Kann der Geist still werden?
New York - 25 April 1971
Public Talk 4
0:31 | K: Wir sagten, dass wir gemeinsam |
0:39 | das sehr komplexe Problem |
behandeln wollten, | |
0:44 | ob es so etwas |
0:51 | wie religiöse Erfahrung gibt, |
1:03 | und was es |
mit der Meditation auf sich hat. | |
1:20 | Überall in der Welt |
1:27 | hat der Mensch immer |
1:31 | nach etwas |
jenseits seines eigenen Todes gesucht, | |
1:42 | jenseits seiner eigenen Probleme, |
1:46 | nach etwas von Bestand, |
1:50 | wahrhaftig und zeitlos. |
1:55 | Er hat es Gott genannt, |
2:00 | er hat ihm so viele Namen gegeben, |
2:09 | und die meisten von uns glauben |
2:15 | an so etwas in der Art, |
2:19 | ohne es jemals wirklich erfahren zu haben. |
2:29 | Verschiedene Religionen dieser Welt |
2:33 | haben uns versprochen, |
2:40 | dass wir durch den Glauben |
an bestimmte | |
2:44 | Riten, Dogmen und Heilande |
2:53 | und durch eine bestimmte |
Lebensführung | |
2:58 | diesem Seltsamen, |
3:03 | wie auch immer man es bezeichnen möchte, |
begegnen könnten. | |
3:10 | Einige haben eine Erfahrung gehabt, |
3:18 | entweder abhängig von |
ihrer Konditionierung, | |
3:26 | ihrem Glauben, |
3:33 | dem Einfluss ihrer Umwelt |
oder ihrer Kultur. | |
3:40 | Wenn Sie in Indien geboren wurden, |
3:47 | haben Sie einen |
bestimmten Glauben angenommen, | |
3:53 | Sie glauben an bestimmte Götter, |
3:58 | mit allem, was dazu gehört. |
4:00 | Wenn Sie im Westen auf die Welt kamen, |
4:02 | wurden Sie durch eine |
4:08 | zweitausend Jahre alte |
Propaganda konditioniert, | |
4:12 | und Sie sind in einer Reihe |
4:14 | von Glaubenssätzen, |
Dogmen und Riten gefangen. | |
4:23 | Ganz offensichtlich |
4:30 | haben Religionen |
an Bedeutung verloren, | |
4:40 | denn es hat Kriege |
im Namen der Religion gegeben, | |
4:46 | und die Religion gibt keine Antwort auf |
unsere mannigfachen Probleme. | |
4:52 | Religionen haben die Menschheit |
gespalten, | |
4:57 | in Katholiken, Protestanten, |
Hindus, Buddhisten, usw. | |
5:03 | Sie haben in gewisser Weise eine Art |
von zivilisierendem Einfluss ausgeübt, | |
5:10 | doch haben sie den Menschen |
nicht grundlegend verändert. | |
5:22 | Und wenn man beginnt |
zu hinterfragen, | |
5:27 | ob es so etwas |
wie eine religiöse Erfahrung gibt, | |
5:35 | und was es |
mit dieser Erfahrung auf sich hat, | |
5:38 | weshalb sie überhaupt |
als religiös bezeichnet werden kann, | |
5:46 | wenn man dieser Frage nachgeht, |
5:49 | bedarf es dafür zu allererst |
5:56 | ein großes Maß an Aufrichtigkeit. |
6:01 | Es geht nicht darum, einem Prinzip |
oder einem Glauben treu zu sein, | |
6:07 | sich dem auch in keiner Weise |
verpflichtet zu fühlen. | |
6:11 | Es geht darum, die Dinge so |
zu sehen, wie sie sind, | |
6:18 | ohne jegliche Verzerrung, |
6:22 | nicht nur im Außen, |
sondern auch inwendig, | |
6:29 | sich niemals etwas vorzumachen. |
6:36 | Denn es ist ziemlich einfach, |
sich etwas vorzumachen, | |
6:42 | wenn man sich |
nach einer Erfahrung sehnt, | |
6:49 | ob religiöser Natur oder wie auch immer, |
6:52 | eine Reise machen, usw. |
6:56 | Dann werden Sie unweigerlich |
einer Illusion oder Erfahrung | |
7:03 | erliegen, abhängig von |
Ihrer Konditionierung. | |
7:13 | Doch wenn Sie herausfinden möchten, |
7:22 | was eine religiöse Erfahrung ist, |
7:27 | benötigen Sie große Demut |
7:32 | und Aufrichtigkeit. |
7:37 | D.h., |
7:41 | dass Sie nie nach |
einer Erfahrung verlangen, | |
7:48 | dass Sie für sich |
7:57 | nie |
8:02 | eine Wahrheit oder Erfahrung |
8:07 | oder Erfüllung einfordern. |
8:11 | Es geht also darum, |
8:18 | Ihre eigenen Wünsche, |
8:22 | Ihre Bindungen und Ängste |
ganz genau wahrzunehmen | |
8:29 | und sie vollkommen zu verstehen. |
8:36 | Auf diese Weise wird der Geist |
nie verformt, | |
8:45 | er ist frei |
von jeglicher Illusion | |
8:52 | und Täuschung. |
8:58 | Auch müssen wir uns fragen, |
9:04 | was erfahren bedeutet. |
9:13 | Ich weiß nicht, ob Sie sich jemals |
mit dieser Frage beschäftigt haben. | |
9:25 | Die meisten von uns |
9:29 | sind von unseren alltäglichen Erfahrungen |
9:32 | müde und gelangweilt. |
9:40 | Wir haben sie alle satt. |
9:44 | Je kultivierter und je intellektueller |
9:48 | wir werden, |
9:55 | desto mehr möchten wir ausschließlich |
in der Gegenwart leben, | |
10:01 | was auch immer das bedeuten mag, |
10:04 | und wir erfinden eine Philosophie |
der Gegenwart. | |
10:17 | Doch wir wollen herausfinden, |
was erfahren bedeutet. | |
10:28 | Das Wort an sich bedeutet |
etwas durchmachen, | |
10:33 | beenden, ganz bis zum zu Ende gehen, |
um damit aufzuhören. | |
10:39 | Doch unglücklicherweise |
10:44 | hinterlässt jede Erfahrung |
10:47 | bei den meisten von uns eine Narbe, |
eine Erinnerung, | |
10:51 | ob angenehmer oder unangenehmer Natur, |
10:55 | und wir möchten nur die angenehmen |
Erfahrungen behalten. | |
11:03 | Wenn wir nun nach spirituellen, religiösen |
11:08 | oder transzendentalen Erfahrungen |
verlangen, | |
11:15 | dann versuchen wir doch, zu allererst |
herauszufinden, | |
11:22 | ob es solche Erfahrungen überhaupt gibt, |
11:27 | und auch, was Erfahrung |
eigentlich bedeutet. | |
11:35 | Wenn Sie etwas erfahren |
11:38 | und Sie diese Erfahrung |
nicht einordnen können, | |
11:43 | dann hat diese Erfahrung keinen Bestand. |
11:48 | Eine der wesentlichen Faktoren |
einer Erfahrung | |
11:55 | besteht darin, dass sie erkannt wird, |
12:02 | und wenn sie erkannt wird, |
12:06 | dann haben Sie sie bereits gekannt. |
12:09 | Sie haben sie bereits erfahren, |
12:12 | andernfalls hätten Sie sie unmöglich |
wiedererkennen können. | |
12:20 | Wenn also von |
einer religiösen Erfahrung, | |
12:23 | einer spirituellen Erfahrung |
12:25 | oder einer so oft |
missbräuchlich verwendeten | |
12:31 | transzendentalen Erfahrung die Rede ist, |
12:36 | müssen Sie sie bereits gekannt haben, |
um erkennen zu können, | |
12:41 | dass Sie etwas erfahren, das anders ist |
als die gewöhnliche Erfahrung. | |
12:48 | Es scheint so logisch und wahr, |
12:55 | dass der Geist in der Lage sein muss, |
etwas wiederzuerkennen, | |
13:00 | und dieses Wiedererkennen setzt voraus, |
dass Sie es vorher schon gekannt haben, | |
13:06 | und deshalb ist es nicht neu. |
13:14 | Wenn Sie auf der religiösen Ebene |
13:21 | nach mehr Erfahrung verlangen, |
13:24 | geschieht das, |
weil Sie Ihre Probleme nicht gelöst haben, | |
13:32 | Ihre alltäglichen Sorgen, |
13:35 | Ihre Hoffnungslosigkeit, Ihre Ängste |
und Ihr Leid. | |
13:40 | Deshalb wollen Sie etwas darüber hinaus. |
13:44 | Doch in Ihrem Verlangen nach diesem Mehr |
erliegen Sie einer Täuschung. | |
13:53 | Ich glaube, dass auch das |
ziemlich logisch und wahr ist. | |
14:00 | Nicht, dass man der Logik |
immer glauben kann, | |
14:06 | doch wenn man sich der Logik, |
der Vernunft bedient, | |
14:11 | auf gesunde, gescheite Weise, |
14:15 | dann erkennt man |
die Grenzen der Vernunft. | |
14:26 | Und das Verlangen nach weitergehenden, |
14:32 | tieferen, grundlegenden Erfahrungen |
14:37 | führt lediglich zu einer Fortsetzung |
14:43 | dieser Vergangenheit, die dem |
Bekannten angehört. | |
14:48 | Ich glaube, das ist klar. |
14:50 | Und ich hoffe, dass wir |
miteinander kommunizieren und teilen. | |
14:58 | In all diesen |
religiösen Nachforschungen | |
15:11 | möchten wir herausfinden, |
15:16 | was Wahrheit ist, |
15:20 | ob es eine Wirklichkeit gibt, |
15:23 | ob es so etwas gibt |
15:27 | wie einen Geisteszustand, |
der sich jenseits der Zeit befindet. | |
15:38 | Diese Suche setzt wieder |
einen Suchenden voraus, | |
15:47 | nicht wahr? |
15:51 | Wonach sucht er? |
15:58 | Wie wird er wissen, |
16:02 | ob das, was er bei seiner Suche |
gefunden hat, wahr ist? | |
16:10 | Wenn er das findet, |
16:12 | was er für wahr hält, |
16:15 | jedenfalls wovon er glaubt, |
dass es wahr sei, | |
16:19 | ist das wiederum auf seine |
Konditionierung, seine Vergangenheit, | |
16:24 | sein Wissen und seine bisherigen |
Erfahrungen zurückzuführen. | |
16:33 | Die Suche wird dann lediglich zu einer |
weiteren Projektion | |
16:43 | seiner eigenen Vergangenheit, |
seiner Hoffnungen, Ängste und Sehnsüchte. | |
16:50 | Ein Geist, der nachforscht, |
16:57 | ohne dass er sucht, |
17:00 | ein Geist, der nachforscht, |
17:02 | ohne dass er |
nach einer Erfahrung verlangt, | |
17:09 | muss vollkommen frei von beidem sein: |
17:14 | dem Verlangen nach einer Erfahrung |
17:20 | und der Suche nach der Wahrheit. |
17:25 | Weshalb das so ist, ist offensichtlich, |
17:28 | denn sobald Sie suchen, |
17:31 | werden Sie Lehrer konsultieren, |
eine Reihe von Büchern, | |
17:36 | verschiedenen Sekten beitreten, |
17:39 | verschiedenen Gurus und |
Lehrern nachfolgen, | |
17:44 | ganz wie bei einem Schaufensterbummel. |
17:52 | Eine derartige Suche |
17:56 | führt zu ganz und gar nichts. |
18:04 | Wir gehen also der Frage nach, |
18:10 | was einen religiösen Geist ausmacht, |
18:21 | und wie ein Geist beschaffen sein muss, |
18:29 | in dem es kein Erfahren mehr gibt. |
18:43 | Wie kann er sich |
18:49 | von dem Verlangen |
nach einer Erfahrung befreien, | |
18:52 | jegliches Suchen |
vollkommen beiseite lassen, | |
18:56 | um einzig und allein und ganz ohne Motiv, |
19:02 | vollkommen absichtslos, |
19:11 | herauszufinden, was es mit der Zeit |
auf sich hat, | |
19:20 | und ob es so etwas wie |
einen zeitlosen Zustand gibt. | |
19:26 | Das zu ergründen |
19:30 | setzt voraus, dass man frei ist |
von jeglichem Glauben, | |
19:38 | keiner Religion angehört, |
19:41 | keiner sogenannten |
spirituellen Organisation, | |
19:47 | keinem Guru nachfolgt, |
19:54 | und daher frei ist |
von jeglicher Autorität, | |
19:59 | die des Sprechers eingeschlossen. |
20:07 | Denn Sie lassen sich |
sehr leicht beeinflussen, | |
20:12 | Sie sind unendlich gutgläubig. |
20:16 | Sie mögen gebildet sein, |
20:23 | ein großes Wissen haben, |
20:26 | doch Sie sind immer |
auf irgend etwas aus, | |
20:30 | immer bedürftig, |
20:34 | und infolgedessen leichtgläubig. |
20:44 | Ein Geist, der wissen möchte, |
20:50 | was Religion ist, |
20:55 | muss vollkommen frei sein |
von jeglichem Glauben, | |
21:04 | von jeglicher Angst, |
21:09 | denn die Angst, |
wie wir neulich schon sagten, | |
21:15 | ist ein entstellender Faktor, |
21:18 | sie verursacht Gewalt und Aggression. |
21:23 | Daher muss ein Geist, |
der herausfinden will, | |
21:26 | was einen religiösen Zustand |
21:35 | ausmacht, |
21:36 | frei von all dem sein, |
21:41 | und das setzt |
ein großes Maß an Ehrlichkeit | |
21:44 | und Demut voraus. |
21:48 | Für die meisten von uns |
21:53 | ist unsere Selbstgefälligkeit eines |
der größten Hindernisse. | |
22:01 | Denn wir glauben zu wissen, |
22:04 | wir haben viel gelesen, |
22:08 | wir haben uns eingebracht, |
22:11 | wir haben uns mit dieser |
oder jener Methode befasst, | |
22:16 | sind irgendwelchen Gurus nachgefolgt, |
22:22 | und sind mit deren Philosophie |
hausieren gegangen. | |
22:28 | Und wir glauben, die Wahrheit zu besitzen, |
22:31 | wenigstens einen kleinen Teil davon, |
22:35 | und das ist der Beginn |
der Selbstgefälligkeit. | |
22:40 | Wenn Sie eine derart außergewöhnliche |
Frage wie diese untersuchen wollen, | |
22:50 | müssen Sie sich eingestehen können, |
22:55 | dass Sie nichts darüber wissen. |
23:03 | Sie wissen tatsächlich nichts, oder? |
23:09 | Sie wissen nicht, was Wahrheit ist, |
was Gott ist, sollte es ihn geben, | |
23:16 | oder was |
einen wirklich religiösen Geist ausmacht. | |
23:19 | Sie haben darüber gelesen, |
23:22 | Menschen haben über tausende von Jahren |
davon gesprochen, | |
23:29 | haben Klöster erbaut, |
23:35 | doch deren Leben beruht in Wirklichkeit |
auf dem Wissen anderer Menschen, | |
23:42 | deren Erfahrung und Propaganda. |
23:46 | Wir müssen all das doch |
vollkommen beiseite lassen, | |
23:52 | um ewas in Erfahrung bringen zu können, |
nicht wahr? | |
23:55 | Deshalb ist dieses Nachforschen |
eine überaus ernste Angelegenheit. | |
24:05 | Wenn Sie damit herumspielen wollen, |
24:11 | können Sie auf alle möglichen |
Formen der Unterhaltung zurückgreifen, | |
24:18 | auf sogenannte spirituelle, religiöse |
Zerstreuungen. | |
24:23 | Für einen ernsthaften Geist haben diese |
jedoch keinerlei Wert. | |
24:35 | Um herauszufinden, |
24:42 | was einen religiösen Geist ausmacht, |
24:47 | müssen wir nicht nur, |
wie wir gestern schon sagten, | |
24:51 | frei von unserer Konditionierung sein, |
24:54 | frei von unserem Christentum, von unserem |
Buddhismus, Hinduismus | |
25:00 | mit all der Propaganda, |
25:02 | von tausenden von Jahren, |
25:06 | so dass der Geist wirklich |
frei ist zu beobachten. | |
25:13 | Das ist sehr schwierig, denn wir |
haben Angst vor dem Alleinsein, | |
25:18 | allein dazustehen, |
25:23 | denn wir verlangen nach Sicherheit, |
sowohl im Innen wie im Außen. | |
25:29 | Deshalb sind wir auf |
andere Menschen angewiesen, | |
25:33 | sei es nun der Priester oder |
der neue Führer, | |
25:36 | oder der Guru, der vorgibt zu wissen, |
25:38 | aufgrund einer Erfahrung, die er hatte. |
25:46 | Man muss also vollkommen |
auf sich selbst gestellt sein, | |
25:50 | jedoch nicht isoliert. |
25:53 | Es besteht ein großer Unterschied |
zwischen der Isolation | |
25:57 | und dem vollkommenen Alleinsein, |
26:03 | ein wesentlicher. |
26:08 | Die Isolation ist ein Geisteszustand |
der Beziehungslosigkeit, | |
26:17 | wenn Sie aufgrund Ihrer Lebensführung |
26:24 | eine Mauer um sich herum errichtet haben, |
26:27 | bewusst oder unbewusst, |
26:31 | um nicht verletzt zu werden. |
26:38 | Diese Isolation |
26:42 | verhindert natürlich |
jede Form von Beziehung, | |
26:48 | wir sind gestern Abend darauf eingegangen. |
26:55 | Das Alleinsein wiederum |
setzt einen Geist voraus, | |
26:59 | der psychisch |
27:06 | unabhängig ist, |
27:12 | an niemanden gebunden, |
27:19 | was nicht bedeutet, |
dass keine Liebe da ist. | |
27:22 | Liebe ist nicht Abhängigkeit. |
27:36 | Das Alleinsein setzt einen Geist voraus, |
27:42 | der von Grund auf |
27:47 | ohne eine Spur von Furcht ist, |
und daher ohne eine Spur von Konflikt. | |
28:04 | Wir können jetzt fortfahren, |
28:12 | die Bedeutung von Disziplin |
zu ergründen. | |
28:24 | Die meisten von uns |
28:27 | verstehen unter Disziplin eine Art Drill, |
28:33 | eine Wiederholung, |
28:38 | das Überwinden eines Hindernisses, |
28:43 | ein Widersetzen, ein Unterdrücken, |
28:48 | Kontrollieren, sich Anpassen, |
28:54 | all das wird mit dem Wort Disziplin |
in Verbindung gebracht. | |
29:04 | Doch die ursprüngliche Bedeutung |
dieses Wortes ist lernen, | |
29:10 | ein lernwilliger, |
29:15 | kein angepasster Geist. |
29:20 | Ein lernwilliger Geist |
muss neugierig | |
29:29 | und sehr interessiert sein. |
29:35 | Ein Geist, der schon alles weiß, |
kann unmöglich lernen. | |
29:43 | Wenn Sie eine Sprache erlernen wollen, |
29:46 | kennen Sie die Sprache nicht, |
29:50 | und Ihr Geist befindet sich |
in einem Lernprozess. | |
30:04 | Während Sie herausfinden, |
30:08 | was das Wort Disziplin bedeutet, |
30:15 | kein Drill, |
30:18 | keine Wiederholung, |
30:20 | nichts Mechanisches, |
30:23 | kein sich anpassen, |
30:27 | unterdrücken oder kontrollieren, usw., |
30:31 | sind Sie dabei, etwas darüber zu lernen, |
30:33 | und in diesem Lernen herrscht Ordnung. |
30:42 | Verstehen wir einander? |
30:48 | Darf ich fortfahren? |
30:54 | Wenn wir nicht miteinander kommunizieren, |
30:56 | tut es mir leid. |
31:00 | Es gibt so Vieles zu ergründen, |
31:03 | deshalb muss ich fortfahren. |
31:13 | Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes |
Disziplin bedeutet also lernen, | |
31:19 | lernen, weshalb man kontrolliert, |
31:22 | weshalb man unterdrückt, |
weshalb Angst da ist, | |
31:30 | weshalb man sich anpasst, vergleicht, |
31:36 | und deshalb im Konflikt ist. |
31:39 | Und in diesem Lernen gibt es Ordnung, |
31:45 | gerade dieses Lernen führt Ordnung herbei, |
31:48 | keine Ordnung, die auf einem Konzept |
oder einem Muster beruht. | |
31:58 | Ordnung entsteht, |
32:01 | wenn dieses Durcheinander, |
32:05 | diese Unordnung hinterfragt wird. |
32:13 | Die meisten von uns |
sind verwirrt, | |
32:19 | aus den verschiedensten Gründen, |
32:21 | wir müssen jetzt nicht darauf eingehen. |
32:27 | Wir müssen etwas |
über dieses Durcheinander herausfinden, | |
32:31 | über die Unordnung, |
die unser Leben beherrscht. | |
32:39 | Es geht nicht darum, Ordnung |
in unser Durcheinander zu bringen, | |
32:43 | die Unordnung zu beseitigen, |
32:46 | sondern etwas über die Unordnung |
32:49 | und das Durcheinander zu lernen, |
32:53 | denn in diesem Lernprozess |
entsteht Ordnung. | |
33:03 | Also ist Ordnung etwas Lebendiges, |
nichts Mechanisches. | |
33:13 | Die Ordnung ist eine Tugend, |
33:24 | es ist der ungeordnete Geist, |
der ohne Tugend ist. | |
33:36 | Ein Geist, der verwirrt ist, |
der sich anpasst und nachahmt | |
33:42 | ist in Unordnung, |
33:46 | er ist im Konflikt. |
33:48 | In einem konfliktbeladenen Geist |
gibt es keine Ordnung, | |
33:55 | und daher auch keine Tugend. |
33:59 | Ordnung gibt es nur in einem Geist, |
der dazulernt, | |
34:06 | der über die Unordnung lernt, |
34:10 | über das Sichanpassen, usw. |
34:16 | Aus diesem Nachforschen, diesem Lernen |
entsteht Ordnung, | |
34:21 | deshalb ist Ordnung |
mit Tugend gleichzusetzten. | |
34:28 | Nicht mit gesellschaftlicher Moral, |
34:32 | denn die gesellschaftliche Moral |
ist vollkommen unmoralisch. | |
34:40 | Man denkt vielleicht, |
sie sei respektabel, | |
34:46 | doch ist das Respektable |
meistens regellos. | |
34:55 | Beobachten Sie das bitte in sich selbst, |
35:04 | Ihr Verhalten, |
35:08 | derart gestört, |
35:13 | derart verwirrt, |
35:17 | derart mechanisch. |
35:21 | Und in diesem Zustand bemühen Sie sich, |
35:25 | eine moralische Lebensweise zu finden, |
die geordnet und gesund ist. | |
35:32 | Wie kann ein Geist, der verwirrt ist, |
der sich anpasst und nachahmt, | |
35:39 | Ordnung haben und |
35:43 | tugendhaft sein? |
35:48 | Ordnung ist jedoch notwendig, |
35:56 | denn für ein allumfassendes Handeln |
muss Ordnung da sein. | |
36:07 | Darf ich fortfahren? |
36:09 | Ich werde das nicht mehr fragen, |
ich werde einfach fortfahren. | |
36:21 | Das Leben besteht aus Handeln, |
36:31 | doch verursacht unser Handeln Unordnung. |
36:35 | Es gibt politisches Handeln, |
religiöses Handeln, | |
36:38 | geschäftliches, familiäres Handeln, |
fragmentiertes Handeln. | |
36:45 | Dieses Handeln |
ist natürlich widersprüchlich. | |
36:53 | Sie sind ein Geschäftsmann, |
36:57 | und zu Hause sind Sie ein netter Mensch, |
37:00 | wenigstens geben Sie das vor. |
37:05 | Daraus entsteht ein Widerspruch |
37:10 | und demzufolge Unordnung. |
37:12 | Und ein Geist, in dem Unordnung herrscht, |
37:15 | kann unmöglich verstehen, |
was Tugend ist. | |
37:24 | Heutzutage gibt es |
37:29 | mit all den verschiedenen |
Arten der Freizügigkeit | |
37:39 | weder Tugend noch Ordnung. |
37:50 | Doch ein religiöser Geist |
benötigt diese Ordnung, | |
37:57 | nicht nach einem |
von Ihnen festgelegten | |
38:02 | Muster oder Konzept. |
38:07 | Denn diese Ordnung, dieses Gespür |
für moralische Rechtschaffenheit | |
38:15 | entsteht nur, wenn Sie |
die Unordnung verstehen, | |
38:21 | das Durcheinander, das Chaos, |
in dem wir leben. | |
38:30 | Mit all dem wird das Fundament |
38:36 | für die Meditation gelegt. |
38:48 | Ohne dieses Fundament gelegt zu haben, |
38:55 | wird die Meditation zu einer Flucht, |
39:04 | und Sie können endlos mit dieser Art |
von Meditation herumspielen. | |
39:09 | Das ist es, was die meisten Leute tun, |
39:15 | sie führen ein gewöhnliches, konfuses, |
chaotisches Leben, | |
39:21 | finden aber auf irgendeine Weise |
einen Ort, an dem sie still sein können. | |
39:35 | Und dann gibt es Menschen, die Ihnen |
zu einem stillen Geist verhelfen, | |
39:40 | was auch immer das bedeuten mag. |
39:44 | Für einen ernsthaften Geist |
39:50 | ist das eine sehr ernst zu nehmende |
Angelegenheit, nichts zum Herumspielen. | |
40:00 | Sie müssen frei sein |
40:05 | von jeglichem Glauben, |
40:11 | von jeglicher Verpflichtung, |
40:17 | denn Sie sind |
dem gesamten Leben verpflichtet, | |
40:20 | nicht nur einem kleinen Teil davon. |
40:26 | Denn die meisten von uns sind |
der Revolution verpflichtet, | |
40:32 | oder wir engagieren uns in |
politischen oder religiösen Aktivitäten, | |
40:38 | oder in irgend einer Art von religiösem |
oder klösterlichem Leben, | |
40:45 | doch all diese Verpflichtungen |
sind fragmentarisch. | |
40:49 | Wir sprechen über die Freiheit, |
40:55 | damit Sie sich mit Ihrem |
40:58 | ganzen Wesen, Ihrer ganzen Energie, |
Ihrer Vitalität und Leidenschaft | |
41:05 | dem Leben als Ganzes widmen können, |
41:08 | nicht nur einem kleinen Teil davon. |
41:14 | Was bedeutet es nun |
41:19 | zu meditieren? |
41:33 | Ich weiß nicht, ob Sie überhaupt |
schon darüber nachgedacht haben. | |
41:40 | Vielleicht haben einige von Ihnen |
damit herumgespielt, | |
41:45 | Sie haben versucht, Ihre Gedanken |
zu kontrollieren, | |
41:49 | Sie haben |
verschiedene Methoden ausprobiert, | |
41:54 | doch das ist keine Meditation. |
42:00 | Es geht darum, alle Methoden |
42:06 | zu verwerfen, |
42:15 | sei es Zen, |
42:17 | die transzendentale Meditation, |
42:21 | alle Methoden, die uns |
42:24 | aus Indien oder Asien erreicht haben, |
42:30 | und in denen einige Menschen |
gefangen sind. | |
42:36 | Wir müssen diese Systeme und Methoden |
in Frage stellen. | |
42:46 | Ich hoffe, das werden auch Sie tun, |
42:48 | wir teilen dieses Problem gemeinsam. |
42:54 | Was geschieht mit Ihrem Geist, |
43:02 | wenn Sie einer Methode folgen? |
43:07 | Was beinhaltet ein System, eine Methode? |
43:13 | Ein Guru - |
43:16 | ich weiß nicht, |
weshalb sie sich Gurus nennen - | |
43:23 | mir fällt kein geeignetes Wort ein, |
43:27 | um diese ganze Welt der Gurus |
und ihre Autorität | |
43:34 | zu verwerfen, |
43:37 | denn sie glauben, dass sie wissen. |
43:44 | Und ein Mensch, der behauptet, |
dass er weiß, | |
43:49 | weiß nichts. |
43:54 | Trauen Sie niemandem, |
der behauptet, | |
43:58 | die Wahrheit erfahren zu haben. |
44:07 | Diese Menschen bieten Ihnen Methoden an. |
44:14 | Eine Methode setzt Praktizieren voraus, |
44:19 | nachfolgen, |
44:21 | wiederholen, |
44:26 | Tatsachen leugnen, |
44:33 | und das verschärft Ihren Konflikt. |
44:40 | Methoden versprechen Ihnen das Nirvana |
oder eine Erleuchtung. | |
44:45 | Wie kann man jemandem nur |
44:47 | eine Erleuchtung versprechen! |
44:52 | Aus diesem Grund haben Sie diesen Guru, |
44:57 | der behauptet, dass er mehr weiß, |
44:58 | und jenen Guru, der behauptet, dass er |
noch viel mehr weiß. | |
45:02 | Und die jeweiligen Anhänger |
bekriegen sich, | |
45:05 | weil sie meinen, ihr Guru sei der bessere. |
45:14 | Sie nehmen also wahr, |
45:16 | dass Methoden einen mechanischen |
Geist bewirken, | |
45:24 | Ihnen keine Freiheit lassen. |
45:27 | Sie versprechen Ihnen vielleicht, dass Sie |
am Ende frei sein werden, | |
45:31 | doch die Freiheit liegt am Anfang, |
nicht am Ende. | |
45:37 | Wenn Sie von Anfang an |
nicht die Freiheit haben, | |
45:40 | jede Methode auf ihren Wahrheitsgehalt |
zu untersuchen, | |
45:48 | werden Sie sich mit einer Methode |
zufriedengeben, | |
45:53 | und das wird einen Geist zur Folge haben, |
dem es an Feingefühl, | |
45:58 | schneller Auffassungsgabe |
und an Sensibilität fehlt. | |
46:04 | Es sollte also jegliche Methode |
verworfen werden, | |
46:14 | damit Ihr Geist wirklich nachforschen |
46:21 | und lernen kann, |
46:23 | ohne einer Methode, einer Philosophie |
46:26 | oder einem Guru zu folgen. |
46:30 | Er muss frei sein, |
um herausfinden zu können, | |
46:35 | was tatsächlich geschieht. |
46:46 | Der menschliche Geist, |
46:50 | der das Ergebnis tausendjähriger |
Gedanken ist, | |
47:02 | dieser Geist, |
47:05 | diese Gedanken schweifen ab. |
47:09 | Sie möchten Ihre Gedanken |
auf eine Redewendung, | |
47:14 | auf ein Symbol oder auf eine Idee lenken, |
doch Ihre Gedanken schweifen ab. | |
47:21 | Sie bemühen sich, |
Ihre Gedanken zu kontrollieren, | |
47:25 | das bedeutet wieder Kampf. |
47:28 | Sie möchten Ihren Geist an etwas |
festmachen, | |
47:32 | und Sie überlegen, |
wie das zu bewerkstelligen ist. | |
47:37 | Es gibt also Konflikt. |
47:46 | Wichtig ist, dass Sie |
Ihre Gedanken nicht kontrollieren, | |
47:52 | sondern das Denken verstehen. |
47:58 | Verstehen, wo es herkommt, |
48:03 | wo das Denken beginnt. |
48:09 | Es beginnt in Ihnen. |
48:14 | D.h., |
48:27 | das Gehirn speichert Erinnerungen, |
48:32 | das können Sie beobachten, |
48:34 | Sie müssen keine Bücher darüber lesen. |
48:38 | Ihr Gehirn speichert Erinnerungen. |
48:47 | Ohne gespeicherte Erinnerungen |
könnten Sie nicht denken. | |
48:55 | Diese Erinnerungen sind das Ergebnis |
von Erfahrung, von Wissen, | |
49:03 | entweder Ihr eigenes, oder das der |
Gemeinschaft oder der Familie, | |
49:08 | der Rasse, usw. |
49:14 | Die Gedanken entspringen |
diesem Speicher von Erinnerungen. | |
49:22 | Die Gedanken sind niemals frei, |
sie sind immer alt. | |
49:31 | Freiheit der Gedanken gibt es nicht. |
49:37 | Gedanken können niemals frei sein, |
49:40 | sie können wohl |
über die Freiheit sprechen, | |
49:43 | doch sind sie das Ergebnis von |
vergangenen Erinnerungen, | |
49:48 | Erfahrungen, Wissen, |
und deshalb sind sie alt. | |
49:54 | Richtig? |
49:57 | Ich sollte nicht richtig sagen. |
50:08 | Sie müssen über diese Ansammlung |
von Wissen verfügen, | |
50:14 | denn andernfalls könnten Sie nicht |
funktionieren, | |
50:17 | Sie könnten nicht miteinander sprechen, |
50:20 | nicht nach Hause gehen, usw. |
Wissen ist essentiell. | |
50:32 | In der Meditation gilt es herauszufinden, |
50:43 | ob es ein Ende des Wissens geben kann |
50:48 | und eine Freiheit von dem, |
was wir schon kennen. | |
51:01 | Denn wenn die Meditation |
eine Fortsetzung des Wissens ist, | |
51:11 | d.h. eine Fortsetzung all dessen, |
51:13 | was der Mensch angesammelt hat, |
51:21 | dann gibt es keine Freiheit, nicht wahr? |
51:26 | Freiheit gibt es nur, |
51:30 | wenn ein Verstehen da ist |
51:35 | über die Aufgabe, die das Wissen erfüllt |
51:40 | und über die Freiheit von dem, |
was wir kennen. | |
51:56 | Wir erforschen jetzt |
52:01 | den Bereich des Wissens, |
52:06 | wo es seine Berechtigung hat, |
52:10 | und wo es jedes |
weitere Nachforschen behindert. | |
52:23 | Wenn die Gehirnzellen |
52:29 | weiterhin aktiv sind, |
52:33 | ist ihnen das nur |
im Bereich des Wissens möglich, | |
52:41 | zu mehr sind die Gehirnzellen |
nicht in der Lage. | |
52:47 | Sie können nur im Bereich der Zeit |
funktionieren, | |
52:50 | und das ist die Vergangenheit. |
52:53 | Es gilt also herauszufinden, |
ob es einen Bereich gibt, | |
52:57 | der nicht bereits durch das Bekannte |
kontaminiert ist. | |
53:07 | Das ist Meditation. |
53:16 | Verstehen wir einander? |
53:22 | Verstehen Sie, worauf ich hinaus will? |
53:25 | Wenn ich meditiere |
53:30 | und mit dem, |
was ich bereits gelernt habe, weitermache, | |
53:34 | mit dem, was mir bereits bekannt ist, |
53:37 | dann lebe ich in der Vergangenheit, |
53:41 | ich lebe innerhalb des Bereichs |
meiner Konditionierung, | |
53:44 | innerhalb des Bereichs |
des bereits Bekannten. | |
53:49 | Darin gibt es keine Freiheit. |
53:53 | Ich kann das Gefängnis, in dem ich lebe, |
ausschmücken, | |
53:58 | ich kann alle möglichen Dinge |
in meinem Gefängnis anstellen, | |
54:03 | doch das ist immer noch eine Eingrenzung, |
ein Hindernis. | |
54:11 | Der Geist muss also herausfinden, |
ob die Gehirnzellen, | |
54:18 | die ihr Wissen über Jahrmillionen |
weiterentwickelt haben, | |
54:25 | still sein können, |
54:29 | vollkommen still, |
54:34 | um in einen Bereich vorzudringen, |
in eine Dimension, die unbekannt ist. | |
54:49 | D.h., |
54:51 | kann der Geist vollkommen still sein? |
55:03 | Jahrhundertelang ist das |
55:06 | das Problem |
aller religiösen Menschen gewesen, | |
55:12 | denn sie erkannten, |
55:15 | dass man nur mit einem |
außerordentlich stillen Geist | |
55:19 | schauen kann. |
55:27 | Wenn Sie schwatzen, |
55:29 | wenn Ihr Geist ständig in Bewegung ist, |
55:34 | von hier nach dort hastet, |
55:37 | ist es ihm unmöglich zu schauen, |
er kann nicht vollkommen zuhören, | |
55:44 | das ist leicht zu verstehen. |
55:46 | Um vollkommen zuhören und |
wahrnehmen zu können, | |
55:48 | muss der Geist vollkommen still sein. |
55:53 | Deshalb sagen sie, |
kontrolliert ihn, | |
55:58 | unterwerft ihn, |
56:04 | richtet ihn ab, |
56:11 | haltet ihn gefangen, |
56:16 | denn sie haben |
keinen Weg gefunden, | |
56:19 | um den Geist vollends |
zum Schweigen zu bringen. | |
56:34 | Sie sagen, kontrollieren Sie ihn, |
56:37 | geben Sie keinem Verlangen nach, |
56:41 | schauen Sie keine Frau an, |
56:44 | schauen Sie keinen Mann an, |
56:50 | schauen Sie nicht die wunderschönen |
Hügel und Bäume an, | |
56:55 | die Schönheit der Erde, |
56:59 | denn das könnte Erinnerungen an |
die Frau oder den Mann wecken. | |
57:04 | Kontrollieren Sie, geben Sie nicht nach, |
57:10 | konzentrieren Sie sich. |
57:17 | Und während Sie all das tun, |
während Sie sich konzentrieren, | |
57:20 | sehen Sie nicht die Schönheit der Erde, |
57:24 | des Himmels, der Wolke. |
57:30 | Das erzeugt in Ihnen Konflikt, |
57:34 | und sie brauchen noch mehr Kontrolle, |
noch mehr Unterwerfung. | |
57:42 | Über Jahrmillionen ist das so gegangen, |
57:46 | über tausende von Jahren, |
57:50 | denn alle haben erkannt, |
dass ein stiller Geist unabdingbar ist. | |
58:00 | Wie kann der Geist also mühelos |
58:05 | still werden, |
58:09 | ohne dass er kontrolliert, |
58:13 | abgerichtet, |
58:21 | geformt |
58:25 | oder eingegrenzt wird, |
58:31 | wie können Sie vorgehen, |
damit Ihr Geist still wird, | |
58:34 | - nein, nicht wie, denn sobald |
Sie fragen, wie das gehen soll, | |
58:37 | bedienen Sie sich einer Methode, |
58:41 | daher gibt es kein Wie. |
58:45 | Kann der Geist still werden? |
59:04 | Ich weiß nicht, wie Sie vorgehen werden, |
59:11 | wenn Sie das Problem erkennen, |
59:13 | wenn Sie die Notwendigkeit sehen, |
59:17 | die Wahrheit, die darin liegt, |
einen stillen, | |
59:22 | empfindsamen, subtilen Geist zu haben, |
59:26 | einen Geist, der vollkommen still ist. |
59:33 | Wie werden Sie das anstellen, |
wie soll das geschehen? | |
59:42 | Denn nur ein solcher Geist |
59:47 | ist ein religiöser Geist. |
59:50 | Nur ein solcher Geist ist in der Lage, |
das Leben als eine Einheit wahrzunehmen, | |
59:58 | als eine einheitliche Bewegung, |
frei von Fragmentierung. | |
1:00:05 | Wenn ein solcher Geist handelt, |
handelt er in Vollkommenheit, | |
1:00:11 | nicht bruchstückhaft, denn er handelt |
aus einer vollkommenen Stille heraus. | |
1:00:20 | Wie kann das geschehen? |
1:00:24 | Das ist die Aufgabe der Meditation. |
1:00:30 | Sie haben den Grundstein |
1:00:41 | für ein Leben gelegt, in dem |
Ihre Beziehungen vollkommen sind, | |
1:00:47 | das haben wir gestern behandelt. |
1:00:50 | Ein geordnetes und daher |
tugendhaftes Leben, | |
1:00:55 | ein Leben, das außergewöhnlich ist, |
inwendig einfach, | |
1:00:59 | und daher von einzigartiger Strenge. |
1:01:05 | Nicht die Strenge eines Priesters, |
die barsch ist und brutal, | |
1:01:12 | sondern die Strenge, die große Einfachheit |
mit sich bringt, | |
1:01:18 | und das setzt einen Geist voraus, |
der frei von Konflikt ist. | |
1:01:26 | Und wenn Sie |
diesen Grundstein gelegt haben, | |
1:01:31 | und zwar mit Leichtigkeit, mühelos, |
1:01:34 | denn sobald Sie sich bemühen, |
1:01:37 | entsteht Konflikt, |
1:01:39 | und da Sie die Wahrheit sehen, |
die darin liegt, | |
1:01:42 | ist es die Wahrnehmung |
dessen, was ist, | |
1:01:47 | die einen radikalen Wandel herbeiführt. |
1:01:52 | Wenn Sie also wahrnehmen, |
1:01:54 | wenn Ihr Geist klar erkennt, |
1:02:00 | dass dies nur dem stillen Geist |
möglich ist, | |
1:02:04 | d.h., dass die Gehirnzellen, |
1:02:09 | die jahrhundertealte Erinnerungen |
in sich tragen, | |
1:02:12 | ebenfalls still werden müssen, |
um nur dann zu reagieren, | |
1:02:19 | wenn es nötig ist. |
1:02:26 | Dass sie nur |
auf eine Herausforderung reagieren, | |
1:02:32 | um ansonsten vollkommen still zu sein. |
1:02:37 | Das ist das Problem. |
1:02:41 | Denn nur wenn der Geist |
vollkommen still ist, | |
1:02:50 | kann er auch verstehen. |
1:02:52 | In diesem stillen Geist ist eine |
Bewegung da, die völlig anders ist, | |
1:02:58 | sie entstammt einer anderen Dimension |
und ist von einer anderen Qualität. | |
1:03:02 | Das kann niemals in Worte gefasst werden, |
1:03:06 | denn es kann nicht beschrieben werden. |
1:03:12 | Was allerdings beschrieben werden kann, |
ist alles bis zu diesem Punkt, | |
1:03:21 | an dem Sie das Fundament gelegt haben, |
1:03:25 | an dem Sie die Notwendigkeit, die Wahrheit |
1:03:27 | und die Schönheit |
eines stillen Geistes erkannt haben. | |
1:03:36 | Für die meisten von uns |
1:03:47 | liegt die Schönheit in etwas, |
1:03:52 | in einem Gebäude, in einer Wolke, |
1:03:56 | in dem Umriss eines Baumes, |
in einem wunderschönen Gesicht. | |
1:04:04 | Liegt die Schönheit nun im Außen, |
1:04:08 | oder liegt sie in der |
Eigenschaft eines Geistes, | |
1:04:23 | der frei ist von ichbezogener Aktivität? |
1:04:33 | Denn wie die Freude |
1:04:38 | ist auch die Schönheit unentbehrlich |
in der Meditation, | |
1:04:41 | das Verstehen von Schönheit. |
1:04:50 | Und in Wirklichkeit ist Schönheit |
1:04:52 | die vollkommene Abwesenheit des Ich. |
1:05:00 | In diesem Ichlosen Zustand |
können die Augen | |
1:05:03 | den Baum in all seiner |
Schönheit sehen, | |
1:05:07 | und die Anmut einer Wolke. |
1:05:13 | D.h., wenn das Ich als Mittelpunkt |
weggefallen ist. | |
1:05:20 | Wir haben das alle schon erlebt, |
oder? | |
1:05:23 | Wenn Sie einen wunderschönen Berg sehen, |
1:05:29 | der ganz plötzlich |
in Ihrem Blickfeld auftaucht, | |
1:05:31 | ist es da. |
1:05:34 | Alles andere |
ist dann ganz nebensächlich, | |
1:05:38 | es existiert nur |
die Herrlichkeit dieses Berges, | |
1:05:44 | denn alles, dieser Hügel, dieser Berg, |
dieser Baum nehmen Sie vollends gefangen. | |
1:05:55 | Wie bei einem Kind mit einem Spielzeug. |
1:06:02 | Das Kind ist vollkommen |
in dieses Spielzeug vertieft, | |
1:06:07 | und wenn es zerbricht, |
1:06:09 | ist das Kind wieder bei dem, |
was es vorher getan hat, | |
1:06:13 | bei seinem Unfug, seinem Geweine, etc. |
1:06:16 | Genauso ist das bei uns, |
1:06:19 | wenn wir den Berg sehen |
1:06:23 | oder einen einzigen Baum |
auf einer Bergspitze, | |
1:06:29 | gehen wir darin auf. |
1:06:35 | Wir möchten in etwas aufgehen, |
1:06:39 | in einer Idee, |
1:06:42 | einer Aktivität, einer Verpflichtung, |
1:06:49 | einem Glauben, |
1:06:52 | einer Beziehung, |
1:07:00 | genauso wie |
1:07:03 | das Kind mit einem Spielzeug. |
1:07:14 | Schönheit ist gleichbedeutend |
mit Feingefühl. | |
1:07:20 | Ein sensibler Körper |
1:07:31 | benötigt angemessene Ernährung, |
1:07:35 | eine richtige Lebensführung, |
1:07:40 | darauf werde ich nicht eingehen, |
dafür gibt es keine Zeit. | |
1:07:47 | Wenn Sie all das erreicht haben, |
und Sie so weit gekommen sind, | |
1:07:51 | das hoffe ich, oder |
vielleicht sind Sie jetzt gerade dabei, | |
1:07:58 | dann wird Ihr Geist zwangsläufig, |
auf natürliche Weise, | |
1:08:06 | und ohne dass Sie es merken, still. |
1:08:10 | Sie selbst können keinen ruhigen |
Geist herbeiführen, | |
1:08:13 | denn Sie sind der Unruhestifter, |
1:08:17 | Sie sind gestört, |
ängstlich und verwirrt, | |
1:08:22 | wie könnten Sie |
einen ruhigen Geist herbeiführen? | |
1:08:27 | Doch wenn Sie verstehen, was Stille ist, |
1:08:32 | wenn Sie das Durcheinander verstehen, |
1:08:36 | das Leid, |
1:08:38 | und ob das Leid jemals enden kann, |
1:08:42 | und wenn Sie das Vergnügen verstehen, |
1:08:45 | werden Sie einen außerordentlich |
ruhigen Geist haben, | |
1:08:51 | Sie müssen nicht danach suchen. |
1:08:55 | Fangen Sie am Anfang an, |
1:08:58 | dann wird der erste Schritt |
der letzte sein. | |
1:09:03 | Das ist Meditation. |
1:09:26 | Möchten Sie Fragen stellen? |
1:09:34 | Ja? |
1:09:45 | F: Wenn Sie die Analogie des Berges, |
des Hügels, des wunderschönen Himmels | |
1:09:52 | benutzen, trifft das |
auf diese Leute nicht zu. | |
1:09:55 | Sie können mit dieser Analogie |
nichts anfangen. | |
1:09:57 | ihre Analogie ist der Schmutz. |
1:09:59 | K: Richtig, nehmen Sie die Analogie |
der schmutzigen Straßen von New York, | |
1:10:08 | die Analogie des Drecks, |
1:10:12 | des Elends, der Armut, |
der Ghettos, des Kriegs, | |
1:10:23 | das haben wir angerichtet, |
1:10:27 | ein jeder von uns hat dazu beigetragen, |
1:10:31 | ein jeder von uns ist verantwortlich |
für den Vietnam Krieg, | |
1:10:37 | für den Krieg im Nahen Osten, |
in Pakistan, | |
1:10:40 | ein jeder von uns ist verantwortlich. |
1:10:45 | Sie glauben das nicht, |
1:10:51 | denn Sie haben sich davon getrennt, |
1:10:55 | Sie haben sich isoliert, |
1:10:59 | und fühlen sich deshalb |
nicht miteinander verbunden. | |
1:11:06 | Sie werden korrupt |
1:11:09 | und lassen zu, dass sich die Korruption |
in der ganzen Welt ausbreitet. | |
1:11:15 | Folglich kann dieser Korruption, |
dieser Verschmutzung, diesem Krieg, | |
1:11:21 | diesem Hass nicht durch ein System |
Einhalt geboten werden, | |
1:11:26 | nicht durch die Politik, die Religion oder |
irgendeine andere Organisation. | |
1:11:29 | Sie sind es, die sich verändern müssen. |
1:11:35 | Sehen Sie das nicht? |
1:11:39 | Sie müssen gänzlich aufhören, das zu sein, |
was Sie sind. | |
1:11:49 | Nicht durch Ihren Willen. |
1:11:52 | Die Meditation befreit den Geist |
von allem Willen, | |
1:12:01 | und nur dann ist Raum da für |
ein vollkommen anderes Handeln. | |
1:12:08 | Ja? |
1:12:19 | F: Wenn wir das Privileg haben, |
gewahrsam zu sein, | |
1:12:23 | vollkommen gewahrsam, sozusagen, |
1:12:25 | wie können wir denjenigen helfen, |
die konditioniert sind, | |
1:12:31 | verbittert, |
1:12:33 | damit sie empfänglich |
und gewahr werden können. | |
1:12:38 | K: Wenn wir das Privileg haben, |
vollkommen gewahr zu sein, | |
1:12:42 | wie können wir jemandem helfen, |
seine Konditionierung los zu werden? | |
1:12:47 | Darf ich fragen, weshalb Sie das Wort |
priviligiert benutzen? | |
1:12:52 | Hat das Gewahrsein irgend etwas |
Priviligiertes oder Heiliges? | |
1:12:58 | Gewahr zu sein |
ist etwas Natürliches, nicht wahr? | |
1:13:05 | Und wenn Sie sich Ihrer eigenen |
Konditionierung bewusst sind, | |
1:13:11 | in dem es Chaos, Schmutz, Dreck, |
1:13:15 | Krieg und Hass gibt, |
1:13:19 | Sie wissen, alles, was |
in der Welt vor sich geht, | |
1:13:20 | die Tränen, |
1:13:25 | der Kummer um diese armen Menschen, |
die getötet werden, | |
1:13:29 | die Kinder, die Mütter, und all das. |
1:13:34 | Wenn Sie um all diese Dinge wissen, |
1:13:38 | werden Sie miteinander eine wirklich |
vollkommene Beziehung eingehen, | |
1:13:43 | und wenn Sie derart eng miteinander |
verbunden sind, | |
1:13:49 | werden Sie mit allen anderen Menschen |
in der Welt verbunden sein. | |
1:13:54 | Verstehen Sie das? |
1:13:57 | Wenn ich mit meinem Ehepartner oder |
jemand anderem so eng verbunden bin, | |
1:14:04 | vollends, nicht nur in meiner Vorstellung, |
1:14:11 | dann bin ich mit allen anderen Menschen |
in der Welt verbunden, | |
1:14:15 | dann werde ich gewahr sein, |
ich werde niemanden mehr verletzen. | |
1:14:19 | Sie tun sich selbst weh. |
1:14:24 | Dann kann ich anfangen |
1:14:28 | darüber zu sprechen, zu predigen, |
1:14:32 | nicht mit dem Verlangen, |
anderen zu helfen, | |
1:14:40 | das ist das Schlimmste, zu sagen, |
dass man jemandem helfen will. | |
1:14:46 | Wer sind Sie, dass Sie jemandem helfen |
könnten? Der Sprecher mit einbezogen. | |
1:15:03 | Die Schönheit des Baumes |
oder der Blume | |
1:15:08 | möchte Ihnen nicht helfen, |
sie ist einfach da, | |
1:15:12 | und es ist an Ihnen, ob Sie Augen für |
den Dreck oder für die Schönheit haben. | |
1:15:20 | Und wenn Ihnen das unmöglich ist, |
1:15:24 | finden Sie heraus, weshalb es so ist, |
1:15:28 | weshalb Sie derart gleichgültig, gemein, |
1:15:35 | derart seicht und hohl geworden sind. |
1:15:43 | Wenn Ihnen das klar geworden ist, |
1:15:45 | sind Sie an dem Ort, |
1:15:51 | wo die Wasser des Lebens fließen, |
1:15:54 | Sie müssen nichts tun. |
1:16:11 | F: Worin besteht der Zusammenhang zwischen |
1:16:13 | dem Wahrnehmen dessen, was ist, |
und dem Bewusstsein? | |
1:16:17 | K: Was ist der Zusammenhang zwischen |
dem Wahrnehmen dessen, was ist, | |
1:16:22 | und dem Bewusstsein? |
1:16:30 | Das Bewusstsein |
1:16:33 | ist der Inhalt. |
1:16:37 | Der Inhalt des Bewusstseins |
ist Bewusstsein. | |
1:16:49 | Muss alles erklärt werden? |
1:16:58 | Es ist einfach. |
1:17:00 | Der Inhalt Ihres Bewusstseins |
ist Ihre Gier, Ihr Neid, Ihr Ehrgeiz, | |
1:17:06 | Ihr Vergleichen, Ringen, Ihr Schmerz, |
Ihr Leid, das alles ist Bewusstsein, | |
1:17:11 | Das Bewusstsein besteht aus diesem Inhalt. |
1:17:17 | Wenn Sie diesen Inhalt beseitigen, |
1:17:20 | gibt es dann noch das Bewusstsein, |
wie Sie es kennen? | |
1:17:26 | Natürlich nicht, |
1:17:28 | Sie kennen das Bewusstsein nur, weil Sie |
seinen Inhalt kennen. | |
1:17:33 | Und dieser Inhalt macht das aus, |
was in der Welt geschieht, | |
1:17:38 | Sie sind ein Teil davon. |
1:17:43 | Wenn Sie sich all dessen entledigen, |
1:17:49 | wird an die Stelle dieses Bewusstseins |
eine völlig neue Dimension treten. | |
1:18:00 | Sie können über diese Dimension |
nicht spekulieren, | |
1:18:04 | überlassen Sie das den Wissenschaftlern, |
den Philosophen. | |
1:18:08 | Was wir tun können, ist herauszufinden, |
1:18:12 | ob es möglich ist, den Geist von seiner |
Konditionierung zu befreien, | |
1:18:17 | indem wir gewahr |
1:18:24 | und vollkommen achtsam werden. |
1:18:33 | F: Ich selbst weiß nicht, was Liebe ist, |
was Wahrheit ist, was Gott ist, | |
1:18:37 | doch Sie beschreiben die Liebe als Gott, |
die Liebe nicht als Liebe. | |
1:18:41 | Weshalb sagen Sie, |
dass die Liebe Gott ist? | |
1:18:43 | K: Das habe ich nicht gesagt. |
1:18:45 | F: Sie sagten das |
in einem Ihrer Bücher. | |
1:18:47 | K: Oh, das tut mir leid, |
lesen Sie keine Bücher. | |
1:19:08 | Das Wort ist so oft gebraucht worden, |
1:19:12 | es ist mit der Verzweiflung der Menschheit |
und Hoffnungen befrachtet. | |
1:19:21 | Sie haben Ihren Gott, |
1:19:23 | die Kommunisten haben ihre Götter, |
1:19:27 | es ist befrachtet. |
1:19:29 | Finden Sie heraus, |
1:19:34 | was Liebe ist. |
1:19:38 | Sie können nur herausfinden, |
was Liebe ist, | |
1:19:43 | wenn Sie wissen, was sie nicht ist. |
1:19:46 | Nicht intellektuell, |
sondern im wirklichen Leben, | |
1:19:51 | wenn Sie das weglassen, was sie nicht ist: |
1:19:54 | Neid, Ehrgeiz, Gier, |
1:19:57 | alles Trennende im Leben, |
1:20:02 | das ich und das du, |
1:20:05 | wir und sie, |
schwarz und weiß. | |
1:20:13 | Sie werden es nicht tun, |
1:20:16 | leider. |
1:20:19 | Sie werden es nicht tun, |
denn dafür ist Energie nötig. | |
1:20:25 | Energie entsteht nur, |
wenn Sie beobachten, was tatsächlich ist, | |
1:20:30 | ohne davonzulaufen. |
1:20:34 | Wenn Sie tatsächlich wahrnehmen, was ist, |
1:20:41 | wird diese Wahrnehmung |
1:20:43 | Ihnen die Energie geben, |
darüber hinaus zu gehen. | |
1:20:50 | Sie können nicht darüber hinausgehen, |
wenn Sie versuchen, davor zu fliehen, | |
1:20:53 | wenn Sie versuchen, es zu interpretieren, |
zu überwinden. | |
1:20:58 | nehmen Sie einfach nur wahr, |
was tatsächlich ist, | |
1:21:05 | dann haben Sie Energie im Übermaß, |
1:21:11 | um herauszufinden, |
was Liebe ist. | |
1:21:20 | Liebe ist nicht Vernügen. |
1:21:26 | Finden Sie das heraus, |
1:21:28 | finden Sie für sich selbst, |
inwendig, heraus, | |
1:21:32 | dass Liebe nicht Vergnügen ist. |
1:21:35 | Wissen Sie, was das heißt? |
1:21:43 | Es heißt, dass keine Angst da ist, |
1:21:48 | dass es kein Anhaften gibt, |
1:21:51 | keine Abhängigkeit, |
1:21:55 | sondern eine Beziehung, |
in der es keine Trennung gibt. | |
1:22:05 | F: Ich würde gern darüber sprechen, |
1:22:07 | welche Rolle ein Künstler |
in der Gesellschaft hat. | |
1:22:11 | Hat er eine Funktion, |
abgesehen von seiner eigenen? | |
1:22:33 | K: Die Rolle des Künstlers |
in der Gesellschaft. | |
1:22:45 | Wer ist ein Künstler? |
1:22:51 | Jemand, der ein Bild malt? |
1:22:53 | Der ein Gedicht schreibt? |
1:23:00 | Der sich durch ein Gemälde |
ausdrücken will, | |
1:23:06 | oder dadurch, dass er ein Buch schreibt, |
oder ein Theaterstück? | |
1:23:12 | Weshalb heben wir den Künstler |
besonders hervor, | |
1:23:21 | oder den Intellektuellen? |
1:23:25 | Weshalb diese Trennung? |
1:23:33 | Weil wir den Intellektuellen |
auf eine Stufe gestellt haben, | |
1:23:38 | den Künstler vielleicht auf eine höhere, |
1:23:41 | und den Wissenschaftler |
auf eine noch höhere. | |
1:23:47 | Dann fragen wir |
nach ihrer Rolle in der Gesellschaft. | |
1:23:51 | Die Frage ist nicht, |
was deren Rolle ist, | |
1:23:54 | sondern, was ist |
Ihre eigene Rolle in der Gesellschaft, | |
1:23:59 | denn Sie sind für diesen |
schrecklichen Schlamassel verantwortlich. | |
1:24:07 | Was ist Ihre Rolle? |
1:24:11 | Finden Sie es heraus. |
1:24:14 | D.h., finden Sie heraus, |
1:24:17 | weshalb Sie in dieser Welt des Elends, |
des Hasses und des Kummers leben. | |
1:24:25 | Offensichtlich berührt es Sie nicht. |
1:24:33 | Sie haben diesen vier Reden zugehört, |
1:24:39 | haben einige Sachen ausgetauscht, |
1:24:43 | und ich hoffe, |
Sie haben vieles davon verstanden. | |
1:24:49 | Demzufolge werden Sie |
1:24:53 | zu einem Mittelpunkt für |
gelungene Beziehungen. | |
1:24:57 | Es ist deshalb Ihre Verantwortung, |
1:25:00 | diese schreckliche, korrupte, destruktive |
Gesellschaft zu verändern. | |
1:25:09 | Ist es jetzt an der Zeit, |
aufzuhören? | |
1:25:18 | Wie spät ist es? |
1:25:24 | Viertel nach sieben. |
1:25:25 | Noch weitere Fragen? |
1:25:28 | F: Könnten Sie auf die psychologische Zeit |
näher eingehen? | |
1:25:35 | K: Ja, das werde ich tun. |
1:25:38 | Ich habe verstanden. |
1:25:40 | Das ist leider die letzte Frage. |
1:25:42 | Ich werde aufhören müssen. |
1:25:45 | Der Fragesteller möchte wissen, |
was Zeit ist, | |
1:25:50 | könnten Sie das näher erläutern. |
1:25:56 | Zeit ist Alter, |
1:26:03 | Zeit ist Leid, |
1:26:10 | die Zeit nimmt keine Rücksicht. |
1:26:17 | Was also ist Zeit? |
1:26:21 | Es gibt die chronologische Zeit |
nach der Uhr. | |
1:26:26 | Die muss es geben, sonst wären Sie nicht |
in der Lage, einen Bus zu erreichen, | |
1:26:31 | eine Mahlzeit zu kochen, und alles andere, |
wofür wir Zeit brauchen. | |
1:26:36 | Doch es gibt eine andere Zeit, |
die wir akzeptiert haben. | |
1:26:45 | Wir sagen, z.B., |
1:26:48 | morgen werde ich dies oder jenes sein, |
1:26:52 | morgen werde ich mich verändern, |
1:26:56 | morgen werde ich zu etwas werden. |
1:27:00 | Wir haben die Zeit auf einer |
psychologischen Ebene erschaffen, nicht? | |
1:27:08 | Sie wissen, das Morgen. |
1:27:11 | Gibt es auf der psychologischen Ebene |
ein Morgen ? | |
1:27:19 | Diese Frage ernsthaft zu untersuchen |
ist schrecklich, | |
1:27:29 | denn wir brauchen das Morgen, |
1:27:32 | morgen werden wir uns sehen, |
1:27:36 | ich freue mich darauf, |
dich morgen zu treffen, | |
1:27:40 | morgen werde ich verstehen, |
1:27:44 | morgen wird mein Leben anders sein, |
1:27:49 | morgen werde ich Erleuchtung erlagen. |
1:27:55 | Deshalb wird das Morgen zum wichtigsten |
Teil unseres Lebens. | |
1:28:03 | Gestern haben Sie Sex gehabt, |
all die Freuden, all der Schmerz, | |
1:28:08 | was immer Sie |
dem Schlamassel abgewinnen können, | |
1:28:11 | und Sie möchten es morgen wiederhaben, |
1:28:13 | denn Sie möchten morgen |
eine Wiederholung dieses Vergnügens. | |
1:28:19 | Stellen Sie sich selbst die Frage |
und finden Sie heraus, | |
1:28:25 | ob es überhaupt ein Morgen gibt? |
1:28:29 | Außer - bitte folgen Sie mir - dass das |
Morgen eine Projektion des Denkens ist. | |
1:28:42 | Das Morgen ist die Erfindung |
des Denkens als Zeit. | |
1:28:50 | Wenn es auf der psychologischen Ebene |
kein Morgen gibt, | |
1:28:55 | was geschieht dann mit dem Leben, |
mit dem Heute? | |
1:29:02 | Was geschieht heute, |
wenn es auf der psychologischen Ebene | |
1:29:07 | kein Morgen gibt? |
1:29:10 | Es gibt eine gewaltige Revolution, |
nicht wahr? | |
1:29:18 | Ihre gesamte Handlungsweise erfährt |
einen radikalen Wandel, | |
1:29:25 | oder? |
1:29:28 | Dann sind Sie jetzt vollkommen heil. |
1:29:35 | Sie werden nicht mehr |
aus der Vergangenheit | |
1:29:38 | durch die Gegenwart in die Zukunft |
projizieren. | |
1:29:45 | Das heißt zu leben, |
1:29:49 | indem wir jeden Tag sterben. |
1:29:55 | Tun Sie es, und Sie werden herausfinden, |
was es heißt, | |
1:29:59 | vollkommen im Heute zu leben. |
1:30:05 | Das ist Liebe, nicht wahr? |
1:30:12 | Sie sagen nicht, |
dass Sie morgen lieben werden, | |
1:30:17 | oder? |
1:30:21 | Entweder Sie lieben oder Sie lieben nicht. |
1:30:26 | Liebe ist zeitlos, |
1:30:30 | nur das Leid ist in der Zeit. |
1:30:35 | Leid ist Denken an das Vergnügen. |
1:30:41 | Finden Sie selbst heraus, was Zeit ist, |
1:30:47 | und finden Sie heraus, |
ob es kein Morgen gibt. | |
1:30:58 | Dann haben Sie ein Leben, |
das ewig währt, | |
1:31:01 | denn die Ewigkeit ist zeitlos. |