Wie lernt man etwas über sich selbst?
San Diego - 5 April 1970
Public Talk 1
0:19 | Ich möchte über so viele Dinge reden, |
0:27 | denn egal wohin man geht, |
0:34 | Europa, Indien, Australien oder Amerika, |
0:40 | findet man Menschen mit mehr |
oder weniger den gleichen Problemen. | |
0:49 | Die meisten Menschen |
auf der Welt sind so verwirrt, | |
0:54 | und führen ein |
widersprüchliches Leben. | |
1:01 | Sie sind durch und durch unglücklich, |
1:05 | leiden und sind sehr traurig. |
1:13 | Und das eigene Leben scheint |
ein Schlachtfeld zu sein, | |
1:20 | vom Zeitpunkt unserer Geburt, |
bis zu unserem Tod. | |
1:27 | Auf der ganzen Welt findet man Trennung, |
1:34 | nationale, sprachliche und |
religiöse Gegensätze, | |
1:44 | eine Sekte gegen eine andere, |
eine Idee gegen eine andere, | |
1:52 | und alle sagen, dass ihr Weg |
der beste und einzige sei, | |
2:01 | und so weiter. |
Es gibt Trennung, Konflikte und Kriege. | |
2:10 | Es gibt eine Trennung |
in die wirtschaftliche Welt, | |
2:16 | die spirituelle Welt, |
die religiöse Welt, | |
2:20 | die wissenschaftliche Welt, |
2:24 | und in die Welt der Bildung. |
2:30 | Wenn man diese Trennung und |
dieses gewaltige Chaos sieht, | |
2:39 | und das viele Leiden, |
fragt man sich, | |
2:44 | |
2:47 | und ich bin mir sicher, dass Sie |
sich auch fragen, was man tun sollte, | |
2:50 | |
2:54 | welchen Weg sollte man gehen, |
3:00 | den linken, den mittleren |
oder den rechten. | |
3:14 | Sollen wir einem Weg folgen, der |
durch eine Ideologie bestimmt wird, | |
3:23 | einen Glauben, |
3:26 | die Vorgabe einer Autorität, |
3:32 | oder sollten wir einem Weg folgen, |
3:39 | der auf gar keiner Autorität beruht, |
3:45 | weder links, der Mitte, noch rechts, |
3:50 | weder auf einem Guru, |
einem Lehrer oder einem Priester, | |
3:58 | oder einer organisierten Religion, |
katholisch, evangelisch und so weiter, | |
4:01 | |
4:05 | oder sollte man seinen eigenen Neigungen, |
4:14 | seinen eigenen Erfahrungen |
und Wissen folgen, | |
4:22 | selbstbezogen, selbstsicher |
und zweckmäßig. | |
4:33 | Es gibt so viele |
Widersprüche im Äußeren, | |
4:37 | sowie im Inneren. |
4:48 | Und was soll man nun tun? |
4:54 | Ich bin mir sicher, dass Sie sich |
diese Frage bereits oft gestellt haben, | |
5:02 | je ernster man ist |
5:07 | und keine Unterhaltung sucht, |
5:11 | desto tiefgründiger hat man |
sich diese Frage gestellt, da | |
5:16 | man einer chaotischen, widersprüchlichen |
und getrennten Welt gegenübersteht, | |
5:27 | wohl wissend, dass man |
die Hoffnung verloren hat, | |
5:34 | und niemandem mehr vertraut, |
5:42 | keinem Lehrer, keinem Professor, |
5:47 | keinem Priester und keiner Utopie. |
5:56 | Wenn Sie wirklich ernsthaft sind, |
6:01 | und ich hoffe, dass Sie es zumindest |
an diesem Nachmittag sind, | |
6:08 | müssen Sie sich die Frage |
6:15 | nicht nur gestellt, sondern auch |
6:20 | |
6:25 | eine passende Antwort auf |
6:30 | diese Herausforderung gefunden haben: |
6:35 | Was soll man tun? |
6:39 | Wenn Sie keine Hoffnung haben, |
und nicht mehr von | |
6:44 | |
6:48 | einem Erlöser, Lehrer oder sonst |
einer Autorität abhängig sind, | |
6:52 | |
6:56 | wo suchen Sie dann nach Licht, |
7:04 | nach Verständnis? |
7:08 | Was wir für uns selbst |
versuchen herauszufinden, | |
7:14 | da wir diesem außerordentlichen |
Problem des Lebens gegenüber stehen, | |
7:19 | mit all den Widersprüchen |
und Verflechtungen, | |
7:25 | welcher Weg ist es, |
der nicht widersprüchlich ist, | |
7:35 | der ganzheitlich und vollständig ist, |
7:42 | der kein Leiden mehr erschaffen wird, |
7:46 | noch mehr Unheil und Verwirrung. |
7:56 | Und dies herauszufinden, |
ist unser Problem, | |
8:02 | und ich denke, dass dies das |
einzige Problem im Leben ist. | |
8:08 | Eine Handlung, die nicht bruchstückhaft |
ist, die nicht widersprüchlich ist, | |
8:16 | die fortlaufend, ganz, |
vollständig und total ist, | |
8:23 | damit sie kein Leiden und |
keine Verwirrung erzeugt. | |
8:31 | Und wenn Sie möchten, werden wir |
dieser Frage gemeinsam nachgehen, | |
8:42 | wobei Sie im Hinterkopf behalten, dass |
der Redner gar keine Autorität hat, | |
8:53 | da wir alle das Phänomen des Lebens |
8:59 | untersuchen und beobachten werden, |
9:04 | und die Wahrheit herausfinden wollen, |
9:07 | ob es eine Handlung, |
eine Art zu Leben gibt, | |
9:13 | nicht zu bestimmten Zeiten oder in |
großen Krisen, sondern an jedem Tag, | |
9:18 | |
9:21 | jede Minute, eine Art zu Leben, |
in der es Freude gibt, | |
9:24 | |
9:34 | es keine Gewalt gibt, |
9:38 | keine Brutalität, keinen Widerspruch, |
9:45 | und keine Nachahmung und Abhängigkeiten. |
9:54 | Bis wir so eine Art des Lebens gefunden |
haben, nicht als eine abstrakte Idee, | |
10:00 | |
10:05 | ein philosophisches Konzept, |
eine Theorie, | |
10:13 | sondern eine tatsächliche Art zu Leben, |
10:25 | ob es eine Handlung geben kann, |
10:31 | so vollständig und so ganz, |
10:37 | so vollständig, ohne jeden Widerspruch. |
10:52 | Und ich meine, dass diese Art zu |
Leben, der einzig religiöse Weg ist, | |
11:03 | und kein anderer. |
11:09 | Wir gebrauchen das Wort 'Religion' |
11:13 | nicht nach seiner üblichen Bedeutung, |
11:20 | in der es darum geht, an etwas zu glauben, |
11:27 | an Gott zu glauben oder auch nicht, |
11:31 | oder an eine konzeptuelle |
Idee zu glauben, | |
11:39 | wir gebrauchen das Wort |
für eine Art zu Leben, in der | |
11:47 | |
11:53 | jede Handlung ganzheitlich ist, |
vollständig und voller Ekstase. | |
11:59 | Wir werden uns darin vertiefen. |
12:03 | Als Erstes, um all |
dies verstehen zu können, | |
12:09 | müssen wir die richtige Beziehung |
zwischen uns herstellen, | |
12:15 | zwischen Ihnen und dem Redner. |
12:25 | Er lehrt Sie nicht |
12:30 | nach der üblichen |
Bedeutung dieses Wortes, | |
12:40 | sagt Ihnen nicht, |
was Sie zu tun haben. | |
12:43 | Das Wort 'lehren' bedeutet, |
Informationen weiter zu geben, | |
12:51 | jemandem zu erklären, |
hervorzuheben und zu informieren. | |
13:13 | Und man kann Mathematik lehren, |
13:19 | man kann Ihnen wissenschaftliche |
Informationen geben. | |
13:26 | Aber hier gibt es keinen Lehrer, |
13:33 | und das meinen wir tatsächlich, |
13:38 | denn jeder einzelne von uns |
muss sein eigener Lehrer sein, | |
13:43 | und sein eigener Schüler. |
13:50 | Und das ist sehr wichtig. |
13:55 | Damit Sie mit einer anderen |
Einstellung zuhören, | |
14:02 | |
14:10 | Sie hören dem Redner zu, |
14:18 | den Worten, die er benutzt, und |
14:23 | Sie verstehen diese Worte und |
beobachten die durch die Worte | |
14:28 | |
14:32 | ausgelösten Reaktionen, Antworten |
und Konditionierungen in sich selbst, | |
14:42 | damit Sie durch Ihre |
eigenen Beobachtungen lernen, | |
14:48 | |
14:51 | also wird der Redner zu einem Spiegel, |
14:57 | in dem Sie sich selbst beobachten. |
15:02 | Also ist unsere Beziehung, |
15:05 | zwischen Ihnen und dem Redner, |
15:14 | eine grundsätzliche Kommunikation, |
15:19 | in der wir gemeinsam teilen, |
15:26 | gemeinsam verstehen und |
gemeinsam arbeiten, | |
15:32 | das ist es, was das Wort |
'Kommunikation' bedeutet, | |
15:38 | gemeinsam. |
15:45 | Sie sollen dies nicht |
als eine Theorie sehen, | |
15:50 | |
15:53 | als etwas, das Ihnen fremd ist, |
15:58 | vielmehr ist dies ihr wirkliches Leben, |
16:03 | Ihre alltäglichen Widersprüche, |
Ihre alltäglichen Kämpfe, | |
16:11 | Ihre alltägliche Verwirrung, |
Wut, Hass und Brutalität. | |
16:26 | Und wir wollen sehen, ob wir |
dies beenden können, damit | |
16:32 | wir auf eine ganz |
andere Art leben können, | |
16:40 | ein Leben, das frei ist, |
16:43 | ein Leben, das durch die |
Handlungen kein Elend erzeugt, | |
16:52 | ein Leben, das wirklich |
vollkommen friedlich ist. | |
17:07 | Also fragt man sich, wenn |
man diese Dinge beobachtet, | |
17:15 | was man tun soll, wenn man weiß, |
das man die Gesellschaft ist, | |
17:19 | |
17:25 | und die Gesellschaft sind wir - |
Sie sind die Welt | |
17:30 | und die Welt ist Sie, |
was nicht einfach eine Idee ist, | |
17:35 | |
17:40 | sondern eine Tatsache. |
Sie haben diese Welt erschaffen, | |
17:45 | durch Ihre Gier, Wut, Ambition, |
Wettkämpfe, Gewalt, | |
17:53 | innerlich sind Sie all das; |
und im Äußeren gibt es Kriege, | |
17:58 | man hat all diese Trennungen, |
die Schwarzen und die Weißen | |
18:03 | und die Pinken und die Blauen |
und der ganze Rest, | |
18:12 | Vorurteile, Feindseligkeit und Brutalität. |
18:30 | Das ist uns bekannt. |
18:32 | Entweder wissen Sie |
darüber als eine Idee, | |
18:42 | oder Sie wissen es tatsächlich. |
18:48 | Sie wissen es durch eine Zeitschrift, |
durch eine Zeitung, | |
18:52 | oder jemand hat es Ihnen erzählt. |
18:59 | Oder Sie haben es in |
sich selbst beobachtet, | |
19:05 | Sie haben es vollständig in sich |
selbst gesehen und daher | |
19:10 | |
19:14 | braucht Ihnen kein anderer |
zu sagen, wie die Welt ist, | |
19:19 | Sie brauchen keine |
einzige Zeitung zu lesen, | |
19:23 | keine Zeitschrift und |
keiner Rede zuzuhören, | |
19:28 | wenn Sie wissen, was Sie selbst sind. |
19:36 | Wenn Sie erkennen, was Sie sind, |
ist die Frage ganz anders, | |
19:40 | die Frage: 'Was ist zu tun?', |
19:45 | denn man erkennt, was man ist, |
19:51 | und man ist verwirrt, |
genauso, wie es die Welt ist. | |
19:59 | Man lebt widersprüchlich |
und in Trennung, | |
20:02 | so, wie auch die Welt ist. |
20:13 | Und, wenn man sich selbst nicht versteht, |
20:17 | nicht nur auf der bewussten Ebene, |
sondern auch viel tiefer, | |
20:21 | |
20:29 | sehr tiefgründig, solange es |
dieses Verständnis nicht gibt, | |
20:32 | nicht entsprechend einem Analytiker, |
20:39 | wie Freud, Jung oder |
20:40 | Ihr eigener Tieranalytiker, |
20:47 | sondern sich selbst so |
zu verstehen, wie man ist. | |
20:53 | Und durch dieses Verständnis |
20:56 | verändert sich die Frage, nach |
dem was zu tun ist vollkommen, | |
21:03 | denn derzeit stellen Sie die |
Frage in Bezug zur Welt, | |
21:10 | als wäre diese außerhalb von Ihnen, |
21:22 | welcher politischen Partei |
Sie beitreten sollten, | |
21:27 | welcher Gruppe Sie beitreten sollten, |
den Pazifisten und so weiter, | |
21:32 | welcher Gruppe, welcher Abteilung. |
21:36 | Also sehen Sie die Welt als etwas, |
das außerhalb von Ihnen ist. | |
21:44 | Aber wenn Sie erkennen, nicht verbal, |
nicht als eine Idee, sondern tatsächlich, | |
21:47 | |
21:52 | |
21:54 | wenn Sie erkennen, dass Sie die Welt sind, |
22:05 | und die eigene Verantwortung |
gegenüber der Welt liegt darin, | |
22:09 | |
22:15 | sich selbst so vollständig zu verstehen. |
22:22 | Dann hat die Frage 'was zu tun ist', |
eine ganz andere Bedeutung. | |
22:35 | Also ist die Frage, |
wie man zu beobachten hat, | |
22:42 | |
22:50 | wie man sich selbst beobachten sollte, |
22:56 | wobei man dieser vollständige Mensch ist. |
23:07 | Sie sind kein Amerikaner, |
23:11 | obwohl Sie vielleicht als |
Amerikaner bezeichnet werden. | |
23:18 | Und jemand, der aus Indien kommt, |
23:21 | nennt sich vielleicht einen Inder, |
mit seiner eigenen Bezeichnung, | |
23:27 | mit seinen eigenen |
Aberglauben und Überzeugungen. | |
23:32 | Doch wenn Sie diese Dinge zur Seite legen, |
23:37 | ist er ein gewöhnlicher Mensch, |
so wie Sie, ich und viele andere. | |
23:44 | Die Frage lautet also: Wie sollte |
man sich selbst beobachten? | |
23:55 | Denn ohne sich selbst zu kennen, |
24:00 | wer die Welt ist, |
nicht ein Individuum, | |
24:03 | |
24:04 | das Wort 'Individuum' bedeutet, |
24:10 | eine vollständige untrennbare Einheit. |
24:20 | Ein Individuum ist ein Mensch, |
24:24 | in dem es keine Widersprüche |
und keine Trennungen gibt, | |
24:29 | eine vollständige und harmonische Einheit. |
24:36 | Das Wort 'Individuum' bedeutet |
diese Unteilbarkeit. | |
24:43 | Sie sind also keine Individuen, |
denn Sie sind alle gespalten, | |
24:50 | durch innere Widersprüche. |
24:59 | Wie können Sie also auf |
sich selbst schauen? | |
25:04 | Bitte hören Sie sich das an, |
es ist ziemlich faszinierend. | |
25:12 | Es verlangt ein hohes Maß an Intelligenz, |
25:17 | es ist ein großer Spaß, |
25:21 | es macht viel mehr Spaß, als jedes Buch, |
25:29 | als jede religiöse Unterhaltung, |
als jede Philosophie. | |
25:34 | |
25:40 | Da wir innerlich |
bruchstückhafte Menschen sind, | |
25:47 | mit widersprüchlichen Verlangen, |
25:55 | mit dem Gefühl schlechter oder |
besser zu sein, ängstlich, | |
26:05 | ohne Liebe, |
26:09 | einsam, geteilt, |
26:15 | nicht nur oberflächlich, |
sondern tief, | |
26:24 | wie soll man beobachten? |
26:27 | Beobachtet ein Fragment |
die restlichen Fragmente? | |
26:38 | Ein Fragment wird zum Zensor, |
dem Untersuchenden, dem Beobachter, | |
26:42 | |
26:50 | der die restlichen Fragmente überwacht? |
26:58 | Und was gibt ihm die Autorität |
über die anderen Fragmente? | |
27:05 | |
27:13 | Die Frage also ist: |
27:20 | Wer ist der Beobachter? |
27:26 | Und wer ist der Zensor, der sagt: |
'Dies werde ich tun und dies nicht', | |
27:28 | |
27:32 | 'Das ist richtig und das ist falsch', |
27:41 | 'Diesen Weg werde ich gehen |
und den anderen nicht', | |
27:48 | 'Hinsichtlich dieses Krieges |
werde ich ein Pazifist sein', | |
27:55 | aber ich bevorzuge andere Kriege, |
28:03 | ich werde diesem Führer folgen |
und nicht dem anderen, | |
28:08 | ich glaube an dies |
und nicht an das, | |
28:14 | ich habe diese Vorurteile |
und lehne jene Dinge ab, | |
28:21 | wenn Sie sich selbst beobachtet |
haben, wissen Sie, | |
28:27 | dass Sie ein |
bruchstückhafter Mensch sind. | |
28:35 | Und da man bruchstückaft und |
widersprüchlich ist, | |
28:40 | in andauernden Konflikten lebt, |
28:48 | und diesen Konflikt kennend, |
28:53 | übernimmt ein Fragment |
von den vielen die Führung, | |
29:03 | es wird zur Autorität, dem Zensor, |
29:08 | und seine Beobachtungen müssen |
unweigerlich widersprüchlich sein. | |
29:14 | Richtig? Ich hoffe Sie können mir folgen. |
29:23 | Wenn ein Teil von Ihnen |
29:29 | die Autorität des Bewertenden einnimmt, |
29:36 | die Autorität über die anderen Fragmente, |
29:42 | warum hat er diese Autorität eingenommen? |
29:47 | Und kann dieses Fragment |
29:50 | die restlichen Fragmente analysieren? |
29:55 | Folgen Sie mir? |
29:56 | Schauen Sie, wie unheimlich |
kompliziert die Sache geworden ist. | |
30:07 | Ob Sie von einem Profi analysiert werden, |
30:12 | oder sich selbst analysieren, |
es ist immer das gleiche Muster. | |
30:15 | |
30:21 | Es ist also sehr wichtig herauszufinden, |
wie man zu beobachten hat, | |
30:29 | wie man all diese Widersprüche |
beobachten soll, | |
30:36 | die Ihr Leben ausmachen, |
30:41 | wie man die Gesamtheit |
dieser Fragmente beobachtet, | |
30:47 | ohne, dass ein weiteres |
Fragment erschaffen wird. | |
30:55 | Aber es ist sehr wichtig, |
dies herauszufinden, | |
30:59 | denn so lange es Widersprüche und |
31:02 | Trennung in einem selbst gibt, |
muss es auch Konflikte geben, | |
31:06 | |
31:09 | muss es auch Gewalt |
geben, die sich in der | |
31:12 | äußeren Welt ausdrückt, |
in der Gesellschaft. | |
31:21 | Und so lange es diese Trennung |
in einem selbst gibt, | |
31:29 | kann es keinen Frieden geben. |
Und ein Mensch, der wirklich | |
31:33 | |
31:38 | ein friedliches und liebevolles |
Leben leben möchte, | |
31:45 | muss diese Frage vollständig verstehen. |
31:53 | Daher ist dies eine ernste Angelegenheit, |
31:57 | nicht nur eine Unterhaltung am Nachmittag, |
32:04 | wir beschäftigen uns mit dem |
ganzen Problem der Existenz. | |
32:11 | Und nur ein Geist, der sich dieser |
Sache ernsthaft zuwenden kann, | |
32:18 | kann diese auch auflösen. |
32:21 | Es ist sehr wichtig, |
32:27 | dass man diese Frage versteht. |
32:34 | Wie beobachtet man? |
32:42 | Beobachten Sie sich als ein Außenseiter, |
32:47 | als ein Zensor, der sagt: |
'dies ist richtig, dies ist falsch', | |
32:49 | |
32:52 | rechtfertigend, verurteilend, |
zustimmend und erinnernd? | |
33:00 | Wenn Sie das tun, |
gibt es Widersprüche, | |
33:05 | und dadurch Konflikte |
und daher Gewalt. | |
33:17 | Wie also beobachten Sie? |
33:21 | Beobachten Sie |
33:27 | mit Hilfe eines Bildes? |
33:32 | Wenn Sie einen Baum beobachten, |
beobachten Sie diesen | |
33:35 | |
33:40 | mit Wissen über den Baum, |
33:46 | das Wissen, das Sie von dem Baum trennt, |
33:53 | Sie trennt und dadurch |
33:55 | einen Raum zwischen Ihnen |
und dem Baum erzeugt? | |
34:02 | Wie beobachten Sie? |
Wie beobachten Sie Ihre Frau, | |
34:03 | |
34:08 | Ihren Mann, Ihre Tochter, |
34:10 | Ihren Sohn, wie beobachten Sie sie? |
34:14 | Bitte schauen Sie auf sich selbst, |
tun Sie es, während wir reden, | |
34:19 | machen Sie keine Notizen, |
34:25 | machen Sie keine Aufnahmen |
mit einem Tonband, | |
34:31 | sondern schauen Sie. |
Wie schauen Sie aufeinander? | |
34:42 | Schauen Sie auf den anderen nicht |
34:48 | mit Hilfe eines Bildes, das |
Sie über ihn erschaffen haben? | |
34:57 | Mit dem Bild, das Sie schon |
seit Jahren aufbauen | |
35:01 | oder vielleicht erst seit zwei Tagen. |
35:13 | Und das Bild wird zum Beobachter. |
35:18 | Richtig? Folgen Sie mir? |
35:25 | Also schauen Sie durch dieses Bild. |
35:35 | Also ist der Zensor, der Beobachter, |
35:43 | eines der Fragmente. |
35:49 | Und dieser Zensor hat ein Bild davon, |
was richtig und was falsch ist, | |
35:53 | |
35:56 | was getan werden sollte und |
was nicht getan werden sollte, | |
36:00 | denn er handelt immer |
noch als ein Fragment. | |
36:13 | Daraus folgt die Frage, |
36:19 | ob man ohne jegliche |
Fragmente beobachten kann, | |
36:31 | sich selbst und die Welt |
36:39 | ohne jegliche Fragmentierung zu sehen. |
36:45 | Und was erzeugt die Fragmentierung? |
36:50 | Nicht nur in einem selbst, sondern auch |
in der Welt, aus der man stammt, | |
36:54 | |
37:00 | was führt diese herbei, |
37:04 | warum ist man bruchstückhaft? |
37:07 | Warum gibt es sich |
widersprechende Verlangen? | |
37:17 | Richtig? |
37:22 | Nun ... |
37:27 | Warum ist man gewalttätig? |
37:34 | Was Teil der Widersprüche ist. |
37:40 | Es gibt viele Ursachen für die |
Gewalttätigkeit von Menschen: | |
37:48 | den Mangel an physischen Raum, |
37:55 | die Menschen, die sich aus |
den Tieren entwickelt haben, | |
37:59 | und Tiere sind sehr aggressiv, |
38:06 | und Menschen lieben es aggressiv zu sein, |
38:14 | sie fühlen sich minderwertig |
und wollen überlegen sein, | |
38:19 | |
38:24 | und so weiter. |
Es gibt viele Ursachen. | |
38:29 | Und die meisten von uns verbringen |
ihre Zeit damit, über die Ursachen | |
38:40 | zu reden, diese zu erklären. |
Jeder Professor, | |
38:43 | jeder Spezialist, jeder Schriftsteller, |
38:48 | erklärt die Ursachen |
38:53 | entsprechend seiner Konditionierung, |
38:55 | es werden ganze Bänder darüber |
verfasst, warum Menschen gewalttätig sind. | |
39:05 | Aber am Ende der Bänder bleiben die |
Menschen nach wie vor gewalttätig. | |
39:16 | Somit ist die Beschreibung |
nicht das Beschriebene, | |
39:22 | und hat daher einen sehr geringen Wert. |
39:29 | Sie wissen ganz genau, |
warum Sie gewalttätig sind, | |
39:33 | Sie müssen nicht Jahre damit verbringen, |
39:37 | die Ursache für Ihre |
Gewalttätigkeit herauszufinden, | |
39:39 | was eine große Zeitverschwendung ist. |
39:48 | Aber die Gewalttätigkeit, |
so wie sie ist, zu beobachten, | |
39:56 | ohne einen Zensor, |
40:04 | der sich dann von der Tatsache, |
dass er gewalttätig ist, trennt. | |
40:11 | Sind wir auf der gleichen Wellenlänge? |
40:16 | Kommunizieren wir miteinander? |
40:24 | Ich bin mir nicht sicher. |
40:31 | Schauen Sie, |
40:33 | es ist wirklich sehr |
wichtig, dies zu verstehen. | |
40:40 | Gehen wir also ein wenig tiefer. |
40:46 | Nehmen wir an, dass ich gewalttätig bin, |
40:50 | Wut, Neid, Brutalität, |
40:55 | treibende Ambitionen, |
die zum Wettkampf führen. | |
41:03 | Und ich messe mich andauernd an anderen. |
41:14 | Und dieser Vergleich führt dazu, |
dass ich mich minderwertig fühle, | |
41:22 | im Vergleich zu jemandem, der mir |
überlegen ist. Also ist da Kampf, Gewalt. | |
41:24 | |
41:29 | Ich weiß das alles. |
41:32 | Dann sage ich mir: |
'ich muss dies loswerden', | |
41:38 | ich möchte in Frieden leben, |
obwohl ich schon seit Tausenden | |
41:42 | von Jahren als Mensch lebe, |
41:51 | muss es eine Veränderung geben, |
41:55 | die Gesellschaft muss sich ändern, |
41:59 | egal wie scheußlich sie ist. |
42:05 | Also stürze ich mich in Sozialarbeit |
und vergesse mich selbst. | |
42:13 | Und ich bin die Sozialarbeit |
und die Gesellschaft. | |
42:22 | Also flüchte ich vor mir selbst. |
42:29 | Und ich erkenne die ganzen Tricks und |
Spiele, die der Geist mit sich spielt, | |
42:36 | jetzt schaue ich mich an, |
ich bin gewalttätig. | |
42:41 | Und wie schaue ich |
auf diese Gewalttätigkeit? | |
42:46 | Als ein Zensor, der die Gewalt verurteilt? |
42:51 | Oder die Gewalt rechtfertigt? |
42:58 | Oder jemand, der nicht |
im Stande ist, sich mit der | |
43:04 | Gewalt auseinanderzusetzen |
und daher vor dieser flüchtet? | |
43:07 | Wie schaue ich auf mich? |
Wie schaue ich auf die Gewalt? | |
43:15 | Bitte tun Sie es. |
43:20 | Schauen Sie darauf als ein Beobachter, |
43:26 | der von der Gewalt verschieden ist? |
43:35 | Der Beobachter, der getrennt ist, |
der verurteilt, rechtfertigt, | |
43:39 | sagt, dies ist richtig, |
und so weiter. | |
43:42 | Der Beobachter schaut auf die Gewalt, |
43:45 | spaltet sich von der Gewalt ab |
und verurteilt diese. | |
43:52 | Oder ist der Beobachter das Beobachtete? |
44:00 | Folgen Sie mir? |
44:02 | Der Beobachter erkennt die Gewalt, |
44:08 | und spaltet sich von ihr ab, um |
etwas gegen sie zu unternehmen. | |
44:14 | Aber diese Trennung ist einer |
der Tricks des Denkens. | |
44:23 | Der Beobachter ist das Beobachtet. |
Er ist selbst die Gewalt. | |
44:29 | So lange eine Trennung |
44:31 | zwischen dem Beobachter und |
dem Beobachteten besteht, | |
44:35 | muss es Gewalt geben. |
Richtig? | |
44:47 | Wenn ich dies nicht nur verbal, |
44:52 | sondern mit meinem Herzen, meinem |
Geist und meinem ganzen Wesen erkenne, | |
45:04 | was geschieht dann? |
45:16 | Verstehen Sie meine Frage? |
45:23 | Wenn Sie etwas beobachten, |
45:27 | gibt es nicht nur eine räumliche |
Trennung, Abstand, Raum, | |
45:42 | sondern auch das Verlangen, |
sich mit etwas zu identifizieren, | |
45:46 | das schön und nobel ist, |
45:54 | und sich nicht mit Dingen zu |
identifizieren, die dies nicht sind. | |
46:02 | Also ist Identifizierung |
ein Teil des Tricks, | |
46:09 | eines Geistes, der sich als |
der Zensor abgetrennt hat, | |
46:14 | und sich nun versucht zu identifizieren. |
46:22 | Aber, wenn dem Beobachter bewusst wird, |
46:26 | das er Teil des Beobachteten ist, |
46:36 | und es daher kein Bild |
46:38 | zwischen dem Beobachter und |
dem Beobachteten gibt, | |
46:45 | dann werden Sie sehen, dass |
der Konflikt vollständig endet. | |
47:01 | Das ist wahre Meditation. |
Das ist nicht nur ein Trick. | |
47:12 | Daher ist es sehr wichtig, |
47:18 | dass man sich selbst |
tiefgreifend versteht, | |
47:24 | |
47:27 | jede Reaktion und |
Konditionierung versteht, | |
47:35 | die verschiedenen Temperamente, |
Charakteristiken, Tendenzen, | |
47:42 | ohne dem Beobachter zu schauen. |
Sind wir gemeinsam bei der Sache? | |
47:48 | |
47:52 | Ohne dem Beobachter zu beobachten. |
48:01 | Und das ist die Tat des Lernens. |
48:08 | Und daher ist das die Handlung. |
48:12 | Hierbei gibt es eine Schwierigkeit. |
48:20 | Man beobachtet sich selbst. |
Man möchte etwas über sich selbst lernen, | |
48:25 | |
48:29 | je mehr man entdeckt, |
je mehr man versteht, | |
48:35 | desto größer ist die Freiheit. |
48:41 | Ich habe das Wort 'mehr' für |
den Moment absichtlich gewählt, | |
48:49 | 'mehr' ist eine vergleichende Beurteilung. |
48:55 | Ich möchte mich verstehen, |
über mich selbst lernen. | |
49:01 | Indem ich mich beobachte. |
49:05 | Bitte tun Sie dies, während |
der Redner der Sache nachgeht, | |
49:09 | nehmen Sie es nicht mit nach Hause und |
denken darüber nach. Tun Sie es jetzt. | |
49:14 | Dies ist keine Gruppentherapie |
49:18 | oder ähnlicher Unsinn. |
Beobachten Sie sich selbst, | |
49:22 | während wir gemeinsam arbeiten. |
49:27 | Ich möchte über mich lernen. |
49:37 | Und ich bin ein lebendiger Augenblick, |
49:42 | jedes Verlangen widerspricht dem anderen, |
sie leben, sie bewegen sich, | |
49:48 | sie sind lebendig. |
Und ich beobachte, | |
49:52 | |
49:56 | und durch diese Beobachtung |
habe ich etwas gelernt. | |
50:03 | Mit dem, was ich gelernt habe, |
schaue ich in der nächsten Minute. | |
50:08 | Richtig? |
Folgen Sie mir? | |
50:14 | Ich beobachte anschließend |
mit dem Wissen, | |
50:21 | das ich durch eine vorherige |
Beobachtung erlangt habe. | |
50:34 | Findet dann noch ein Lernen statt? |
50:45 | Denn, wenn der Geist |
50:50 | mit angesammeltem Wissen beobachtet, |
50:56 | verhindert dieses Wissen die Wahrnehmung, |
51:05 | das Wissen verhindert |
die Freiheit zu schauen. | |
51:11 | Sehen Sie die Schwierigkeit. |
51:14 | Kann der Geist also ohne |
Ansammeln beobachten? | |
51:25 | Und die Ansammlung ist der Beobachter, |
51:29 | ist erneut der Zensor, |
ist die konditionierte Einheit. | |
51:38 | Daher ist das Schauen, |
51:45 | ohne Ansammlung, |
51:51 | das ist, schauen Sie: |
51:58 | jemand schmeichelt Ihnen, |
sagt Ihnen, wie nett Sie sind, | |
52:04 | wie hübsch Sie sind, |
wie außerordentlich intelligent, | |
52:10 | oder wie dumm Sie sind. |
52:15 | Können Sie dem Gesagten, |
52:19 | das Sie sehr klug sind |
oder dumm sind, | |
52:24 | dies sind oder jenes sind, |
52:26 | ohne Ansammlung zuhören? |
52:34 | Ohne die Beleidigung oder |
die Schmeichelei zu speichern, | |
52:46 | denn, wenn Sie mit |
der Ansammlung zuhören, | |
52:54 | wird derjenige zu Ihrem Feind |
52:57 | oder zu Ihrem Freund. |
53:01 | Daher führt das Zuhören und wie |
Sie zuhören, zum Entstehen des Bildes. | |
53:08 | Richtig? |
53:12 | Und dieses Bild trennt, |
53:17 | und dieses Bild ist |
die Ursache der Konflikte. | |
53:24 | Das Bild, das Sie vom Kommunisten haben, |
53:31 | und dem Kleinbürger, |
53:35 | das Bild, das Sie vom Katholiken haben, |
53:38 | wenn Sie ein Protestant sind. |
53:41 | Und der Katholik hat |
ein Bild vom Protestanten. | |
53:46 | Das Bild, das Sie von Ihrem |
Mann oder Ihrer Frau haben, | |
53:49 | oder Ihrem Sohn, |
egal von was. | |
53:56 | Sie glauben an etwas und |
der andere tut es nicht. | |
54:02 | Daher gibt es einen Widerspruch. |
54:07 | Können Sie ohne Trennung beobachten? |
54:19 | Können Sie im Moment der Gewalt, |
54:26 | in dem Moment Ihrer Wut, |
ohne dem Zensor beobachten? | |
54:34 | Schauen Sie, wie schwierig es wird, wenn |
Sie in jenem Moment nicht achtsam sind. | |
54:47 | Wenn Sie in jenem Moment |
nicht achtsam sind, | |
54:49 | haben Sie bereits das Bild erzeugt. |
55:01 | Um also die Wolken zu beobachten, |
55:09 | ihre Schönheit, |
ihr Leuchten, | |
55:15 | um die großartigen Hügel |
dieses Landes zu beobachten, | |
55:24 | das Licht auf dem Wasser, |
55:30 | nur zu beobachten, |
ohne es zu benennen, | |
55:38 | denn der Name, das Wissen |
und die Erfahrung | |
55:42 | |
55:52 | verhindern, dass der Geist |
vollständig beobachten kann. | |
56:00 | Wenn der Geist ohne |
den Beobachter schauen kann, | |
56:10 | finden alle Fragmente ihr Ende, |
in einem selbst. | |
56:21 | Und es ist wirklich sehr |
wichtig, dies zu verstehen. | |
56:29 | Und kein anderer kann Ihnen dies lehren. |