Sie mich beleidigen, |
hinterlässt das ebenfalls einen Eindruck, | |
1:11:18 | und das Bild, |
dass Sie nicht mein Freund sind. | |
1:11:26 | Das ist eine Tatsache, nicht wahr, |
1:11:30 | das geschieht immerzu, |
1:11:34 | ich mag Sie, ich mag Sie nicht, |
Sie sind schön, Sie nicht, | |
1:11:37 | Sie sind intelligent, |
1:11:39 | dieses ständige Erzeugen |
von Bildern. | |
1:11:46 | Wenn mir also geschmeichelt wird, |
1:11:54 | sich dessen sofort |
vollkommen bewusst zu sein, | |
1:12:01 | es weder akzeptieren noch ablehnen, |
1:12:05 | nur beobachten, was mit |
meinen Reaktionen geschieht. | |
1:12:15 | Wenn Sie derart aufmerksam |
beobachten, | |
1:12:21 | wird kein entstelltes Bild erzeugt. |
1:12:30 | Tun Sie es jetzt, wie ich Ihnen sage, |
Sie werden sehen. | |
1:12:32 | Es ist ein sehr einfaches Phänomen, |
machen Sie es nicht kompliziert. | |
1:12:38 | Aufmerksam und gewahr zu sein, |
1:12:42 | in dem Moment, in dem Sie beleidigt werden |
oder Ihnen geschmeichelt wird. | |
1:12:49 | In dem Moment gibt es keine Wahl, |
1:12:54 | es wird folglich kein Bild erzeugt. |
1:13:01 | Dann begegnen Sie den Menschen |
jedes Mal neu. | |
1:13:06 | Das ist wirkliche Unschuld. |
1:13:11 | Das Wort Unschuld bedeutet einen Geist, |
der unmöglich verletzt werden kann. | |
1:13:24 | Die meisten Menschen sind |
von Kindheit an verletzt worden, | |
1:13:32 | durch die Mutter oder den Vater, |
durch die Schule, den Lehrer, | |
1:13:37 | verletzt, verletzt, verletzt. |
1:13:42 | Und diese Verletzungen gehen auf |
unterschiedliche Erfahrungen zurück. | |
1:13:49 | Und wir tragen sie in uns, |
bis wir sterben, | |
1:13:54 | tragen sie in uns als Erinnerungen, |
die die Vergangenheit sind. | |
1:14:00 | Und die Zeit wird sie nicht auflösen, |
1:14:05 | die Zeit wird sie nur verstärken. |
1:14:10 | Doch wenn Sie sich dieses gesamten |
Geschehens bewusst sind, | |
1:14:17 | der Vergangenheit, die aus |
Bildern und Erfahrungen besteht, | |
1:14:22 | dann speichert Ihr Verstand |
keine Beleidigungen, | |
1:14:28 | keine Verletzung. |
1:14:32 | Dann erfahren Ihre Beziehungen |
zueinander | |
1:14:37 | eine radikale Revolution. |
1:14:44 | Denn wir stehen in Beziehung |
zueinander, | |
1:14:51 | ob diese Person nun in Vietnam lebt, |
1:14:55 | oder in Indien oder in Europa, |
oder hier oder in China, | |
1:14:59 | wir stehen miteinander in Beziehung, |
denn wir sind Menschen. | |
1:15:05 | Und wenn wir uns isolieren |
durch unsere Bilder, | |
1:15:12 | die aus Verletzungen, Schmerzen, |
Vergnügungen, Ängsten bestehen | |
1:15:17 | und dem furchtbaren |
wetteifernden Ehrgeiz, | |
1:15:23 | der in diesem bedauernswerten |
Land so gefördert wird, | |
1:15:30 | dann werden Beziehungen zu einer Folter, |
1:15:35 | dann ist unsere Beziehung nicht der |
wunderschöne gelebte Moment, | |
1:15:41 | sondern die Vergangenheit. |
1:15:48 | Man muss sich also dieser gesamten |
Vergangenheit bewusst sein, | |
1:15:55 | nicht nur auf der Bewusstseinsebene, |
sondern auch in den tieferen Schichten. | |
1:16:01 | Darf ich fragen, wie spät es ist? |
1:16:04 | Zehn Minuten. |
1:16:09 | Dies ist ein sehr kompliziertes Problem, |
1:16:15 | denn wir leben in der Vergangenheit, |
1:16:20 | mit dem Wissen, das wir über |
Jahrzehnte angesammelt haben. | |
1:16:25 | Und dieses Wissen zerstört uns, |
1:16:36 | denn dieses Wissen trennt, |
1:16:43 | dieses Wissen trennt den Moslem |
von dem Hindu, | |
1:16:48 | den Christen und allen anderen, |
1:16:50 | den Katholiken und den Protestanten. |
1:16:54 | Die Trennung der Nationalitäten, |
1:16:58 | all das beruht auf der Vergangenheit. |
1:17:02 | Um dieses riesige Problem |
der Vergangenheit zu verstehen, | |
1:17:09 | muss man nicht nur, |
1:17:11 | wie wir beiläufig und |
ziemlich kurz untersucht haben, | |
1:17:16 | das Wissen an der Oberfläche verstehen, |
sondern auch dieses tiefe, | |
1:17:22 | wenn man das so gewöhnliche Wort |
Unbewußte gebrauchen darf, | |
1:17:28 | das Wissen, das tief |
in uns gespeichert ist, | |
1:17:33 | man muss auch all das verstehen. |
1:17:45 | Wie man weiß, ist Wissen unbedingt |
erforderlich, | |
1:17:51 | ohne Wissen kann man nichts tun, |
1:17:55 | doch man ist sich auch bewusst, |
dass Wissen | |
1:17:59 | in Beziehungen ein Zerrbild |
entstehen lassen. | |
1:18:08 | Und Beziehungen sind das Wichtigste |
im Leben, | |
1:18:11 | ohne sie können wir |
nicht im Frieden leben, | |
1:18:17 | ohne sie werden wir |
nicht wissen, was Liebe ist. | |
1:18:29 | Um also in Beziehung zu sein, |
1:18:30 | keine Beziehung zwischen zwei Bildern, |
die die Vergangenheit sind, | |
1:18:34 | sondern wirklich in Beziehung zu sein, |
bedeutet, kein Zentrum zu haben, | |
1:18:43 | in dem Bilder erzeugt werden. |
1:18:52 | Leider ist keine Zeit mehr, |
um die Frage zu untersuchen, | |
1:18:56 | wie das Unbewusste |
beobachtet werden kann, | |
1:19:01 | wie der gesamte Inhalt des Unbewussten |
aufgedeckt werden kann, | |
1:19:07 | nicht analytisch, |
sondern um es aufzudecken. | |
1:19:10 | Das muss sehr, |
sehr vorsichtig geschehen. | |
1:19:12 | Vielleicht werden wir das morgen |
Nachmittag tun, aber nicht jetzt. | |
1:19:19 | Wir haben noch ein paar Minuten, |
1:19:21 | wenn Sie noch Fragen haben. |
1:19:30 | Möchten Sie Fragen stellen? |
1:19:34 | Ja. |
1:19:36 | Einen Moment noch. |
Bevor Sie Fragen stellen, | |
1:19:38 | möchte ich etwas über das |
Befragen sagen. | |
1:19:46 | Erstens, |
weshalb stellen Sie Fragen? | |
1:19:50 | Nicht dass Sie keine Fragen |
stellen sollten, das müssen Sie tun, | |
1:19:54 | jede mögliche Frage, |
zweifeln Sie alles an. | |
1:20:04 | Doch Skepsis muss gezügelt werden, |
1:20:09 | wann sie freizulassen, wann sie |
zurückzuhalten ist. | |
1:20:15 | Und wenn Sie eine Frage stellen, |
1:20:19 | erwarten Sie, dass der Sprecher |
die Frage beantwortet, | |
1:20:25 | oder stellen Sie die Frage sich selbst, |
1:20:28 | so dass wir sie gemeinsam beantworten? |
1:20:33 | Denn sobald eine Frage gestellt wird, |
1:20:36 | ist die Antwort in der Frage enthalten. |
1:20:40 | Eine Frage richtig zu betrachten, |
enthüllt die Antwort enthüllt. | |
1:20:47 | Wenn Sie Fragen stellen, |
müssen wir also bedenken, | |
1:20:51 | dass Sie nicht nur die |
richtige Frage stellen, | |
1:20:55 | was nicht bedeutet, dass der Sprecher |
Sie davon abhält, | |
1:20:58 | Fragen zu stellen. |
1:21:00 | Wenn die richtige Frage gestellt wird, |
1:21:04 | ist eine Tiefe hinter dieser Frage, |
1:21:08 | denn die richtige Frage hat eine |
unermessliche Tiefe. | |
1:21:13 | Und die seichte Frage |
ist die falsche Frage, | |
1:21:16 | weil sie sehr oberflächlich ist. |
1:21:18 | Darauf müssen Sie achten, |
wenn Sie eine Frage stellen. | |
1:21:24 | Wenn Sie Fragen stellen, erfahren |
Sie etwas über sich selbst. | |
1:21:31 | Wenn das verstanden ist, |
bitte fragen Sie! | |
1:21:40 | Bitte, |
1:21:44 | sollte jemand, der sich selbst |
nicht wirklich liebt, | |
1:21:48 | anderen helfen, sich selbst zu lieben, |
1:21:51 | oder sollte überhaupt jemand |
einem anderen helfen? | |
1:21:54 | Sollte jemand einem anderen helfen. |
1:21:59 | Was meinen Sie mit sich |
gegenseitig helfen? | |
1:22:03 | Der Arzt hilft Ihnen, |
1:22:06 | wenn er ein guter Arzt ist, |
1:22:09 | ein guter Ernährungsberater. |
1:22:12 | Das Hinweisschild hilft Ihnen, |
zu einem gewissen Ort zu gelangen, | |
1:22:18 | sie sind alle eine Hilfe, nicht wahr? |
1:22:23 | Doch wenn Sie annehmen, |
dass Sie jemandem helfen können, | |
1:22:27 | haben Sie schon eine Position bezogen. |
1:22:33 | Diese Position birgt Autorität in sich, |
1:22:41 | was jede Art von Demut zerstört. |
1:22:50 | Das Helfen ist wie der Duft |
einer Blume | |
1:22:55 | am Wegrand, es ist da, |
1:22:59 | der Duft, |
die Farbe, die Schönheit, | |
1:23:02 | die stille Wahrnehmung ihres Blühens. |
1:23:08 | Es ist da, und wenn Sie |
daran riechen wollen, tun Sie es, | |
1:23:10 | wenn nicht, dann nicht. |
1:23:14 | Und das ist helfen. |
1:23:17 | Wenn Sie etwas zu geben haben, |
1:23:23 | tun Sie es, ohne sich |
bewusst zu sein, dass Sie geben. | |
1:23:30 | Richtig? |
1:23:35 | Jiddu, |
1:23:38 | Sie halten sich sicherlich |
für einen sehr großen Mann, | |
1:23:42 | doch welche Meinung haben Sie |
vom Buddha? | |
1:23:50 | Sie halten sich natürlich für |
einen sehr großen Mann, | |
1:23:57 | doch was halten Sie vom Buddha? |
1:24:01 | Der Buddha, |
1:24:03 | der im 5. Jh vor Christus ein religiöser |
Lehrer in Indien gewesen ist. | |
1:24:12 | Erstens, |
habe ich gar keine Meinung von mir, | |
1:24:17 | weder groß noch klein, |
1:24:21 | und das meine ich wirklich. |
1:24:24 | Das ist eine unsachgemäße Frage. |
1:24:28 | Wenn Sie sagen, was denken Sie über |
den Buddha; | |
1:24:34 | Ich denke nicht über den Buddha, |
1:24:45 | denn das Denken hat keinen Zugang |
zum Bereich des Verstehens. | |
1:24:54 | Wo die Liebe ist, ist kein Denken. |
1:25:02 | Wenn Liebe da ist, |
und der Geisteszustand, | |
1:25:06 | in dem das Denken abwesend ist, |
1:25:10 | gibt es kein Vergleichen. |
1:25:19 | Können wir über Zerstreuung sprechen? |
1:25:24 | Können wir über Zerstreuung sprechen. |
1:25:27 | Angenommen, Sie hören jemandem zu, |
1:25:30 | und es gibt ein Geräusch, |
1:25:34 | und beide Geräusche stehen im |
Widerspruch zueinander. | |
1:25:39 | Sie sagen, es sollte keine |
Wahlmöglichkeit geben, | |
1:25:42 | doch sucht der Verstand... |
1:25:47 | Ja, ich habe Ihre Frage verstanden. |
1:25:51 | Zerstreuung. |
1:25:54 | Weshalb nennen Sie es Zerstreuung? |
1:25:59 | Sie möchten ihm zuhören. |
1:26:04 | Sie hören zwei Minuten lang zu, |
oder weniger, eine Sekunde, | |
1:26:07 | und Ihr Verstand schweift ab. |
1:26:10 | Weshalb nennen Sie das Zerstreuung? |
1:26:16 | Weshalb vergleichen Sie, |
1:26:19 | sagen, diesem will ich zuhören, |
jenem nicht? | |
1:26:28 | Wenn Sie es Zerstreuung nennen, |
1:26:32 | sind Sie schon im Konflikt, |
nicht wahr? | |
1:26:37 | Denn ich möchte Ihnen zuhören, |
1:26:41 | ein paar Minuten lang bin ich aufmerksam. |
1:26:46 | Mein Verstand kann diese Aufmerksamkeit |
nicht halten und schweift ab. | |
1:26:53 | Ich nenne es nicht Zerstreuung. |
Ich sage, er ist abgeschweift. | |
1:26:56 | Ich möchte herausfinden, weshalb |
er abgeschweift ist. | |
1:27:00 | Mich interessiert keine bestimmte |
Aufmerksamkeit, sondern Aufmerksamkeit, | |
1:27:10 | sei es die Aufmerksamkeit, Ihnen zuzuhören |
1:27:13 | oder die Aufmerksamkeit, die |
mich veranlasst abzuschweifen. | |
1:27:19 | Ich beobachte das, was Zerstreuung |
genannt wird, | |
1:27:23 | die keine Zerstreuung ist. |
1:27:24 | Wenn wir aufmerksam sind, |
gibt es keine Zerstreuung. | |
1:27:29 | Haben Sie das verstanden? |
1:27:33 | Es ist nur der Verstand, der |
nicht vollkommen achtsam ist, | |
1:27:40 | solch ein Verstand schweift ab. |
1:27:43 | Dann sagen Sie, |
ich wurde abgelenkt, | |
1:27:49 | und wie werde ich wieder achtsam? |
1:27:52 | Daraus entsteht ein Kampf. |
1:27:54 | Also geben Sie acht auf das |
was gesagt wird, | |
1:28:00 | und wann der Verstand abschweift. |
1:28:05 | Das Ausschlaggebende ist |
aufmerksam zu sein, | |
1:28:12 | dann gibt es keinen Konflikt. |
1:28:19 | Das größte Verbrechen ist mit sich |
selbst im Konflikt zu sein, | |
1:28:27 | denn dieser Konflikt findet |
seinen Ausdruck in Ihrer Umwelt | |
1:28:34 | als Hass, Neid, Langeweile, |
Aggressivität, Brutalität, Töten. | |
1:28:44 | Und für ein Leben |
1:28:47 | ohne jeglichen Konflikt |
1:28:53 | muss ein vollkommen anderes |
Leben gelebt werden. | |
1:28:56 | Vielleicht werden wir das |
morgen untersuchen. | |
1:29:04 | Ich bin immerzu sehr ängstlich, |
1:29:08 | ich versuche, mir selbst zu begegnen |
und dem, was Sie sagen, | |
1:29:13 | und versuche, in der Fülle zu leben. |
1:29:18 | Doch hindert mich die Vergangenheit, |
1:29:21 | und ich bin zu ängstlich, um |
mich und mein Leben anzuschauen. | |
1:29:25 | Ich habe die Frage leider |
nicht verstanden. | |
1:29:27 | Hat jemand sie verstanden? |
1:29:31 | Die Gedanken mischen sich ein, nicht wahr? |
1:29:34 | Die Angst verursacht die Gedanken. |
1:29:36 | Angst, Gedanken und die Angst |
mischen sich ein. | |
1:29:40 | Wissen Sie, diese beiden, |
Gedanken und Angst, | |
1:29:44 | muss man außerordentlich |
gründlich untersuchen. | |
1:29:46 | Wir werden das morgen tun, in Ordnung? |
1:29:48 | Denn es ist nicht so, |
dass Sie einfach sagen können, | |
1:29:51 | weg mit den Gedanken, |
oder weg mit der Angst, | |
1:29:54 | das wäre zu dumm, |
1:29:56 | doch man muss diese ganze Frage |
der Angst verstehen. | |
1:29:59 | Man muss das untersuchen, |
1:30:01 | was ist Denken, |
weshalb ist das Denken | |
1:30:03 | im Leben so wichtig geworden. |
1:30:08 | Und welchen Platz hat das Denken. |
1:30:11 | Das kann nicht in ein paar Minuten |
abgehandelt werden. | |
1:30:16 | Dürfen wir morgen darüber sprechen? |
1:30:21 | Ist das in Ordnung? |
1:30:23 | Ich glaube, wir sollten jetzt aufhören. |
1:30:27 | Denn Ich glaube, |
Sie benötigen den Saal um halb acht. | |