Krishnamurti Subtitles

SD70T3 - Das Verstehen von Meditation erfordert Ordnung

3. Öffentliche Rede
Staatliche Hochschule San Diego, USA
8. April 1970



0:20  Wenn Sie mir gestatten,
würde ich heute Abend
  
0:27  über die
 
0:36  Auswirkungen der Meditation sprechen,
 
0:44  und was notwendig ist, um einen Geist
 
0:51  zu haben, der wirklich
wahrhaft meditieren kann.
  
0:58  Was ist der erste Schritt?
 
1:08  Ich denke, dass
 
1:15  man zuallererst
 
1:18  die Bedeutung des Wortes
"Freiheit" verstehen muss.
  
1:32  Für die meisten von uns bedeutet Freiheit,
 
1:39  die Freiheit sich auszudrücken,
 
1:45  oder die Freiheit, das zu
tun, was wir tun möchten,
  
1:54  oder die Freiheit, das zu
denken, was wir denken möchten,
  
2:01  oder die Freiheit von einer
bestimmten lästigen Gewohnheit,
  
2:09  oder von einer bestimmten
Abneigung und so weiter.
  
2:20  Es scheint mir absolut notwendig zu sein,
 
2:25  dass ein Geist, der fähig sein möchte,
ohne jede Entstellung zu meditieren,
  
2:30  verstehen muss,
 
2:39  was Freiheit bedeutet.
 
2:50  Die meisten von uns verlangen Freiheit,
 
2:56  politisch oder religiös,
 
3:01  wir möchten Denken
dürfen, was wir wollen,
  
3:06  und da gibt es noch die
Entscheidungsfreiheit.
  
3:20  Freiheit auf der politischen Ebene ist
in Ordnung, und diese muss man haben,
  
3:31  aber die meisten von
uns untersuchen nie,
  
3:37  ob es möglich ist,
innerlich frei zu sein.
  
3:45  Unser Geist ist ein Sklave
seiner eigenen Projektionen,
  
3:52  seiner eigenen Forderungen,
Sehnsüchten und Erfüllungen.
  
3:56   
 
4:02  Der Geist ist ein Sklave
seines Verlangens,
  
4:10  seines Appetits.
 
4:14  Und scheinbar fragen wir uns nie,
 
4:18  ob es möglich ist,
innerlich frei zu sein.
  
4:25  Aber wir verlangen ständig
nach Freiheit im Äußeren,
  
4:31  um uns gegen die Gesellschaft zu richten,
 
4:36  gegen eine bestimmte
Struktur der Gesellschaft.
  
4:47  Und diese Revolte gegen die Gesellschaft,
 
4:52  die überall auf der Welt stattfindet,
 
4:57  ist eine Form der Gewalt, die uns zeigt,
 
5:02  dass man sich auf eine
äußere Veränderung konzentriert,
  
5:07  ohne einer inneren Veränderung.
 
5:24  Also spielt die Gewalt eine
besondere Rolle in unserem Leben.
  
5:31  Wir fragen uns nie, ob der Geist
 
5:34  vollständig von Gewalt
befreit werden kann.
  
5:40  Wir haben es als ein Teil
unseres Lebens akzeptiert,
  
5:44  so, wie wir auch den Krieg als
eine Art zu Leben akzeptiert haben.
  
5:50  Und wir haben unsere bevorzugten Kriege,
 
5:57  vielleicht mögen Sie einen
bestimmten Krieg nicht,
  
6:02  aber Sie haben nichts dagegen,
andere Kriege zu führen.
  
6:12  Und es wird immer Kriege geben,
 
6:16  und es gibt schon seit 5000 Jahren Kriege,
 
6:22  denn der Mensch hat den Krieg
als eine Art zu Leben akzeptiert.
  
6:30  Und wir stellen uns nie
die Frage, ob der Geist
  
6:33   
 
6:39  wirklich tiefgreifend von
Gewalt befreit werden kann.
  
6:53  Und die freizügige Gesellschaft,
in der wir leben,
  
6:56  die Kultur, die sich allmählich
aus dieser Gesellschaft ergibt,
  
7:06  zu tun, was man mag, oder
zu wählen, was man mag,
  
7:14  ist immer noch ein Anzeichen der Gewalt.
 
7:19  Dort, wo es eine Wahl gibt,
gibt es keine Freiheit.
  
7:27  Eine Wahl impliziert nicht
Klarheit, sondern Verwirrung.
  
7:33  Wenn Sie etwas ganz klar sehen,
 
7:37  gibt es keine Wahl, sondern nur Handlung.
 
7:41  Nur der verwirrte Geist hat eine Wahl.
 
7:49  Die Wahl ist ein Indiz für
das Fehlen von Freiheit,
  
7:57  und daher gibt es in der Wahl
einen Widerstand, einen Konflikt.
  
8:09  Daher basiert unsere jetzige
Art zu Leben auf Gewalt.
  
8:17  Unser Leben ist konditioniert
durch das Verb "zu sein".
  
8:30  Bitte, es ist wichtig zu verstehen,
 
8:37  wie unser Leben durch das Verb
"zu sein" geleitet und konditioniert wird:
  
8:49  man war, man ist und man wird sein.
 
8:57  Die Idee hinter diesem Verb ist,
anzukommen, Erfolg zu haben,
  
9:04  etwas zu erreichen, etwas zu werden,
 
9:11  schrittweise Frieden zu finden,
 
9:17  uns schrittweise von den Dingen
zu befreien, die uns behindern.
  
9:25  Das Verb "zu sein" ist die Konditionierung
des Verstandes in der Zeit.
  
9:28   
 
9:37  Richtig?
 
9:39  Bitte folgen Sie mir.
 
9:47  Denn Erleuchtung ist überhaupt
keine Frage der Zeit.
  
9:59  Verständnis ist keine Frage der
schrittweisen Feinfühligkeit,
  
10:09  entweder versteht man es
sofort, oder überhaupt nicht.
  
10:17  So lange der Geist durch
dieses Verb konditioniert ist,
  
10:25  und die meisten sind es,
 
10:30  basieren auch unsere
moralischen Strukturen darauf.
  
10:37  Ich werde gut sein,
 
10:42  ich werde schrittweise einen bestimmten
Zustand des Geistes erreichen.
  
10:57  Also muss man diesem
gefährlichen Wort gewahr sein.
  
11:07  Und man muss herausfinden, ob der
Geist vom Wort befreit werden kann,
  
11:15  denn das Wort ist niemals die Sache,
 
11:19  die Beschreibung ist
niemals das Beschriebene.
  
11:25  Und dennoch begnügen wir
uns mit der Beschreibung
  
11:30  und den Erklärungen.
 
11:42  Wie ich sagte, werden wir
nicht nur der Frage nachgehen,
  
11:50  was Meditation ist,
 
11:56  und ich glaube, dass es sich
dabei um ein neues Wort handelt,
  
11:59   
 
12:03  das Sie in diesem Land
vom Osten gelernt haben,
  
12:10  und man kennt die vollständige
Bedeutung dieses Wortes nicht.
  
12:15  Aber, bevor wir dem nachgehen,
 
12:18  was eine sehr komplexe
und wichtige Sache ist,
  
12:22  Meditation ist das schönste im Leben,
 
12:26  wenn Sie wissen, was Meditation ist.
 
12:30  Aber, bevor man meditieren
kann, muss man verstehen,
  
12:35  was Leben ist, was Liebe ist
und was der Tod ist.
  
12:42  Wenn Sie diese Dinge nicht
verstehen, ist Ihre Meditation
  
12:50  nur eine Flucht und eine
Form der Selbsthypnose.
  
12:56  Richtig?
 
12:59  Also dürfen Sie die Grundlage
nicht schrittweise legen.
  
13:06   
 
13:10  Es muss Ordnung geben,
 
13:14  bevor der Geist vollständig die Bedeutung
 
13:19  von Meditation verstehen kann,
 
13:26  es muss vollständige Ordnung geben.
 
13:30  Dies bedeutet das Ende aller Konflikte,
 
13:35  aller Unruhen,
 
13:40  jeder Unordnung in einem selbst,
 
13:45  ansonsten setzten Sie
sich allein in eine Ecke,
  
13:51  für zehn Minuten am
Tag, und denken sich,
  
13:54  Sie werden meditieren oder
Erleuchtung erreichen.
  
13:58  Das ist Unsinn, wenn Sie
mir den Ausdruck gestatten.
  
14:07  Also muss man verstehen,
was Leben bedeutet.
  
14:14  Und dies versteht man nur,
 
14:20  wenn man betrachtet,
was es tatsächlich ist,
  
14:28  nicht im Vergleich zu einem Konzept,
 
14:37  zu einer Formel oder einer Ideologie,
 
14:41  sondern, was es tatsächlich ist.
 
14:46  Also muss man frei sein, um
tatsächlich sehen zu können,
  
14:52  was unser Leben ist,
 
14:55  und nicht, was es sein sollte.
 
15:02  Wenn Sie im Sinne von dem,
was es sein sollte denken,
  
15:06  dann vermeiden Sie vollständig
das tatsächliche Leben.
  
15:16  Was also ist dieses
Leben, das wir leben?
  
15:23  Das tatsächliche tägliche Leben
 
15:29  ist Unordnung,
 
15:35  oder nicht?
 
15:39  Da sind Konflikte,
 
15:44  da ist die antreibende Ambition,
 
15:52  da sind die Kämpfe in uns selbst,
 
15:58  gegensätzliches widersprüchliches
Verlangen und Wünsche,
  
16:08  endlose Frustration.
 
16:15  Und es gibt Frustration,
 
16:16  weil wir nie verstanden
haben, was Erfüllung ist.
  
16:20  Wenn es so etwas wie Erfüllung gibt.
 
16:27  Was gibt es zu erfüllen?
 
16:31  Die eigenen kleinen Ambitionen,
 
16:35  den eigenen Appetit, Neid,
die Ambition jemand zu sein?
  
16:40   
 
16:46  Und was ist das Zentrum,
das dies alles verlangt?
  
16:54  Ist nicht dieses Zentrum
die Ursache der Unordnung?
  
17:04  Und ohne Ordnung in
das Leben zu bringen,
  
17:09  vollständige mathematische Ordnung,
 
17:20  hat das Leben kaum Bedeutung.
 
17:26  Für die restlichen 60 Jahre
jeden Tag in das Büro zu gehen,
  
17:31  oder 40 Jahre,
 
17:34  mit diesem ständigen Kampf lebend,
 
17:38  zwischen dem, "was ist" und
dem, "was sein sollte",
  
17:43  zwischen den frustrierenden Ambitionen
 
17:48  und dem einfachen, klaren
und wundervollen Leben,
  
17:59  die Bilder, die man von sich selbst
und von anderen erschaffen hat,
  
18:06  die selbstbezogenen Handlungen,
die andauernd stattfinden,
  
18:12  die alle isolierend
 
18:18  und daher trennend sind.
 
18:22  Und das ist unser Leben.
Ein Leben der Konflikte.
  
18:27  Ein Leben, das auf diese
Art keinen Sinn hat.
  
18:36  Ein Leben, das ein Schlachtfeld ist.
 
18:40  Nicht nur in Ihnen selbst, sondern
auch in Ihren Beziehungen.
  
18:48  Ein Leben der Trennung, Widersprüche,
Routinen und Monotonie.
  
18:58  Und, wenn Sie dieses Leben
sehr tiefgründig betrachten,
  
19:02  ist dieses Leben völlig
einsam, ohne jegliche Schönheit.
  
19:07   
 
19:14  Und ohne zu übertreiben,
ist dies unser Leben.
  
19:17   
 
19:21  Wenn Sie sich sehr vorsichtig beobachten,
 
19:26  ohne Vorurteile und Befangenheit.
 
19:32  Wenn Sie die Menschen
auf der Welt betrachten,
  
19:35  überall auf der Welt,
 
19:38  den Heiligen, den Priester,
 
19:43  den Spezialisten,
den Karrieremacher,
  
19:51  den gewöhnliche Laien.
Sie sind alle darin gefangen.
  
20:01  Und wir wollen davor fliehen.
 
20:08  Und daher fliehen wir
mit dem Nationalismus,
  
20:16  mit dem Glauben,
mit den Dogmen,
  
20:21  mit den unzähligen Arten der Unterhaltung,
 
20:27  was auch die religiöse
Unterhaltung beinhaltet.
  
20:34  Das ist unser Leben.
 
20:41  Wir vergleichen uns mit
etwas, das sein sollte,
  
20:47  mit etwas, das größer ist,
mit etwas, das nobler ist,
  
20:52  mit jenen, die intelligenter sind
oder mit jenen, die spiritueller sind.
  
20:58  Daraus folgen Konflikt und Angst.
 
21:02  Das ist unser Leben.
 
21:06  Ein Kampf um die Sicherheit,
 
21:12  und durch diese Suche nach Sicherheit,
 
21:16  psychisch und auch physisch,
 
21:18  bringen wir Zerstörung.
 
21:25  Dies sind offensichtliche Fakten.
 
21:37  Und vor diesen Dingen
wollen wir fliehen,
  
21:40  denn der Mensch lebt schon seit
 
21:44  Tausenden von Jahren auf diese Art.
 
21:49  Mit Schmerzen, Verwirrung,
Elend und Unheil.
  
22:01  Und ohne dies alles zu ändern,
 
22:05  vollständig, radikal,
 
22:15  kann eine rein äußere Revolution,
 
22:21  das Ersetzen eines bestimmten
Systems durch ein anderes System,
  
22:27  diese schmerzende Qual nicht lösen.
 
22:39  Es gibt nur eine Revolution,
 
22:44  die innere Revolution.
 
22:56  Also ist das Spucken auf die Gesellschaft,
 
23:00  der Gesellschaft die Schuld für
den eigenen Zustand zu geben,
  
23:07  bedeutet etwas zu verurteilen,
das man selbst erschaffen hat.
  
23:14  Es ist Ihre Gesellschaft.
Sie haben diese erschaffen,
  
23:21  mit Ihrer Gier, Neid, Ambition,
Wettbewerb, Vergleichen,
  
23:28  mit dem eigenen inneren
Hass und der Gewalt.
  
23:36  Das also ist unser Leben,
 
23:41  ein wirklich verrücktes Leben.
 
23:51  Nun ist die Frage, wie man
dieses Leben ändern kann?
  
23:55   
 
24:03  Nicht Schritt für Schritt,
 
24:07  sondern sofort.
 
24:11  Ansonsten säen Sie die Saat der Gewalt,
 
24:19  obwohl Sie vielleicht den Frieden wollen,
 
24:21  in Wirklichkeit säen Sie die
Saat der Feindseligkeit,
  
24:28  des Elends.
 
24:33  Dies sollen Sie nicht verbal sehen,
 
24:41  nicht als eine Erklärung,
 
24:47  nicht als eine Idee, sondern
wie es tatsächlich ist,
  
24:50   
 
24:54  es fühlen, so wie Sie den Hunger fühlen,
 
25:01  somit haben Sie eine
intime Beziehung dazu.
  
25:08  Und Sie können keine tiefe
 
25:15  und wundervolle Beziehung
 
25:20  zu diesem Leben haben,
 
25:23  so lange Sie irgendeine Flucht suchen,
 
25:30  irgendeine Entstellung.
 
25:46  Also, Bewusstsein ohne Wahl,
 
25:53  sich dem ganzen Phänomen
der Existenz bewusst zu sein,
  
26:00  nicht der Existenz eines anderen,
 
26:03  nicht unseres Lebens nach
der Meinung eines anderen,
  
26:10  eines Philosophen, eines Gurus
oder eines Psychologen,
  
26:16  sondern sich dieser Sache
tatsächlich bewusst zu sein,
  
26:21  indem Sie diese selbst sehen.
 
26:34  Wenn man sich der Sache so
vollständig bewusst ist, und das
  
26:39   
 
26:44  müssen wir sein, denn man kann
nicht so leben, wie wir es tun,
  
26:55  wir sprechen vom Inneren,
vom Psychischen,
  
27:00  ein Leben, das so zerrissen ist.
 
27:09  Und, wenn wir Ordnung möchten,
 
27:16  und Ordnung ist eine Tugend,
 
27:21  Ordnung verlangt Disziplin,
 
27:29  das bedeutet, zu lernen,
 
27:30  nicht sich an etwas angleichen,
nicht imitieren, sondern lernen.
  
27:37  Und, über die Unordnung zu
lernen, was unser Leben ist,
  
27:43  diese zu beobachten,
zu lernen,
  
27:47  und in dieser Beobachtung entsteht
eine außerordentliche Disziplin,
  
27:56  nicht durch jemanden verhängt,
 
28:01  denn diese Beobachtung in sich
hat ihre eigene Disziplin.
  
28:07   
 
28:15  In dieser Beobachtung selbst
findet das Lernen statt,
  
28:20  und daher ist das Lernen
selbst die Disziplin.
  
28:24  Bitte sehen Sie es, denn
 
28:29  wir haben uns so vielen
 
28:37  Disziplinen unterworfen.
Die wirtschaftliche Disziplin,
  
28:39  die religiöse Disziplin,
die Disziplin der Familie,
  
28:43  und die militärische Disziplin ist
die absurdeste Form der Disziplin.
  
28:45   
 
28:57  Aber wir haben so viel Disziplin,
 
29:00  das Müssen und das Nicht-dürfen,
immer einer Vorgabe entsprechen,
  
29:05  imitieren, unterdrücken
und unterdrückt werden,
  
29:10  sich entfalten wollen,
 
29:18  dies alles ist Unordnung.
 
29:26  Um Ordnung zu verstehen,
um über Ordnung zu lernen,
  
29:34  nicht was Ordnung sein sollte,
sondern, um darüber zu lernen,
  
29:38   
 
29:40  muss man über die Unordnung lernen.
 
29:46  Richtig? Folgen wir einander
 
29:53  oder sind Sie dabei langsam von
den Wörtern hypnotisiert zu werden?
  
30:03  Wenn dem so ist,
 
30:06  es liegt bei Ihnen.
 
30:10  Wir haben gesagt, dass man
über Unordnung lernen muss,
  
30:16  was unser Leben ist,
unser Geist, unser Herz,
  
30:21  der Kern unseres Wesens ist Unordnung,
 
30:28  denn, wenn Sie sagen, dass
es eine Seele gibt, die Hindus
  
30:34  sagen dazu Atman und so weiter,
dies sind alles nur Theorien.
  
30:35   
 
30:41  Philosophie hat nichts
mit dem Leben zu tun,
  
30:47  und wir versuchen herauszufinden,
was das Leben ist,
  
30:51  wir sehen, dass es im Leben
erhebliche Unordnung gibt, den Kampf,
  
30:57  das Elend, die Verwirrung,
das Leid, die Schuld, die Angst.
  
31:08  Also muss man diese Unordnung
ohne jede Wahl beobachten,
  
31:13  diese Unordnung, die Sie
selbst sind, die das Ich ist.
  
31:19  Es zu beobachten, nicht was Sie
gerne daraus machen würden, dann
  
31:29  erschaffen Sie einen Konflikt zwischen
dem "was ist" und dem "was sein sollte".
  
31:34  Und dort, wo es einen Konflikt
gibt, herrscht Unordnung.
  
31:40  Bitte verstehen Sie diese
Sache ganz einfach,
  
31:44  sobald Sie diese Sache verstanden
haben, werden Sie sehen,
  
31:47  dass durch die Beobachtung
der Unordnung in einem selbst,
  
31:51  ohne jede Verzerrung,
 
31:54  ohne jeden Willen eine Ordnung
in diese Unordnung zu bringen,
  
32:01  ohne Ihr eigenes Verständnis von Ordnung
auf diese Unordnung aufzwingen zu wollen,
  
32:06  sondern ohne jede Wahl und
ohne jede Verzerrung zu beobachten.
  
32:14  Dann ergibt sich aus dieser
Beobachtung höchste Ordnung,
  
32:21  die höchste Gut.
 
32:28  Und darin liegt eine
vollständige Revolution.
  
32:37  Und aus dieser radikalen
inneren Veränderung
  
32:43  ergibt sich die äußere Ordnung.
Und nicht umgekehrt.
  
32:48  Wir wollen zu erst äußere Ordnung haben,
 
32:53  und das hat bis jetzt nie funktioniert.
 
32:57  Jede Revolution, einschließlich
der kommunistischen Revolution,
  
33:02  hat gesagt: "vergisst die
innere Ordnung,
  
33:05  lasst uns staatliche Ordnung haben".
 
33:10  Und Sie wissen was passiert ist,
 
33:13  jede Revolution hat dies getan,
 
33:16  sie haben versucht eine äußere Ordnung
zu erschaffen, ohne jede Rücksicht
  
33:22  auf die höhere psychische
Ordnung in einem selbst.
  
33:34  Und Ordnung bedeutet nicht nur
Tugend, sondern auch Liebe.
  
33:44  Und was ist Liebe?
 
33:52  Ich frage mich, ob Sie sich
jemals diese Frage gestellt haben,
  
33:57  was Liebe ist. Haben Sie das?
 
34:01   
 
34:08  Was ist Liebe? Wie werden
Sie das herausfinden?
  
34:17  Sie können herausfinden, was sie ist,
indem Sie herausfinden, was sie nicht ist.
  
34:27  Durch die Negation kommt
das Positive zum Vorschein.
  
34:31  Aber, wenn Sie das Positive verfolgen,
 
34:34  verfolgen Sie die Projektion des Geistes.
 
34:43  Wenn Sie alle Projektionen
des Geistes ablehnen,
  
34:48  Ablehnen, im Sinne von
zur Seite legen, negieren,
  
34:56  dann werden Sie herausfinden, was sie ist.
 
35:02  Das ist es, was wir tun werden.
 
35:09  Wir werden herausfinden, was sie nicht ist,
um herausfinden zu können, was sie ist.
  
35:19  Können wir fortfahren? In Ordnung.
 
35:24  Wir sagten: Was ist Liebe?
 
35:29  Wissen Sie, das ist eines der
wichtigsten Dinge im Leben.
  
35:39  Wenn man liebt, kann man
tun, was man möchte,
  
35:43  es wird keinen Konflikt geben,
es wird nichts böses geben,
  
35:54  da ist große Glückseligkeit,
 
36:00  aber sich vorzustellen, was Glückseligkeit
ist, und dies dann zu verfolgen,
  
36:06  ist keine Liebe.
 
36:10  Also werden wir betrachten,
was sie nicht ist,
  
36:15  und dadurch werden wir
herausfinden, was sie ist.
  
36:21  Daher geht es nicht darum,
nach der Liebe zu suchen,
  
36:27  und auch nicht darum, diese auszuüben.
Wie kann man die Liebe ausüben?
  
36:31   
 
36:34  Jede Form der Ausübung
ist ein Produkt des Geistes,
  
36:41  ein Produkt des Denkens,
 
36:46  es ist wie ein Geist, der Demut verfolgt,
 
36:51  dieser sagt, ich kenne die Eitelkeit
und daher muss ich Demut üben.
  
36:58  Und, wenn der Geist,
der Stolz und Eitel ist,
  
37:02  Demut übt, ist er immer noch Stolz.
 
37:04  Es ist, wie die Heiligen,
 
37:10  die vorgeben demütig zu sein,
 
37:15  weil Sie Demut geübt haben.
 
37:22  Also werden wir herausfinden,
was es nicht ist.
  
37:29  Nicht durch mich.
Nicht durch den Redner.
  
37:36  Sondern, indem Sie sich selbst zuhören,
und herausfinden, was sie nicht ist.
  
37:45  Und, wenn es das nicht ist,
werfen Sie es sofort weg.
  
37:51  Wenn Sie es nicht tun,
wenn es nicht verschwindet,
  
37:56  sind Sie in der Zeit gefangen.
 
37:59  Sie sind ein Sklave des Wortes
und des Verbs "zu sein".
  
38:07  Und daher gibt es keine Liebe.
 
38:14  Als erstes Fragen wir,
was sie nicht ist.
  
38:21  Offensichtlich ist sie keine Eifersucht,
 
38:29  sie ist kein Neid,
 
38:39  und Ihre Liebe ist gehemmt,
 
38:45  ein Gefangener der
Eifersucht und des Neides.
  
38:53  Richtig?
 
38:55  Und, wenn Sie das beobachten,
 
38:58  das diese Sache, die Sie
Liebe nennen, mit all der
  
39:00   
 
39:06  hässlichen Brutalität der Eifersucht
verwickelt ist, wenn Sie dies tatsächlich
  
39:12  beobachten, verschwindet in
dieser Beobachtung die Eifersucht,
  
39:18  und Sie werden nie wieder eifersüchtig
sein, nie wieder neidisch sein.
  
39:22   
 
39:29  Bitte tun Sie es, während wir reden.
 
39:34  Neid entsteht nur, wenn
es einen Vergleich gibt.
  
39:42  Und ist Liebe ein Vergleichen?
 
39:49  Also legen Sie alle Vergleiche zur
Seite, und somit auch den ganzen Neid.
  
39:54   
 
40:03  Sodann, ist Liebe Vergnügen?
 
40:09  Dies wird etwas schwieriger sein.
 
40:14  Für die meisten von
uns ist Liebe Vergnügen.
  
40:24  Sei es sexuelle Liebe
oder die Liebe zu Gott,
  
40:28  oder Liebe zu Gott weiß noch was.
 
40:33  Es basiert auf Vergnügen.
 
40:38  Die Liebe nach Angesehenheit
 
40:43  ist die Essenz des
gutbürgerlichen Geistes.
  
40:52  Ist also Liebe Vergnügen?
 
41:07  Bitte beobachten Sie es.
 
41:11  Wir haben gestern Abend
besprochen, was Vergnügen ist.
  
41:16  Das Produkt des Denkens,
 
41:21  indem man gestern verschiedene
Arten des Vergnügens hatte,
  
41:27  denken Sie darüber nach,
 
41:31  Sie haben ein Bild nach dem anderen,
 
41:36  und diese stimulieren Sie,
und dies bereitet Ihnen Vergnügen,
  
41:40  sexuelle oder sonstige,
und dies nennen Sie Liebe.
  
41:42   
 
41:46  Und ist das Liebe?
 
41:49  Denn im Vergnügen liegen
Frustration, Schmerzen,
  
41:53  Leid und Abhängigkeit.
 
42:00  Sind Sie psychisch nicht
voneinander abhängig?
  
42:11  Und, wenn Sie von Ihrer Frau
oder Ihrem Mann abhängig sind,
  
42:13  von was auch immer,
 
42:16  und Sie sagen: "Ich
liebe dich". Ist das Liebe?
  
42:20   
 
42:24  Gibt es in dieser
Abhängigkeit nicht Angst?
  
42:30  Sie sind ein Produkt
Ihrer Konditionierung.
  
42:33  Sie sind ein Produkt Ihrer Gesellschaft.
 
42:36  Sie sind ein Produkt der religiösen
und sonstigen Propaganda.
  
42:41  2000 Jahre lang, oder wie in Indien
10000 oder 5000 Jahre lang
  
42:45  hat man den Menschen gesagt,
 
42:49  was sie glauben sollen.
Was sie denken sollen.
  
42:56  Sie wiederholen, was andere gesagt haben.
 
43:01  Ihre ganze Ausbildung ist das,
 
43:04  eine Wiederholung dessen, was
Sie aus einem Buch gelernt haben.
  
43:16  Das sind Sie. Sie sind konditioniert.
 
43:21  Sie sind keine freie, fröhliche, lebhafte
und leidenschaftliche Menschen.
  
43:30  Sie sind beängstigte Menschen,
und daher aus zweiter Hand.
  
43:36  Sie sind durch die Autorität
des anderen geprägt,
  
43:40  oder durch Ihre eigene kleine
Autorität, Ihres eigenen Wissen.
  
43:42   
 
43:44  Sie wissen etwas über eine Sachen,
und werden damit zu einer Autorität.
  
43:50  Also sind Sie nicht frei.
 
43:54  Und sind Sie intellektuell frei?
 
44:00  Indem Sie nicht wiederholen,
was andere gesagt haben,
  
44:07  nicht wiederholen, was Ihnen auf
der Universität beigebracht wurde,
  
44:11  oder, was Sie aus einem
Buch gelernt haben.
  
44:22  Und was haben Sie erlebt?
 
44:26  Gehen Sie der Sache nach, und Sie
werden sehen, was Sie erlebt haben.
  
44:33  Sie haben etwas erlebt,
 
44:35  das Sie immer wieder erkennen werden,
 
44:39  ansonsten ist es kein Erlebnis.
 
44:43  Daher sind Ihre Erlebnisse immer alt.
 
44:46  So, wie das Denken immer alt ist.
Das Denken ist niemals neu,
  
44:53  weil das Denken die Reaktion
des Gedächtnisses ist.
  
44:57  Wenn Sie mir die Wiederholung verzeihen,
 
45:00  Sie sind Menschen aus zweiter Hand,
 
45:05  intellektuell,
 
45:08  emotional.
 
45:12  Sie gehen an Orte, um zu
lernen, wie man sensibel wird.
  
45:19  Schöne Idee, nicht wahr?
 
45:23  Ein anderer lehrt einem,
wie man denken soll.
  
45:32  Moralisch,
 
45:40  intellektuell, tiefgründig,
sind Sie nicht frei,
  
45:44   
 
45:47  und daher sind Sie nur in
Ihrem sexuellen Ausdruck frei.
  
45:52  Und deshalb ist diese Sache so
außerordentlich wichtig geworden.
  
46:00  Dort sind Sie voll, dort sind
Sie frei, obwohl diese Sache
  
46:04   
 
46:07  ihre eigenen Probleme und neurotischen
Handlungen mit sich bringt.
  
46:09   
 
46:18  Also wird Sex wichtig,
 
46:21  wenn alles andere unwichtig wird.
 
46:28  Wenn das Leben als Ganzes,
nicht nur der Sex,
  
46:36  das Leben enthält das Leben,
das Leben enthält die Liebe,
  
46:41  den Tod,
 
46:46  die gesamte Bewegung des Lebens,
 
46:51  wenn dies keine Bedeutung mehr hat,
 
46:54  dann wird ein Teil davon,
den Sie Sex nennen,
  
46:56  außerordentlich wichtig und lebhaft.
 
47:01  Wenn Sie gegenüber der
 
47:07  inneren Freiheit keine Leidenschaft haben,
 
47:09  dann sind Sie dem Sex gegenüber
lustvoll leidenschaftlich, das ist alles.
  
47:13   
 
47:17  Und daher verbinden Sie
Liebe und Vergnügen.
  
47:29  Und damit verbinden
Sie Zärtlichkeit und Güte.
  
47:39  Vielleicht sind Sie sexuell sehr
zärtlich, sehr nett und aufmerksam.
  
47:44  Aber äußerlich zerstören Sie.
 
47:47  Sie töten alles um sich herum.
Sie jagen und essen Tiere.
  
47:57  Also basiert Ihre Liebe auf Vergnügen.
 
48:03  Und ist es dann überhaupt Liebe?
 
48:11  Die Liebe muss etwas ganz anderes sein.
 
48:19  Mitgefühl bedeutet,
Leidenschaft gegenüber jedem,
  
48:26  nicht nur gegenüber
Ihrem kleinen Verlangen.
  
48:39  Wenn Sie also verstehen,
was Unordnung ist,
  
48:44  indem Sie es sehr genau beobachten,
entsteht daraus die Ordnung.
  
48:48   
 
48:52  Und Ordnung hat ihre eigene
Disziplin, die ihre eigene Tugend ist.
  
49:00  Daher ist diese Ordnung
 
49:05  das höchste Gut, und somit die Liebe,
 
49:08  was überhaupt nichts mit
Vergnügen zu tun hat,
  
49:16  denn Vergnügen beinhaltet Leid.
 
49:22  Liebe ist Freude,
 
49:30  Liebe ist Glück,
 
49:32  nicht die kümmerliche Sache, die
der Mensch daraus gemacht hat.
  
49:41  Und, um herauszufinden, was Liebe ist,
 
49:44  müssen Sie auch den
Tod verstehen. Richtig?
  
49:53  Möchten Sie wirklich den Tod verstehen?
 
49:57  Ja? Ich bezweifle es.
 
50:02  Sehr sogar.
 
50:06  Denn Sie haben alle Angst vor dem Tod.
 
50:15  Oder nicht?
 
50:22  Oder Sie glauben an das
Leben nach dem Tod,
  
50:27  und haben daher keine Angst.
 
50:31  Sie haben Ihr Leben rationalisiert,
 
50:37  wohl wissend, dass es einmal enden wird,
 
50:39  dieses kümmerliche, schäbige
kleine Leben, das man führt,
  
50:43  und davor hat man Angst,
und daher sagt man sich,
  
50:46  "Lasst es uns rationalisieren,
darüber nachdenken, es klären."
  
50:49  Sie wissen schon, was ich meine.
 
50:52  Oder Sie glauben an das
Leben nach dem Tod.
  
50:56  Ganz Asien glaubt an das
Leben nach dem Tod.
  
51:02  Millionen glauben an die Reinkarnation.
 
51:07  Aber Sie fragen sich nie, was
es ist, das wiedergeboren wird.
  
51:19  Sie glauben, dass es eine
beständige Einheit gibt,
  
51:22  die laufend wiedergeboren wird.
Ich will mich nicht darin vertiefen.
  
51:29  Wenn Sie an die Reinkarnation glauben,
 
51:32  dann ist es am wichtigsten,
wie Sie heute leben. Richtig?
  
51:36   
 
51:39  Denn Sie werden im nächsten
Leben dafür bezahlen.
  
51:44  Wie Sie leben, was Sie
tun, was Sie denken,
  
51:49  was Ihre Moral ist.
 
51:54  Auch wenn Sie an die
Reinkarnation glauben,
  
52:01  zählt, wie Sie jetzt leben.
 
52:07  Also müssen Sie sich dem Tod stellen,
 
52:12  ihn nicht ins höhere Alter hinausschieben,
 
52:18  zu einem Unfall, einer
Krankheit und so weiter.
  
52:24  Sie müssen ihm begegnen,
Sie müssen ihn verstehen,
  
52:32  sich nicht vor ihm fürchten.
 
52:41  Wir denken, dass wir das Leben
verstehen und den Tod vermeiden müssen.
  
52:48   
 
52:50  Aber, wenn Sie das Leben
als Ganzes betrachten,
  
52:55  das aus dem Leben und dieser
außergewöhnlichen Sache besteht,
  
52:58   
 
53:02  die wir Liebe nennen, und dem
Tod als eine vollständige Einheit,
  
53:06  nicht drei getrennte Sachen,
 
53:11  was ist dann der Tod?
 
53:16  Durch Abnutzung, Krankheiten und so weiter
 
53:23  kommt der Organismus zu einem Ende.
 
53:26  Wenn es Konflikte gibt, kommt
er schneller zu einem Ende.
  
53:30  Die ganzen Herzversagen sind das Resultat,
 
53:34   
 
53:37  der außergewöhnlich emotionalen
und widersprüchlichen Lebensweise.
  
53:41  Der Organismus kommt zu einem Ende.
 
53:46  Sie können nun sagen,
dass dies das Ende ist.
  
53:57  Oder Sie können sagen, es
ist das Ende der ganzen Struktur,
  
53:59  und der Natur des "Ichs".
 
54:08  Das "Ich", welches die
Trennung in "wir und sie",
  
54:15  "wir und die anderen",
"wir und du" erschaffen hat.
  
54:19  Dieses "Ich" ist das
Zentrum des Konflikts.
  
54:30  Kann dieses "Ich" sterben?
 
54:38  Nicht letztendlich, sondern jeden Tag.
 
54:45  Dann werden Sie wissen, was der
Tod ist. Damit der Geist immer
  
54:47   
 
54:49  wieder frisch ist, weil Sie sich
der Vergangenheit entledigt haben.
  
54:55  Folgen Sie alldem? Nein, mein
Herr, tun Sie es. Folgen Sie nicht.
  
54:57   
 
55:03  Lassen Sie Ihr Vergnügen los,
lassen Sie Ihre Möbel los.
  
55:07   
 
55:11  Das alles sind Sie. Ihre
Möbel, ob nun ein Stuhl
  
55:15   
 
55:17  oder die Möbel, die Sie in
Ihrem Geist angehäuft haben,
  
55:22  welche Sie als Wissen bezeichnen.
 
55:26  Sodass Sie jeden Tag alles loslassen,
 
55:30  das Sie angehäuft haben.
 
55:35  Und das wird Ihnen sowieso passieren.
 
55:42  Was bedeutet,
 
55:46  das der Geist von allen
bekannten Sachen befreit wird.
  
55:52  Was bedeutet, dass der Geist
vollkommen unschuldig wird.
  
56:01  Und nur ein Geist,
 
56:06  der diese außergewöhnliche
religiöse Qualität der Reinheit hat,
  
56:15  kann die sogenannte Erleuchtung finden.