In der Gegenwart ist alle Zeit
Washington DC - 20 April 1985
Public Talk 1
0:12 | (Applaus) |
0:28 | Ich weiss wirklich nicht, |
warum Sie klatschen. | |
0:35 | Haben Sie einmal versucht, |
mit einer Hand zu klatschen? | |
0:39 | Bitte tun Sie das von jetzt an. |
1:02 | Dies ist keine Vorlesung |
über einen speziellen Gegenstand; | |
1:11 | gemäss bestimmten Disziplinen, |
wissenschaftlicher, philosophischer Natur. | |
1:19 | Vorlesungen wollen über einen |
bestimmten Gegenstand informieren. | |
1:34 | Wir aber werden das nicht tun. |
1:37 | Also ist das keine Vorlesung; |
1:41 | auch nicht eine Form der Unterhaltung. |
1:49 | In diesem Land ist man daran gewöhnt, |
unterhalten zu werden, | |
1:51 | |
1:57 | amüsiert, stimuliert zu werden. |
2:05 | Aber in diesen Gesprächen heute |
nachmittag und morgen früh | |
2:15 | werden wir miteinander |
2:23 | die Gesamtheit unserer |
Existenz besprechen, | |
2:27 | vom Augenblick, da wir geboren |
werden, bis wir sterben. | |
2:34 | In dieser Zeitperiode - mögen es |
nun 50, 90 oder 100 Jahre sein, | |
2:44 | gehen wir durch alle Arten von |
Problemen und Schwierigkeiten. | |
2:54 | Wir haben wirtschaftliche, |
soziale, religiöse Probleme. | |
3:01 | Probleme der persönlichen Beziehung, |
Probleme der individuellen Erfüllung; | |
3:11 | wir wollen unsere Wurzeln finden, |
an diesem oder jenem Ort | |
3:19 | und wir haben unzählige psychologische |
Verletzungen, Ängste, Vergnügen. | |
3:35 | Es besteht eine Menge Furcht |
in allen menschlichen Wesen; | |
3:44 | eine Menge Sorge, Unsicherheit |
und das Streben nach Vergnügen. | |
3:56 | Und alle menschlichen Wesen |
auf dieser schönen Erde | |
4:03 | erleiden eine Menge Schmerzen, |
leiden unter Einsamkeit. | |
4:09 | Wir werden über all das |
miteinander sprechen. | |
4:14 | Und auch darüber, welchen Platz die |
Religion im modernen Leben einnimmt. | |
4:24 | Wir werden auch miteinander |
die Frage des Todes besprechen - | |
4:30 | und was ein religiöser Geist ist |
- und was Meditation ist. | |
4:40 | Und ob es etwas |
jenseits des Denkens gibt | |
4:49 | und ob es im Leben |
irgendetwas Heiliges gibt. | |
4:53 | oder ist alles Materie, so dass wir |
ein materialistisches Leben führen? | |
4:56 | |
5:01 | Wir werden gemeinsam über |
all diese Probleme sprechen | |
5:05 | heute nachmittag und morgen früh. |
5:14 | Und, wie wir schon sagten, |
dies ist keine Vorlesung. | |
5:19 | Es ist ein Gespräch zwischen |
Ihnen und dem Sprecher. | |
5:27 | Eine Konversation, in der es |
nicht darum geht, zu überzeugen, | |
5:33 | in der man keine |
Propaganda betreibt, | |
5:42 | keine neuen Theorien einführt, |
Ideen oder exotischen Unsinn. | |
5:53 | Wir werden, wenn Sie |
freundlicherweise wollen, | |
5:57 | miteinander unsere |
Probleme besprechen, | |
6:00 | und diskutieren |
wie zwei Freunde. | |
6:04 | |
6:09 | Obwohl wir einander nicht kennen, |
werden wir miteinander sprechen, | |
6:15 | diskutieren |
- ein Gespräch haben. | |
6:18 | Was viel wichtiger ist, als wenn man |
belehrt würde und man einem sagte, | |
6:23 | was man zu glauben habe usw. |
6:31 | Im Gegenteil, wir werden leidenschaftslos, |
unpersönlich beobachten, | |
6:44 | nicht an einem |
besonderen Problem hängen; | |
6:54 | wir schauen uns gemeinsam an, was |
die Menschheit der Welt angetan hat, | |
7:06 | und was wir einander angetan haben. |
7:13 | Also dient das hier nicht zum Vergnügen, |
zur romanitischen, sentimentalen Reise. | |
7:25 | Es ist nicht nur für den Intellekt |
wichtig, der Teil von uns ist, | |
7:33 | sondern wir müssen |
all diese Probleme betrachten; | |
7:36 | die tausend Angelegenheiten |
der Menschheit | |
7:42 | - nicht von einem Blickwinkel aus, |
7:54 | von keinem speziellen Glauben aus - |
8:00 | vielmehr wollen wir forschen, |
zusammen untersuchen. | |
8:11 | Der Sprecher versucht nicht |
irgend eine Art Propaganda - | |
8:17 | das wäre zu schrecklich. |
8:20 | Oder irgend eine Person zu einer |
bestimmten Denkweise zu konvertieren, | |
8:31 | oder zu einem bestimmten Glauben. |
8:37 | Wir werden eine sehr lange, |
komplexe Reise unternehmen. | |
8:47 | Es liegt in Ihrer Verantwortung, |
wie in der des Sprechers, | |
8:51 | dass wir miteinander gehen, |
8:58 | forschen, gemeinsam auf die Welt |
sehen, die wir geschaffen haben. | |
9:12 | Die Gesellschaft, in der wir leben, ist |
von Menschen geschaffen worden, | |
9:18 | sei es wirtschaftlich, sozial |
- die Reichen und die Armen usw. | |
9:26 | Die Gesellschaft, in der wir leben. |
9:31 | Jeder von uns hat zu ihr beigetragen. |
9:36 | Und wenn Sie willens sind |
- und das müssen Sie anscheinend, | |
9:44 | denn Sie sind hier und ich, wir werden |
diese komplexe Reise unternehmen. | |
9:48 | |
9:53 | Das Leben ist sehr komplex. |
9:57 | Es gefällt uns Komplexität zu betrachten, |
und wir werden immer komplexer. | |
10:06 | Wir sehen nie einfach auf etwas. |
10:11 | Mit unserem Gehirn und unserem |
Herzen, mit unserem ganzen Sein. | |
10:19 | Lassen Sie uns also die |
Reise miteinander machen. | |
10:29 | Der Sprecher drückt in |
Worten aus, was geschieht, | |
10:40 | objektiv, klar und |
völlig leidenschaftslos. | |
10:52 | Die Menschheit hat vielleicht |
50.000 Jahre auf dieser Erde gelebt. | |
11:06 | Wir haben auf dieser Erde seit |
vielen Jahrtausenden gelebt. | |
11:12 | Und während dieser langen Zeitperioden |
hat die Menschheit gelitten, | |
11:22 | Einsamkeit erduldet, |
Verzweiflung, Unsicherheit, | |
11:30 | Verwirrung, |
die Qual der Wahl | |
11:40 | mit all ihren Schwierigkeiten; |
und es hat Kriege gegeben. | |
11:46 | Nicht nur physische, blutige Kriege, |
sondern auch psychologische Kriege. | |
11:56 | Und die Menschheit hat gefragt, |
ob auf Erden Frieden sein könne. | |
12:03 | Pacem in Terris |
- auf lateinisch, Frieden auf Erden. | |
12:13 | Aber anscheinend |
war das nicht möglich. | |
12:22 | Gegenwärtig gibt es mehr |
als 40 Kriege in der Welt - | |
12:30 | ideologische, theoretische, |
wirtschaftliche, soziale. | |
12:43 | Während der historischen Zeit, |
während 5000 bis 6000 Jahren | |
12:50 | gab es praktisch jedes Jahr Krieg. |
12:58 | Und wir bereiten uns auch |
jetzt für den Krieg vor. | |
13:04 | Einerseits die Ideologie |
der Kommunisten, | |
13:07 | die tyrannische, |
brutale Welt Russlands | |
13:14 | und die demokratische, sogenannte |
demokratische Welt des Westens. | |
13:19 | Zwei Ideologien, |
die sich bekriegen. | |
13:24 | Welche Mittel sollten benutzt werden |
13:27 | z.B. Rüstungskontrolle |
und alles weitere. | |
13:32 | Der Krieg scheint das allgemeine |
Los der Menschheit zu sein. | |
13:42 | Man beobachtet in aller Welt |
die Anhäufung von Waffen, | |
13:54 | von den kleinen Nationen |
oder Stämmen | |
13:59 | bis zur hoch entwickelten |
Wohlstandsgesellschaft wie der Ihren. | |
14:09 | Wie können wir auf Erden |
Frieden haben? | |
14:14 | Ist das überhaupt möglich? |
14:19 | Es wurde auch gesagt, dass auf Erden |
kein Frieden sei, nur im Himmel. | |
14:29 | Dies wurde auf verschiedene |
Weise wiederholt, | |
14:32 | sowohl im Osten |
als auch im Westen. | |
14:37 | Die Christen haben mehr getötet |
als jeder andere auf Erden. | |
14:46 | Wir beobachten diese Fakten |
und Tatsachen unvoreingenommen. | |
15:00 | Und dann gibt es die |
verschiedenen Religionen: | |
15:07 | Christentum, den Islam, |
die Fundamentalisten, | |
15:20 | den Hinduismus |
und den Buddhismus. | |
15:26 | Und die verschiedenen Sekten innerhalb |
des organisierten Christentums. | |
15:37 | Und in Indien und Asien |
glauben sie an den Buddha. | |
15:47 | Im Buddhismus gibt es keinen Gott; |
im Hinduismus schätzte jemand, | |
15:53 | gäbe es ungefähr 300.000 Götter. |
16:02 | Das ist ziemlich spassig, man kann |
sich aussuchen, welchen Gott man mag. | |
16:10 | Im Christentum und im Islam |
gibt es nur einen Gott, | |
16:15 | begründet auf zwei Bücher |
- die Bibel und den Koran. | |
16:22 | Also haben die Religionen |
die Menschen gespaltet, | |
16:27 | ebenso wie der Nationalismus, |
16:40 | der glorifiziertes Stammesdenken ist, |
Menschen gespalten hat. | |
16:47 | Nationalismus, Patriotismus, religiöser |
Fanatismus, die Fundamentalisten in Indien | |
16:54 | und in Europa, sie beleben |
ihre religiöse Tradition erneut. | |
17:03 | Ich wäre neugierig, ob Sie sich je das |
Wort "wiederbeleben" angeschaut haben? | |
17:08 | Man kann nur etwas Totes |
wiederbeleben oder etwas, das stirbt. | |
17:14 | Man kann nicht etwas |
Lebendiges wiederbeleben. | |
17:20 | Und in diesem Land wird |
die Religion wiederbelebt. | |
17:28 | Was auch in anderen |
Teilen der Welt getan wird. | |
17:33 | Es gibt die Trennung zwischen |
Nationalitäten, Religionen, wirtschaftlich. | |
17:47 | Der Mensch ist immer |
in Konflikt gewesen, | |
17:55 | so wie jeder in der Welt |
alles mögliche Elend erleidet; | |
18:05 | jegliche Art von Sorgen, |
Schmerzen, verzweifelter Einsamkeit. | |
18:19 | Und wir sehnen uns danach, |
all dem zu entfliehen. | |
18:25 | Daher werden wir miteinander |
18:30 | dieses außerordentliche |
Phänomen beobachten, | |
18:36 | wie der Mensch nach |
all den Jahrtausenden | |
18:45 | immer noch ein Barbar blieb, grausam, |
vulgär, voller Angst und Hass. | |
18:56 | Und die Gewalt vermehrt |
sich in der Welt. | |
19:04 | Daher fragt man, |
19:07 | kann es auf dieser Erde |
Frieden geben? | |
19:12 | Denn ohne inneren, |
psychologischen Frieden, | |
19:19 | kann das Gehirn nicht erblühen |
19:22 | und die Menschen können |
nicht ganzheitlich leben. | |
19:33 | Warum sind wir also |
nach dieser langen Evolution, | |
19:40 | während dieser Periode |
19:44 | in der wir immense Erfahrung |
ansammelten, Wissen, | |
19:54 | eine Menge Informationen - |
19:59 | warum sind wir |
als menschliche Wesen | |
20:03 | dauernd im Konflikt? |
20:06 | Das ist die wirkliche Frage. |
20:09 | Wenn nämlich kein Konflikt |
besteht, ist naturgegeben Frieden. | |
20:17 | Und der Mensch |
20:21 | - was auch die Frau miteinbezieht, |
20:22 | bitte, wenn ich das |
Wort Mensch gebrauche, | |
20:24 | schliesse ich die Frau nicht aus. |
20:28 | Regen Sie sich nicht darüber auf. |
20:34 | Und wenn ich |
20:36 | darauf hinweisen darf, |
werden Sie nicht ärgerlich, | |
20:44 | irritiert durch das, was wir |
miteinander erforschen. | |
20:51 | Es liegt in ihrer |
Verantwortung zu forschen, | |
20:57 | und dies nicht bloss |
intellektuell, verbal | |
21:05 | sondern mit Ihrem Herzen, |
mit Ihrem ganzen Sein | |
21:10 | und herauszufinden, warum |
wir sind, was wir sind. | |
21:19 | Wir haben verschiedene |
Religionen ausprobiert, | |
21:27 | verschiedene |
Wirtschaftssysteme, | |
21:34 | und doch leben wir in Konflikt. |
21:41 | Kann dieser Konflikt |
in jedem von uns enden? | |
21:48 | total, nicht partiell, |
nicht bloss gelegentlich? | |
21:57 | Das ist eine sehr ernste Frage. |
22:01 | Sie verlangt eine ernste Antwort. |
22:07 | Man sage nicht einfach, |
es ist möglich oder nicht möglich, | |
22:13 | sondern forsche sehr tief |
22:21 | warum die Menschen, |
Sie eingeschlossen, | |
22:26 | vielleicht auch der Sprecher, |
22:30 | fortwährend im Konflikt leben, |
mit Problemen und Trennungen. | |
22:38 | Warum haben wir die |
Welt in Nationalitäten geteilt, | |
22:44 | in religiöse Gruppen, |
22:49 | in soziale Verhalten und all das. |
22:53 | Können wir an diesem |
Nachmittag ernsthaft erforschen, | |
23:01 | ob es möglich ist, |
den Konflikt zu beenden? | |
23:04 | Zuerst psychologisch, innerlich - |
23:09 | denn wenn eine bestimmte Qualität |
der Freiheit innerlich existiert, | |
23:19 | werden wir |
eine Gesellschaft erzeugen, | |
23:23 | in der es keinen Konflikt |
geben wird. | |
23:27 | Es liegt daher in |
unserer Verantwortung | |
23:32 | als menschliche Wesen, als |
sog.Individualitäten | |
23:38 | unser Gehirn, unsere Energie, |
unsere Leidenschaft | |
23:46 | der Entdeckung |
unserer selbst zu widmen; | |
23:51 | nicht einem Philosophen gemäss, |
23:56 | nicht gemäss einem Psychiater, |
24:02 | sondern wir müssen |
selbst herausfinden, | |
24:09 | ob dieser Konflikt zwischen |
zwei Menschen enden kann - | |
24:14 | sei er intim oder |
nicht, ob er enden kann. | |
24:28 | Was ist Konflikt? Warum |
haben wir mit Konflikt gelebt? | |
24:35 | Warum haben wir Probleme? |
24:40 | Was ist ein Problem? |
24:45 | Bitte, dringen Sie mit dem Sprecher in |
diese Frage ein. Was ist das Problem? | |
24:53 | Die etymologische |
Bedeutung dieses Wortes ist: | |
24:57 | Etwas, das einem |
entgegen geworfen wird. | |
25:01 | Eine Herausforderung, etwas |
das man zu beantworten hat. | |
25:10 | Aber wenn Sie beginnen, |
25:13 | die gesamte Natur eines |
Problems zu erforschen, | |
25:25 | wenn Sie beginnen die gesamte |
Natur eines Problems zu erforschen; | |
25:30 | sei es ein sehr intimes |
oder ein Weltproblem - | |
25:38 | denn wie wir bereits sagten, |
die etymologische Bedeutung ist, | |
25:42 | dass einem etwas |
entgegen geworfen wird. | |
25:49 | Ich frage mich ob uns |
durch die Hinterfragung... | |
25:53 | der Probleme etwas |
klar geworden ist. | |
25:58 | Wenn man ein Kind ist, wird |
man zur Schule geschickt; | |
26:06 | dort hat man das Problem des |
Schreibens, der Mathematik, | |
26:16 | Geschichte, Naturwissenschaft, |
Chemie und all das. | |
26:22 | So wird man also von Kindheit an |
darauf trainiert, Probleme zu haben. | |
26:30 | Bitte, haben Sie Geduld. |
26:33 | Betrachten Sie es achtsam. |
26:36 | Ihr Gehirn ist konditioniert, |
geübt, erzogen, Probleme zu haben. | |
26:46 | Beobachten Sie es für sich selbst, |
26:51 | und hören Sie nicht |
bloss dem Sprecher zu. | |
27:00 | Wir forschen miteinander |
27:10 | und betrachten |
die Probleme, die wir haben. | |
27:14 | Von Kindheit an werden wir trainiert |
und dazu erzogen, Probleme zu haben. | |
27:24 | Wenn sich ein neues Problem erhebt, |
was unvermeidlich der Fall ist, | |
27:34 | versucht unser Gehirn, das schon |
mit Problemen vollgestopft ist, | |
27:38 | ein weiteres |
Problem zu lösen | |
27:42 | und dadurch werden |
die Probleme vermehrt | |
27:44 | und das geschieht in der Welt. |
27:48 | Die Politiker in aller Welt |
vermehren Problem um Problem. | |
27:55 | Und sie haben |
keine Antwort gefunden. | |
28:00 | Ist es also möglich? |
28:07 | Bitte hören Sie zu, |
wenn Sie wollen - ist es möglich... | |
28:14 | ein Gehirn zu haben, das frei ist, |
so dass Sie Probleme lösen können. | |
28:18 | Nicht ein Gehirn, das vollgestopft |
mit Problemen ist. | |
28:27 | Ist das möglich? |
28:31 | Wenn Sie sagen, es ist nicht |
möglich oder es ist möglich, | |
28:39 | haben Sie zu forschen aufgehört. |
28:44 | Es ist in dieser Erkundung wichtig, |
28:48 | eine gute Portion Zweifel, |
Skepsis zu haben. | |
29:00 | Niemals irgend etwas zu akzeptieren |
anhand der Scheinbarkeit einer Sache, | |
29:04 | bezüglich Ihrer Vorlieben |
oder Bestätigungen. | |
29:10 | Das Leben ist viel zu ernst. |
29:18 | Daher sollten wir nicht nur |
die Natur des Konfliktes... | |
29:22 | und der Probleme erforschen, |
29:26 | sondern auch in etwas eindringen, |
das viel wichtiger sein könnte. | |
29:34 | Man gehe überall in die Welt, |
wo immer hin Sie wollen; | |
29:39 | jedes menschliche Wesen |
auf dieser Erde, | |
29:46 | jeder Mensch, ob er in Russland lebt, |
in China, in Asien, in Indien, | |
29:53 | in Europa oder hier lebt, |
geht durch alle Arten von Sorgen. | |
30:03 | Tausende und Millionen haben Tränen |
vergossen und gelegentlich gelacht. | |
30:16 | Jedes menschliche Wesen auf dieser Erde, |
kannte grosse Einsamkeit, Verzweiflung, | |
30:24 | Angst, war verwirrt, |
unsicher - wie Sie. | |
30:36 | Jedes menschliche |
Wesen, schwarz, weiss | |
30:44 | violett oder was für |
eine Farbe auch immer. | |
30:53 | Psychologisch ist das eine Tatsache; |
es ist nicht vom Sprecher erfunden. | |
30:57 | Dies ist zu beobachten, |
31:00 | Sie können es in jedem Gesicht |
auf Erden sehen. | |
31:09 | Und so sind Sie psychologisch gesehen |
die übrige Menschheit. | |
31:22 | Sie mögen gross oder klein sein, |
schwarz oder weiss; | |
31:27 | psychologisch sind Sie die Menschheit. |
31:34 | Bitte, verstehen Sie dies - |
nicht intellektuell oder ideologisch, | |
31:35 | |
31:42 | sondern als Tatsache, |
eine brennende Wirklichkeit, | |
31:49 | dass Sie psychologisch |
die übrige Menschheit sind. | |
32:00 | Daher sind sie psychologisch |
keine Individuen. | |
32:10 | Obwohl die Religionen, |
vielleicht mit Ausnahme | |
32:14 | von Teilen des |
Hinduismus und Buddhismus, | |
32:19 | den Sinn für individuelle |
Gruppen ermutigten | |
32:27 | und das Erretten von individuellen Seelen |
und all das in ihrem Programm haben, | |
32:34 | |
32:39 | aber tatsächlich ist |
Ihr Bewusstsein nicht das Ihre. | |
32:43 | |
32:47 | Es ist wie das der übrigen Menschheit. |
32:53 | Wir alle gehen durch dasselbe Mühsal, |
denselben endlosen Konflikt. | |
33:01 | Wenn Sie das wahrnehmen, |
nicht emotional, | |
33:06 | nicht als |
intellektuelles Konzept, | |
33:13 | sondern als etwas Tatsächliches, |
Wirkliches, Wahres, | |
33:21 | dann werden Sie einander nicht töten. |
33:26 | Sie werden nie ein menschliches Wesen |
töten, weder verbal noch intellektuell, | |
33:36 | ideologisch oder physisch, |
weil Sie sich dann selbst töten würden. | |
33:50 | Aber die Individualität ist |
in aller Welt ermutigt worden. | |
33:57 | Jeder kämpft für sich, für seinen Erfolg, |
seine Erfüllung, seine Wünsche; | |
34:05 | er verfolgt sein Verlangen |
und schafft Chaos in der Welt; | |
34:17 | Bitte, verstehen Sie dies sehr genau. |
34:25 | Wir sagen nicht, dass jedes Individuum |
von Bedeutung ist - im Gegenteil. | |
34:36 | Wenn Ihnen der globale |
Frieden ein Anliegen ist, | |
34:43 | nicht nur Ihr kleiner |
Frieden im Hinterhof; | |
34:50 | und Nationen sind zum |
Hinterhof geworden. | |
34:55 | Wenn es Ihnen wirklich |
ein Anliegen ist, | |
35:00 | so wie sich die meisten ernsten |
Leute dafür interessieren, | |
35:08 | dass Sie die übrige Menschheit sind - |
dann ist das eine grosse Verantwortung. | |
35:21 | So müssen wir zurückgehen |
und für uns selbst herausfinden, | |
35:28 | warum die Menschen die Welt |
zu dem reduzierten, was sie jetzt ist. | |
35:38 | Was ist die Ursache von all dem? |
35:42 | Warum haben wir alles, was wir berühren, |
zu so einem Ducheinander gemacht? | |
35:49 | Warum gibt es Konflikt in |
unserer persönlichen Beziehung? | |
35:53 | |
35:57 | Warum gibt es Konflikt |
zwischen Göttern - | |
36:06 | Ihrem Gott und dem Gott der anderen? |
So müssen wir miteinander erforschen, | |
36:13 | ob es möglich ist, |
den Konflikt zu beenden. | |
36:18 | Sonst werden wir in der |
Welt nie Frieden haben. | |
36:25 | Lange vor dem Christentum sprach |
man über den Frieden auf Erden. | |
36:35 | Lange vor dem Christentum |
verehrte man Bäume, | |
36:45 | Steine, Tiere, den Blitz und die Sonne. |
36:55 | Niemals gab es |
irgendeinen Sinn für Gott, | |
37:00 | weil man die Erde |
als die Mutter betrachtete, | |
37:07 | die verehrt, erhalten, |
geschützt werden musste, | |
37:13 | nicht vernichtet, |
wie wir es jetzt tun. | |
37:20 | Lassen Sie uns, |
nun miteinander all dies | |
37:25 | erforschen, bitte, |
ich meine miteinander, | |
37:29 | nicht, dass ich forsche |
37:33 | und Sie gelegentlich zuhören, |
zustimmen oder ablehnen. | |
37:37 | Könnten wir heute nachmittag |
diese ganze Idee | |
37:42 | des Zustimmens oder |
Ablehnens beiseite legen? | |
37:49 | Werden Sie es tun? |
37:52 | So dass wir alle gemeinsam auf die |
Dinge sehen können, wie sie sind - | |
38:00 | nicht, was sie denken, nicht gemäss Ihres |
Konzepts oder Ihrer Idee, schauen Sie nur. | |
38:03 | Schauen Sie nicht verbal, |
wenn das möglich ist. | |
38:14 | Das ist viel schwieriger. |
38:20 | (Seufzer) |
38:35 | Zuerst, dies ist die tatsächliche |
Welt, in der wir leben. | |
38:43 | Sie können vor ihr nicht |
in Klöster fliehen | |
38:51 | oder in religiöse Erfahrungen - |
und man muss... | |
39:04 | alle diese Erfahrungen |
in Frage stellen. | |
39:11 | Der Mensch hat alles nur Mögliche |
auf Erden versucht, | |
39:21 | um vor der Aktualität des täglichen Lebens |
zu fliehen, mit all ihren Schwierigkeiten. | |
39:25 | Warum haben wir in der Beziehung |
Konflikt - zwischen Mann und Frau - | |
39:38 | sexuelle, gefühlsmässige Trennungen? |
39:48 | In dieser besonderen Beziehung verfolgt |
der Mann seinen eigenen Ehrgeiz, | |
39:57 | seine eigene Gier, |
sein eigenes Verlangen, | |
40:01 | und die Frau tut dasselbe. |
40:06 | Ich weiss nicht, ob Sie |
das selbst bemerkt haben. | |
40:11 | Es gibt also zwei ehrgeizig strebende |
Wesen, von ihrem Verlangen getrieben, | |
40:22 | zwei parallele Linien, die sich nie |
treffen, es sei denn im sexuellen Bereich. | |
40:31 | Wie kann es zwischen zwei |
Leuten eine Beziehung geben, | |
40:38 | wenn jeder sein eigenes Verlangen, |
seinen Ehrgeiz und seine Gier verfolgt? | |
40:51 | In dieser Beziehung gibt es, |
weil in ihr Spaltung ist, keine Liebe. | |
40:57 | Bleiben Sie bitte sitzen. |
41:05 | Das Wort "Liebe" ist |
verdorben, beschmutzt worden; | |
41:12 | beschreibt nur noch |
sinnliches Vergnügen. | |
41:22 | Liebe ist kein Vergnügen. |
41:26 | Liebe ist nicht etwas, das vom |
Denken zusammengesetzt wurde, | |
41:34 | es ist nicht etwas, |
das von Gefühlen abhängt; | |
41:40 | wir sprechen |
darüber etwas später. | |
41:45 | Wie kann also eine rechte |
41:49 | wahre Beziehung zwischen |
zwei Leuten existieren, | |
41:53 | wenn jeder nur seine eigene |
Bedeutung im Auge hat? | |
42:02 | Selbstinteresse ist der Beginn |
der Korruption, der Zerstörung; | |
42:11 | egal ob es sich um den Politiker |
oder den religiösen Menschen handelt. | |
42:18 | Selbstinteresse dominiert die Welt |
und darum gibt es Konflikt. | |
42:29 | Wo es Dualität und Trennung gibt; |
zwischen Griechen und Muslimen, | |
42:40 | zwischen Juden und Arabern |
42:43 | zwischen dem Christen, |
der an einen Erlöser glaubt | |
42:49 | und dem Hindu, der nicht an all |
das glaubt, gibt es Spaltungen: | |
42:56 | nationale Spaltung, religiöse Spaltung, |
individuelle Spaltungen. | |
43:01 | Wo Spaltung ist, muss Konflikt sein. |
43:07 | Das ist ein Gesetz. |
43:15 | So leben wir unser tägliches Leben |
in dem kleinen Bereich | |
43:21 | des Selbst, einem sehr |
begrenzten Selbst. | |
43:27 | Kein höheres Selbst - |
das Selbst ist immer begrenzt; | |
43:34 | und das ist die |
Ursache des Konfliktes. | |
43:40 | Das ist der zentrale |
Kern unseres Kampfes, | |
43:44 | des Schmerzes, |
der Angst und all dem. | |
43:51 | Man wird dessen gewahr, |
wie die meisten Menschen; | |
43:58 | nicht weil es Ihnen gesagt wird oder Sie |
ein psychologisches Buch gelesen haben, | |
44:02 | |
44:07 | sondern weil es eine |
aktuelle Tatsache ist. | |
44:14 | Jeder ist an sich selbst interessiert. |
44:22 | Er lebt ganz allein in einer |
eigenen, seperierten Welt. | |
44:29 | Und darum gibt es Spaltung |
zwischen Ihnen und einem anderen, | |
44:37 | zwischen Ihrer und einer anderen |
Religion, zwischen Ihnen und Gott, | |
44:44 | zwischen Ihnen und Ihrer Ideologie. |
44:50 | Ist es also möglich, zu verstehen - |
nicht intellektuell sondern zutiefst - | |
45:00 | dass Sie der Rest |
der Menschheit sind? | |
45:05 | Was immer Sie tun, |
gut oder böse, | |
45:10 | |
45:16 | beeinflusst die Menschheit, |
denn Sie sind die Menschheit. | |
45:17 | Ihr Bewusstsein ist nicht das Ihre. |
45:22 | Ihr Bewusstsein setzt sich |
aus seinem Inhalt zusammen. | |
45:33 | Ohne Inhalt gibt es |
kein Bewusstsein. | |
45:37 | Wie das der übrigen |
Menschheit, setzt es sich | |
45:43 | aus Glauben, Furcht, Göttern, |
persönlichem Ehrgeiz zusammen - | |
45:50 | und der ganze Rest - die Ängste |
und all das; Ihr ganzes Bewusstsein... | |
45:53 | besteht daraus, wird vom |
Denken zusammengesetzt. | |
46:05 | Man hofft, dass wir die Reise |
miteinander unternommen haben, | |
46:13 | dass wir miteinander |
auf demselben Weg gehen - | |
46:20 | nicht dass Sie einer |
Serie von Ideen zuhören. | |
46:28 | Wir verfolgen keine |
Ideen oder Ideologien | |
46:33 | sondern konfrontieren |
uns mit den Tatsachen | |
46:38 | und wenn wir über die Tatsache |
hinausgehen, ist die Wahrheit. | |
46:45 | Und wenn Sie entdecken, |
das es Wahrheit gibt, | |
46:49 | so ist dies etwas |
sehr Gefährliches. | |
46:52 | Die Wahrheit ist sehr gefährlich, denn |
sie schafft an sich eine Revolution. | |
47:03 | Publikum: Ist es möglich, |
lauter zu sprechen? | |
47:07 | Entschuldigen Sie bitte - |
47:11 | vergeben Sie dem Sprecher, |
wenn er keine Fragen beantwortet. | |
47:15 | Wer werden dann zu sehr abgelenkt. |
47:24 | Wissen Sie, es ist |
gut Fragen zu stellen. | |
47:31 | Und wem stellen Sie die Fragen? |
47:39 | Stellen Sie die Fragen dem Sprecher? |
47:44 | Das bedeutet, Sie erwarten |
vom Sprecher eine Antwort. | |
47:50 | Dann hängen Sie vom Sprecher ab. |
47:53 | So schaffen Sie Gurus. |
47:59 | Sind Sie je in die Frage eingedrungen, |
warum wir Fragen stellen? | |
48:07 | Nicht, dass Sie es nicht tun |
sollten, aber wir forschen. | |
48:14 | Angenommen, Sie stellen dem Sprecher |
eine Frage, und er beantwortet sie: | |
48:21 | Entweder akzeptieren |
oder leugnen Sie diese. | |
48:28 | Wenn Sie Ihrer Konditionierung |
gemäss befriedigend ist | |
48:31 | oder Ihrem Hintergrund entspricht, |
48:35 | dann sagen Sie, "Ja, ich stimme |
Ihnen vollkommen zu". | |
48:41 | Oder, wenn Sie nicht zustimmen, |
sagen Sie, "Was für ein Unsinn". | |
48:48 | Wenn Sie aber beginnen, |
die Frage selbst zu erforschen, | |
48:53 | ist dann Ihre Antwort |
von der Frage getrennt? | |
48:59 | Oder liegt die Antwort |
in der Frage an sich? | |
49:06 | Der Duft einer Blume ist die Blume. |
49:14 | Die Blume selbst ist die |
Essenz jenes Duftes. | |
49:21 | Aber wir hängen so |
sehr von anderen ab, | |
49:27 | um ermutigt zu werden, |
unsere Probleme zu lösen. | |
49:32 | Daher schaffen wir aus unserer |
Verwirrung die Autorität, | |
49:35 | die Gurus, die Priester. |
49:43 | Bitte, es ist also gut |
Fragen zu stellen. | |
49:53 | Ich weiss nicht, ob Sie |
darin eingedrungen sind. | |
49:57 | Wissen Sie, wir haben die Kunst des |
Forschens verloren; der Diskussion: | |
50:12 | keine Partei zu ergreifen, |
sondern auf die Dinge zu sehen. | |
50:16 | Das ist sehr komplex; vielleicht ist |
das hiernicht die richtige Gelegenheit, | |
50:20 | sich damit auseinander zu setzen. |
50:23 | Sie sollten auch erforschen, |
50:29 | warum wir von Kindheit an |
psychologisch verletzt werden. | |
50:37 | Die meisten von uns sind |
psychologisch verwundet, | |
50:44 | und aus diesen |
Wunden erwachsen | |
50:51 | bewusst oder unbewusst |
viele unserer Probleme. | |
51:02 | Das Kind wird durch |
Tadel verwundet, | |
51:08 | oder wenn man etwas |
hässliches brutales sagt; | |
51:14 | wir werden verletzt. |
51:19 | Wenn Sie sagen:"Ich bin verletzt" - |
wer ist es, der verletzt ist? | |
51:26 | Ist es das Bild, das Sie von sich selbst |
geschaffen haben, das verwundet ist; | |
51:34 | die Psyche? |
51:39 | Bitte, der Sprecher hat keine |
psychologischen Bücher gelesen, | |
51:44 | philosophische oder religiöse |
Bücher, er forscht nur mit Ihnen. | |
51:51 | |
51:54 | Die Psyche ist das "Ich" - und das Ich ist |
das Bild, das ich von mir gemacht habe. | |
51:59 | Darin ist nichts Spirituelles. Das ist |
ein anderes hässliches Wort - "spirituell". | |
52:09 | So wird das Bild verletzt |
und wir schleppen dieses Bild | |
52:14 | durch unser ganzes Leben. |
52:18 | Wenn es kein angenehmes Bild ist, |
schaffen wir ein anderes, | |
52:21 | das angenehm ist, |
52:26 | bekräftigen es - |
wertvoll, bedeutungsvoll - | |
52:28 | es gibt unserem Leben |
intellektuelle Bedeutung. | |
52:38 | Das ist die Welt, die |
wir geschaffen haben, | |
52:44 | durch das Bild, das man von |
sich selbst geschaffen hat. | |
52:48 | Ist es möglich, auf dieser Erde zu leben |
und nicht ein einziges Bild zu haben, | |
52:52 | über niemanden, |
53:00 | Gott eingeschlossen - wenn es |
eine solche Wesenheit überhaupt gibt - | |
53:05 | kein Bild über Ihre Frau, |
Ihre Kinder oder Ihren Gatten usw? | |
53:11 | Kein einziges Bild. |
53:16 | Dann ist es möglich |
niemehr verletzt zu werden. | |
53:23 | Und obwohl unsere Zeit begrenzt ist - |
53:30 | die Hälfte dieses Gesprächs diesen |
Nachmittag und dann morgen früh - | |
53:38 | sollten wir auch sehr |
achtsam erforschen, | |
53:43 | ob es möglich ist, |
von Furcht frei zu sein. | |
53:53 | Das ist wirklich eine wichtige Frage. |
53:58 | Nicht, dass ich sie für Sie stelle, |
sondern Sie fragen selbst, | |
54:07 | ob es möglich ist, in der modernen |
Welt mit all ihrer Brutalität | |
54:14 | und ungeheueren Gewalt zu leben; |
Gewalt, die ständig zunimmt, | |
54:21 | Gibt es Freiheit von Furcht? |
54:30 | Dieses forschen ist etwas ganz |
anderes als Analyse. | |
54:35 | Nur zu beobachten - ohne Verzerrung - |
z.B. diesen Saal zu betrachten; | |
54:44 | |
54:48 | wieviele Sitzreihen das sind - |
fünf davon, vier davon. | |
54:54 | Die Kleidung Ihres Nachbarn zu |
betrachten, beobachten, wie er spricht; | |
55:00 | nur beobachten, nicht kritisieren, |
nicht abwägen, urteilen | |
55:11 | sondern beoachten - |
einen Baum, | |
55:18 | den Mond, das |
schnellfliessende Wasser. | |
55:26 | Wenn Sie das beobachten, dann |
fragen Sie sich selbst, was ist. | |
55:34 | Ich werde gleich auf |
die Angst zurückkommen. | |
55:36 | Was ist Schönheit? |
55:43 | Man spricht jede Menge über |
Schönheit in den Magazinen: | |
55:49 | Wie man schön sein muss, |
das Gesicht, das Haar, | |
55:52 | der Teint und all das. |
55:58 | Doch was ist Schönheit? |
56:04 | |
56:09 | Ist Schönheit im Bild, im Gemälde, |
in der fremden modernen Struktur? | |
56:16 | Ist Schönheit im Gedicht? |
56:21 | Ist Schönheit bloss im |
physischen Gesicht oder Körper? | |
56:32 | Haben Sie je diese Frage gestellt? |
56:37 | Wenn Sie ein Künstler oder Dichter |
oder eine literarische Person sind | |
56:46 | oder wenn Sie etwas |
Schönes beschreiben mögen, | |
56:50 | etwas Liebliches malen, |
56:55 | ein Gedicht schreiben, das |
wirklich Ihr ganzes Sein aufwühlt. | |
57:03 | Also was ist Schönheit? |
57:10 | Weil Freiheit bedeutet |
57:13 | - ethymologisch gesehen |
bedeutet Freiheit... - | |
57:16 | In dem Wort Freiheit - |
gibt es Liebe. | |
57:24 | Das Wort Freiheit - |
in dem Wort | |
57:27 | gibt es auch die |
ethymologische Bedeutung, | |
57:30 | welche Liebe ist. |
57:35 | Was ist die Beziehung |
zwischen Liebe und Schönheit? | |
57:44 | Wenn wir über Liebe sprechen - |
vielleicht später - was ist Schönheit? | |
57:52 | Liegt sie im Auge des Betrachters? |
58:00 | Haben Sie je bemerkt - |
wenn Sie einem ungehorsamen Kind, | |
58:12 | ein interessantes Spielzeug geben, |
58:15 | wie das Kind völlig darin aufgeht. |
58:23 | Und all seine "Faxen" und |
sein Ungehorsam hören auf, | |
58:30 | weil es sich vertieft hat. |
58:37 | Ist dieses vertieft sein |
in einem Gedicht, | |
58:44 | durch ein Gesicht, ein |
Gemälde, versunken sein | |
58:48 | oder von etwas angezogen werden - |
ist das Schönheit? | |
59:02 | Wenn Sie auf einen schönen Berg |
schauen mit dem ewigen Schnee - | |
59:10 | die Sihouette gegen |
den blauen Himmel, | |
59:15 | dann treibt für einen Augenblick |
die Immensität des Berges | |
59:20 | das Selbst, das Ich hinweg, |
59:27 | mit all seiner Ängstlichkeit; |
59:30 | In der Majestät der riesigen Felsen |
und der lieblichen Täler und Flüsse, | |
59:36 | in diesem Augenblick, in jener |
Sekunde ist das Selbst nicht. | |
59:44 | So hat der Berg das Selbst vertrieben, |
wie das Spielzeug das Kind beruhigt hat. | |
59:49 | |
59:55 | Jener Berg, jener Fluss, |
die Tiefe der blauen Täler | |
1:00:05 | zerstreut für eine Sekunde all Ihre |
Probleme, all Ihre Eitelkeiten und Ängste. | |
1:00:09 | |
1:00:13 | Dann sagen Sie, "Wie schön das ist". |
1:00:17 | Gibt es also Schönheit, ohne von |
etwas Äusserem gefesselt zu sein? | |
1:00:27 | Das heisst, gibt es Schönheit, oder |
Schönheit ist wo das Selbst nicht ist. | |
1:00:35 | Verstehen Sie das? |
1:00:37 | Schlafen Sie bitte nicht ein. |
1:00:45 | Sie hatten vielleicht ein gutes |
Mittagessen, ich hoffe Sie hatten es, | |
1:00:50 | aber dies hier ist nicht |
der Ort um einzuschlafen. | |
1:00:55 | Es ist Ihr Problem, Ihr Leben, nicht |
das des Sprechers; es ist Ihr Leben, | |
1:01:03 | Ihre Eitelkeiten, Ihre Verzweiflung, |
ihre Sorgen, über die wir sprechen. | |
1:01:16 | Also bleiben Sie für weitere |
zwanzig, dreissig Minuten wach, | |
1:01:20 | wenn Sie das interessiert. |
1:01:28 | Schönheit ist also, wenn |
das Selbst nicht ist. | |
1:01:38 | Und das verlangt tiefe |
Meditation, intensives Forschen, | |
1:01:48 | einen ungeheuren Sinn für Disziplin. |
1:01:53 | Das Wort "Disziplin" bedeutet, der |
Schüler, der vom Meister lernt. | |
1:01:56 | |
1:02:01 | Lernen, nicht disziplinieren, nicht |
anpassen, nicht imitieren, sondern lernen. | |
1:02:06 | |
1:02:11 | Lernen schafft seine |
eigene ungeheuere Disziplin. | |
1:02:20 | Und für den inneren Sinn der |
Keuschheit ist Disziplin notwendig. | |
1:02:33 | Also müssen wir miteinander in |
das eindringen, was Furcht ist. | |
1:02:41 | Wieviel Uhr ist es? |
1:02:51 | Können wir fortfahren? |
Sie sind nicht müde? | |
1:02:58 | Was ist Furcht? |
1:03:03 | Die Menschheit hat sich |
mit Furcht abgefunden. | |
1:03:12 | Sie war nie imstande, |
die Furcht zu lösen. | |
1:03:17 | Niemals. |
1:03:19 | Es gibt verschiedene |
Formen der Furcht; | |
1:03:22 | Sie mögen Ihre eigene |
spezielle Furcht haben: | |
1:03:27 | Furcht vor dem Tod, Furcht vor Göttern |
vor Ihrer Frau, vor Ihrem Gatten… | |
1:03:31 | Furcht vor dem Politiker - Gott weiss |
wieviele Ängste die Menschheit hat; | |
1:03:38 | der Teufel usw. |
1:03:41 | Was ist Furcht? |
1:03:45 | Nicht die blosse Erfahrung der |
Furcht in ihren vielfachen Formen, | |
1:03:54 | sondern die Wirklichkeit, |
die Tatsächlichkeit vonFurcht. | |
1:04:06 | Wie kommt sie zustande? |
1:04:09 | Warum hat die Menschheit, |
jeder von uns, | |
1:04:14 | die Furcht als eine |
Lebensweise akzeptiert? | |
1:04:22 | Wie Sie Gewalt als Lebensweise |
akzeptieren; Gewalt im Fernsehen… | |
1:04:34 | Gewalt als Krieg, Gewalt |
im täglichen Leben. | |
1:04:41 | Warum akzeptieren wir Gewalt? |
1:04:49 | Die letztendliche Gewalt, die des |
organisierten Tötens, die der Krieg ist. | |
1:04:54 | |
1:05:01 | Ist nicht Furcht |
verbunden mit Gewalt? | |
1:05:09 | Wir erforschen die Furcht - |
die tatsächliche Wahrheit der Furcht; | |
1:05:18 | nicht die Idee der Furcht - |
verstehen Sie den Unterschied? | |
1:05:24 | Die Idee der Furcht ist etwas anderes |
als deren Tatsächlichkeit; richtig? | |
1:05:34 | Was ist also Furcht? |
1:05:37 | Wie kommt sie zustande? |
1:05:41 | Was ist die Beziehung der |
Furcht zur Zeit, zum Gedanken? | |
1:05:58 | Furcht - Man fürchtet sich vielleicht vor |
morgen oder vielen kommenden Tagen, | |
1:06:08 | Furcht vor dem Tod - |
die letztendliche Angst, | |
1:06:16 | Furcht vor dem, was bereits |
in der Vergangenheit geschah; | |
1:06:24 | oder der Furcht davor, was |
tatsächlich jetzt vor sich geht. | |
1:06:29 | |
1:06:32 | So müssen wir gemeinsam forschen - bitte, |
der Sprecher wiederholt sich, miteinander; | |
1:06:39 | es macht nämlich keinen Spaß, |
zu sich selbst zu sprechen. | |
1:06:50 | Wird die Furcht durch |
die Zeit geschaffen? | |
1:07:01 | Jemand hat in der |
Vergangenheit etwas getan, | |
1:07:08 | hat Sie verletzt, und die |
Vergangenheit ist Zeit. | |
1:07:17 | Die Zukunft ist Zeit. |
1:07:20 | Die Gegenwart ist Zeit. |
1:07:24 | Daher fragen wir, ist die Zeit |
der zentrale Faktor der Furcht? | |
1:07:33 | Die Furcht hat viele |
Zweige, viele Blätter, | |
1:07:41 | aber es ist nicht gut, |
die Äste zu stutzen; | |
1:07:46 | Wir fragen, was ist |
die Wurzel der Furcht? | |
1:07:54 | Nicht die zahllosen Formen von |
Furcht, denn Furcht ist Furcht. | |
1:08:01 | Aus Furcht haben Sie |
Götter erfunden und Erlöser. | |
1:08:08 | Wenn Sie psychologisch |
absolut keine Furcht haben, | |
1:08:16 | dann bringt das eine |
ungeheuere Erleichterung, | |
1:08:19 | ein grosses Gefühl der Freiheit. |
1:08:22 | Dann haben Sie alle Lasten |
des Lebens abgeschüttelt. | |
1:08:26 | Darum müssen wir diese Frage |
ernsthaft erkunden, | |
1:08:30 | sorgfältig und zögernd. |
1:08:35 | Ist die Zeit ein Faktor |
der Furcht? Offensichtlich. | |
1:08:40 | Ich habe einen guten Job, ich könnte |
ihn morgen verlieren, ich fürchte es. | |
1:08:47 | Und ich bin vielleicht |
verheiratet, also habe ich Angst. | |
1:08:54 | Wo Furcht ist, ist Eifersucht, |
Angst, Hass, Gewalt. | |
1:09:04 | Also ist Zeit ein Faktor der Furcht. |
1:09:13 | Bitte hören Sie bis zum Ende zu, sagen |
Sie nicht, wie soll ich die Zeit beenden, | |
1:09:17 | das ist nicht das Problem. |
1:09:20 | Das ist eine ziemlich absurde Frage. |
1:09:25 | Zeit ist ein Faktor und |
Gedanke ist ein Faktor - | |
1:09:30 | das Denken darüber, was geschehen |
ist und was geschehen könnte; Denken. | |
1:09:42 | Ist also das Denken |
ein Faktor der Furcht? | |
1:09:48 | Hat das Denken die |
Furcht geschaffen? | |
1:09:52 | Wie man sieht, hat die Zeit die |
Furcht geschaffen; Zeit. | |
1:10:01 | Nicht nur die chronologische Zeit |
sondern die psychologische Zeit, | |
1:10:07 | die innere Zeit: |
1:10:12 | Ich werde sein; Ich bin nicht |
gut, aber ich werde gut sein; | |
1:10:25 | Ich werde meine Gewalt loswerden; |
was wieder die Zukunft ist. | |
1:10:34 | Oder, ich bin gewalttätig gewesen, |
aber ich werde es nicht mehr sein. | |
1:10:39 | All das beinhaltet Zeit. |
1:10:44 | Wir sollten erforschen, |
was die Zeit ist? | |
1:10:52 | Sind Sie auf all das vorbereitet? |
Wollen Sie in all das eindringen? | |
1:10:56 | Wirklich? Ich bin ziemlich überrascht. |
1:11:05 | Denn Sie sind alle instruiert worden, |
Sie sind alle informiert worden. | |
1:11:12 | Ihnen wurde gesagt, was Sie tun sollten, |
von den Psychologen, von den Priestern, | |
1:11:20 | von den Führern; immer |
suchten Sie Hilfe | |
1:11:22 | |
1:11:32 | und fanden neue Wege, wie |
Ihnen geholfen werden kann. | |
1:11:39 | So ist man für immer zum |
Sklaven anderer geworden. | |
1:11:46 | Man ist nie frei zu forschen, |
psychologisch völlig allein zu stehen. | |
1:11:56 | Also werden wir jetzt |
in die Zeit eindringen. | |
1:12:05 | Was ist Zeit? |
1:12:08 | Abgesehen von der Uhr, vom |
Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, | |
1:12:14 | der Schönheit des Sonnenaufgangs, |
der Schönheit des Sonnenuntergangs; | |
1:12:21 | abgesehen von der Helligkeit |
und der Dunkelheit, was ist Zeit? | |
1:12:31 | Bitte, wenn man die Natur der |
Zeit wirklich innerlich versteht, | |
1:12:38 | wird man selbst herausfinden, |
1:12:40 | und jenen ausserordentlichen Sinn |
der Zeitlosigkeit erspüren. | |
1:12:47 | Wir werden dazu kommen. |
1:12:50 | Zeit ist die Vergangenheit, ja? |
1:12:53 | Zeit ist die Zukunft und |
Zeit ist die Gegenwart. | |
1:13:00 | Der ganze Zyklus ist die Zeit. |
1:13:08 | Die Vergangenheit - Ihr Hintergrund, |
was Sie gedacht haben, | |
1:13:13 | was Sie durchlebten, Ihre |
Erfahrungen, Ihre Konditionierung; | |
1:13:17 | als Christ, Hindu, |
Buddhist und all das. | |
1:13:21 | Oder Sie vergessen all |
diesen Unsinn und sagen: | |
1:13:25 | Ich werde auf diese Art leben; |
was die Vergangenheit ist. | |
1:13:30 | Also ist die Vergangenheit |
gegenwärtig, ja? | |
1:13:37 | Ohne Vergangenheit wären Sie nicht |
hier - Ihr Hintergrund, Ihre Konditionierung. | |
1:13:48 | Ihr Gehirn wurde programmiert |
als Christ, Hindu, Buddhist | |
1:13:53 | und der ganze Rest. |
1:13:56 | Wir sind programmiert |
worden seit 2.000 Jahren. | |
1:14:03 | Und die Hindus seit 3.000 |
bis 5.000 Jahren. | |
1:14:09 | Wie ein Computer, sie wiederholen, |
wiederholen, wiederholen. | |
1:14:15 | So ist also die Vergangenheit |
die Gegenwart; | |
1:14:19 | was Sie jetzt sind, ist das |
Ergebnis der Vergangenheit. | |
1:14:26 | Und morgen oder tausende |
kommende Tage sind die Zukunft. | |
1:14:35 | So ist die Zukunft das, was |
jetzt in der Gegenwart ist. | |
1:14:41 | Ja? Haben Sie das verstanden? |
1:14:47 | Ich sollte Sie das nicht fragen, |
denn es ist Ihnen überlassen. | |
1:14:53 | Also ist die Zukunft jetzt. |
1:15:00 | So ist jetzt, in der Gegenwart, |
die ganze Zeit enthalten. | |
1:15:06 | Dies ist eine Tatsache, eine |
Aktualität, keine Theorie. | |
1:15:12 | Was Sie sind, ist das |
Resultat der Vergangenheit | |
1:15:17 | und was Sie morgen sein |
werden, ist, was Sie jetzt sind. | |
1:15:23 | Wenn ich jetzt gewalttätig bin, |
werde ich morgen gewalttätig sein. | |
1:15:30 | Also ist morgen - die Zukunft, |
jetzt in der Gegenwart, | |
1:15:36 | wenn ich nicht radikal, fundamental |
eine Wandlung zustande bringe. | |
1:15:43 | Sonst werde ich sein, |
was ich gewesen bin. | |
1:15:49 | Wir haben eine lange Evolution gehabt - |
entwickeln, entwickeln, entwickeln. | |
1:15:58 | Und wir haben uns entwickelt |
zu dem was wir nun sind. | |
1:16:03 | Und wenn wir mit dem |
Spiel so weitermachen, | |
1:16:09 | werden wir auch morgen |
gewalttätig und barbarisch sein. | |
1:16:17 | Also wenn alle Zeit in der Gegenwart |
enthalten ist - was eine Tatsache ist - | |
1:16:27 | kann es eine totale Mutation |
in der Gegenwart geben? | |
1:16:31 | in unserem ganzen Verhalten und unserer |
Lebensweise, in unserem Denken, Fühlen? | |
1:16:37 | Nicht als Amerikaner, Hindu, |
Buddhist, nichts davon. | |
1:16:47 | Aber wenn Sie nicht eine radikale, |
1:16:52 | psychologische Mutation |
vollbringen können, | |
1:16:56 | dann werden Sie genau das sein, was |
Sie in der Vergangenheit gewesen sind. | |
1:17:05 | Ist es also möglich, diese |
psychologische Mutation zu vollbringen? | |
1:17:17 | Sie wissen, wenn Sie Ihr ganzes |
Leben lang nach Norden gegangen sind, | |
1:17:26 | einer besonderen Richtung folgten, |
oder keiner Richtung folgten, | |
1:17:31 | sondern einfach dahinschwankten, |
wie es die meisten Leute tun; | |
1:17:36 | wenn Sie nach Norden gehen, |
und jemand sagt Ihnen ernsthaft, | |
1:17:38 | dass Gehen nach |
Norden nirgendwohin führt, | |
1:17:42 | und Sie hören ernsthaft zu, |
nicht bloss mit einem Ohr, | |
1:17:50 | sondern zutiefst; wenn er sagt, |
1:17:54 | der Weg den Sie nach Norden |
verfolgen, führt Sie nirgendwo hin - | |
1:17:56 | da ist nichts, wenn |
Sie das Ziel erreichen, | |
1:18:02 | aber gehen Sie nach Osten |
oder Westen oder Süden. | |
1:18:10 | Und Sie hören zu und sagen, |
ich werde es tun. | |
1:18:13 | In dem Augenblick haben Sie eine |
1:18:17 | Wendung vollzogen und |
das ist die Mutation. | |
1:18:20 | Der Sprecher macht das sehr einfach. |
1:18:25 | Aber es ist ein sehr komplexes |
Problem, das darin besteht, | |
1:18:29 | zutiefst wahrzunehmen, |
dass wir den ganzen Weg | |
1:18:35 | seit Jahrhunderten gehen und dass |
das nichts geändert hat. | |
1:18:45 | Wir sind immer noch |
gewalttätig, brutal und all das. | |
1:18:49 | Wenn wir das |
tatsächlich wahrnehmen, | |
1:18:53 | nicht intellektuell oder |
verbal, sondern zutiest, | |
1:18:58 | dann drehen wir uns in |
eine andere Richtung. | |
1:19:04 | In diesem Augenblick erfolgt die |
Mutation in den Gehirnzellen selbst. | |
1:19:10 | Der Sprecher hat diese Angelegenheit |
mit einigen Neurologen diskutiert; | |
1:19:15 | Sie stimmen nicht vollkommen zu, aber |
Sie gehen einen Teil des Weges mit. | |
1:19:21 | Es ist immer ein Spiel, |
verstehen Sie. | |
1:19:28 | Wir behandeln das Leben als ein Spiel - |
teilweise richtig und teilweise falsch; | |
1:19:35 | Sie mögen recht haben |
oder sich irren. | |
1:19:40 | Aber nie fragen wir uns selbst: |
Was ist die Kunst des Lebens? | |
1:19:51 | |
1:19:54 | Sie ist grösser als jede andere Kunst |
auf der Welt, die Kunst des Lebens. | |
1:20:01 | Wieviel Uhr ist es? |
1:20:08 | Drei Uhr 57 |
1:20:12 | Haben wir eine Stunde gesprochen? |
1:20:14 | Ein klein wenig mehr als eine Stunde. |
1:20:17 | Ist das in Ordnung? |
1:20:20 | Ja. |
1:20:21 | Wir werden diese Frage beenden. |
Danach werden wir uns morgen treffen, | |
1:20:28 | wenn Sie wollen. Ich lade Sie |
nicht ein, es liegt bei Ihnen. | |
1:20:39 | Wir sagten, Zeit sei wichtig, |
denn wir leben in der Zeit, | |
1:20:47 | aber wir leben die Zeit nicht |
als Ganzes, was die Gegenwart ist. | |
1:20:56 | In der Gegenwart ist |
die ganze Zeit enthalten, | |
1:21:00 | die Zukunft |
und die Vergangenheit. | |
1:21:04 | Wenn ich heute gewalttätig |
bin, werde ich es auch morgen sein. | |
1:21:09 | Und kann ich diese Gewalt heute |
vollkommen beenden, nicht teilweise? | |
1:21:20 | Es geht - wir werden es erforschen. |
1:21:24 | Und wir fragten auch, wird die Furcht |
durch das Denken zustandegebracht? | |
1:21:35 | Natürlich ist es so. |
1:21:38 | Akzeptieren Sie nicht des |
Sprechers Wort. Betrachten sie es. | |
1:21:43 | Ich fürchte mich vor morgen, |
was geschehen könnte. | |
1:21:47 | Ich bin heute sicher, aber |
ich fürchte mich vor dem, | |
1:21:50 | was geschehen könnte; morgen |
könnte es einen Krieg geben - | |
1:21:51 | es könnte eine Katastrophe |
geben, also fürchte ich mich. | |
1:21:56 | Also sind Zeit und Denken |
die Wurzel der Furcht. | |
1:22:05 | Nun, was ist Denken? |
1:22:07 | Sie verstehen meine Frage? |
1:22:13 | Wenn Zeit und Gedanke die Wurzel der |
Furcht sind - was sie tatsächlich sind - | |
1:22:20 | |
1:22:24 | was ist dann Denken? |
1:22:26 | Warum leben wir, handeln, tun |
alles auf der Basis des Denkens? | |
1:22:39 | Die wunderbaren Kathedralen |
Europas, die Schönheit, | |
1:22:44 | die Struktur, die Archtitektur; |
1:22:52 | es ist entstanden durch das Denken. |
1:22:58 | Alle Religionen mit all ihrem |
Beiwerk, ihre Kleider, | |
1:23:02 | ihre mittelalterlichen Gewänder, |
all das hat das Denken geschaffen. | |
1:23:09 | All die Rituale sind vom |
Denken geordnet worden. | |
1:23:23 | Und in unseren Beziehungen |
miteinander - Mann und Frau - | |
1:23:29 | auch die Beziehung |
basiert auf Gedanke. | |
1:23:37 | Wenn Sie Autofahren, |
basiert das auf dem Denken. | |
1:23:42 | Signale erkennen, |
all das ist Gedanke. | |
1:23:49 | So muss man also erforschen, |
wenn Sie nicht zu müde sind - | |
1:23:55 | und wir werden danach aufhören - |
1:23:58 | was ist Denken? |
1:24:03 | Wahrscheinlich hat niemand |
diese Frage gestellt. | |
1:24:07 | Sehr wenig Leute tun es. |
1:24:13 | Wir haben diese Frage |
60 Jahre lang gestellt. | |
1:24:22 | Was ist Gedanke? |
1:24:28 | Wenn Sie herausfinden können, was der |
Ursprung ist, der Beginn des Denkens, | |
1:24:34 | warum das Denken einen |
so ausserordentlichen Einfluss | |
1:24:39 | in unserem Leben gewonnen hat, |
1:24:43 | dann kann es sein, dass sich durch dieses |
Hinterfragen eine Mutation vollzieht. | |
1:24:50 | Wir fragen also, was das |
Denken ist, was ist das Denken? | |
1:24:57 | Warten Sie nicht auf |
mich, das zu beantworten. | |
1:25:02 | Sehen Sie es an, beobachten Sie es. |
1:25:07 | Denken ist das Wort; das Wort |
ist wichtig, der Klang des Wortes, | |
1:25:18 | die Qualität, die Tiefe, |
die Schönheit des Wortes. | |
1:25:28 | Insbesondere der Klang. |
1:25:32 | Auf die Frage von Klang und |
Stille werde ich nicht eingehen - | |
1:25:36 | wir werden vielleicht |
morgen darüber sprechen. | |
1:25:43 | Denken ist ein Teil des |
Gedächtnisses, nicht wahr? | |
1:25:51 | Erforschen Sie es mit |
dem Sprecher, bitte. | |
1:25:53 | sitzen Sie nicht nur da - |
bequem oder unbequem. | |
1:26:01 | Das Denken ist Teil des |
Gedächtnisses, ist es nicht so? | |
1:26:04 | Wenn wir überhaupt kein |
Erinnerungsvermögen hätten, | |
1:26:08 | würden wir dann imstande sein zu |
denken? Wir wären es nicht. | |
1:26:14 | Unser Gehirn ist das |
Instrument des Gedächtnisses; | |
1:26:24 | des Gedächtnisses an Dinge, |
die sich ereignet haben, | |
1:26:27 | Erfahrung usw. Der ganze |
Hintergrund des Gedächtnisses. | |
1:26:35 | Das Gedächtnis ist verbunden mit dem |
Wissen, der Erfahrung, richtig? | |
1:26:48 | So ist Erfahrung, |
Wissen, Gedächtnis | |
1:26:56 | und die Erwiderung aus dem |
Gedächtnis das Denken. | |
1:27:04 | Dieser Prozess des Erfahrens, |
des Wiederverfügens, | |
1:27:13 | des Festhaltens wird |
zu unserem Wissen. | |
1:27:18 | Erfahrung ist immer |
begrenzt, notwendigerweise. | |
1:27:25 | Es ist eine komplizierte |
Frage ist, weil... | |
1:27:28 | ohje, alles ist kompliziert. |
1:27:35 | Ist Erfahrung getrennt |
vom Erfahrenden? | |
1:27:40 | Widmen Sie dem Ihr |
Gehirn. Finden Sie heraus! | |
1:27:47 | Wenn es keinen Erfahrenden gibt, gibt |
es dann eine Erfahrung? Natürlich nicht. | |
1:27:56 | So sind Erfahrung und |
Erfahrender dasselbe. | |
1:28:05 | Wie der Beobachter und das Beobachtete. |
Der Denker ist vom Denken nicht getrennt. | |
1:28:07 | |
1:28:11 | Der Denkende ist das Denken. |
1:28:15 | Also ist Erfahrung begrenzt, |
1:28:19 | wie Sie es in der |
wissenschaftlichen Welt | |
1:28:21 | und in anderen Bereichen |
beobachten können. | |
1:28:24 | Sie fügen jeden Tag mehr |
zu ihrem Wissen hinzu - | |
1:28:28 | durch Erfahrung - |
1:28:30 | durch Tierversuche und den |
ganzen Horror, der vor sich geht. | |
1:28:37 | Und das Wissen ist begrenzt, |
weil man ihm etwas hinzufügt. | |
1:28:42 | Also ist das Gedächtnis begrenzt. |
1:28:48 | Und aus diesem Erinnern |
ist das denken begrenzt. | |
1:28:52 | So muss das begrenzte denken |
unweigerlich Konflikt schaffen. | |
1:29:02 | Sehen Sie die Logik all dessen. |
1:29:06 | Akzeptieren Sie nicht, was der |
Sprecher sagt, das wäre absurd. | |
1:29:10 | Er ist keine Autorität, er |
ist kein Guru, Gott sei Dank. | |
1:29:16 | Aber wir können diese |
Tatsache beobachten, | |
1:29:20 | dass Denken und Zeit die |
Wurzel der Furcht ist, | |
1:29:26 | Zeit und Denken sind dasselbe, sie |
sind nicht zwei getrennte Bewegungen. | |
1:29:36 | Wenn Sie diese Tatsache, |
diese Aktualität sehen, | |
1:29:42 | dass Zeit und Denken die |
Wurzel der Furcht sind - | |
1:29:49 | Zeit-Denken - beobachten |
Sie es in sich selbst. | |
1:29:55 | Entfernen Sie sich nicht von |
dieser Realität, von der Wahrheit, | |
1:30:02 | dass die Furcht durch Zeit |
und Denken zustandekommt; | |
1:30:08 | halten Sie das fest, |
verweilen Sie dabei, | |
1:30:13 | laufen Sie nicht davon, |
rationalisieren Sie es nicht; es ist so. | |
1:30:18 | Dann ist es, als hielten Sie ein |
kostbares Juwel in Ihrer Hand. | |
1:30:25 | Sie sehen die ganze |
Schönheit dieses Juwels. | |
1:30:32 | Dann werden Sie |
für sich selbst sehen, | |
1:30:37 | dass die psychologische |
Furcht total endet. | |
1:30:42 | Und wenn es keine Furcht |
gibt, sind Sie frei. | |
1:30:51 | Und wenn diese totale |
Freiheit besteht, | |
1:30:54 | brauchen Sie keine Götter, Rituale, |
Sie sind ein freier Mensch. | |
1:31:03 | Wir werden morgen fortfahren, |
wenn es Ihnen nichts ausmacht. | |
1:31:12 | Ich weiss nicht, |
warum Sie klatschen. | |
1:31:17 | Vielleicht klatschen |
Sie für sich selbst. | |
1:31:28 | Sie ermutigen den Sprecher nicht, |
noch entmutigen Sie ihn. | |
1:31:34 | Er möchte nicht das |
geringste von Ihnen. | |
1:31:43 | Wenn Sie selbst sowohl |
Lehrer als auch Schüler werden | |
1:31:49 | und ein Schüler ist ein |
Mensch der lernt, lernt, lernt - | |
1:31:54 | nicht Wissen ansammelt, |
1:31:59 | dann sind Sie ein ausserordentliches |
menschliches Wesen. | |
1:32:06 | Dürfen wir jetzt aufstehen? |