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OJBR80CB11 - Die Freiheit der Einsicht
11. Gespräch mit David Bohm
Brockwood Park, UK
14. September 1980



0:30 Krishnamurti: Dr. Bohm und ich haben diese Gespräche zwischen ihm und mir Anfang des Jahres in Ojai, Kalifornien begonnen. Wir hatten acht Gespräche dort und zwei hier, wenn ich mich recht erinnere. Zusammen also zehn Gespräche in diesem Jahr zwischen Dr. Bohm und mir. Und diese Gespräche möchten wir jetzt fortsetzen.
1:03 Wir sprachen über … es fällt mir schwer, mich zu erinnern. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Wenn ich mich nicht irre, stellten wir die Frage was der Ursprung all dessen ist, aller menschlichen Bewegung. Gibt es eine ursprüngliche Quelle, einen Grund? Stimmt das, Sir? Ein Grund, dem all dies entsprungen ist: die Natur, der Mensch, das ganze Universum. War er zeitgebunden? War er sellbst vollkommene Ordnung, außerhalb dessen nichts existierte? Und, Dr. Bohm erinnerte mich gestern daran, wir sprachen über Ordnung. Ob dem Universum überhaupt Zeit zugrunde liegt. Ich weiß nicht, ob Sie das alles interessiert. Und ob der Mensch jemals diese allerhöchste Ordnung erfassen und darin leben kann. Nicht wahr, Sir? Ich glaube, das ist ungefähr, wo wir aufgehört haben. Ich weiß nicht, ob Sie das alles interessiert. Aber Dr. Bohm und ich wollten untersuchen, nicht nur intellektuell, sondern in der Tiefe, wie ein Erfassen möglich ist oder wie man leben kann aus diesem Grund heraus, sich von da aus bewegen kann. Von diesem Grund, der zeitlos ist, jenseits dessen es nichts gibt. Vielleicht sollten wir da beginnen.
4:30 D. Bohm: Bei diesem Grund.
4:39 Sir, ich weiß nicht, wie Sie zu der Frage stehen als Wissenschaftler von hohem Ansehen, ob es einen solchen Grund gibt und ob der Mensch ihn je erfassen und darin leben kann. Nicht als etwas von ihm Verschiedenes, in dem er lebt, sondern darin leben, was an sich Leben ist. Und ob wir als menschliche Wesen, dahin kommen können. Das ist, an was ich mich von unserem Gespräch erinnere.
5:31 Ich weiß nicht, ob die heutige Wissenschaft etwas dazu sagen kann.
5:38 Die Wissenschaft spricht nicht davon. Aber Sie als Wissenschaftler, würden Sie sich damit beschäftigen, mit der Untersuchung dieser Sache?
5:53 In gewissem Sinn war es schon immer das Bestreben der Wissenschaft, diesen Grund zu finden, indem sie Materie immer tiefer untersucht hat. Aber das reicht natürlich nicht.
6:15 Ist das zu abstrakt? Schwer zu sagen.
6:25 Überlegten wir nicht, Sir, wenn ich mich recht erinnere, es ist so lange her, ob ein menschliches Wesen, das in dieser chaotischen Welt lebt, mit dieser absoluten Ordnung beginnen könnte, so wie das Universum in absoluter Ordnung ist, und diese Ordnung erfassen könnte, die universell ist.
7:07 Ich weiß nicht, ob ich das verständlich ausdrücke. In mir kann ich Ordnung haben durch sorgfältige Beobachtung, Untersuchung der eigenen Natur, das Wesen der Unordnung verstehen, so dass genau das Verstehen, die Einsicht in all das die Unordnung auflöst. Das ist eine Stufe der Ordnung.
7:37 Bisher haben sich die meisten von uns hauptsächlich damit beschäftigt. Wir sehen die Unordnung überall in der Welt, in uns, und wir sagen, es ist notwendig, das alles wahrzunehmen, sich dessen bewusst zu sein und es aufzulösen. – Aber das ist eine ganz kleine Sache.
7:57 Wir sprachen darüber in Ojai, aber
8:00 die Menschen empfinden das meist nicht als eine kleine Sache. Wir sprachen ausführlich darüber, aber Menschen empfinden das Aufräumen in sich und der Welt als eine sehr große Sache, und glauben, es sei das einzig Notwendige.
8:21 Einem einigermaßen intelligenten, gebildeten, kultivierten Menschen, "kultiviert" im Sinne von "zivilisiert", gelingt es, durch intensives Erforschen und Untersuchen dahin zu kommen, dass er in sich Ordnung schafft.
8:46 Und einige würden sagen, es reicht, diese Ordnung auch in der Gesellschaft zu erreichen.
8:52 Das ist möglich, wenn alle hier in ihrem Inneren diese überragende Ordnung errichten. Vielleicht erschaffen wir dann eine neue Gesellschaft, wieder nur eine kleine Sache.
9:07 Ja, ich verstehe das. Wir sollten das vorsichtiger ausdrücken; denn den meisten erscheint es nicht klein. – Nur wenige haben etwas gesehen, das weit darüber hinaus geht. – Etwas viel Größeres!
9:23 Dazu möchte ich kommen. Ich weiß nicht, ob andere dem folgen.
9:30 Vielleicht … Wir könnten mal darüber nachdenken, warum es nicht reicht, in den Menschen und der Gesellschaft Ordnung zu errichten, ein ordentliches Leben führen, um es so zu sagen. In welcher Hinsicht reicht das nicht? Sie halten es für eine kleine Angelegenheit.
9:59 Weil wir Chaos haben, scheint Ordnung ein Riesenproblem zu sein. – Vom jetzigen Zustand der Unordnung
10:07 aus gesehen, sieht es sehr groß aus.
10:10 Riesig, aber eigentlich ist es das nicht.
10:13 Könnten Sie ein bisschen erläutern, warum es das nicht ist.
10:19 – Du liebe Zeit! – Es könnte wichtig sein.
10:22 Okay, Sir. Ich versuche es.
10:31 In meinem Zimmer kann ich Ordnung schaffen,
10:35 dann habe ich mehr Platz, es bringt eine gewisse Freiheit. Ich weiß, wo die Dinge sind, sie sind mir zugänglich. Das ist eine materielle Sache. Kann ich als Mensch die Dinge in mir in Ordnung bringen? Also keinen Konflikt mehr haben, kein Vergleichen mehr, keine Unterscheidung von ich und du und sie. Das erzeugt die Getrenntheit und daraus entsteht Konflikt. Das ist einfach. Wenn ich Hindu bin und Sie Moslem, werden wir für immer im Krieg sein.
11:31 Ja, auch alle Gemeinschaften sind in Gruppen aufgespalten.
11:35 Genauso ist die ganze Gesellschaft zersplittert. Wenn man das also versteht und in der Tiefe einsieht, ist es erledigt.
11:51 Angenommen, diese Einsicht ist erreicht,
11:56 was dann? – Darüber will ich sprechen. Ob Sie das wohl interessiert?
12:02 Einigen Menschen ist das sicher zu weit entfernt. Für sie ist das erste wichtiger als das andere.
12:12 Es geht mir erstmal um ein Gespräch zwischen uns.
12:15 Ich wollte nur schon mal darauf hinweisen, worum es geht, bevor wir fortfahren.
12:24 In Ordnung, fangen wir an. In mir ist Unordnung, körperlich und seelisch. Und die Gesellschaft um mich herum ist auch vollkommen durcheinander. Es gibt viel Ungerechtigkeit, schreckliche Zustände. Das ist einfach zu erkennen. Ich sehe, dass meine Generation und die vergangenen Generationen dazu beigetragen haben. Und ich kann etwas dagegen unternehmen. Das ist einfach. Ich kann mein Haus in Ordnung bringen. "Mein Haus" bin ich. Mein Haus muss aufgeräumt sein, bevor ich mich um andere Dinge kümmere.
13:22 Sie sagen also, jemand sollte zuerst bei sich Ordnung schaffen, bevor er sich mit tieferen Fragen beschäftigt.
13:30 Ja, mein Haus ist in Unordnung. Dann bringe ich es in Ordnung. Und das ist relativ einfach. Wenn ich mich mit Herz und Verstand diesem Entschluss widme, dann kriege ich das hin. Aber wir wollen nicht!
13:53 Das ist ein anderes Problem.
13:55 Wir halten es für furchtbar schwierig. Wir sind so an die Vergangenheit gefesselt, an unsere Gewohnheiten, unsere Einstellungen. Uns scheint die Energie zu fehlen, der Mut, die Lebendigkeit, uns davon zu lösen.
14:12 Es ist nicht so einfach, denn was erzeugt Mut und Energie? Woher kann die Veränderung kommen?
14:21 Was dies alles verändert, wir sprachen in Ojai darüber, ist die Einsicht in all das.
14:33 Das ist der Hauptpunkt, ohne Einsicht, ändert sich nichts. Auch um unser Leben zu ordnen, braucht es die tiefere Einsicht im Hinblick auf die Wurzel, den Grund.
14:49 Also, führt diese Einsicht wirklich zu einer grundlegenden Veränderung meiner Struktur, meines Wesens? Das ist die Frage, nicht wahr?
15:05 Mir scheint, dass so eine relativ kleine Angelegenheit wie Ordnung im alltäglichen Leben nicht das ganze Sein betrifft.
15:17 Es wäre dann nur eine teilweise Einsicht.
15:21 Was ist also Einsicht? Wir sprachen schon viel darüber, sowohl bei dem Treffen hier als auch in Saanen, sollen wir das wiederholen? – Wenn Sie es zusammenfassen,
15:39 würde das ganze verständlicher werden.
15:49 Vielleicht beginnen wir mit dem Gefesseltsein an etwas. Gefesselt sein an einen Glauben, eine Person, eine Vorstellung, eine Gewohnheit, eine Erfahrung, daraus folgt unweigerlich Unordnung. Denn Gefesseltsein beinhaltet Abhängigkeit, das Entfliehen vor der Einsamkeit, der Angst usw. Wenn man nun umfassende Einsicht in dieses Gefesseltsein hat, dann löst genau diese Einsicht diese Anhaftung auf.
16:49 Ich glaube, wir sahen das Selbst als den Kern der Dunkelheit. Dieses Zentrum verdunkelt und vernebelt den Geist. Die Einsicht durchdringt das und vertreibt die Wolken. Es entsteht Klarheit und das Problem verschwindet.
17:07 Aber es braucht schon eine sehr starke, tiefe Einsicht, eine totale.
17:14 Das stimmt, aber sind wir überhaupt bereit, da hindurch zu gehen? Oder ist meine Anhaftung, meine Bindung an etwas so stark, dass ich nicht loslassen will?
17:35 Ja, aber was dann?
17:38 So ist es bei den meisten Menschen. Unglücklicherweise sind es nur wenige, die sich dem stellen wollen.
17:54 Wir sprechen also über das Wesen von Einsicht. Ob diese Einsicht in der Lage ist, das wegzuwischen, zu erledigen, aufzulösen, diese ganze Bewegung von gebunden sein, abhängig, einsam, all das. Auf einen Schlag sozusagen. Ich denke, ja. Ich denke, das geschieht, wenn eine tiefe Einsicht in diese Sache vorliegt. Diese Einsicht besteht nicht aus Erinnerungen, dieser Bewegung von Gedächtnis, Wissen, Erfahrung, die vollkommen anders ist als jene Bewegung.
18:52 Es ist Einsicht in die Unordnung an sich, in das, was ihr zugrunde liegt. In jede Störung der Psyche, nicht nur Anhaftung und Gier.
19:06 Diese Einsicht lässt den Geist klar werden und dann kann er sich der kosmischen Ordnung zuwenden.
19:14 – Darauf möchte ich hinaus! – Ja.
19:18 Das ist viel interessanter als das erstere. Das ist doch ziemlicher Kinderkram. Verzeihen Sie mir diesen Ausdruck. Jeder ernsthafte Mensch muss sein Haus in Ordnung bringen. Richtig? Und das muss eine umfassende Ordnung sein, nicht nur eine Ordnung nach bestimmten Gesichtspunkten, sondern Ordnung in der Ganzheit des Menschen. Wenn das erreicht werden kann und wenn es notwendig ist, weil die Gesellschaft am Zerfallen ist, zerstörerisch usw. Und sie zerstört die Menschen. Sie ist eine Maschine, in sich zerstörerisch, und sie zerstört den Menschen, der darin gefangen ist. Und wer das sieht, auch ein Mensch mit normaler Intelligenz, sagt: "Ich muss etwas dagegen tun." Nicht einfach zurücklehnen und nur darüber reden.
20:34 Als Ergänzung möchte ich anfügen, viele denken vielleicht, etwas tun bedeute, einzelne Probleme zu lösen, wie das der Anhaftung oder das der unterschiedlichen Meinungen unter den Menschen.
20:47 Nein, das jeweilige Lösen der einzelnen Probleme führt nicht zur Lösung des Ganzen.
20:57 Ein wichtiger Punkt ist folgendes: wenn die Quelle gefunden ist, aus der alle Probleme entspringen, dann muss man dort ansetzen. Das ist der einzige Weg. Anstatt einzelne Probleme zu betrachten, die letztendlich alle mit dieser Quelle zusammenhängen.
21:15 Diese Quelle ist das Ich.
21:17 Diese Quelle, nicht zu verwechseln mit der großen, sondern die kleine Quelle, der kleine Teich, der kleine Fluss, muss austrocknen.
21:37 Der kleine Fluss glaubt, er sei der große.
21:40 Wir sprechen gerade nicht vom großen Strom, dieser unfassbaren Bewegung des Lebendigen. Wir sprechen über das kleine Ich, die kleine Bewegung mit ihren kleinen Einsichten. Das erzeugt die Unordnung. Und solange es dieses Zentrum gibt, das Unordnung an sich ist, ohne dessen Auflösung gibt es keine Ordnung.
22:11 Auf dieser Ebene ist das klar. Können wir von da aus weitergehen?
22:23 Jetzt möchte ich gerne untersuchen, ob eine andere Ordnung existiert, vollkommen verschieden von dieser. Dieses hier ist die von Menschen gemachte Unordnung und menschengemachte Ordnung.
22:43 Richtig? – Ja, beide.
22:46 Das Chaos und der Kosmos sind menschengemacht.
22:53 Nicht der wirkliche Kosmos. – Entschuldigung, nicht der Kosmos.
22:57 Die hier sichtbare Ordnung, das Mikrofon, der Fernseher, ist menschengemacht.
23:02 Das entspricht hoher Ordnung. Und wir sehen die Kriegsschauplätze.
23:06 – Menschengemacht. – Schreckliche Sendungen übertragen von ordentlicher Technik.
23:14 Wenn man das sieht, die Unordnung sieht und diesem menschlichen Geist gelingt es, in sich Ordnung zu schaffen, dann wird er sich fragen, ob es noch eine Ordnung gibt von ganz anderer Art, von anderer Dimension, die gefunden werden muss, weil das hier so eine kleine Angelegenheit ist.
23:44 Ich bringe mein Haus in Ordnung, okay. Was dann?
23:49 Und wenn viele es tun, gibt es vielleicht eine bessere Gesellschaft. Zugegeben, das ist wichtig, das ist notwendig, aber das ist eine beschränkte Angelegenheit.
24:04 Irgendwann ist man damit nicht mehr zufrieden, es wird langweilig.
24:09 Obwohl es, wie Sie sagen, erstmal notwendig ist.
24:16 Und wie finden wir sie? Was macht ein Mensch, der das in der Tiefe verstanden hat, der die menschengemachte Unordnung sieht, wie das Zusammenleben gestört ist, all das? Jemand, der fragt, "Gibt es eine Ordnung, die über all dem steht?"
24:49 Ja, und wie gehen wir diese Frage an?
24:56 Dem menschlichen Geist reicht es nicht, materielle und gesellschaftliche Ordnung zu haben. Es ist etwas Begrenztes, es ist etwas Eingeschränktes. Und der Geist sagt, "Lasst uns darüber hinausgehen!"
25:15 Auch die Wissenschaftler ergründen die Ordnung des Universums und suchen nach dem Ende oder dem Anfang, sie untersuchen seine Struktur, nicht um einen Nutzen daraus zu ziehen, sondern weil es sie fasziniert.
25:32 – Es geht nicht um Faszination! – Ich will nur sagen,
25:36 es interessiert sie.
25:40 Ich wollte nur sagen, diese Menschen suchen das Absolute, und das Wort "absolut" bezeichnet das Freisein von Begrenztheit, von jeder Abhängigkeit, vom nicht Perfekten. – Ja, von allen Motiven. Absolut.
25:58 Das Absolute ist zum Anlass gewaltiger Illusionen geworden,
26:01 weil das begrenzte Ich das Absolute erfassen will. – Und das ist unmöglich.
26:09 Aber das ist das übliche.
26:12 Angenommen, wir erkennen die Gefahr im Konzept des Absoluten,
26:18 wenn der Geist es greifen will, und doch ist das irgendwie notwendig, um frei zu werden. Freiheit kann nur das gleiche bedeuten wie das Absolute,
26:32 weil jede Abhängigkeit die Freiheit verhindert.
26:38 Wie gehen wir das also an, wie beantworten wir diese Frage? Sie als Wissenschaftler, würden Sie sagen, es gibt eine Ordnung, die jede menschliche Ordnung und Unordnung übersteigt?
27:05 Ja, das würde ich sagen. Der wissenschaftliche Aspekt ist nicht so wichtig. Die Wissenschaft sucht zwar danach, aber sie hat dazu wenig zu sagen. Sie kann nichts sagen zu dieser Frage, weil sie nur relative Ordnungen entdecken kann.
27:22 Weil das Ich mit ins Spiel kommt. – Nicht nur deswegen,
27:27 auch weil das Wissen begrenzt ist.
27:30 Es reicht nicht sehr weit.
27:32 Geht also die eine Entwicklung in Richtung Illusion? Es unbedingt haben zu wollen,
27:41 könnte Illusionen erzeugen. – Ich glaube, das geschieht, wenn man das Absolute haben will. Gedanken darüber sind Illusionen.
27:51 Darum geht es mir nicht.
27:53 Aber in ihrer Hilflosigkeit, nicht wissend, wie das Absolute zu erreichen ist, haben Menschen Illusionen davon erschaffen in Religion und Wissenschaft und sonstwie.
28:05 Was kann ich also tun? Als ein Mensch, ein Mensch, der die gesamte Menschheit ist, der Ordnung in seinem Leben hat. Diese Ordnung entsteht natürlicherweise durch Einsicht und sie beeinflusst vielleicht die Gesellschaft. Von hier gehen wir weiter. Wir untersuchen also, ob es eine Ordnung gibt, die nicht menschengemacht ist. Formulieren wir es mal so. Ich würde es nicht absolute Ordnung nennen, oder irgendeine …
29:02 – Zumindest nicht etwas von Menschen Konstruiertes. – Ja.
29:09 Was wir haben, ist die Ordnung der Natur, den Kosmos,
29:14 den wir nicht wirklich kennen in der Tiefe. Aber wir könnten das als diese Ordnung nehmen.
29:22 – Das Wort "Kosmos" bedeutet ja "Ordnung". – Ja, es ist das griechische Wort für "Ordnung".
29:28 Die Natur ist Ordnung.
29:30 Solange der Mensch sie nicht stört, ist sie in Ordnung. Sie hat ihre eigene Ordnung.
29:38 Ja, und sogar was wir als Unordnung betrachten, ist ein Teil dieser Ordnung. – Es ist eigentlich keine Unordnung.
29:46 Wir nennen es Unordnung, aber genau betrachtet, ist es keine. Okay, das haben wir geklärt. Lassen Sie uns zu etwas anderem übergehen.
30:03 Der Mensch hat gesucht nach einer anderen Dimension und hat vielleicht das Wort "Ordnung" benutzt. Eine andere Dimension, weil er diese Dimension verstanden hat. Er lebte darin, hat sie durchlitten und ist durch alles mögliche Elend gegangen. Er sagt, "Ich habe das alles durchschaut." Nicht nur intellektuell, sondern tatsächlich das Ganze erfasst haben. Und wahrscheinlich gibt es nur wenige, die das gemacht haben, aber diese Frage ist wichtig.
30:52 Man könnte überlegen, welche Bedeutung diese Frage für die unzähligen hat, die nicht da durchgegangen sind.
31:02 Ich verstehe nicht ganz.
31:05 Jemand, der da durchgegangen ist, mag das fragen. Aber interessiert es einen anderen, der nicht da steht?
31:15 Ich denke, ja.
31:18 Selbst der Verstand kann die Beschränktheit erkennen.
31:22 Es muss gesehen werden, bevor man damit aufräumt. Man muss das erkennen, nicht warten, bis es erledigt ist und es dann vergessen. – So natürlich nicht!
31:52 Wie geht der Geist so ein Problem an? Die Menschen haben wirklich angestrengt danach gesucht. All die religiösen Menschen, sogenannt religiöse Menschen, versuchten, das zu erfassen. Die Mystiker, die Heiligen mit ihren Illusionen und all die Anderen. Aber sich versuchten etwas zu verstehen, das darüber hinausging. Kommt man dahin durch, wenn ich das Wort benutzen darf, Meditieren im Sinne von Messen?
33:29 Wir sprachen hier in Brockwood schon davon, dass "Meditation" ursprünglich bedeutet, zu messen, abzuwägen, Wert und Bedeutung zu ermessen.
33:40 Wiegen heißt messen.
33:43 Meditieren heißt wohl messen in einem tieferen Sinn als mit der Messlatte. Aber vielleicht, hat das Messen nur in soweit Bedeutung, als es zu erkennen hilft, dass gegenwärtig Unordnung herrscht.
34:00 Genau, das würde ich sagen. Messen kann es nur geben, wo Unordnung herrscht.
34:06 Indem man sich die Messung anschaut, sieht man die geistigen Missstände und erkennt so die Unordnung. Das ist natürlich noch nicht die Ordnung.
34:21 Wir gebrauchen das Wort "Meditation" nicht im Sinne von "Messen" oder abwägen oder nachdenken. Wir sprechen von Meditation als Folge des Aufräumens im Haus, und von da aus weitergehen.
34:53 Ja, ich glaube, ganz früher haben die Menschen das Wort "Meditation" benutzt, um anzudeuten, dass Messen Unordnung offenbart, unstimmige Verhältnisse, aber sie wollten vielleicht auch darüber hinausgehen.
35:06 – Aber sie taten es nicht. – Menschen tun es normalerweise nicht.
35:10 Lassen Sie es uns versuchen! Vielleicht eine etwas absurde Aufforderung, aber wir werden sehen.
35:19 Wenn wir die Unordnung im Geist sehen, was ist dann Meditation?
35:26 Aber zuerst muss der Geist frei sein vom Messen. – Sonst ist ihm das Andere nicht zugänglich. – Ein wichtiger Punkt.
35:36 Die instinktive Reaktion, wenn wir Unordnung wahrnehmen, Unordnung ist ja ein gemessenes Missverhältnis, dann ist da die Tendenz, das sofort korrigieren zu wollen. – Das ist vielleicht der Grundfehler. – Darüber haben wir gesprochen.
35:55 Jede Anstrengung, um Ordnung in die Unordnung zu bringen, ist Unordnung.
36:01 Das unterscheidet sich sehr von dem, was fast alle anderen gesagt haben in der Menschheitsgeschichte. – Ich weiß.
36:10 Vielleicht sind wir ... eine Ausnahme.
36:12 Einige wenige haben es vielleicht angedeutet, haben es indirekt ausgedrückt, aber noch niemand hat es explizit gesagt. Okay, dann sagen wir es explizit.
36:28 Was falsch ist, ist der Versuch zu kontrollieren. Er ist bedeutungslos.
36:33 Was dann, wenn es mit Kontrolle nicht geht?
36:37 Nein. Nein. Nein. Ich habe eine Einsicht in das Wesen des Kontrollierenwollens.
36:47 – Kontrollieren ist messen. – Natürlich, kontrollieren ist messen. Das befreit den Geist von dieser Last. – Ja.
37:02 Könnten Sie das Wesen dieser Einsicht erläutern?
37:06 Wir sagten das schon. Wirkliche Einsicht kommt nicht aus dem Wissen, dem Denken, also aus dem Gedächtnis usw., sondern aus dem Beenden all dessen. Darauf schauen, auf das Problem schauen in der Haltung reinen Beobachtens, ohne Druck, ohne irgendein Motiv. Die ganze Bewegung des Messens, des Vergleichens beobachten.
37:40 Man kann sehen, dass Messen das gleiche ist wie Werdenwollen, und der Versuch des Geistes, sich zu messen, zu kontrollieren, sich ein Ziel zu setzen, sich zu vergleichen, genau das ist die Ursache der Unordnung.
37:58 Das ist die Ursache.
38:01 Irgendwie haben die Menschen einen falschen Weg eingeschlagen, als sie das Messen der äußeren Welt auf den Geist ausgeweitet haben.
38:16 Sie dachten wohl, wenn wir das Ding nicht kontrollieren, wird es verrückt spielen. – Diese Angst könnte man haben. – Aber sehen Sie,
38:26 wenn ich eine Einsicht habe in das Messen, dann ist es genau diese Einsicht, die von vornherein alle Bewegungen des Messens unterbindet. – Da ist dann eine neue Ordnung! – Nichts spielt verrückt.
38:41 Er spielt nicht verrückt, im Gegenteil.
38:45 Tatsächlich führt der Versuch des Messens zum Verrücktsein.  – Genau.
38:50 Das Messen ist das Ver-Rücken, ist die Verwirrung. Richtig? Gehen wir weiter! Nachdem wir das geklärt haben, kann dieser Geist durch Meditation, wir meinen nicht im Sinne von Messen, Vergleichen, kann dieser Geist eine Ordnung finden, einen Zustand, wo es keine, wo es etwas gibt, das nicht menschengemacht ist. Weil man mit den menschengemachten Dingen durch ist, richtig? Überall ist Begrenztheit, keine Freiheit. Es herrscht Chaos, Durcheinander und all das.
39:55 Was sind die menschengemachten Dinge, durch die man durch ist?
40:02 Alles! Religion, Wissenschaft, Gottesdienst, Gebete, Ängste, Trauer, Anhaftung, Abgetrenntheit, Einsamkeit und Leiden und Verwirrung und Schmerzen und Angst,
40:22 das alles. – Auch die ganzen Versuche, durch Revolution, …
40:26 Natürlich, Revolutionen im Äußeren, im Inneren. Die sind alle menschengemacht. Offensichtlich müssen ganz viele Menschen diese Frage gestellt haben. Und haben dann gesagt: Gott. Das ist auch nur ein Konzept, und es erschafft Unordnung.
40:51 Das ist klar. Der Mensch hat Gott erfunden und ihm die Macht des Absoluten zugesprochen.
40:58 – Genau. – Ein Bild seiner selbst.
41:03 – Und er wird selbst dazu. – Deshalb wird es.
41:07 zu etwas Totem.  – Chaotisch. – Es beherrscht ihn.
41:12 Nun angenommen, jemand hat das alles erledigt.
41:17 Okay? Dann stellt sich die Frage, ob es etwas gibt jenseits all dessen, das niemals vom menschlichen Denken, dem Geist, berührt werden kann.
41:37 Das ist ein schwieriger Punkt: nicht berührt vom menschlichen Geist, denn Geist geht eventuell über Denken hinaus. – Darauf möchte ich hinaus.
41:45 Meinen Sie mit "Geist" nur das Denken, Fühlen, Verlangen, Wille oder etwas viel weitergehendes?
41:52 Für jetzt erstmal sagten wir, der menschliche Geist ist all dies.
41:57 Aber dann sehen Sie den Geist als begrenzt.
42:01 Nicht unbedingt, solange der menschliche Geist darin gefangen ist, ist er begrenzt.
42:06 – Der menschliche Geist hat Potential. – Ungeheures Potential.
42:10 Aber es wird nicht verwirklicht. Es ist gefangen in Denken, Fühlen, Begehren und Wollen.
42:20 Wir sagten, was jenseits dessen ist, kann von einem begrenzten Geist nicht berührt werden.
42:43 Aber was verstehen wir unter dem Geist, der jenseits dieser Begrenzung liegt?
42:48 Zuerst mal, Sir: Gibt es einen solchen Geist?
42:53 Gibt es einen Geist, der wirklich, nicht theoretisch oder romantisch, oder mit sonstigem Unsinn verklärt, der sagen kann, "Ich bin mit all dem durch"?
43:07 Sie meinen, durch mit dem begrenzten Zeug?
43:11 Und durch sein damit, heißt, damit fertig sein. Gibt es so einen Geist? Oder, weil er damit fertig ist oder glaubt, fertig zu sein, bildet er sich ein, dass es noch etwas anderes gibt?
43:39 Das akzeptiere ich nicht. Ein Mensch oder die Person X sagt, "Ich habe das verstanden, die Begrenztheit des ganzen. Ich habe es durchlebt und bin bis zum Ende vorgedrungen." Und dieser Geist, der es bis zum Ende durchdrungen hat, ist kein begrenzter Geist mehr. Und gibt es so einen Geist, der vollkommen unbegrenzt ist? Verstehen Sie, was ich meine?
44:26 Daraus ergibt sich die Frage, wie das Gehirn in Kontakt sein kann mit diesem Geist. In welcher Beziehung stehen diese beiden miteinander?
44:38 Lassen Sie uns das genau betrachten. Es ist höchst interessant, das anzuschauen. Dieser Geist, Gehirn, das Ganze, das ganze Wesen, die Struktur des Geistes, beinhaltet die Emotionen, die Reaktionen des Gehirns, die körperlichen Verhaltensweisen usw. Dieser Geist hat bisher in Aufruhr gelebt, in Chaos und in Einsamkeit und hat eine tiefe Einsicht in all das gehabt und hat mit dieser tiefen Einsicht das Gebiet bereinigt. Er ist nicht mehr derselbe wie vorher.
45:26 Nicht mehr der ursprüngliche, begrenzte Geist.
45:29 – Nicht mehr der begrenzte Geist. – Mit dem man begonnen hat.
45:34 Der beschädigte Geist.
45:36 – Nennen wir es "beschädigt". – Beschädigter Geist, und beschädigtes Gehirn.
45:40 Die Art der Benutzung hat das Gehirn beschädigt.
45:48 Beschädigter Geist heißt,
45:50 beschädigte Emotionen, beschädigtes Gehirn. – Die Gehirnzellen sind in Unordnung.
45:56 Aber mit dieser Einsicht und der damit einhergehenden Ordnung
46:01 wird die Beschädigung rückgängig gemacht. – Ja, wir sprachen darüber letztes Mal.
46:09 Ich weiß nicht, ob Sie dem zustimmen.
46:14 Es ist sicher möglich.
46:17 Es hört sich plausibel an, da der Schaden vermutlich durch Unordnung im Denken und Fühlen entstanden ist. Das überanstrengt und stört die Gehirnzellen. Durch die Einsicht endet das, ein neuer Prozess beginnt.
46:31 Wie wenn jemand 50 Jahre in eine Richtung gelaufen ist und plötzlich sieht, es ist die falsche. Das ganze Gehirn verändert sich.
46:42 Es verändert sich im Kern, die falsche Struktur wird abgebaut und geheilt. Das dauert eine Zeit. Aber es ist die Einsicht,
46:51 die die Veränderung bringt. – Ja, und sie braucht keine Zeit,
46:56 das heißt, dieser ganze Prozess hat das Innerste verändert.
47:02 Nochmal, der Geist, der begrenzte Geist, mit seinem Bewusstsein und dessen Inhalt, sagt, "Es ist vorbei, dieser Teil ist erledigt." Jetzt, dieser Geist, der begrenzt gewesen ist und eine Einsicht in diese Begrenztheit gehabt hat und sich deshalb davon befreit hat, ist das etwas Wirkliches, etwas, das wirklich ungeheuer revolutionär ist? Verstehen Sie? Und deshalb ist es nicht mehr der menschliche Geist. Verzeihen Sie diese Bezeichnung!
48:00 Wir sollten klarstellen, was wir mit dem menschlichen Geist meinen.
48:04 Der menschliche Geist mit seinem Bewusstsein, das begrenzt ist.
48:09 Das begrenzte Bewusstsein, das konditioniert ist, nicht frei.
48:12 Das hat aufgehört.
48:19 Das ist das allgemein vorherrschende Bewusstsein, nicht nur im Einzelnen, es ist überall.
48:25 Es wäre dumm, vom Einzelnen zu sprechen.
48:28 Wir sprachen davon, dass der Einzelne das Ergebnis des allgemeinen Bewusstseins ist, ein individuelles Ergebnis, aber nichts unabhängiges. Das ist eine der Schwierigkeiten. Daher die Verwirrung.
48:40 Sie entsteht, wenn wir den individuellen Geist für die konkrete Wirklichkeit halten. Wir sprachen von der Notwendigkeit, diesen allgemeinen Geist als Realität anzusehen, aus dem der individuelle Geist sich gebildet hat.
48:54 Das ist alles ganz klar.
48:57 Aber wir wollen sogar weg vom allgemeinen Geist, was heißt das?
49:02 Ja, den allgemeinen und den individuellen Geist.
49:06 Angenommen, man hat sich davon ganz gelöst, was ist dann der Geist? – Und was ein Mensch?
49:17 Was ist dann ein Mensch?
49:21 Und in welcher Beziehung stehen dieser Geist, der nicht menschengemachte Geist, und der menschengemachte Geist?
49:31 Ich weiß nicht, ob ich mich klar ausdrücke.
49:35 Wollen wir es den "universellen Geist" nennen oder lieber anders?
49:39 Ich mag diese Bezeichnung nicht, sie wird so viel benutzt. Nehmen wir einfachere Worte.
49:52 Der Geist, der nicht vom Menschen gemacht ist.
49:56 Das ist einfacher, bleiben wir dabei. – Ein Geist, der nicht vom Menschen gemacht ist. – Weder der individuelle noch der allgemeine.
50:05 Allgemein oder individuell, er ist nicht menschengemacht.
50:18 Sir, kann man beobachten, wirklich, tief, ohne Absicht, ohne Vorurteil? Gibt es so einen Geist? Verstehen Sie, was ich meine?
50:35 Wir müssen klären, was "beobachten" heißt. Die sprachliche Formulierung ist nicht einfach. Wir sagen, man muss beobachten usw.
50:47 Ich beobachte es. – Ja, wer beobachtet? Das ist eines der Probleme.
50:52 Das haben wir schon geklärt. Im Beobachten gibt es keine Getrenntheit. – Nicht ich beobachte, da ist nur Beobachten. – Beobachtung findet statt.
51:03 Findet sie in einem individuellen Gehirn statt, oder ist das individuelle Gehirn an der Beobachtung beteiligt?
51:14 Ich kenne den Haken in dieser Frage. Sie findet nicht in einem individuellen Gehirn statt.
51:22 Ja, aber das individuelle Gehirn scheint zu antworten.
51:25 Natürlich, aber es ist nicht Ks Gehirn.
51:30 Das meinte ich nicht. Was ich unter einem individuellen Gehirn verstehe, ein bewusstes Individuum, existierend in Raum und Zeit, welche Form es auch haben mag oder Namen, ist unterscheidbar von Anderen an einem anderen Ort.
51:48 Lassen Sie uns diesen Punkt klären. Wir leben in einer menschengemachten Welt, mit einem menschengemachten Geist. Wir sind das Resultat des menschengemachten Geistes. Unsere Gehirne usw. Das Gehirn mit seinen Reaktionen.
52:17 Es ist nicht menschengemacht, aber es wurde konditioniert. – Menschengemachte Konditionierung. – Ja, das meine ich. Also,
52:28 kann dieser Geist sich selbst so vollständig von Konditionierung befreien, dass er nicht mehr menschengemacht ist? Ja, das ist die Frage.
52:42 Das ist die Frage. Bleiben wir auf dieser einfachen Ebene. Kann dieser menschengemachte Geist, so wie er jetzt ist, kann er so weit gehen, dass er sich selbst so vollständig von sich selbst befreit?
53:05 – Ja, natürlich ist das eine etwas paradoxe Aussage. – Natürlich.
53:09 Paradox, aber es ist so. Fangen wir nochmal an. Man kann sehen, das Bewusstsein der Menschheit ist gleich seinem Inhalt. Und sein Inhalt sind all die menschengemachten Dinge: Angst, Furcht und alles andere. Nicht nur im Individuum, in jedem Menschen. Wenn es darin eine Einsicht hat, hat es sich davon gereinigt.
53:49 Daraus folgt dann, dass es schon immer das Potential hatte, und diese Einsicht befähigte es, sich zu befreien. Sehen Sie es so?
53:59 Diese Einsicht, ich würde es nicht als Potential bezeichnen.
54:09 Es ist nicht einfach zu verstehen, wenn Sie sagen, das Gehirn oder der Geist hat eine Einsicht in seine eigene Konditioniertheit und wird dann zu etwas Anderem.
54:22 Ja, genau das behaupte ich.
54:28 Die Einsicht transformiert den menschengemachten Geist.
54:34 Sie sagen, es sei dann nicht mehr der menschengemachte Geist. – Diese Einsicht
54:40 bedeutet, der gesamte Inhalt des Bewusstseins ist ausgelöscht.
54:46 Und nicht langsam eins nach dem anderen, sondern die Gesamtheit. Und diese Einsicht ist nicht das Ergebnis menschlicher Anstrengung.
54:59 Aber dann erhebt sich die Frage, woher sie kommt.
55:06 Okay. Woher kommt sie? – Ja. Aus dem Gehirn selbst, dem Geist selbst. – Aus welchem, Gehirn oder Geist?
55:23 Dem Geist. Ich meine den Geist, die Gesamtheit.
55:27 Wir sagen, der Geist existiert, ja?
55:30 Einen Moment, Sir. Lassen Sie uns langsam vorgehen. Es ist hoch interessant. Das Bewusstsein ist menschengemacht, das allgemeine und das individuelle. Und logisches, vernünftiges Betrachten lässt einen seine Begrenztheit sehen. Dann geht der Geist weit darüber hinaus. Er kommt an einen Punkt, wo er fragt, "Kann all das ausgelöscht werden mit einem Atemzug, auf einen Schlag, mit einer Bewegung?” Und diese Bewegung ist Einsicht, die Bewegung der Einsicht. Sie findet immer noch im Geist statt. Aber es ist nicht dieses Bewusstsein, das sie hervorgerufen hat. Es ist schwer auszudrücken.
56:32 Sie sagen, der Geist habe die Möglichkeit des Tätigwerdens von jenseits des Bewusstseins, es geschieht jedoch sehr selten.
56:41 Natürlich muss es Teil des Gehirns, des Geistes sein. – Gehirn, Geist sind
56:47 dazu fähig, aber im allgemeinen geschieht es nicht.
56:51 Nachdem wir all das erledigt haben: Gibt es einen Geist, der nicht nur nicht menschengemacht ist, den der Mensch sich weder vorstellen noch erschaffen kann? Es ist keine Illusion. Gibt es so einen Geist? Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausdrücke.
57:29 Sie sagen, der Geist, der sich befreit hat …
57:33 – Allgemein und individuell. – … von der allgemeinen und der individuellen
57:37 Bewusstseinsstruktur der Menschheit, ihrer Begrenztheit, dieser Geist ist dann viel größer. Dann sagen Sie, dieser Geist, stellt eine Frage.
57:48 – Dieser Geist stellt eine Frage. – Welche?
57:51 Nämlich … Zuerst mal, ist dieser Geist frei vom menschengemachten Geist? – Das ist die erste Frage. – Es könnte eine Illusion sein. – Man muss da sehr genau sein.
58:14 Nein, es ist keine Illusion, weil er Messen als Illusion erkennt, er kennt das Wesen der Illusionen. Wo Begehren ist, entstehen notwendigerweise auch Illusionen. Und Illusionen erzeugen notwendigerweise Begrenztheit, usw., Er hat nicht nur verstanden, er ist damit durch. – Er ist ohne Begehren.
58:38 Frei von Begehren.
58:40 Das ist unsere Natur. Ich will es nicht so brutal ausdrücken. Frei von Begehren.
58:47 Wir sind voller Energie.
58:51 Dieser Geist hat aufgehört, allgemein oder individuell zu sein und also auch begrenzt zu sein. Diese Begrenztheit ist aufgelöst worden durch Einsicht, und deshalb ist der Geist nicht mehr der konditionierte Geist. Richtig? Nun,
59:22 was ist dann dieser Geist, der sich dessen bewusst ist, dass er nicht mehr in Illusionen gefangen ist?
59:32 Sie sagten, er stellt die Frage, ob es etwas noch viel Größeres gibt. – Deshalb stelle ich die Frage.
59:40 Gibt es einen Geist, der nicht menschengemacht ist? Und wenn ja, in welcher Beziehung steht er zum menschengemachten Geist?
1:00:04 Das ist ein schwierige Frage.
1:00:09 Wollen wir weitermachen?
1:00:10 – Wenn Sie möchten. – Ich kann weitermachen, es macht Spaß.
1:00:15 – Vielleicht bis Viertel vor eins. – Das ist gut.
1:00:38 Sehen Sie, jede Behauptung,
1:00:42 jede Art von verbaler Formulierung ist nicht das. Richtig? Wir fragen also, ob es einen Geist gibt, der nicht menschengemacht ist. Und das kann man wohl nur fragen, wenn die Begrenztheit aufgelöst ist, sonst ist es eine sinnlose Frage. – Es würde nichts bringen. – Es wäre Zeitverschwendung.
1:01:11 – Es wird dann theoretisch, unsinnig. – Ausdruck der menschengemachten Struktur.
1:01:17 Man muss absolut sein, ich benutze mal dieses Wort.
1:01:23 Wir können das Wort "absolut" benutzen, wenn wir damit sorgfältig sind.
1:01:28 Sehr vorsichtig, ja.
1:01:31 Absolut frei von all dem. Erst dann kann man das fragen. Wenn Sie diese Frage stellen, nicht Sie, wenn diese Frage gestellt wird: Gibt es einen nicht menschengemachten Geist, und wenn es ihn gibt, von welcher Art ist seine Beziehung zum menschengemachten Geist? Zuerst also, gibt es so einen Geist? Natürlich gibt es ihn. Ohne dogmatisch sein zu wollen oder persönlich oder sonstwie, es gibt ihn. Aber es ist nicht Gott. Weil Gott, wir hatten das schon.
1:02:24 Er ist Teil der menschengemachten Struktur.
1:02:27 Die Chaos in der Welt geschaffen hat. Es gibt ihn. Die nächste Frage ist, wenn es einen solchen Geist gibt und jemand behauptet das, welche Beziehung hat er dann zum menschlichen Geist, dem menschengemachten Geist. – Ja, zum allgemeinen.
1:02:51 Individuell und allgemein.
1:02:56 Hat er irgendeine Beziehung?
1:02:59 Die Frage ist schwierig, weil man sagen könnte, der menschengemachte Geist ist voller Illusionen. Das meiste davon ist nicht real. – Nein. Aber das hier ist real.
1:03:17 Wir benutzen das Wort "real" für das Tatsächliche. Und jenes ist messbar, verworren. Hat dieses eine Beziehung zu jenem? Offensichtlich nicht.
1:03:32 Zumindest eine oberflächliche in dem Sinn, dass der menschengemachte Geist reale Inhalte hat auf einer gewissen Ebene, einer technischen Ebene, das Fernsehsystem usw. Auf dieser Ebene könnte eine Beziehung existieren. Aber das ist nur ein kleines Gebiet. Aber grundsätzlich …
1:03:53 Nein, wir sprachen darüber, der menschengemachte Geist hat keine Beziehung zu jenem, aber jenes hat eine zu diesem.
1:04:03 Ja, aber nicht zu den Illusionen im menschengemachten Geist.
1:04:08 Einen Moment, lassen Sie uns das genau anschauen. Mein Geist ist der menschliche Geist. Er hat Illusionen, Begierden und das ganze andere. Und da ist der andere Geist, der hat es nicht, der ist jenseits aller Begrenztheit. Dieser illusionenbehaftete menschengemachte Geist ist immer auf der Suche nach jenem. – Ja, das ist sein Hauptproblem.
1:04:46 Er ist am Messen, Fortschreiten, Näherkommen, Weiterkommen usw. Und dieser Geist, der menschliche Geist, der vom Menschen gemachte Geist, ist immer auf der Suche nach dem anderen. Und erzeugt dabei immer mehr Unheil, Verwirrung. Dieser menschengemachte Geist hat keine Beziehung zum anderen.
1:05:18 – Ja. – Ganz offensichtlich.
1:05:20 – Jeder Versuch, dahin zu kommen, erzeugt Illusionen. – Eindeutig.
1:05:25 Hat nun jenes eine Beziehung zu diesem?
1:05:31 Ich vermute, es muss eine haben, aber zu den Illusionen dieses Geistes wie Begierden, Angst usw., dazu hat es keine Beziehung, weil das nur Hirngespinste sind. – Das habe ich verstanden.
1:05:47 Aber jenes kann eine Beziehung zum menschengemachten Geist haben insofern,
1:05:55 als es seine wahre Struktur versteht.
1:05:58 Sie meinen, jener Geist hat eine Beziehung zum menschlichen Geist, sobald dieser die Begrenztheit verlässt?
1:06:08 Ja, im Verstehen der Begrenztheit wird er frei davon.
1:06:13 – Und dann hat jenes dazu eine Beziehung. – Dann hat es eine echte Beziehung
1:06:19 zum Eigentlichen dieses begrenzten Geistes, nicht zu seinen Illusionen und Vorstellungen von sich.
1:06:28 Lassen Sie uns das genau fassen.
1:06:32 Wir müssen die passenden Worte benutzen. Der unbegrenzte, nicht menschengemachte Geist kann keine Beziehung zu den Illusionen des menschengemachten Geistes haben, aber er muss eine haben zum Ursprung, zur eigentlichen Natur dieses Geistes hinter den Illusionen.
1:06:52 Was macht den menschengemachten Geist aus?
1:06:57 – Alles, was wir aufgezählt haben. – Ja, das ist seine Natur.
1:07:01 Wie kann dann jenes eine Beziehung zu diesem haben?
1:07:07 Wie soll das gehen?
1:07:10 Eine Beziehung ist nur möglich durch Verstehen, sodass eine Kommunikation möglich wäre, die der anderen Person etwas vermittelt. – Nein, ich bezweifle das.
1:07:28 Weil Sie sagten, der nicht menschengemachte Geist könnte eine Beziehung haben zum begrenzten Geist, aber nicht umgekehrt.
1:07:36 – Ich bezweifle auch das. – Sie sehen es jetzt anders.
1:07:40 – Warum? – Ich will auch das hinterfragen. – Vielleicht ist es so, vielleicht nicht.
1:07:45 – Ja, ich stelle es in Frage. – Okay.
1:07:50 Welche Beziehung hätte Liebe zu Eifersucht? Sie hat keine.
1:07:57 Zur Eifersucht nicht, das ist eine Illusion, aber zum Menschen dahinter
1:08:02 könnte es eine geben. – Nehmen wir Liebe und Hass.
1:08:06 Zwei Worte, "Liebe" und "Hass". Liebe und Hass haben keine Beziehung zueinander.
1:08:14 – Nein, nicht wirklich. – Keine!
1:08:17 Außer insofern, als Liebe den Ursprung des Hasses verstehen könnte.
1:08:25 Ja, ja.
1:08:26 – So wäre eine Beziehung vorstellbar. – Ah ja, ich verstehe.
1:08:32 Sie sagen, die Liebe kann den Ursprung des Hasses verstehen und wie er entsteht usw. Versteht Liebe das?
1:08:47 Ich glaube, sie hat ein Verständnis für seinen Ursprung im menschengemachten Geist, einen Einblick in die Struktur dieses Geistes, und hat sich davon wegbewegt.
1:09:04 Sind wir der Ansicht, dass Liebe, wir nehmen dieses Wort mal für den Moment, eine Beziehung hat zu Nicht-Liebe?
1:09:18 Nur insofern, als sie zu deren Auflösung führt.
1:09:22 Ich bin mir da nicht sicher. Wir müssen hier furchtbar vorsichtig sein. Oder ist erst mit dem Beenden dessen, …
1:09:34 – Was meinen Sie? – … dem Beenden des Hasses,
1:09:39 dann ist das Andere da. Nicht: das Andere hat eine Beziehung zum Verstehen des Hasses.
1:09:52 – Wir müssen dann fragen, wie es anfängt. – Das ist sehr einfach.
1:09:56 – Nehmen wir mal den Hass. – Angenommen, ich empfinde Hass.
1:10:03 Ich sehe, wie er entsteht.
1:10:06 – Weil Sie mich beleidigt haben. – Das ist eine oberflächliche Vorstellung von seinem Entstehen.
1:10:12 Warum man so irrational reagiert, ist die tiefere Frage. Sie sagen, ich habe Sie beleidigt. Aber warum reagieren Sie auf diese Beleidigung?
1:10:22 Weil meine ganze Konditionierung so ist.
1:10:25 Ja, das meine ich. Dann versteht man sein Entstehen.
1:10:29 Ich verstehe, aber hilft Liebe, das Entstehen von Hass zu verstehen?
1:10:37 Nein, aber jemand, der den Ursprung des Hasses versteht, bewegt sich weg davon.
1:10:44 Sich wegbewegen davon!
1:10:45 Dann ist das Andere da. Das Andere kann nicht helfen beim Wegbewegen davon.
1:10:51 Das nicht, aber angenommen, ein Mensch hat diese Liebe und der andere nicht. Kann der erste etwas tun, um diese Bewegung im zweiten hervorzurufen?
1:11:08 Das bedeutet A kann B beeinflussen. – Nicht beeinflussen,
1:11:17 sondern einfach … Man könnte fragen, warum irgendjemand über irgendetwas derartiges reden sollte. – Warum sollte ich darüber sprechen? – Das ist eine andere Sache!
1:11:31 Nein, die Frage ist, ob Hass durch Liebe vertrieben wird.
1:11:39 Das ist nicht so.
1:11:41 Oder bewirkt das Verstehen des Hasses, dass er endet und das Andere da ist. – Richtig, aber
1:11:50 wenn wir annehmen, A hat das erreicht. Das Andere, die Liebe ist da, und er sieht B, C, D – B hat das andere!
1:12:02 Nun fragen wir,
1:12:05 was er tun soll?
1:12:07 – Welche Beziehung haben sie? – Das ist die gleiche Frage.
1:12:11 "Was soll er tun", ist nur eine andere Formulierung.
1:12:21 Ich glaube, einen Moment, Sir. Ich hasse, ein anderer liebt. Meine Frau liebt und ich hasse. Sie kann mit mir reden, mich darauf hinweisen, auf das Unvernünftige daran usw., aber ihre Liebe wird nicht an die Quelle meines Hasses rühren.
1:12:57 Das ist klar. Außer es ist die Liebe, die als Energie hinter ihrem Sprechen steht.
1:13:03 Hinter dem Sprechen.
1:13:05 Liebe dringt nicht einfach ein und löst Hass auf.
1:13:09 Natürlich nicht, das wäre eine romantische Idee. Also ein Mann hasst. In die Quelle, die Ursache davon, die Bewegung, hat er eine Einsicht und beendet ihn. – Dann hat er das Andere. – Sagen wir, A hat das alles gesehen.
1:13:33 Er hat die Energie, dies B nahezubringen, aber es hängt von B ab, was er tut.
1:13:45 Wir sollten das weiter verfolgen. Viertel vor eins.