Psychologisches Leiden
Ojai - 17 April 1982
Discussion with Scientists 2
0:05 | Das Wesen des Bewusstseins |
0:13 | Zweiter Teil |
0:15 | Psychologisches Leiden |
0:23 | Dies ist eine Reihe von Dialogen zwischen |
J. Krishnamurti, | |
0:27 | David Bohm, Rupert Sheldrake und |
John Hidley. | |
0:31 | Die Absicht dieser Gespräche ist |
es essentielle Fragen | |
0:34 | des Bewusstseins zu ergründen, |
0:36 | was psychologische Unordnung ist, |
0:38 | und was notwendig ist für einen |
fundamentalen psychologischen Wandel. | |
0:43 | J. Krishnamurti ist ein religiöser |
Philosoph, Autor und Lehrer | |
0:48 | der über diese Themen geschrieben |
und Vorträge gehalten hat. | |
0:51 | Er hat Grund- und weiterführende Schulen |
gegründet, | |
0:54 | in den USA, England und Indien. |
0:57 | David Bohm ist Professor für |
theoretische Physik | |
1:00 | am Birkbeck College, an der |
London University in England. | |
1:03 | Er hat einige Bücher veröffentlicht |
zur theoretischen Physik | |
1:07 | und dem Wesen des Bewusstseins. |
1:09 | Professor Bohm und Mr. Krishnamurti |
1:11 | hielten bereits mehrere Dialoge über |
verschiedene Themen. | |
1:14 | Rupert Sheldrake ist ein Biologe, |
dessen kürzlich publiziertes Buch | |
1:18 | aufzeigt, dass Lernen im Kreis einiger |
Mitglieder einer Spezies, | |
1:21 | einen Effekt auf die Spezies als |
Ganzes hat. | |
1:24 | Dr. Sheldrake ist derzeit beratender |
Pflanzenphysiologe | |
1:28 | für das internationale |
Ernteforschungsinstitut | |
1:30 | in Hyderabad, Indien. |
1:32 | John Hidley ist ein selbstständiger |
Psychater, | |
1:35 | der seit sechs Jahren in Verbindung |
steht | |
1:38 | mit der Krishnamurti Schule in |
Ojai, Kalifornien. | |
1:41 | Im ersten Dialog wurde auf die Natur des |
Selbstes eingegangen, | |
1:45 | seine Beziehung zum Leiden, |
zur Gesellschaft, und zu Religion. | |
1:49 | Fragen die aufkamen waren, |
ob man entdecken oder lernen kann | |
1:53 | in Bezug auf diese Beziehungen, |
1:54 | und ob das Bedürfnis nach psychologischer |
Sicherheit die Wurzel des Problems ist? | |
2:00 | Das heutige Gespräch setzt diese Fragen |
fort. | |
2:04 | H: Gestern sprachen wir, |
begannen mit der Frage | |
2:07 | nach dem Ursprung der psychologischen |
Unordnung | |
2:10 | und wir stellten heraus, dass es seine |
Wurzeln in selbst-bezogener Aktivität hat, | |
2:18 | welche von Natur aus trennend |
und konfliktgeladen ist, | |
2:21 | und das biologisch gesehen Faktoren |
wie instinktive Aggression | |
2:25 | und Dominanzverhalten, sowie |
Krankheit und Tod, dazu beitragen. | |
2:30 | Ich frage mich, ob wir an diesem |
Morgen, David, | |
2:32 | damit beginnen können, dass du etwas |
zur Beziehung sagst | |
2:35 | zwischen diesen biologischen Faktoren |
und psychologischer Unordnung. | |
2:43 | B: Ja, biologisch, wenn sie mit dem |
Tier beginnen, | |
2:48 | haben sie allerlei Dinge, wie Angst, |
und Wut, | |
2:51 | und Aggression, und diese sind |
recht simpel. | |
2:54 | Sie existieren während einer kurzen Phase, |
für die Zeit wo der Fakt da ist, | |
2:58 | und verschwinden sie üblicherweise, |
nahezu spurlos. | |
3:03 | Es mag einige Fälle geben, bei höher |
entwickelten Tieren | |
3:06 | wo es eine Erinnerung gibt, |
3:08 | aber erst im Menschen wird die |
Erinnerung äußerst bedeutungsvoll, | |
3:11 | das Erinnern aller Erfahrungen und |
Vorhersehen der Zukunft, | |
3:16 | das resultiert in einer ganz |
anderen Art von Verhalten. | |
3:19 | Zum Beispiel bei einem Tier, |
es mag eine schlechte Erfahrung machen | |
3:24 | mit einem anderen Tier, |
und kurz darauf | |
3:27 | wird es in einem relativ |
ausgeglichenen Gemütszustand sein, | |
3:29 | aber, sagen wir, da gibt es eine |
Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen | |
3:33 | so wie in Nord- und |
Südirland, | |
3:35 | das dauert bereits 350 |
Jahre an, | |
3:38 | und es gibt eine gewisse |
Bemühung sich dessen zu erinnern | |
3:40 | was man derzeit sehen kann. |
3:43 | Meines Erachtens ist das der größte |
Unterschied. | |
3:48 | H: Erinnerung ist dabei... |
3:50 | B: Ja, der Effekt der Erinnerung, |
und seine Konsequenzen. | |
3:53 | Sehen sie, Erinnerung in sich selbst |
würde sicher keine Probleme bereiten, | |
3:56 | weil es schlicht eine Tatsache ist, |
oder? | |
3:59 | Aber Erinnerung hat Konsequenzen, sie kann |
Angst verursachen, | |
4:04 | oder Wut; es kann alle möglichen |
Störungen hervorbringen; | |
4:09 | erinnern was passierte und |
vorwegnehmen was eventuell geschehen wird. | |
4:13 | S: Sie meinen darüber nachdenken? |
B: Ja. Auf Basis von Erinnerung, richtig? | |
4:18 | S: Ich meine, dass das Tier, welches |
angegriffen wurde von einem anderen Tier, | |
4:21 | erinnert insofern, |
dass, wenn es das andere Tier wiedersieht, | |
4:24 | es Angst hat. Es denkt in der Zwischenzeit |
jedoch bestimmt nicht darüber nach. | |
4:28 | B: Ja, es kann kein Bild formen, |
ich glaube nicht, | |
4:30 | dass die meisten Tiere sich Bilder |
machen können, von anderen Tieren | |
4:34 | und ich kann das auf Erfahrung |
gründen, da ich Hunde gesehen habe | |
4:38 | die brutal kämpften, und sobald sie |
sie abwandten, | |
4:41 | vergisst der Hund auf eine Art |
was geschah. | |
4:44 | Er ist verstört aber weiß nicht warum |
er verstört ist. | |
4:47 | Wenn er sich an den anderen Hund |
erinnern könnte, nachdem er verschwand, | |
4:50 | würde er den Kampf um das Territorium |
unendlich fortsetzen. | |
4:54 | Nun, der Punkt bezüglich des Territoriums |
ist, dass das Tier es auf gewisse Weise, | |
4:58 | in einem begrentzten |
Kontext, darauf beharrt. | |
5:00 | Aber der Mensch erinnert sich, |
5:02 | und er beharrt ewig |
auf das Territorium | |
5:05 | und will es ausdehnen, usw., |
weil er darüber nachdenkt. | |
5:13 | S: Sie sagen also, dass der |
Grund für den speziell | |
5:17 | menschlichen Schmerz und das Leiden, |
5:20 | unabhängig von der Art des Leidens, |
5:21 | dass wir im Tierreich sehen, |
5:23 | die Fähigkeit ist, sich zu erinnern, |
nachzugrübeln und nachzudenken? | |
5:27 | B: Ja, das Tier mag etwas davon haben. |
5:29 | Ich habe ein Beispiel im Fernsehen |
gesehen, wo ein Hirsch sein Reh verlor, | |
5:33 | und es trauerte in der Wildnis, |
aber ich denke das ist begrentzt, | |
5:38 | das heißt, es gibt dieses Leiden |
im Tierreich, | |
5:40 | aber beim Menschen ist es enorm |
ausgebreitet, es scheint endlos. | |
5:49 | Ja, ich denke der Hauptpunkt |
beim Menschen ist, dass | |
5:51 | diese Sache sich aufbauen kann, wie |
eine große Explosion, | |
5:54 | die das gesamte Bewusstsein ausfüllt, |
und es kann zum | |
5:57 | Hauptmotiv im Leben werden, |
die Verletzung zu erinnern | |
6:00 | und Rache zu nehmen, |
die Blutrache, | |
6:05 | in Familien über mehrere |
Generationen. | |
6:10 | Die schlechte Erfahrung zu erinnern |
die sie mit jemadem hatten | |
6:13 | und sich vor etwas kommenden zu fürchten, |
so wie vor einer Prüfung | |
6:17 | vor der das Kind Angst hat, |
oder etwas in der Art. | |
6:20 | K: Aber haben sie seine Frage |
beantwortet, Sir? | |
6:22 | B: Die wäre? |
K: Die war... | |
6:24 | H: Wie die biologische Tatsache von |
Krankheit, oder Tod, | |
6:29 | oder instinktiven Trieben zu einem psycho- |
logischen Problem oder Unordnung werden? | |
6:35 | B: Durch das darüber nachdenken. |
Ich sage, dass der biologische Fakt | |
6:41 | langfristig gesehen kein ernsthaftes |
Problem ist, | |
6:46 | aber sobald sie beginnen darüber |
nachzudenken, | |
6:49 | und nicht nur nachdenken, |
sondern sich Bilder darüber machen | |
6:52 | zusammen mit dem Gedanken, |
und die Erinnerung beleben | |
6:57 | und das zukünftige Gefühl |
vorwegnehmen, | |
7:01 | und während sie denken, wird es zu |
einem sehr ernsten Problem, | |
7:04 | weil sie es nicht stoppen |
können, verstehen sie. | |
7:06 | Sie werden niemals Sicherheit erlangen |
durch das darüber nachdenken, | |
7:11 | und doch suchen sie stets Sicherheit. |
7:13 | Sehen sie, die Absicht hinter dem Denken |
ist ihnen Sicherheit zu geben | |
7:16 | in praktischen Angelegenheiten, |
technischen Dingen. | |
7:20 | Daher führen sie eine ähnliche Art |
des Denkens aus, | |
7:24 | und sagen sich, wie kann ich sicherstellen |
nicht wieder zu leiden? | |
7:33 | Und es gibt keinen Weg das zu tun. |
7:36 | Sie treffen vielleicht technische |
Vorkehrungen, um das zu verhindern | |
7:38 | aber, da sie darüber nachdenken, |
bringen sie das ganze System in Bewegung | |
7:45 | und verzerren den gesamten mentalen |
Prozess. | |
7:48 | H: Es scheint klar, dass |
beim darüber Nachdenken | |
7:51 | wir die jeweiligen Emotionen |
und Assoziationen anheizen, | |
7:56 | also die Gedanken daran, |
aber wir sagen nicht, | |
8:01 | dass wir nicht daran denken sollten, |
oder? | |
8:03 | B: Es hängt davon ab wie |
sie darüber nachdenken. | |
8:05 | Dieses Denken richtet sich für |
gewöhnlich danach | |
8:10 | ein Empfinden von Sicherheit zu |
vermitteln, ein Bild von Sicherheit. | |
8:15 | H: Richtig. Ich werde verletzt als Kind, |
oder irgendwo entlang dieser Zeispanne, | |
8:19 | und es erzeugt eine Angst in mir, und ich |
versuche diese Situationen vorherzusehen. | |
8:24 | Vielleicht erinnere ich mich nicht mal |
an den Vorfall, | |
8:26 | aber ich will es in der Zukunft |
vermeiden. | |
8:29 | B: Ja, und nun ist da der folgende Punkt: |
der Geist sucht beständig | |
8:33 | danach es zu vermeiden, und macht sich |
Gedanken, Bilder, | |
8:37 | und sagt sich; der Typ ist es der |
es getan hat, | |
8:39 | ich muss mich von ihm fern halten; |
er kommt zu Schlussfolgerungen, | |
8:43 | und wenn irgendeine Schlussfolgerung ihnen |
eine Vorstellung von Sicherheit gibt, | |
8:47 | dann hält das Bewusstsein daran fest, |
richtig? | |
8:50 | Ohne ein wirkliches Fundament zu haben. |
8:53 | H: Können sie das ein wenig ausführen? |
8:56 | B: Gut, wenn sie eine schlechte Erfahrung |
mit jemandem gemacht haben, | |
9:02 | könnten sie z.B. zum Schluss kommen, dass |
sie ihm nie wieder vertrauen sollten. | |
9:06 | Obwohl das ganz falsch sein kann. |
9:09 | Aber das Bewusstsein ist so begierig |
Sicherheit zu finden, dass es | |
9:12 | sich an die Schlussfolgerung klammert, |
dass es nicht sicher ist ihm zu vertrauen. | |
9:17 | Richtig? |
H: Ja. | |
9:19 | B: Wenn sie jetzt jemand anders finden, |
der sie scheinbar gut behandelt, | |
9:23 | und ihnen das versichert, und ihnen |
schmeichelt, dann | |
9:26 | könnten sie zum Schluss kommen, |
dass sie ihm vollends vertrauen können. | |
9:29 | Das Bewusstsein wird sich jetzt nach |
Gedanken umschauen, | |
9:32 | die ihm ein gutes Gefühl geben, |
9:34 | weil die Gefühle der Erinnerung |
so verstörend sind | |
9:38 | für das gesamte System. Die Absicht |
dahinter ist nur, das Bewusstsein sich | |
9:42 | besser fühlen zu lassen. Daher will es die |
Tatsachen nicht ergründen. | |
9:45 | H: Okay, sie sagen also, dass das |
Bewusstsein an diesem Punkt nicht an | |
9:49 | dem was wahr ist interessiert ist, |
es will nur Sicherheit. | |
9:51 | B: Ja, es ist so verstört, es will |
zunächst Ordnung finden, | |
9:54 | und verfällt dabei etwas Verkehrtem, |
so wie ich es sehe. | |
9:58 | H: Die verkehrte Weise wäre? |
10:00 | B: Darüber nachdenken, und |
Gedanken finden | |
10:02 | die ihm ein besseres Gefühl geben. |
10:04 | H: Sie sagen also, dass Gedanken |
selbst in gewisser Weise | |
10:08 | den Platz der Realität einnehmen, dass die |
Person versucht | |
10:14 | gewisse Gedanken zu kultivieren, die |
ihr ein besseres Gefühl geben. | |
10:16 | B: Ja. Und das ist Selbsttäuschung. |
10:24 | S: Was lässt sie annehmen, dass der |
ursprüngliche Antrieb Sicherheit ist? | |
10:28 | B: Oh, wir sprachen Gestern darüber, |
aber ich wäre mir nicht sicher, | |
10:34 | dass dies der einzige Antrieb ist, |
aber offensichtlich ist es so für | |
10:37 | das Tier; der Wunsch nach Sicherheit ist |
ein sehr wichtiger Antrieb, oder? | |
10:40 | Wir wollen auch Vergnügen, ich denke |
das ist ein anderer Antrieb, | |
10:43 | beide sind eng verknüpft. |
10:47 | S: Aber um auf die Frage nach Sicherheit |
zurückzukommen, in seiner beschränkten Art | |
10:51 | ist Sicherheit bestimmt ein Ziel |
das wir haben. | |
10:53 | Menschen gefällt es Häuser zu haben, |
abgesichert, und Autos, | |
10:58 | und Besitztümer, und ein ausgeglichenes |
Konto, und diese Sachen. | |
11:01 | Aber, wenn sie das alles haben, |
gibt es da | |
11:05 | zwei Dinge die mit reinspielen, |
eine ist vielleicht | |
11:08 | die Angst, dass sie es verlieren, |
und der andere ist von | |
11:10 | all dem angeödet sein, und das Verlangen |
nach Aufregung und Nervenkitzel. | |
11:13 | Und das scheint in das Model nicht |
reinzupassen, in das primäre | |
11:17 | und zentrale Verlangen nach Sicherheit. |
11:19 | B: Ja, darum habe ich gesagt das es nur |
einer der Antriebe ist, richtig? | |
11:23 | Das da auch das Verlangen nach Vergnügen |
ist, als ein Beispiel, | |
11:26 | vieles von dem was sie sagten, fällt unter |
die Suche nach Vergnügen, oder? | |
11:29 | S: Ich bin nicht sicher. |
11:30 | B: Aufregung bereitet Vergnügen, |
und Leute hoffen | |
11:33 | in der Regel auf Vergnügen und Aufregung, |
eher als auf Schmerz. | |
11:37 | S: Aber meinen sie nicht, dass da ein |
eigenes Vergnügen in Neugierde liegt, | |
11:40 | und eine gewisse Freiheit im Erkunden, |
die sie erfahren | |
11:42 | wenn sie etwas entdecken, |
11:44 | die nicht ausschließlich reines |
Vergnügen ist, | |
11:47 | nicht ein sich wiederholendes Vergnügen, |
und auch nicht Sicherheit. | |
11:50 | B: Ja, nun, ich wollte nicht sagen, dass |
alle unsere Antriebe | |
11:53 | in diesem Punkt gefangen sind, ich sagte, |
dass wenn sie darüber nachdenken, | |
11:57 | und sie auf die Erinnerung gründen, |
dann werden sie | |
11:59 | sich in diesem Problem |
festlaufen. | |
12:01 | Es mag ein natürliches, freies |
Interesse in Dinge geben | |
12:05 | an welchen man sich erfreuen kann, |
und das muss kein Problem sein, richtig? | |
12:09 | Aber wenn sie davon abhängig werden, |
und daran denken, und sagen, | |
12:12 | 'wenn ich es nicht habe, |
werde ich unglücklich', | |
12:14 | dann wäre es ein |
ähnliches Problem. | |
12:17 | K: Aber könnten wir auf die Frage eingehen |
was Sicherheit ist? | |
12:22 | Was vermittelt das Wort? |
12:28 | Abgesehen von physischer Sicherheit? |
12:34 | S: Ich würde sagen Unverletzlichkeit. |
12:38 | K: Nicht verletzt sein. |
12:40 | S: In keinster Weise verletzt sein, |
unfähig verletzt zu werden. | |
12:43 | K: Nicht verletztlich zu sein, und |
nicht zu verletzen. | |
12:48 | Physisch sind wir alle verletzt, auf die |
eine oder andere Art | |
12:52 | - Operationen, Krankheit, usw. |
12:56 | Wenn sie über Verletzlichkeit sprechen |
12:58 | sprechen sie dann von psychologischen |
Verletzungen? | |
13:05 | H: Ja, ich wundere mich wie es sein kann, |
13:10 | dass wenn eine Person in mein Büro kommt, |
13:13 | seine Beschwerde die |
psychologische Verletzung ist. | |
13:18 | K: Wie gehen sie darauf ein? |
H: Ich versuche... | |
13:21 | K: Nehmen wir an, ich komme zu ihnen. |
Ich bin seit meiner Kindheit verletzt. | |
13:24 | H: Ja. |
K: Ich bin verletzt | |
13:28 | durch meine Eltern, Schule, College, |
Universität. | |
13:34 | H: Ja. |
13:36 | K: Wenn ich heirate, sagt sie |
etwas und ich bin verletzt. | |
13:39 | So scheint dieser gesamte Lebensprozess |
eine Reihe von Verletzungen zu sein | |
13:44 | H: Es scheint eine Struktur des Selbstes |
hervorzubringen, die verletzt ist, | |
13:49 | und eine Realitätswahrnehmung, die Schmerz |
verursacht. | |
13:52 | K: Ja. Nun, wie gehen sie damit um? |
14:03 | H: Ich versuche ihnen zu helfen, zu |
betrachten, wie sie es tun. | |
14:07 | K: Was meinen sie mit; 'wie ich es tue'? |
14:09 | H: Also, zum Beispiel, wenn sie in sich |
den Eindruck verfestigt haben, | |
14:16 | dass sie ein Pechvogel sind, |
14:22 | oder sie das Opfer sind, |
14:24 | dann nehmen sie sich selbst |
in der Opferrolle wahr, | |
14:27 | und sie empfinden die Welt als |
Schikaneur. | |
14:31 | Und ich helfe ihnen einzusehen, |
dass es das ist was sie tun. | |
14:35 | K: Aber indem sie mir das zeigen, |
wird das meine Verletzungen beseitigen? | |
14:43 | Meine Verletzungen, die so tiefen |
unbewusstsen Verletzungen, die ich habe, | |
14:50 | bringen mich dazu, alles mögliche |
und unmögliche zu tun, | |
14:53 | neurotisch, mich selbst isolierend. |
14:58 | H: Ja. |
15:01 | Es erscheint so, dass es den Leuten |
besser geht, | |
15:04 | wenn sie bemerken, dass sie es tun. |
15:08 | Und in einem eingegrenzten Bereich, |
scheint es zu helfen. | |
15:11 | K: Nein, aber liegt ihnen nicht am Herzen, |
wenn ich fragen darf, | |
15:17 | dass man nicht in der Lage ist |
überhaupt zu verletzen? | |
15:23 | H: Ja. |
15:24 | B: Was meinen sie mit |
nicht jemanden verletzen | |
15:26 | oder nicht verletzen... |
nicht innerlich verletzt sein. | |
15:29 | K: Ich mag andere unbewusst verletzen, |
unwillentlich, | |
15:35 | aber ich würde nicht absichtlich jemanden |
verletzen. | |
15:37 | B: Ja, sie beabsichtigen wirklich |
niemanden zu verletzen. | |
15:39 | K: Ja. Würde ich nicht. |
15:42 | S: Vielleicht nicht, aber ich sehe |
nicht die Verbindung zwischen | |
15:45 | dem nicht verletzen anderer Menschen |
und selbst nicht verletzt sein. | |
15:49 | Es mag sein, dass es eine gibt, |
aber sie nicht offensichtlich. | |
15:52 | Und die Ansicht der Meisten über |
den besten Weg, nicht verletzt zu werden | |
15:55 | wäre in einer Position zu sein, dass |
sie anderen Menschen so schaden | |
15:58 | können, dass sie es niemals wagen. Das ist |
das Prinzip der nuklearen Vergeltung, | |
16:02 | das ist ein sehr verbreitetes Prinzip. |
16:04 | K: Ja, natürlich. |
16:06 | S: Es ist nicht klar, |
dass das nicht schaden anderer | |
16:08 | in Beziehung steht zum selbst |
nicht verletzt sein. | |
16:10 | Tatsache ist, dass es normalerweise |
andersherum ist. | |
16:13 | Üblicherweise wird angenommen, dass |
wenn sie die Macht haben | |
16:15 | andere stark zu |
verletzen, dass sie dann sicher sind. | |
16:18 | K: Klar, ich meine wenn sie König sind |
oder Sannyasi, | |
16:21 | oder einer dieser Menschen, die eine Mauer |
um sich gebaut haben... | |
16:25 | S: Ja. |
16:26 | K: ...sicher können sie die nie verletzen. |
16:28 | S: Ja. |
16:30 | K: Aber, als sie Kinder waren, wurden sie |
verletzt. | |
16:32 | S: Ja. |
16:34 | K: Dieser Schmerz bleibt. |
Sei es oberflächlich, | |
16:40 | oder in den Untiefen des |
eigenen Bewusstseins. | |
16:43 | Nun, wie helfen sie, als Psychologe, |
Psychotherapeut, jemandem | |
16:49 | der zutiefst verletzt ist, dessen aber |
unbewusst ist, | |
16:54 | und herauszufinden, ob es möglich ist, |
überhaupt nicht verletzt zu sein? | |
16:59 | H: Ich gehe nicht auf die Frage ein, ob |
es möglich ist gar nicht verletzt zu sein. | |
17:02 | Die kommt nicht auf. |
17:04 | K: Warum? |
17:08 | Wäre das nicht eine gerechtfertigte Frage? |
17:12 | H: Nun, es scheint das zu sein, |
was wir hier fragen. | |
17:15 | Es ist die Essenz der Frage |
die wir stellen. | |
17:18 | Wir stellen die Frage nur im Konkreten, |
während der Therapie, | |
17:22 | und sie fragen sie ganz allgemein, |
17:24 | ob es möglich ist die Verletzung |
zu beenden, Punkt. | |
17:27 | Nicht nur einen bestimmten Schmerz |
den ich gerade habe. | |
17:32 | K: Wie sollten wir also fortfahren? |
17:35 | H: Es scheint, dass die Struktur die |
Verletzung möglich macht, | |
17:40 | dasjenige ist, worauf wir kommen müssen. |
Was macht Verletzung | |
17:43 | im ersten Entstehen möglich, nicht dieser |
oder jener Schmerz im Einzelnen. | |
17:46 | K: Ich denke das ist recht einfach. |
Warum bin ich verletzt? | |
17:53 | Weil sie zu mir etwas sagen, dass nicht |
angenehm ist. | |
17:57 | H: Nun, warum sollte sie |
das verletzen? | |
18:00 | K: Weil ich das Bild von mir habe, |
dass ich ein großartiger Kerl bin. | |
18:04 | Sie kommen vorbei und sagen mir, sei nicht |
so ein Arsch. Und das verletzt mich. | |
18:10 | H: Was ist es, dass da verletzt wird? |
18:13 | K: Dort ist es das Bild, dass ich |
von mir selbst habe. | |
18:17 | Ich bin ein toller Koch, |
18:19 | ein toller Wissenschaftlicher, ein toller |
Schreiner, was sie wollen. | |
18:23 | Ich trage die Vorstellung in mir |
18:26 | und sie kommen vorbei und stecken |
eine Nadel hinein. | |
18:30 | Und es wird verletzt. |
18:32 | Das Bild wird verletzt. Das Bild bin ich. |
18:37 | B: Ich befürchte, dass wird den meisten |
Menschen nicht ganz klar sein. | |
18:41 | Wie kann ich ein Bild sein, |
werden viele fragen. | |
18:43 | Wie kann ein Bild verletzt werden, |
18:45 | weil wenn ein Bild in sich gar nichts ist, |
warum schmertzt es dann? | |
18:49 | K: Weil ich in das Bild eine Menge |
an Gefühl gesteckt habe. | |
18:53 | B: Ja. |
18:55 | K: Eine Menge Ideen, Emotionen, |
Reaktionen | |
19:00 | - all das bin ich, das ist mein Bild. |
19:03 | H: Es erscheint mir aber nicht wie |
ein 'Bild', | |
19:05 | es erscheint mir als etwas reales. |
19:08 | K: Ah, ja doch, für die meisten ist das |
sehr real. | |
19:12 | H: Ja. |
19:13 | K: Aber das bin ich, diese Realität des |
Bildes bin ich. | |
19:17 | H: Ja. |
19:20 | Können wir herausstellen, dass es ein |
Bild ist und nicht real? | |
19:24 | K: Ein Bild ist nie wahr; |
ein Symbol ist nie wahr. | |
19:28 | H: Sie sagen, dass ich bloß |
ein Symbol bin. | |
19:31 | K: Möglicherweise. |
H: Das ist ein großer Schritt. | |
19:43 | K: Das bringt die Frage hervor |
19:46 | ob es möglich ist, überhaupt keine |
Bilder zu haben. | |
19:54 | S: Warten sie eine Sekunde. Ich denke |
nicht, dass wir Klarheit | |
19:57 | darüber haben, dass ich ein Bild bin. |
20:00 | K: Ah, lasst uns betrachten. |
20:03 | S: Ich meine, es ist nicht ganz klar. |
Es ist offensichtlich, | |
20:06 | dass man in gewissem Grad ein Bild ist, |
20:08 | das ist wenn ich einen Eindruck von mir |
selbst habe, usw. | |
20:12 | Es ist nicht ganz klar, dass das |
ungerechtfertigt ist. | |
20:17 | Sehen sie, gewisse Aspekte dessen mögen |
übertrieben sein, | |
20:19 | einige mögen unrealistisch sein, aber |
20:24 | eine Herangehensweise könnte sein, |
dass wir uns der unrealistischen | |
20:27 | Anteile entledigen müssen, es auf eine |
gerechtfertigte Größe schrumpfen. | |
20:31 | Und das was dann bleibt, wäre die |
eigentliche Sache. | |
20:33 | K: Sir, stellen sie die Frage |
'Was bin ich'? | |
20:37 | S: Das mag sein, ja. |
20:39 | K: Ja, im Grunde. |
20:42 | Was sind sie? Was ist jeder einzelne |
von uns? | |
20:46 | Was ist ein menschliches Wesen? |
20:48 | Das ist die Frage, die darin |
inbegriffen ist. | |
20:51 | S: Ja, das scheint unvermeidlich. |
20:53 | K: Ja. Was bin ich? |
20:58 | Ich bin die Form, die physische Form, |
der Name, | |
21:04 | das Ergebnis aller Erziehung. |
H: Ihre Erfahrung. | |
21:09 | K: Meine Erfahrungen, meine |
Glaubensvorstellungen, | |
21:13 | meine Ideale, meine Prinzipien, |
21:16 | die Vorfälle die mich gezeichnet haben. |
21:22 | H: Die Strukturen, die sie aufgebaut |
haben, wie sie funktionieren. | |
21:24 | K: Ja. |
H: Ihre Fähigkeiten. | |
21:26 | K: Meine Ängste, meine Aktivität, |
seien sie begrentzt | |
21:29 | oder meine so genannte Zuneigung, |
meine Götter | |
21:34 | mein Land, meine Sprache, |
21:39 | Ängste, Vergnügen, Leiden - |
all das bin ich. | |
21:43 | H: Ja. |
21:45 | K: Das ist mein Bewusstsein. |
21:48 | H: Und ihr Unbewusstes. |
K: Das ist mein gesamter Inhalt des Ich. | |
21:53 | H: Okay. |
21:56 | B: Aber da ist auch das Gefühl der |
Tatsache, das ich da bin. | |
22:01 | Ich meine sie könnten sagen, vernünftig |
argumentieren, | |
22:03 | dass das alles ist was das Ich ausmacht, |
aber wenn etwas passiert | |
22:06 | ist da das Empfinden seiner tatsächlichen |
Präsenz, im gegebenen Augenblick. | |
22:11 | K: Da kann ich ihnen nicht ganz folgen. |
22:15 | B: Wenn jemand reagiert, |
auf Verletzung oder Wut, | |
22:18 | empfindet er, dass in diesem Moment |
mehr als das Genannte da ist, | |
22:22 | das es da tief innerlich etwas gibt, das |
verletzt wurde, richtig? | |
22:29 | K: Ich verstehe nicht ganz. |
22:32 | Mein Bild kann so eine tiefe... |
22:40 | Das ist mein Bild auf allen Ebenen. |
22:45 | B: Ja, aber wie... |
22:47 | K: Warten sie; Ich habe ein Bild von mir |
selbst, nehmen wir mal an, | |
22:51 | ich sei ein großer Poet, |
oder Maler, | |
22:54 | oder ein toller Schriftsteller. |
22:59 | Abgesehen von diesem Bild |
als Schriftsteller, | |
23:01 | habe ich noch andere Bilder von mir. |
23:04 | Ich habe ein Bild von meiner Frau, |
23:08 | und sie hat eins von mir, |
23:12 | und da gibt es so viele Bilder die ich mir |
um mich herum gemacht habe; | |
23:17 | darunter fällt auch das Bild |
von mir selbst. | |
23:21 | Ich kann also ein Bündel an |
Bildern ansammeln. | |
23:25 | B: Ja verstehe. |
K: Zum Teil. | |
23:27 | Sie sagen, es gibt nichts weiter als |
dieses Bündel an Bildern. | |
23:30 | K: Klar doch! |
B: Aber die Frage ist | |
23:32 | wie können wir das als eine gegebene |
Tatsache sehen? | |
23:34 | K: Ah. |
S: Warten sie, | |
23:37 | es gibt etwas abgesehen von diesem Bündel |
an Bildern. | |
23:39 | Ich meine, ich sitze hier, jetzt, |
23:42 | sehe sie, und all das. |
Nun, mein Eindruck ist, | |
23:46 | dass es da ein Zentrum des Handelns, |
oder ein Zentrum des Bewusstseins gibt, | |
23:49 | welches in meinem Körper ist |
und zusätzlich hat es | |
23:52 | einen zentralen Punkt, welcher nicht |
sie, noch sie ist, | |
23:55 | und auch nicht David, es bin ich. |
23:57 | Und zu diesem Zentrum des Handelns, |
also meinem Körper, hier sitzend, gehört | |
24:02 | ein Haufen von Erinnerungen und |
Erfahrungen, | |
24:04 | und ohne diese, wäre ich nicht in der Lage |
zu sprechen, | |
24:07 | zu diskutieren, oder wiederzuerkennen. |
K: Sicher, sicher. | |
24:09 | S: Diesem Bild von mir selbst scheint also |
eine Substanz zu Grunde zu liegen. | |
24:14 | Es mag falsche Bilder geben die dazu |
gehören, aber | |
24:16 | es scheint auch eine Realität zu geben, |
die ich fühle während ich hier sitze. | |
24:19 | Es ist also nicht gänzlich eine Illusion. |
24:21 | K: Sir, sagen sie, das sie ganz |
24:24 | grundsätzlich verschieden sind |
von uns dreien? | |
24:27 | S: Ich befinde mich an einem anderen Ort |
und habe einen anderen Körper. | |
24:30 | K: Klar. |
S: In diesem Sinne bin ich verschieden. | |
24:32 | K: Sicher, das gebe ich zu, sie sind |
groß, ich klein, | |
24:34 | ich bin braun, sie... |
S: Ja. | |
24:36 | K: ... schwarz, oder weiß, oder pink, |
oder was auch immer. | |
24:39 | S: Auf einer anderen Ebene bin ich nicht |
fundamental verschieden, insofern | |
24:43 | dass wir alle dieselbe Sprache sprechen |
und kommunizieren können, | |
24:45 | so gibt es also etwas gemeinsames. |
Und rein physisch | |
24:49 | gesehen, haben alle von uns viel |
gemein, | |
24:51 | dieselben Enzyme, Chemikalien, usw. |
24:54 | Und diese - Wasserstoffatome, |
Sauerstoffatome - haben wir | |
24:56 | in der Tat gemeinsam mit allem anderen. |
24:58 | K: Ja. Nun, ist ihr Bewusstsein |
verschieden vom Rest? | |
25:05 | Bewusstsein, also nicht körperliche |
Rückmeldungen, körperliche Reaktionen, | |
25:10 | körperliche Konditionierung, |
25:16 | ist ihr Bewusstsein verschieden |
- das heißt ihr Glaube, | |
25:18 | ihre Ängste, ihre Sorgen, |
25:21 | Niedergeschlagenheit, Überzeugung - |
all das? | |
25:26 | S: Ich würde sagen, dass eine Menge der |
Inhalte meines Bewusstseins | |
25:28 | oder viele der Überzeugungen, Verlangen |
etc. die ich habe, ebenso andere haben. | |
25:33 | Aber ich würde sagen, dass die besondere |
Kombination der Erfahrungen, | |
25:36 | Erinnerungen, Verlangen, etc., die ich |
habe, einzigartig sind, weil ich | |
25:39 | eine bestimmte Zusammenstellung von |
Erfahrungen habe, so wie sie und sonstwer, | |
25:42 | und das macht eine einzigartige |
Kombination verschiedener Elemente. | |
25:46 | K: Ist meine einzigartig? |
S: Ja. | |
25:48 | K: So wie seine? |
S: Genau. | |
25:50 | K: Die Einzigartigkeit macht uns alle |
gleich. Es ist nicht länger einzigartig. | |
25:56 | S: Das ist ein Paradox. Es ist nicht |
unmittelbar klar. | |
26:01 | B: Warum ist es nicht klar? |
Jeder ist einzigartig, oder? | |
26:04 | S: Ja, wir sind alle einzigartig. |
K: Das bezweifle ich. | |
26:06 | S: Wir sind nicht auf dieselbe |
Weise einzigartig. | |
26:09 | Sonst wird das Wort 'einzigartig' |
bedeutungslos. | |
26:14 | Wenn wir einzigartig sind, also jeder von |
uns, haben wir | |
26:17 | eine einmalige Zusammenstellung an Erfahr- |
ungen, Umweltfaktoren, Erinnerungen usw. | |
26:22 | K: Das ist was sie gerade sagten, |
das ist uns allen gemein. | |
26:24 | S: Ja, wir alle haben es, |
aber was wir haben ist unterschiedlich. | |
26:28 | K: Ja, sie sind aufgewachsen in England, |
26:31 | und ein anderer vielleicht in Amerika, |
wiederrum ein anderer in Chile, | |
26:35 | wir alle haben unterschiedliche |
Erfahrungen, unterschiedliche Länder, | |
26:41 | unterschiedliche Sichtweisen, andere Berge |
und so weiter. | |
26:44 | S: Ja. |
26:47 | K: Aber abgesehen von der physischen |
Umgebung, | |
26:51 | sprachlicher Unterschiede, |
26:54 | und den Zufällen der Erfahrungen, |
26:59 | im Grunde, fundamental, |
tief innerlich, | |
27:02 | leiden wir, haben Todesängste, |
sind besorgt, | |
27:08 | fühlen uns elendig wegen irgendetwas, |
und stehen in Konflikt | |
27:14 | - das ist der Grund auf dem wir |
alle stehen. | |
27:17 | S: Das scheint nicht eine sonderlich |
bemerkenswerte Erkenntnis zu sein. | |
27:20 | K: Nein, ist es nicht. |
27:22 | B: Ich denke was sie sagen |
impliziert, dass | |
27:27 | das was wir gemein haben etwas eher |
essentielles, grundsätzliches ist, | |
27:30 | statt etwas oberflächlichem. |
27:33 | Erst kürzlich sprach ich mit einigen |
Leuten darüber, und | |
27:36 | sie waren sich einig, das diese Dinge |
uns allen gemein sind. | |
27:38 | aber Kummer, Leiden usw., sind |
nicht so wichtig; | |
27:40 | das wirklich Wichtige sind die höheren |
kulturellen Errungenschaften | |
27:44 | und dergleichen, um ein Beispiel |
zu geben. | |
27:48 | H: Vielleicht liegt der Unterschied |
zwischen der Form und dem Inhalt. | |
27:51 | Unsere Inhalte sind alle verschieden, |
mit Ähnlichkeiten | |
27:54 | und Unterschieden, doch vielleicht |
ist die Form, die Struktur, dieselbe. | |
27:59 | K: Ich würde sagen, die Inhalte sind |
gleich für alle Menschen. | |
28:03 | S: Ich kann erkennen, dass |
es da sowas gibt wie | |
28:06 | ein gemeines Menschsein, aber ich würde |
es eher als eine | |
28:10 | Abstraktion oder Projektion ansehen, statt |
einer Realität. | |
28:14 | Wie kann ich wissen, dass es nicht eine |
Abstraktion ist? | |
28:17 | K: Weil sie die Welt bereisen, und |
Leute leiden sehen, | |
28:25 | sie sehen Menschen in Elend, Verzweiflung, |
Depression, | |
28:30 | Einsamkeit, Mangel an Zuneigung, Mangel |
an Hinwendung, Aufmerksamkeit, | |
28:39 | das sind die grundsätzlichen |
menschlichen Reaktionen, | |
28:44 | das ist Teil unseres Bewusstseins. |
28:47 | S: Ja. |
28:49 | K: Sie sind also fundamental gesehen nicht |
verschieden von mir. | |
28:54 | Sie mögen groß sein, in England geboren, |
und ich mag in Afrika geboren sein, | |
29:00 | ich habe dunkle Haut, aber tief innen |
der Fluss, | |
29:06 | der Inhalt des Flusses ist Wasser. |
29:13 | Der Fluss ist nicht asiatisch, oder |
europäisch, es ist ein Fluss. | |
29:21 | S: Ja, das ist ganz klar wahr auf einer |
bestimmten Ebene. | |
29:23 | Aber ich bin nicht ganz sicher auf welcher |
Ebene, verstehen sie? | |
29:26 | K: Ich meine grundsätzlich, zutiefst. |
29:31 | S: Aber sehen sie, warum sollte man da |
stoppen? | |
29:36 | Ich kann etwas erkennen, dass allen |
Menschen gemein ist, | |
29:39 | aber ich kann ebenso, wenn ich |
Tiere beobachte, | |
29:41 | eine Gemeinsamkeit erkennen. |
29:43 | Wir haben eine Menge gemein mit |
Tieren. | |
29:45 | K: Ja doch. |
S: Also warum beim Menschen stoppen? | |
29:47 | K: Tue ich nicht. |
S: Warum nicht sagen... | |
29:49 | K: Weil ich sage |
wenn ich empfinde... | |
29:54 | Ich mag das Wort 'gemein' nicht. |
29:59 | Man fühlt, dass dies der Grund ist |
auf dem alle Menschen stehen. | |
30:08 | Ihre Beziehung zur Natur, |
zu Tieren, usw., | |
30:13 | und der Inhalt unseres Bewusstseins |
ist, ebenso, | |
30:19 | der Grund der Menschheit. |
30:25 | Liebe ist nicht englisch, |
amerikanisch oder indisch. | |
30:32 | Hass ist es nicht. |
30:36 | Verzweiflung ist nicht, ihre oder |
meine, es ist Verzweiflung. | |
30:40 | Aber wir identifizieren uns mit |
Verzweiflung, | |
30:43 | es ist meine Verzweiflung, |
das heißt nicht ihre. | |
30:46 | S: Obwohl wir sie auf ganz verschiedene |
Arten durchleben. | |
30:50 | K: Andere Ausdrucksformen, andere Reaktio- |
nen, aber essentiell ist es Verzweiflung. | |
30:56 | Nicht deutsche Verzweiflung, oder |
asiatische Verzweiflung. | |
31:01 | Ist es nicht was passiert - |
britisch und argentinisch, | |
31:06 | es ist menschlicher Konflikt. |
31:10 | Warum trennen wir uns von all dem ab? |
31:16 | Die Briten, die Argentinier, die Juden, |
31:18 | die Araber, die Hindus, die Moslems. |
31:20 | Verstehen sie? |
31:22 | Was alles so sinnentleert erscheint, |
Stammesdenken. | |
31:29 | Die Verehrung einer Nation ist |
Stammesdenken. | |
31:32 | Warum können wir das nicht alles |
auslöschen? | |
31:37 | S: Ich weiß nicht, sagen sie es mir, |
warum nicht? | |
31:40 | K: Weil... Wir sind wieder zur |
selben Frage zurück gekehrt: | |
31:44 | Ich identifiziere mich mit meiner Nation, |
weil mir das eine gewisse Stärke verleiht, | |
31:49 | einen gewissen Stand, Status, eine |
gewisse Sicherheit. | |
31:58 | Wenn ich sage, 'Ich bin britisch'... |
32:04 | Daher, die Trennung ist einer der |
Gründe für Krieg, | |
32:12 | nicht nur wirtschaftlich, sozial, |
und der ganze Rest. | |
32:14 | Nationalismus, welcher wirklich |
32:17 | verherrlichtes Stammesdenken ist, |
ist der Grund für Krieg. | |
32:20 | Warum können wir das nicht beenden? |
Es erscheint so vernünftig. | |
32:28 | H: Es scheint vernünftig auf einer Ebene |
wie Nationalismus; | |
32:32 | Leute glauben nicht das sie England sind. |
32:35 | K: Beginne da. |
H: Okay. | |
32:37 | Aber dann habe ich einen Patienten und der |
denkt sehr wohl, dass er verheiratet ist, | |
32:45 | und das es seine Frau ist. |
K: Ja. | |
32:47 | Selbstverständlich ist es seine Frau. |
32:50 | H: Ist das nicht das gleiche |
Handeln, das sie ansprachen? | |
32:53 | K: Nein, nein. |
32:56 | Sir, lassen sie uns langsam eindringen. |
32:59 | H: Okay. |
33:02 | K: Warum will ich mich mit etwas größerem |
als mir selbst Identifizieren? | |
33:10 | Wie Nationalimus, wie Gott? |
33:14 | H: Weil ich mich nicht ausreichend fühle. |
K: Das bedeutet was? | |
33:18 | H: Unsicher. |
33:19 | K: Unsicher, nicht ausreichend, einsam, |
isoliert. | |
33:28 | Ich habe eine Mauer um micht gebaut. |
H: Ja. | |
33:31 | K: Nun, all das macht mich entsetzlich |
einsam. | |
33:38 | Und aus dieser bewussten oder |
unbewussten Einsamkeit | |
33:42 | identifiziere ich micht mit Gott, |
mit der Nation, mit Mussolini, | |
33:47 | - ganz egel - Hitler, oder irgendeinem |
religiösen Lehrer. | |
33:52 | H: Okay. Oder ich heirate, habe einen |
Job, ich schaffe mir einen Platz im Leben. | |
33:56 | K: Ja. |
H: Und das ist auch alles Identifikation. | |
33:59 | K: Ja. Warum wollen wir uns mit etwas |
identifizieren? | |
34:05 | Nein, die fundamentale Frage ist auch |
warum wollen wir Wurzeln? | |
34:10 | H: Um dazuzugehören. |
K: Um dazuzugehören, | |
34:14 | was ebenso das Werden einschließt. |
H: Ja. | |
34:21 | K: Also diesen gesamten Prozess des |
Werdens, | |
34:25 | seit Kindheit, |
34:27 | werde ich aufs Werden getrimmt, Werden, |
Werden. | |
34:31 | Vom Priester zum Bischhof, vom Bischhof |
zum Kardinal, | |
34:35 | der Kardinal zum Papst. |
34:37 | Und in der geschäftswelt ist es |
das Gleiche. | |
34:40 | In der spirituellen Welt ist es |
das Selbe. | |
34:45 | Ich bin dieses, aber ich muss jenes |
werden. | |
34:48 | H: Okay, was ich bin ist nicht |
ausreichend. | |
34:50 | K: Warum wollen wir werden? |
Was ist es das wird? | |
35:01 | S: Ein offensichtlicher Grund |
für den Wunsch zu werden | |
35:04 | ist ein Gefühl von Unzulänglichkeit, |
35:06 | Unangemessenheit, in dem Zustand |
in dem wir sind. | |
35:08 | Und einer der Gründe dafür ist, dass wir |
in einer unperfekten Welt leben, | |
35:14 | unsere Beziehungen mit Anderen sind |
nicht perfekt. | |
35:18 | Wir sind nicht zufrieden mit der Art wie |
wir sind, aus einer Reihe an Gründen. | |
35:21 | Der Weg daraus scheint also zu sein, |
etwas anderes zu werden. | |
35:24 | K: Ja. Das heißt vor dem |
'was ist' fliehen. | |
35:30 | S: Ja. Aber es kann so scheinen, dass |
das 'was ist' | |
35:32 | etwas ist vor dem wir fliehen müssen, |
35:34 | weil damit etwas falsch ist. |
35:36 | K: In Ordnung. Nimm die gewöhnliche |
Erfahrung. Ich bin gewaltätig, | |
35:40 | und ich habe mir Gewaltlosigkeit |
ausgedacht. | |
35:44 | Richtig? Und ich versuche das zu werden. |
35:50 | Ich werde Jahre brauchen um das zu werden. |
Zwischenzeitlich bin ich gewalttätig. | |
35:55 | Also bin ich nie vor der Gewaltätigkeit |
geflohen. Es ist nur eine Erfindung. | |
36:00 | S: Nun, sie versuchen davor zu fliehen. |
36:04 | Vielleicht fliehen sie am Ende. |
36:06 | K: Nein, ich will nicht fliehen, ich will |
das Wesen | |
36:11 | von Gewalt verstehen, was darin |
impliziert ist, | |
36:14 | ob es möglich ist ein Leben zu |
führen, | |
36:16 | ohne eine Spur von Gewalt. |
36:19 | S: Aber was sie vorschlagen ist eine |
effektivere Methode der Flucht. | |
36:22 | Sie schlagen nicht vor die Idee der Flucht |
ganz zurückzulassen. | |
36:25 | Sie schlagen vor, dass dere normale Weg |
der Flucht, | |
36:28 | versuchen gewaltlos zu werden, |
36:30 | ist eine Art es zu versuchen, |
die nicht klappt. | |
36:32 | Wobei, wenn sie eine andere Methode |
probieren, | |
36:34 | wo sie die Gewalt auf andere Weise |
betrachten, | |
36:37 | dann können sie gewaltlos werden. |
K: Ich fliehe nicht. | |
36:40 | S: Nun, dann ändern sie sich. |
36:42 | K: Nein. Ich bin gewaltätig. |
S: Ja. | |
36:45 | K: Ich will sehen was das Wesen der |
Gewalt ist, wie sie entsteht. | |
36:50 | S: Aber zu welchem Zweck? |
36:51 | K: Um zu schauen ob es möglich ist |
vollkommen frei davon zu sein. | |
36:55 | S: Ist das nicht eine Art der Flucht davor? |
36:57 | K: Nein. |
S: Von etwas frei sein... | |
36:59 | K: ... ist nicht eine Flucht. |
S: Warum nicht? | |
37:01 | K: Vermeidung, wegrennen, wegfliegen vor |
dem 'was ist', das ist Flucht, | |
37:07 | aber zu sagen, schau, das ist was |
ich bin, lass es uns anschauen, | |
37:11 | lass uns beobachten was sein Inhalt |
ist. Das ist nicht Flucht! | |
37:16 | S: Oh, ich verstehe, der Unterscheidung |
die sie treffen ist, dass wenn | |
37:19 | sie fliehen im normalen Sinne, dann ist |
wegrennen vor etwas | |
37:22 | wie aus dem Gefängnis zu fliehen, oder |
vor den Eltern, oder was auch immer, | |
37:26 | aber sie bleiben da immer zurück. |
Was sie sagen ist, | |
37:29 | anstelle vor Gewalt zu fliehen, |
37:31 | welche Gewalt intakt zurücklässt |
37:34 | und sie versuchen sich davon zu |
distanzieren, | |
37:36 | stattdessen versuchen sie Gewalt |
aufzulösen, oder zu beseitigen. | |
37:39 | K: Aufzulösen. |
S: Ja. | |
37:41 | K: Nicht beseitigen, auflösen. |
S: Alles klar. | |
37:44 | Das ist verschieden vom Fliehen, |
weil sie versuchen | |
37:47 | die Sache aufzulösen anstelle davor |
wegzurennen. | |
37:51 | K: Wegrennen ist... alle rennen davon. |
37:57 | S: Es funktioniert für gewöhnlich, |
im begrentzten Maße. | |
37:59 | K: Nein. |
38:03 | Das ist wie vor meiner Verzweiflung |
wegrennen, indem ich zum Fussball gehe. | |
38:08 | Ich komme zurück nach Hause, |
doch es ist da! | |
38:12 | Ich will nicht Fussball schauen gehen, |
38:15 | aber ich will schauen was Gewalt ist |
38:19 | und sehen ob es möglich ist vollkommen |
davon frei zu sein. | |
38:24 | S: Wenn ich in unangenehmer Gesellschaft |
bin, kann ich davor fliehen | |
38:28 | indem ich mich absetze, oder weggehe |
zu einer Anderen. | |
38:31 | Und das bedeutet tatsächlich in gewisser |
Hinsicht zu fliehen. | |
38:34 | K: Klar doch. |
38:36 | S: Das sind also immer teilweise Antworten |
die auch nur teilweise hilfreich sind. | |
38:41 | K: Ich will nicht teilweise |
gewalttätig sein. | |
38:44 | Oder teilweise frei davon. |
38:46 | Ich will herausfinden ob es möglich ist, |
es voll und ganz zu beenden. | |
38:52 | Das ist keine Flucht, |
es bedeutet vollkommen einzudringen. | |
38:56 | S: Ja. Aber sie müssen glauben, dass es |
möglich ist, | |
39:00 | um so tief einzudringen. |
39:03 | K: Ich weiß es nicht. Ich werde es |
herausfinden. | |
39:05 | Ich sagte, für mich weiß ich, dass man |
ohne Gewalt leben kann. | |
39:13 | Aber ich mag ein Sonderling sein, |
ein biologischer Sonderling, usw. | |
39:20 | Aber gemeinsam zu erörtern, wir vier hier, |
um zu sehen | |
39:25 | ob wir vollkommen frei sein können von |
Gewalt, bedeutet nicht zu fliehen, | |
39:31 | nicht zu unterdrücken, nicht es zu |
transzendieren, | |
39:37 | sondern zu sehen was Gewalt ist. |
39:40 | Gewalt ist Teil von Imitation, Anpassung. |
39:46 | Richtig? |
39:47 | Abgesehen von physischen Verletzungen, |
darüber spreche ich nicht. | |
39:52 | Also, psychologisch ist da dieses |
stete Vergleichen, | |
39:58 | das ist Teil der Verletzung, Teil |
von Gewalt. | |
40:02 | Kann ich also ohne zu vergleichen leben, |
40:07 | selbst wenn ich von klein auf dazu |
trainiert wurde, | |
40:10 | mich mit jemandem zu vergleichen? |
40:12 | Ich meine Vergleich; nicht guter Stoff |
und schlechter Stoff. | |
40:16 | H: Ja. Sie sprechen darüber sich |
selbst zu vergleichen. | |
40:19 | K: ...mich selbst mit ihnen, die sie |
schlau und clever sind, | |
40:23 | die öffentliches Aufsehen erregen. |
40:26 | Wenn sie etwas sagen, hört die ganze |
Welt zu. | |
40:29 | Ich kann schreien, aber niemanden |
interessiert es. | |
40:32 | Also will ich so sein wie sie. |
40:35 | Ich vergleiche mich unentwegt mit etwas |
von dem ich denke, dass es toller ist. | |
40:42 | H: Das ist also wo das Werden her kommt, |
dieses Vergleichen. | |
40:45 | K: Genau so ist es. Kann ich also ohne |
zu vergleichen leben? | |
40:50 | H: Lässt mich das nicht in einen |
unselbstständigen Zustand verfallen? | |
40:53 | K: Nein. Ohne Verlgeich zu leben? |
Nein. | |
40:57 | H: Hier beginne ich ungenügend... |
41:00 | K: Verstehen sie, Sir? Ich bin dumm |
weil ich mich mit ihnen vergleiche, | |
41:04 | der sie brilliant sind? |
H: Ja. | |
41:06 | Ja, sie sind dumpf weil sie sich |
vergleichen. | |
41:10 | K: Dadurch, dass ich mich mit ihnen |
vergleiche der sie brilliant sind, clever, | |
41:14 | werde ich dumpf. Ich denke ich bin dumm. |
H: Ja. | |
41:17 | K: Aber wenn ich mich nicht vergleiche, |
bin ich schlicht was ich bin. | |
41:20 | S: Nun, sie mögen nicht vergleichen, |
aber ich. Ich mag sagen; 'Sie sind dumm'. | |
41:25 | K: Na gut. Ich sage, 'In Ordnung'. Sie |
sagen, ich bin dumm. Ich sage 'bin ich?' | |
41:30 | Ich will wissen was das bedeutet. |
41:32 | Bedeutet es, dass er sich mit mir |
vergleicht, der dies oder jenes ist... | |
41:36 | Können sie folgen? |
41:38 | Das Ganze umgedreht! |
41:39 | S: Sehr frustrierend das Ganze. Ja. |
Ich meine, wenn man sich mit jemandem | |
41:44 | vergleicht und sagt, 'Du bist dumm', |
41:47 | und dann sagt derjenige, 'Was bedeutet |
Dummheit?' | |
41:53 | K: Letztens, nach einem der Gespräche |
in England | |
41:57 | kam ein man zu mir und sagte, 'Sir, |
sie sind ein schöner, alter Mann, | |
42:01 | aber sie sind festgefahren'. |
42:04 | Ich sagte, 'Nun Sir, vielleicht, Sir, |
42:07 | ich weiß es nicht, wir werden |
es betrachten'. | |
42:08 | Also ging ich hoch in mein Zimmer |
und sagte, 'Bin ich?' | |
42:12 | Weil ich nicht festgefahren sein will. |
Doch vielleicht bin ich. | |
42:17 | Also drang ich tief in die Sache ein, |
sehr, sehr behutsam, Schritt für Schritt | |
42:23 | und fand, was festgefahren bedeutet - in |
einer bestimmten Spur steckenbleiben. | |
42:27 | Vielleicht, also beobachte ich es. |
42:33 | Die Betrachtung einer Tatsache ist etwas |
völlig Verschiedenes als davor | |
42:38 | zu fliehen oder es zu unterdrücken. |
42:45 | H: Er sagt also, sie sind festgefahren, |
42:47 | und sie beobachten es, sie vergleichen |
nicht. | |
42:50 | K: Tue ich nicht. Bin ich festgefahren? |
Ich schaue. Es mag sein, | |
42:56 | weil ich Englisch spreche. |
43:00 | Ich spreche Italienisch und Französisch. |
43:03 | In Ordnung. Das ist kein... |
43:06 | Bin ich psychologisch, innerlich, gefangen |
in einer Rinne, wie eine Straßenbahn? | |
43:16 | H: Nur von etwas motiviert ohne es zu |
verstehen. | |
43:19 | K: Nein, bin ich? Ich weiß es nicht, ich |
werde es herausfinden. Ich werde schauen. | |
43:25 | Ich werde ungeheurlich aufmerksam sein, |
empfänglich, wachsam. | |
43:32 | H: Nun, das bedeutet, dass sie nicht |
unmittelbar reagieren und sagen | |
43:36 | 'Nein, das ist schrecklich, es kann nicht |
sein, dass ich festgefahren bin'. | |
43:39 | K: Das würde ich nicht. Vielleicht sagen |
sie die Wahrheit. | |
43:50 | H: Um diese Reaktion nicht zu haben, |
muss das Selbst abwesend sein, | |
43:53 | das sagt, 'Ich bin nicht jemand, der |
festgefahren ist'. | |
43:56 | K: Ich weiß es nicht. |
43:59 | Sir, ist da ein Lernen |
44:04 | über sich selbst, |
dass nicht... | |
44:10 | - das führt zu etwas anderem, das sollte |
ich lassen - | |
44:13 | dass nicht ununterbrochen |
Anhäufung über mich selbst ist? | |
44:23 | Ich weiß nicht ob ich mich klar ausdrücke. |
44:25 | H: Ja. |
44:28 | K: Ich beobachte mich. |
H: Ja. | |
44:31 | K: Und durch diese Beobachtung habe |
ich etwas gelernt. | |
44:36 | Und dieses Etwas wird angesammelt |
44:39 | unentwegt, durch das Schauen. |
44:41 | Ich denke, dass das nicht über sich selbst |
lernen ist. | |
44:44 | H: Ja. Es ist vielmehr damit befasst sein, |
was man über sich denkt. | |
44:48 | K: Ja, was sie über sich selbst denken, |
44:51 | was sie über sich selbst |
angesammelt haben. | |
44:53 | H: Ja. |
44:57 | K: Wie ein Fluss der strömt, müssen |
sie ihm folgen. | |
45:03 | Das führt zu etwas anderem. Lasst uns |
zurück kommen. | |
45:06 | H: Vielleicht ist es Teil der Frage, die |
wir stellen, | |
45:08 | weil wir damit beginnen, |
45:10 | wie diese Unordnung aufkommt. |
K: Ja Sir, lassen sie uns dabei bleiben. | |
45:15 | H: Sie kommt auf, weil ich das Bild von |
mir habe, dass ich jemand bin | |
45:19 | der nicht festgefahren ist. |
Mir gefällt es nicht zu denken, | |
45:21 | dass ich festgefahren bin, und jemand |
anders meint, 'Doch, sind sie'. | |
45:25 | K: Aber vielleicht sind sie es. |
45:27 | H: Ja. Ich muss offen sein um zu schauen, |
zu sehen. | |
45:30 | K: Ja, um zu beobachten. |
45:32 | S: Aber was ist dann damit: |
45:34 | jemand sagt ich bin festgefahren, |
45:37 | und betrachte mich und denken mir, 'Ja, |
ich bin festgefahren', und dann | |
45:41 | kann ich darauf eingehen und |
denken, 'was ist falsch daran?'. | |
45:44 | Jeder ist festgefahren. |
K: Sir, das heißt blind zu sein. | |
45:47 | S: Nein, sie akzeptieren die Tatsache, |
aber dann denken sie, | |
45:51 | 'Warum sollte ich irgendetwas dagegen |
unternehmen?' | |
45:53 | Was ist falsch daran als Annäherungsweise? |
45:55 | K: Wie ein Mann der festgefahren ist |
als Hindu, er hängt fest. | |
45:59 | Er trägt dann zu Krieg bei. |
46:03 | S: Ich mag sagen, ja ich ich bin |
festgefahren, aber so ist es mit allen, | |
46:07 | es ist die Natur des Menschen festgefahren |
zu sein. | |
46:10 | K: Sehen sie, das ist es, sie wandern |
davon, das ist die Natur des Menschen. | |
46:14 | Aber ich hinterfrage das. |
46:17 | Wenn sie sagen, dass ist die Natur |
des Menschen, | |
46:19 | lassen sie es uns ändern, |
um Gottes Willen! | |
46:22 | S: Aber sie mögen glauben es sei |
unveränderbar. | |
46:25 | Was für einen Grund habe ich zu glauben, |
dass wir es ändern können? | |
46:28 | Ich mag denken, dass ich |
festgefahren bin, | |
46:29 | so wie sie, und wieder alle anderen |
auch. | |
46:31 | Und alle die meinen sie sind es |
nicht, trügen sich. | |
46:34 | K: Das heißt sich zu betrügen. Ich mag |
mich betrügen, drum beginne ich zu | |
46:38 | ergründen - betrüge ich micht? Ich will |
ganz ehrlich diesbezüglich sein. | |
46:43 | Ich will nicht betrügen, |
ich will kein Heuchler sein. | |
46:46 | S: Sie mögen kein Heuchler sein, sie mögen |
denken, 'ich bin festgefahren', | |
46:49 | und sie mögen ein Pessimist sein. |
46:51 | Die Alternative zu Heuchler sein ist |
Pessimist sein. | |
46:54 | K: Nein, ich bin weder ein Pessimist noch |
ein Optimist. | |
46:57 | Ich sage, 'Schau hin, bin ich |
festgefahren?' | |
47:01 | Ich beobachte den ganzen Tag. |
47:04 | S: Sie mögen zum Schluss kommen, 'Ja'. |
Doch dann nehmen sie den | |
47:08 | pessimistischen Weg und sagen, |
'Ja, bin ich, aber was soll's?' | |
47:14 | K: Wenn sie diese Art zu leben bevorzugen, |
nur zu. | |
47:18 | Aber ich will nicht so leben. |
47:22 | H: Nun, die Person die zur Therapie |
kommt | |
47:25 | für gewöhnlich mit beiden Ansichten |
gleichzeitig. | |
47:28 | Er sagt, ich habe dieses Problem |
von dem ich mich befreien will, | |
47:33 | ich will nicht festgefahren sein; |
auf der anderen Seite, | |
47:36 | wenn es wirklich darum geht es zu |
betrachten, will er gar | |
47:39 | genau hinsehen, weil es ihm |
unangenehm wird. | |
47:43 | K: Natürlich. Um also auf ihre |
eingängliche Frage zurück zu kommen; | |
47:50 | die Welt ist in Unordnung, Menschen sind |
in Unordnung, | |
47:57 | und wir haben beschrieben was |
Unordnung ist. | |
48:00 | Und gibt es da eine Möglichkeit |
um frei von Unordnung zu leben? | |
48:07 | Das ist die wahre fundamentale Frage. |
48:14 | Wir sagten, dass solange da der trennende |
Prozess des Lebens ist | |
48:21 | - ich bin ein Hindu, sie sind Araber, |
48:25 | ich bin Buddhist, sie sind Muslim, |
48:27 | ich bin Britisch, sie Argentinier - |
48:31 | so lange muss es da Konflikt geben, Krieg. |
48:35 | Mein Sohn wird getötet, wofür? |
48:39 | H: So lange ich auf einer persönlichen |
Ebene identifiziert bin mit meinem Job, | |
48:42 | mit meiner Familie, und so weiter, |
wird da Schmerz sein. | |
48:46 | K: Klar doch. |
H: Es ist der gleiche Prozess. | |
48:48 | K: Daher; ist es möglich Verantwortung zu |
verspüren ohne Identifikation? | |
48:56 | H: Wenn ich nicht identifiziert bin, werde |
ich dann überhaupt zur Arbeit gehen? | |
48:59 | K: Aber ich bin verantwortlich für die |
Dame, die ich geheiratet habe. | |
49:08 | Verantwortlich in dem Sinn, dass ich mich |
um sie kümmern muss, nach ihr schauen, | |
49:13 | und sie schaut nach mir. Verantwortung |
bedeutet Ordnung. | |
49:20 | Aber wir sind vollkommen unverantwortlich |
geworden | |
49:24 | durch unsere eigene Isolierung - britisch, |
französisch. | |
49:27 | H: Wir gehen mit dem Problem der Verant- |
wortung auf die Weise um, indem wir eine | |
49:31 | Gewohnheit entwickeln in der wir arbeiten. |
K: So ist es. | |
49:33 | H: Und darin bleiben wir. |
49:40 | K: Wenn ich die Tatsache sehe, dass |
Verantwortung Ordnung ist | |
49:47 | - ich bin verantworlich dafür, dass das |
Haus sauber bleibt - | |
49:53 | und da wir alle auf dieser Erde leben, ist |
es unsere Erde, nicht die britische | |
49:57 | und französische oder deutsche Erde, |
es ist unsere Erde um darauf zu leben. | |
50:06 | Und wir haben uns getrennt, |
50:10 | weil in dieser Trennung, so meinen |
wir, läge Sicherheit. | |
50:14 | H: Da ist Stabilität und Sicherheit. |
50:16 | K: Sicherheit. Welche überhaupt keine |
Sicherheit ist. | |
50:21 | H: Nun, dass ist nich klar, wir müssen |
langsam darauf eingehen, | |
50:24 | weil ich denke, dass mein Job Sicherheit |
ist, oder meine Familie. | |
50:29 | K: Sie mögen ihren Job verlieren. |
50:31 | H: Das Problem taucht immer wieder |
auf. | |
50:32 | K: Es gibt viel Arbeitslosigkeit in |
Amerika und England, | |
50:37 | drei Millionen Menschen sind arbeitslos |
in England. | |
50:39 | H: Oder vielleicht könnte ich über die |
Runden kommen ohne Job, aber | |
50:42 | ich muss denken, dass ich |
Selbstrespekt habe. | |
50:45 | K: Was meinen sie mit 'Selbstrespekt'? |
50:47 | H: Was ich versuche zu sagen ist, dass es |
da etwas gibt | |
50:50 | mit dem ich mich identifiziere. |
50:52 | K: Warum sollte ich wollen, mich mit |
irgendetwas zu identifizieren? | |
50:58 | Das bewirkt sofortige Isolation. |
51:04 | H: Um der Stabilität willen. |
51:08 | K: Bringt Isolation Stabilität? |
51:12 | H: Es gibt einem das Gefühl von etwas |
Stetem und Handfesten. | |
51:15 | K: Ist es so? Hat es das? |
51:24 | Wir hatten über die letzten 5000 Jahre |
51:30 | fast 5000 Kriege. Ist das Stabilität? |
51:34 | H: Nein. |
51:35 | K: Warum akzeptieren wir nicht... |
51:37 | ich werde nicht auf all das eingehen. |
Was ist falsch mit uns? | |
51:41 | H: Nun, warum sehen wir diese Sache nicht? |
Sie sagen, dass | |
51:44 | die Wurzel des Problems meine stete |
Identifikation mit einer | |
51:47 | Sache nach der Anderen ist; wenn ich |
nicht arbeite | |
51:50 | finde ich etwas anderes. Ich höre nicht |
auf mich zu identifizieren. | |
51:52 | K: Ja Sir, darin keimt Isolation. |
51:56 | H: Aber in ihrem Beispiel über die Person, |
die festgefahren ist, | |
52:01 | sagen sie, 'Ich muss mich nicht |
identifizieren, ich kann einfach zurück | |
52:04 | treten und die Sache betrachten, und |
schauen ob es wahr ist'. | |
52:07 | K: Ja. |
52:08 | H: Sie schlagen also vor, dass es da etwas |
gibt | |
52:10 | das nicht identifiziert ist, |
etwas das frei ist zu beobachten. | |
52:15 | K: Nein. Das führt zu etwas Anderem. |
52:18 | Warum will ich mich selbst |
identifizieren? | |
52:22 | Wahrscheinlich, grundsätzlich, das |
Verlangen nach Sicherheit, | |
52:29 | sicher zu sein, behütet zu sein. |
52:33 | Und dieses Gefühl gibt mir Stärke. |
52:37 | H: Stärke, und Bedeutung, Richtung. |
52:40 | K: Es gibt mir Stärke. |
H: Ja. | |
52:43 | S: Aber das ist eine biologische Tatsache. |
Das ist nicht nur eine Illusion. | |
52:47 | Und wenn wir nochmal auf das Tierreich |
zurück kommen, da kann man es sehen; | |
52:51 | Wild bewegt sich in Herden, Vögel haben |
Scharen, Bienen haben ihren Stock | |
52:56 | und sie sind identifiziert mit dem Stock, |
indem sie arbeiten. | |
52:58 | K: Aber Bienen töten sich nicht gegen- |
seitig, ebensowenig wie andere Spezies. | |
53:04 | S: Nun, sie töten andere Bienen, welche |
ihren Stock angreifen. | |
53:08 | Sie begehen keinen Selbstmord. |
Sie töten andere. | |
53:10 | K: Aber wir tun das! |
53:12 | S: Ja und nein, Bienen kämpfen gegen |
andere Bienen, die den Stock bedrohen. | |
53:16 | K: Natürlich. Ja, ich weiß, ich |
habe Bienen gezüchtet, ich weiß. | |
53:19 | S: Wir sehen also selbst im Tierreich |
diese Identifikation | |
53:25 | mit der Gruppe, bei den sozialen |
Tieren, | |
53:27 | und viele soziale Tiere... und wir sind |
soziale Tiere. | |
53:29 | K: Einen Moment. Einverstanden. |
53:32 | Verschaffen wir uns dadurch, dass |
wir uns mit Indien, | |
53:36 | China oder Deutschland identifizieren, |
Sicherheit? | |
53:43 | S: In begrentzter Art uns Weise schon. |
K: Begrentzt. | |
53:45 | S: Und das Identifizieren mit |
unserer Familie ebenso, | |
53:48 | weil diese gesamte Frage nach |
Verantwortung eng | |
53:51 | damit verknüpft zu sein scheint. |
53:53 | Wenn ich mich mit meiner Familie |
identifziere, | |
53:57 | Verpflichtungen ihr gegenüber empfinde, |
sie zu schützen - wenn meine Schwester | |
54:01 | bedroht wird, verteidige ich sie eilendst, |
und mache eine Große Sache daraus, | |
54:05 | und drohe, wenn nicht sogar töte, |
denjenigen der sie angriff. | |
54:07 | K: Wir haben keine Schwestern. |
S: Ja, glücklicherweise nicht. | |
54:13 | S: Wenn ich also Mitglieder meiner |
Familie schütze oder verteidige, | |
54:19 | zur Hilfe eile, so wird eine Beleidigung |
oder ein | |
54:21 | Angriff, ebenso mich |
beleidigen, also will ich sie verteidigen. | |
54:24 | K: Klar. |
54:25 | S: Da ist ein entgegengesetzte |
Verpflichtung auf deren Seite, | |
54:27 | wenn ich krank werde, ernähren sie mich |
und kümmern sich, | |
54:31 | wenn ich verhaftet werde, werden sie |
versuchen | |
54:33 | mich aus dem Gefängnis zu holen, usw. |
54:35 | Also gibt es mir eine Form |
von Sicherheit; es funktioniert. | |
54:37 | K: Sicher. |
54:39 | S: Und das ist ein sehr guter Grund um es |
zu tun, für die Meisten. | |
54:41 | K: Aber weiten sie es aus, von der Familie |
zur Gemeinschaft, | |
54:46 | von der Gemeinschaft zur Nation, usw., |
54:48 | das ist ein enormer Prozess |
der Isolierung. | |
54:54 | Sie sind Engländer, ich bin Deutscher, |
und wir wollen uns an den Kragen. | |
54:59 | Und ich sage, um Gottes Willen, |
das ist so schrecklich dumm! | |
55:04 | S: Es ist nicht vollkommen dumm, weil |
es in einem gewissen | |
55:07 | Bereich wirkt. |
K: Das ist vollends unpraktisch. | |
55:09 | Es mag funktionieren, aber es ist Imprak- |
tikabel; es heißt sich gegenseitig töten. | |
55:14 | S: Aber wir haben uns noch nicht getötet, |
es gibt mehr Menschen | |
55:16 | als jemals zuvor. Also hat sich das |
System soweit entwickelt, | |
55:20 | dass wir weit davon entfernt sind |
uns zu töten, | |
55:23 | wir sind eigentlich einem Punkt gelangt, |
wo es | |
55:25 | eine so zahlreiche Erdbevölkerung gibt, |
wie niemals zuvor. | |
55:29 | Das System funktioniert also nur |
zu gut, aus irgendeinem Grund. | |
55:33 | K: Schlagen sie also Krieg vor, um |
sie alle zu beseitigen? | |
55:37 | S: Nein! |
55:40 | Aber es gibt Aspekte darin, die |
funktionieren, und etwas Sicherheit | |
55:44 | die echt ist, die sich daraus |
ableitet. | |
55:46 | K: Ja, Sir. Auf einer gewissen Ebene |
hat Identifikation | |
55:51 | eine gewisse Wichtigkeit. |
Richtig? | |
55:53 | Aber auf einem höheren Niveau, |
55:56 | wenn man es höher nennen kann, |
wird es gefährlich. | |
56:00 | Das ist alles was wir sagen. |
56:02 | Sicher, wenn sie mein Bruder sind |
kümmern sie sich um mich. | |
56:08 | B: Es ist schwer irgendwo eine |
Grenze zu ziehen, | |
56:10 | sehen sie, es beginnt auszufransen. |
56:13 | K: Richtig, es franst aus. |
B: Wissen sie, es gleitet weg. | |
56:16 | K: Das ist es wogegen ich mich so sehr |
wehre. | |
56:19 | S: Aber, die Frage ist, wo |
ziehen sie die Grenze, | |
56:21 | weil wenn sie mein Bruder sind, |
dann haben sie das Stammesdenken, | |
56:24 | den Klan, oder in Indien die Kasten. |
56:26 | K: So ist es. Dehnen sie es aus. |
56:28 | Und dann sagen wir, 'ich bin Argentinier', |
56:32 | sie sind britisch, er Franzose, |
56:35 | wirtschaftlich, sozial, kulturell, |
töten wir uns gegenseitig. | |
56:39 | Und ich sage, das ist so ein |
Wahnsinn! | |
56:44 | S: Aber wo ziehen sie Grenze? |
56:46 | Wenn sie sagen, der Nationalstaat ist |
falsch, was ist dann falsch mit dem Stamm | |
56:49 | oder der Kaste, dann haben sie einen |
Konflikt zwischen diesen. | |
56:53 | Es gibt Konflikte zwischen Familien. |
K: Ich würde keine Grenze ziehen. | |
56:55 | Ich sage, ich bin verantwortlich als |
ein Mensch | |
56:59 | für das was in der Welt passiert, |
57:03 | weil ich ein menschliches Wesen bin. |
57:06 | Und was in der Welt passiert ist diese |
schreckliche Trennung, | |
57:10 | und ich will kein Hindu sein, |
57:12 | kein Katholik, Protestant, Buddhist - |
nichts. | |
57:18 | Wenn es einhundert Menschen gäbe, |
oder tausend solcher Leute, | |
57:21 | würde das etwas bewegen. |
57:26 | H: Sie sagen also, dass das Problem daher |
rührt, | |
57:28 | dass ich eine falsche lokale Sicherheit |
suche, | |
57:32 | dass ich denke es läge in einer lokalen |
Identifikation. | |
57:35 | K: Ja Sir, das ist Isolation. |
57:39 | Und in Isolation liegt keine Sicherheit. |
57:45 | Und daher gibt es da keine Ordnung. |