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WA85T2 - Am Ende des Leids ist Leidenschaft
Zweiter öffentlicher Vortrag
Washington DC, USA
21. April 1985



0:24 Wollen wir dort fortfahren, wo wir das letzte Mal abbrachen? Wir sprachen über die Furcht und das enden der Furcht. Und wir sprachen auch über unsere Verantwortung für das, was in der Welt geschieht. das grauenhafte, erschreckende Durcheinander, in dem wir leben. Wir sind alle verantwortlich - individuell und kollektiv, national, religiös - wir haben diese Welt geschaffen. Nach Jahrtausenden und Aberjahrtausenden, sind wir … Barbaren geblieben, verletzen einander, töten einander, vernichten einander. Wir haben Freiheit gehabt, genau zu tun, was wir wollen und das schuf Chaos in der Welt. Freiheit bedeutet nicht das zu tun, was man will, sondern frei zu sein von aller Mühsal des Lebens, frei von unseren Problemen, über die wir gestern sprachen. frei von unseren Ängsten, von unseren psychologischen Wunden, von allem Konflikt, mit dem wir uns so viele Jahre lang abgefunden haben …seit Jahrtausenden. Und auch frei zu sein von Furcht. Wir haben über all diese Dinge gestern nachmittag gesprochen.
3:01 Und wir sagten auch, dass dieses Treffen keine Vortrag sei über einen besonderen Gegenstand, um uns zu informieren oder gemäß eines bestimmten Musters zu instruieren. Es liegt in unserer Verantwortung, miteinander… zu forschen, zu erkunden, alle Probleme des täglichen Lebens aufzuspüren. Nicht bloss irgendwelche spekulative Konzepte oder Philosophien… sondern unseren täglichen Schmerz zu verstehen, die Langeweile, die Einsamkeit, die Verzweiflung, die Depression und den endlosen Konflikt, mit dem der Mensch gelebt hat. Diesen Morgen müssen wir über vieles sprechen. Wir zeigten gestern auf, dass dies kein Treffen ist, in dem Sie der Sprecher stimuliert, intellektuell, emotional oder in anderer Weise. Wir hängen sehr von Stimulation ab; das ist eine Form des Kommerzialismus: Drogen, Alkohol und die verschiedenen Mittel zu bestimmten Empfindungen. Wir wollen nicht nur ein Gefühle sondern Erregung und Stimulation. Aber dieses Treffen ist nicht dieser Art. Wir sind hier beisammen, um unser Leben zu durchforschen, unser tägliches Leben; das bedeutet, sich selbst zu verstehen, was man tatsächlich ist, nicht theoretisch; nicht gemäss einem Philosophen oder einem Psychiater usw. Wenn wir all das abtun können und tatsächlich auf das sehen, was wir sind, und nicht in Depressionen versinken… sondern beobachten, dann werden wir die ganze psychologische Struktur unseres Wesens verstehen, unserer Existenz.
6:46 Wir sagten gestern, dass eines der Dinge, durch das alle menschlichen Wesen auf Erden gehen, eine Form der Furcht ist. Wir drangen sehr achtsam darin ein: Dass Zeit und Denken die Wurzel der Furcht sind. Und wir gingen darauf ein, was Zeit und Denken sind. Die Zeit ist nicht nur die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft, sondern sie ist jetzt. In der Gegenwart ist alle Zeit enthalten, denn was wir jetzt sind, werden wir morgen sein, es sei denn… es gäbe eine fundamentale Mutation in der Psyche an sich, in den Gehirnzellen selbst. Wir haben darüber gesprochen.
7:58 Und wir sollten heute morgen auch darüber sprechen - bitte, wenn man das aufzeigen darf, Sie und der Sprecher … unternehmen die Reise miteinander, eine lange komplizierte Reise. Und um diese Reise zu unternehmen, darf man an keine besondere… Glaubensform gebunden sein. Denn dann ist die Reise nicht möglich - an kein Bekenntnis, an keinen Rückschluss oder eine Ideololgie oder ein Konzept. Es ist, als klettere man den Everest … oder einen anderen hohen wundervollen Berg der Welt; man muss eine Menge hinter sich lassen und nicht all seine Last den Berg hinaufschleppen. Wenn wir also die Reise miteinander unternehmen - und der Sprecher meint miteinander, nicht dass er spricht und Sie zustimmen oder ablehnen - wenn wir diese beiden Worte völlig ablegen könnten… dann könnten wir die Reise gemeinsam machen. Einige wünschen vielleicht, sehr schnell zu gehen, andere mögen zurückliegen, aber es ist dennoch eine gemeinsame Reise.
10:00 Wir sollten auch miteinander besprechen, warum die Menschen immer nach dem Vergnügen gestrebt haben als Gegensatz zur Furcht. Wir haben nie erforscht, was das Vergnügen ist, warum wir andauerndes Vergnügen in verschiedener Weise wollen: Sexuell, sinnlich, intellektuell, das Vergnügen des Besitzes und das Vergnügen, grosse Geschicklichkeit zu erlangen, Das Vergnügen, wenn man eine Menge Wissen erwirbt, und die letzte Gratifikation, die wir Gott nennen. Bitte, werden Sie nicht ärgerlich oder irritiert und wollen etwas auf den Sprecher werfen. Dies ist eine gewalttätige Welt. Wenn man nicht zustimmt, töten sie einen. Das ist, was eben geschieht. Und hier versuchen wir nicht, einander zu töten; wir betreiben keinerlei Propaganda oder versuchen Sie von etwas zu überzeugen.
11:47 Aber wir werden die Wahrheit der Dinge von Angesicht zu Angesicht sehen und nicht in Illusionen leben. In der Illusion ist es sehr schwierig zu beobachten. Wenn Sie sich selbst täuschen und sich nicht mit der Aktualität konfrontieren, dann ist es unmöglich, auf sich selbst so zu sehen, wie man ist. Aber wir mögen Illusionen, jede Form der Täuschung, denn wir fürchten uns davor, auf uns selbst zu sehen. Sich selbst klar, genau und präzise zu sehen. Das ist nur im Spiegel der Beziehung möglich. Das ist der einzige Spiegel, den wir haben. Wenn Sie auf sich selbst sehen, wie Sie Ihr Haar kämmen oder… sich rasieren oder was immer Sie mit Ihrem Gesicht tun - Entschuldigung. Sie betrachten sich im Spiegel - es tut mir leid - (Gelächter) Es tut mir leid! Ich bin froh, dass sie zustimmen. Wenn Sie sich rasieren, Ihr Gesicht betrachten oder Ihre Haare kämmen, reflektiert der Spiegel genau, wie Sie aussehen.
14:24 Gibt es psychologisch einen solchen Spiegel, in dem Sie genau, tatsächlich beobachten können, was Sie sind? Wie wir sagten, das ist der Spiegel unserer Beziehung, wie intim auch immer, ob als Mann oder Frau; in dieser Beziehung… sehen Sie sich wie Sie sind, wenn Sie es... sich erlauben, sich so zu sehen wie Sie sind. Sie sehen, wie ärgerlich Sie werden, Ihre Besitzgier, all das.
15:12 Der Mensch hat das Vergnügen endlos erstrebt, im Namen Gottes, im Namen des Friedens, im Namen einer Ideologie, und dann gibt es noch das Vergnügen der Macht - Macht zu haben über andere, politische Macht. Haben Sie bemerkt, dass Macht etwas Hässliches ist; wenn man jemand anderen in irgendeiner Form beherrscht? Wenn eine Frau ihren Mann dominiert oder der Gatte seine Frau dominiert. Macht ist eines der übelsten Dinge im Leben. Und Vergnügen ist die andere Seite der Medaillie der Furcht. Wenn man zutiefst, gründlich und ernsthaft das Wesen der Furcht versteht - wir gingen gestern darauf ein, darum werden wir es jetzt nicht wieder tun - dann ist Vergnügen Entzücken: Man sieht etwas Schönes; man sieht einen Sonnenuntergang oder das Morgenlicht sehen, die Dämmerung, die wunderbaren Farben, die Lichtspiegelung auf dem Wasser; das ist Entzücken. Aber wir kultivieren diese Erinnerung als Vergnügen.
17:34 Und wir sagten auch: nur schauen, nichts damit tun. Ich weiss nicht, ob Sie in die Frage der Handlung eingedrungen sind. Was ist Handlung? Wir sind alle so aktiv von früh bis spät; nicht nur körperlich… sondern auch geistig. Das Gehirn schwätzt dauernd, geht endlos von diesem zu jenem. Während des Tages und während der Nacht… das Gehirn träumt, es ruht nie - die Träume - es ist dauernd in Bewegung. Ich weiss nicht, ob Sie in die Frage der Handlung eingedrungen sind. Was ist Handlung, Tun? Eben das Wort "Tun" drückt die Gegenwart aus, es bedeutet nicht "habe getan" oder "werde tun". Handlung bedeutet - Tun im Jetzt richtig, präzise, ganzheitlich. Wenn ich es sagen darf - Handlung ist ganzheitlich, vollkommen, nicht partiell. Wenn Handlung auf irgendeiner Ideologie basiert, dann ist es keine Aktion, nicht wahr? Es ist Konformität gemäß einer bestimmten Form, die Sie errichtet haben und daher ist das eine unvollständige Handlung, gemäss irgendeiner Erinnerung, einer Schlussfolgerung. Wenn Sie gemäss einer bestimmten Ideologie oder einer Schlussfolgerung handeln, ist das immer unvollständig; darin liegt ein Widerspruch. Darum muss man in das komplexe Problem der Aktion eindringen.
20:16 Wie steht Handlung in Beziehung zu Ordnung oder Unordnung? Verstehen Sie das? Wir leben in Unordnung; unser Leben ist unordentlich, verwirrt, widersprüchlich - das eine wird gesagt, das andere getan; eine Sache zu denken und das Gegenteil zu tun. Also was ist Ordnung und Unordnug? Vielleicht haben Sie nicht über diese Dinge nachgedacht, so lassen Sie uns daher über all das gemeinsam nachdenken und betrachten; bitte lassen Sie mich nicht zu mir selbst sprechen. Es ist noch früh und vor Ihnen liegt ein ganzer Tag; lassen Sie uns also gemeinsam dieser Frage gewahr sein: Was ist Ordnung und was ist Unordnung… und was ist der Bezug von Handlung zur Ordnung und Unordnung?
21:55 Wir erklärten mehr oder weniger, was Handlung ist; Zu handeln bedeutet die Gegenwart - tun - Sie sitzen jetzt hier. Und was ist der Bezug zur Unordnung? Was ist Unordnung? Betrachten Sie die Welt; Die Welt ist in Unordnung. Schreckliche Dinge geschehen. Sehr wenige von uns wissen wirklich, was in der wissenschaftlichen Welt vor sich geht; in der Welt der Kriegskunst… und all die schrecklichen Dinge, die sich in Russland abspielen; und die Armut in all den Ländern - die Reichen und die entsetzlich Armen - immer droht der Krieg - die eine politische Gruppe ist, gegen die andere politische Gruppe. Also gibt es eine ungeheure Unordnung. Das ist eine Tatsache, es ist keine Erfindung oder eine Illusion. Und wir haben die Unordnung geschaffen, weil unser Leben unordentlich ist. Und wir versuchen, die Ordnung herzustellen - durch soziale Reformen usw. Ohne diese Unordnung zu verstehen und sie zu beenden, versuchen wir Ordnung zu finden. Es ist wie ein verwirrter Geist, der versucht Klarheit zu finden. Ein verwirrter Geist ist ein verwirrter Geist; er kann niemals Klarheit finden. Gibt es also ein Ende dieser Unordnung in unserem Leben, in unserem täglichen Leben? Nicht die Ordnung im Himmel oder irgendwo anders, sondern gibt es eine Ordnung in unserem täglichen Leben? Das Ende der Unordnung - wenn das Ende der Unordnung eintritt, wird auf natürliche Weise Ordnung da sein. Diese Ordnung lebt; sie ist nicht gemäss eines bestimmten Musters.
25:25 Also forschen wir, blicken auf uns selbst und lernen über uns. Lernen ist etwas anderes als das erlangen von Wissen. Bitte, das ist ziemlich … wollen Sie freundlicherweise dem Ihre Aufmerksamkeit… ein wenig schenken - lernen ist ein unendlicher Prozess, ein grenzenloser Prozess, während Wissen immer begrenzt ist. Und lernen bedeutet nicht nur, visuell und optisch zu beobachten… sondern ohne Verzerrung zu beobachten; die Dinge so genau so zu sehen, wie sie sind.
26:46 Das verlangt Disziplin - bitte, das Wort Disziplin, wie wir gestern sagten das Wort kommt von dem Wort "disziple" oder Schüler. Ein Schüler ist der, der lernt; nicht die schreckliche Disziplin der Orthodoxie, Tradition… oder das Befolgen bestimmter Regeln, Diktate usw., es bedeutet lernen. Lernen durch klare Beobachtung und ohne Verzerrung. Die Dinge, die der andere sagt, genau so zu hören wie er sie sagt - ohne Verzerrung. Lernen ist nicht ansammelnd, weil Sie sich bewegen. Verstehen Sie das alles? Beim Lernen dessen, was in uns selbst Unordnung ist, tritt Ordnung sehr natürlich, leicht, unerwartet ins Sein. Und wenn Ordnung da ist, ist diese Ordnung Tugend. Es gibt keine andere Tugend ausser vollständiger Ordnung; das ist vollkommene Moralität, keine auferlegte oder diktierte Moralität.
28:50 Dann sollten wir auch miteinander die ganze Frage des Leidens besprechen. Es macht Ihnen nichts aus? Weil Männer und Frauen und Kinder in aller Welt; sie mögen… hinter dem Eisernen Vorhang leben, was sehr schlimm für sie ist; oder in Asien, Europa oder hier leben - jedes menschliche Wesen, reich oder arm, der intellektuelle oder der gewöhnliche Mensch; sie alle machen jegliche Formen des Leidens durch. Haben Sie je die Leute beachtet, die seit Jahrhunderten weinenden Leute? Durch tausende von Kriegen hindurch? Der Ehemann, die Ehefrau, die Kinder. Es gibt immenses Leid in der Welt. Nicht, dass es nicht auch Vergnügen und Freude gäbe, usw. Aber im Verstehen und vielleicht Beenden des Leids, werden wir etwas viel Grösseres finden.
30:43 Daher müssen wir in diese komplexe Frage des Leids eindringen. Und ob es enden kann oder ob der Mensch für immer zu leiden verdammt ist; nicht nur physisch, was von der Ordnung in der Lebensführung abhängt; ob Ihr Körper unter Drogen steht - Tabak, Nikotin, Alkohol… und all das; ob der Körper zerstört wurde. Innerlich haben wir enorm gelitten, ohne vielleicht ein Wort darüber zu sagen oder unsere Herzen auszuweinen. Während der langen Zeit der Evolution, der Evolution des Menschen seit Anbeginn bis heute; hat jedes menschliche Wesen auf Erden gelitten. Leiden bedeutet nicht nur den Verlust von jemandem, an den Sie glauben zu lieben; es ist auch das Leiden der Armen, der Ungebildeten. Wenn Sie nach Indien gehen oder in andere Teile der Welt, sehen Sie Menschen, die meilenweit gehen müssen, um eine Schule zu erreichen; kleine Mädchen und kleine Jungen. Sie werden nie reich sein, nie in einem Auto fahren, wahrscheinlich nie ein heisses Bad nehmen. Sie haben nur den Sari oder ein Gewand, das sie tragen. Und das ist Leiden. Nicht für den Menschen, der mit dem Auto vorüberfährt, aber ein Mensch im Auto, der das sieht, leidet, wenn er nur einigermassen einfühlsam, gewahr ist. Und es gibt das Leiden durch Ignoranz; nicht die Ignoranz bezüglich der Schrift, Literatur usw. sondern das Leiden des Menschen, der sich nicht kennt. Es gibt viele Arten des Leidens.
34:01 Und wir fragen: Kann all dieses Leiden enden? Es gibt das Leiden in einem selbst und das Leiden der Welt. Tausende von Kriegen, verstümmelte Menschen, eine erschreckende Grausamkeit; nicht nur eine bestimmte Form von Grausamkeit, über die Sie eine Menge reden; eine bestimmte Form, gegen die Sie rebellieren, aber Sie fragen niemals: gibt es eine Ende aller Grausamkeit? Jede Nation auf Erden hat Grausamkeiten begangen. Und wir setzen diese Grausamkeit immer weiter fort. Grausamkeit schafft enormes Leiden. Man sieht all das - nicht durch ein Buch, nicht durch einen Reisenden; nicht durch einen Touristen - Touristen, die ins Ausland fahren, um sich zu amüsieren - Ausflüge machen und eine schöne Zeit haben, Ferien haben, aber wenn sie als menschliches Wesen reisen, nur beobachten, sich einfühlsam all dem gegenüber gewahr sind, dann sehen Sie, das Leid etwas schreckliches ist. Und kann jenes Leid enden?
36:18 Bitte, stellen Sie sich selbst diese Frage. Der Sprecher stimuliert Sie nicht, damit Sie das Leid fühlen, der Sprecher sagt Ihnen nicht, was Leid ist; es ist direkt vor Ihnen, es ist in Ihnen. Niemand muss es aufzeigen, wenn Sie Ihre Augen offen halten, wenn Sie einfühlsam sind, gewahr dessen, was in dieser ungeheuren Welt vor sich geht. Stellen Sie sich also bitte selbst die Frage, ob das Leid jeh enden kann. Wie bei Hass, wenn es Leiden gibt, gibt es keine Liebe. Wenn Sie leiden, wenn Sie mit Ihrem eigenen Leiden... beschäftigt sind, wie kann da Liebe sein? Daher muss man diese Frage stellen, wie schwer es auch ist - nicht die Antwort zu finden, sondern Sorge zu beenden.
37:59 Was ist Leiden? Nicht nur der physische Schmerz und der anhaltende Schmerz, eine Person, die gelähmt ist oder… verkrüppelt oder krank ist, sondern auch das Leid jemanden zu verlieren - der Tod. Wir werden nachher über den Tod sprechen. Ist Leiden Selbstmitleid? Bitte, forschen Sie. Wir sagen nicht, es ist oder es ist nicht, wir fragen… entsteht Leiden durch Selbstmitleid, ist das einer der Faktoren? Kommt Leiden durch Alleinsein zustande? Durch das Gefühl, verzweifelt einsam zu sein; Nicht allein: Das Wort allein bedeutet all eins. Aber das Gefühl, isoliert zu sein, und in dieser Isolation keine Beziehung zu irgendetwas zu haben.
39:44 Ist Leiden bloss eine intellektuelle Angelegenheit, die man rationalisieren, wegerklären? Oder kann man mit dem Leid leben - ohne jedes Verlangen nach Trost? Verstehen Sie? Mit Leid leben, nicht vor ihm fliehen, es nicht rationalisieren, keinen Trost finden - irgend eine religiöse oder romantische oder illusorische Ausflucht - sondern mit etwas zu leben, das von ungeheurer Bedeutung ist. Leid ist nicht nur ein physischer Schock, wenn man seinen Sohn oder Gatten oder Frau verliert; es ist ein schrecklicher Schock. Man wird davon gelähmt. Kennen Sie das alles nicht?
41:30 Es gibt auch das Empfinden verzweifelter Einsamkeit. Können wir auf das Leid betrachten, so wie sie tatsächlich in uns ist, dabei verweilen, es festhalten und uns nicht von ihm wegbewegen? Leid ist von der Person, die leidet, nicht getrennt. Die Person, die leidet, möchte davonlaufen, fliehen, alles Mögliche tun. Auf Leid aber muss man so sehen, wie man auf ein Kind blickt, ein schönes Kind, das man hält und vor dem man niemals davonläuft. Dann werden Sie selbst sehen, wenn Sie wirklich tief schauen, dass es für Leid ein Ende gibt. Und wenn das Leid endet, dann ist da Leidenschaft - nicht Lust, keine sensorische Stimulation, sondern Leidenschaft.
43:18 Wenige haben die Leidenschaft, weil wir von unseren Kümmernissen verzehrt werden, den eigenen Schmerzen, dem Selbstmitleid und der Eitelkeit und der ganze Rest - Wir haben viel Energie - sehen Sie doch, was in der Welt geschieht - ungeheure Energie, neue Instrumente zu erfinden, neue Kniffe, neue Möglichkeiten einander zu töten. Um zum Mond zu gelangen, bedarf es einer ungeheuren Energie und Konzentration; sowohl intellektuell als auch tatsächlich. Wir haben ungeheure Energie, aber wir zerstreuen sie durch Konflikt, durch Furcht, durch endloses Geschwätz über nichts. Und Leidenschaft hat ungeheure Energie. Jene Leidenschaft wird nicht stimuliert, sie sucht keine Stimulation - denn sie ist da, gleich einem brennenden Feuer. Sie kommt nur, wenn Leid endet.
44:55 Und das Leid und sein Ende sind keine persönliche Angelegenheit. denn Sie sind die übrige Menschheit, wie wir gestern Nachmittag sagten. Wir alle leiden. Wir alle durchleben Einsamkeit; jedes menschliche Wesen auf dieser Erde, reich oder arm, gelehrt oder unwissend; jeder durchlebt ungheure Ängste, bewusst oder unbewusst. Unser Bewusstsein ist nicht Ihres, es ist das menschliche Bewusstsein. Im Inhalt dieses Bewusstseins sind all Ihre Glaubensrichtungen, Ihr Leid, Ihr Selbstmitleid, Ihre Eitelkeiten, Ihre Arroganz, Ihr Suche nach Macht und Stellung und all das. All dies ist Ihr Bewusstsein, das von allen Menschen geteilt wird. Daher ist es nicht Ihr besonderes Bewusstsein. Und wenn Sie das wirklich wahrnehmen, nicht bloss verbal oder intellektuell… oder theoretisch als Konzept, sondern als Tatsächlichkeit, dann werden Sie einander nicht töten, verletzen, sondern Sie werden etwas ganz anderes haben, das völlig anders ist, von ganz anderer Dimension.
46:52 Wir sollten auch miteinander besprechen, was Liebe ist. Ich hoffe, all das langweilt Sie nicht. Wenn Sie eine Pause wollen, ist das in Ordnung. Wie der Sprecher sagt, wir sollten in die grosse Frage eindringen: was ist Liebe? Wir benützen das Wort "Liebe" so leichtfertig; es ist bloss etwas sinnliches, sexuelles geworden; Liebe wird mit Vergnügen identifiziert. Und um diesen Duft zu finden, muss man in die Frage eindringen; was ist nicht Liebe. Durch Negation kommt man zum Positiven, nicht anders herum. Mache ich mich verständlich? Durch Negation dessen, was Liebe nicht ist... trifft man auf das, was immens wahr ist, und das ist Liebe.
48:37 Liebe ist nicht Hass - das ist offensichtlich. Liebe ist nicht Eitelkeit, Arroganz. Liebe ist nicht in den Händen der Macht. Die Leute, die Macht haben, die Macht wollen; es spielt keine Rolle, ob über ein kleines Kind oder… über eine ganze Gruppe von Leuten oder eine Nation - gewiss ist das nicht Liebe. Liebe ist nicht Vergnügen, Liebe ist nicht Verlangen. Ich weiss nicht, ob Sie Zeit haben in die Frage des Verlangens einzudringen. Vielleicht können wir. Liebe ist gewiss nicht Gedanke. Also können Sie das alles ablegen: Ihre Eitelkeit, den Sinn der Macht - wie immer beschränkt, wie immer klein - (wie ein Wurm). Und je mehr Macht Sie haben, umso hässlicher ist sie und darum gibt es darin keine Liebe. Wenn Sie ehrgeizig sind - aggressiv; Sie alle sind dazu erzogen worden: aggressiv zu sein, erfolgreich zu sein, berühmt zu sein, bekannt zu sein, was vom Gesichtspunkt des Sprechers her so äusserst kindisch ist. Wie kann da Liebe sein?
51:07 Also ist Liebe nicht etwas, das eingeladen oder kultiviert werden kann. Sie kommt auf natürliche Weise zustande, ganz leicht, wenn alles andere nicht ist. Wenn man über sich selbst lernt, entdeckt man es, wo es Liebe gibt, da gibt es Mitgefühl; Mitgefühl hat seine eigene Intelligenz. Das ist die höchste Form von Intelligenz; nicht jene Intelligenz des Gedanken, die Intelligenz der schlauen Täuschung und all das. Nur wenn es vollkommene Liebe und Mitgefühl gibt, gibt es diese ausgezeichnete Intelligenz, die nicht mechanisch ist.
52:23 Dann sollten wir über den Tod sprechen? Sollen wir? Sind Sie interessiert herauszufinden, was der Tod ist? Was ist die Bedeutung des Wortes "Tod" - das Sterben; der Tod; das Enden. Nicht nur das Ende, sondern auch, was nach dem Tod geschieht? Behält man die Erinnerungen an das eigene Leben? Die ganze astiatische Welt glaubt an Reinkarnation. Das bedeutet, ich sterbe nachdem ich habe ein miserables Leben geführt habe - vielleicht hier und da ein bisschen gutes getan - und im nächsten Leben werde ich besser sein, ich werde mehr gutes tun. Es basiert auf Belohnung und Strafe, wie alles andere im Leben. Ich werde gutes tun in diesem Leben und ich werde besser sein im nächsten Leben. Es gründet auf dem Wort "Karma"; wahrscheinlich haben Sie davon gehört. Das Wort "Karma" bedeutet im Sanskrit "Handlung" - Ich werde es nicht erläutern. Also gibt es diesen Glauben: wenn man dieses Leben gelebt hat - dann hat man im nächsten Leben eine neue Chance, abhängig davon, wie Sie jetzt leben: D.h. Belohnung und Strafe. Und im Christentum gibt es die Auferstehung usw.
54:46 Wenn wir jetzt all das ablegen können, wirklich ablegen können, nicht an diesem... oder jenen klammern, was ist dann der Tod? Was bedeutet es, zu sterben? Nicht nur biologisch, physisch, sondern auch psychologisch: Die ganze Ansammlung der Erinnerungen, die eigenen Neigungen, Fähigkeiten, die Eigenheiten, die Dinge die man gesammelt hat - ob es das Geld ist, Wissen, Freundschaften - was immer Sie wollen; alles was Sie erreicht haben. Und der Tod kommt und sagt: Es tut mir leid, Sie können nichts mitnehmen.
56:00 Was bedeutet es also zu sterben? Können wir in diese Frage eindringen? Oder macht es Ihnen Angst? Was ist der Tod? Wie erforschen Sie das? Verstehen Sie meine Frage? Ich lebe - Ich nehme mich selbst als Beispiel - ich lebe, ich verbringe jeden Tag - routiniert, mechanisch, in Misere, glücklich, unglücklich, Sie kennen die ganzen Geschichten. Und der Tod kommt, durch Unfall, durch Krankheit, durch Alter, Senilität - was ist Senilität? Betrifft sie nur die Alten? Ist es nicht Senilität, wenn wir bloss wiederholen und wiederholen? Wenn wir mechanisch und gedankenlos handeln? Ist das nicht auch eine Form von Senilität?
57:52 Weil wir uns vor dem Tod fürchten, können wir niemals seine Grösse sehen - die Ausserordentlichkeit, wie die Geburt eines Kindes: Ein neues menschliches Wesen tritt ins Sein. Das ist ein ausserordentliches Ereignis. Und das Kind wächst heran und wird was immer Sie alle geworden sind. Und dann stirbt es. Der Tod ist auch so etwas ganz und gar ausserordentliches - er muss sein. Und Sie werden die Tiefe und Grösse davon nicht sehen, wenn sie sich fürchten.
59:08 Was ist also Tod? Ich möchte während meines Lebens herausfinden, was es bedeutet zu sterben. Ich bin nicht senil; Ich habe alle meine... Sinne beisammen; Ich bin fähig, klar zu denken; vielleicht driffte ich gelegentlich ab, aber Ich bin aktiv, klar bei Verstand usw. So frage ich mich selbst - Ich frage nicht Sie - Ich beobachte lediglich; vielleicht beobachten auch Sie das, was der Tod ist. Tod bedeutet gewiss alles zu beenden: Meine Beziehungen zu beenden, alles, was ich in meinem Leben angesammelt habe, loszulassen - all das Wissen, die ganze Erfahrung, das idiotische Leben, das ich geführt habe - ein bedeutungsloses Leben oder der Versuch, intellektuell eine Bedeutung des Lebens zu finden. Ich habe auf diese Art und Weise gelebt - nicht ich persönlich, aber ich nehme es als Beispiel - Und der Tod kommt und sagt: Es ist zu Ende. Aber ich fürchte mich. Es kann nicht das Ende sein. Ich besitze so viel. Ich habe so viel angesammelt; nicht nur Möbel… oder Bilder - wenn ich mich identifiziere, mit den Möbeln oder den Bildern oder dem Bankkonto, bin ich das Bankkonto, bin ich das Bild, bin ich das Möbelstück. Richtig? Wenn Sie sich mit etwas so völlig identifizieren, sind Sie das. Vielleicht gefällt Ihnen das alles nicht, aber hören Sie freundlicherweise zu. Auf diese Art habe ich Wurzeln geschaffen; ich habe viele Dinge um mich herum errichtet… und der Tod kommt und fegt alles hinweg. Daher frage ich mich: Ist es möglich, mit dem Tod die ganze Zeit hindurch zu leben? Nicht am Ende von 90 Jahren oder 100 Jahren - der Sprecher ist 90 - es tut mir leid. Nicht am Ende des eigenen Lebens, sondern kann ich, mit all meiner Energie, Kraft… und all dem, was vor sich geht - kann ich die ganze Zeit hindurch mit dem Tod leben? Nicht den Selbstmord begehen, das meine ich nicht - das ist zu toricht. Aber mit dem Tod leben, und das bedeutet, jeden Tag alles zu beenden, was ich angesammelt habe; es beenden.
1:03:35 Ich weiss nicht, ob Sie in die Frage eingedrungen sind, was Fortsetzung und was Beendigung ist. Das, was sich fortsetzt, kann sich niemals erneuern, sich wieder gebären - klar sein. Es kann sich das wiederbeleben, was sich fortsetzt, wie Sie das in diesem Land tun; das Erneuern und Wiederbeleben der Religion. Wie wir sagten, das Wort "wiederbeleben" bedeutet, dass etwas Verwelkendes, Sterbendes und Sie wiederbelebt wird. Und das geschieht in diesem Land, religiöse "Wiedererneuerung" - sie machen viel Wirbel darum. Und ich weiss nicht, ob Sie bemerkt haben - organisierte Religionen und die Gurus… und all die sind sehr reiche Leute... mit grossem Besitztum. Das können Sie - religiös. Es gibt einen Tempel im Süden von Indien: Jeden dritten Tag haben sie eine Million Dollar. Verstehen Sie? Gott bringt sehr viel ein. Dies ist kein Zynismus, es ist Tatsächlichkeit. Wir konfrontieren uns mit der Aktualität und Sie können nicht zynisch oder verzweifelt sein - es ist so- weder optimisch noch pessimistisch sein. Sie müssen diese Dinge anschauen.
1:05:39 Kann ich also mit dem Tod leben, was bedeutet, das alles, was ich getan und angesammelt habe - den Schmerz, Leid - Ende. Beenden ist wichtiger als die Fortsetzung. Beenden bedeutet den Anfang von etwas Neuem. Wenn Sie bloss fortsetzen, wird dieselbe Form in anderer Weise wiederholt. Haben Sie eine andere seltsame Sache bemerkt? Wir haben in der Welt ein ungeheures Durcheinander geschaffen… und durch Organisation wollen wir es klären - politisch, religiös, sozial oder wirtschaftlich. Und wenn die Organisation oder Institution nicht funktioniert, erfinden wir eine andere Organisation und Institution. Niemals klären wir das Durcheinander, aber wir schaffen neue Organisationen und… neue Institutionen - und das nennen wir Fortschritt. Ich weiss nicht, ob Sie all das bemerkt haben. Dies ist, was wir tun - wir schaffen Tausende von Institutionen.
1:07:22 Letzthin sprachen wir vor den Vereinten Nationen. Der Krieg geht weiter, man hat ihn nie angehalten, sie reorganisieren ihn. Sie tun in diesem Land genau dasselbe. Wir bringen das Durcheinander nie in Ordnung. Und wir hängen von den Organisationen ab, es zu klären; oder den neuen Führern, den neuen Gurus, den neuen Priestern, neuen Glaubensrichtungen… und dem ganzen Unfug, der vor sich geht. Kann ich also mit dem Tod leben - was vollkommene, totale ganzheitliche Freiheit bedeutet. Und dadurch gibt es in der Freiheit grosse Liebe und Mitleidenschaft… und jene Intelligenz, die kein Ende hat, die immens ist. Und wir sollten auch miteinander besprechen, was Religion ist. Können wir weitermachen? Sie sind nicht müde? Der Sprecher versucht nicht, sie von irgendetwas... zu überzeugen, bitte, glauben Sie mir. Er versucht nicht, Sie zu zwingen, durch Stimulation oder ein anderes Mittel. Wir sehen beide auf die Welt, Ihre persönliche Welt und die Welt um uns. Sie sind die Welt und die Welt ist nicht von Ihnen verschieden. Sie haben diese Welt geschaffen und Sie sind ganz und gar dafür verantwortlich; mögen Sie nun ein Politiker sein oder ein gewöhnlicher Mensch.
1:10:17 Wir sollten auch miteinander besprechen, was Religion ist. Der Mensch hat immer... etwas jenseits seiner Schmerzen und Ängste und Leiden gesucht. Gibt es etwas, das heilig, ewig ist? Jenseits der Bereiche des Denkens? Dies ist die Frage seit uralten Zeiten gewesen. Was ist heilig? Was ist das, das keine Zeit kennt, das unkorrumpierbar ist, namenlos; das Eigenschaft hat, keine Begrenzung kennt - denn das Zeitlose ist ewig. Gibt es so etwas? Der Mensch hat das vor Jahrtausenden gefragt. Daher hat er die Sonne angebetet, die Erde, die Natur, die Baeume, die Voegel; alles, was auf dieser Erde lebt, hat er in den ältesten Zeiten bereits angebetet. Die Vedas und die Upanishaden erwähnen Gott niemals. Das, was das Hoechste ist, sagen sie, ist nicht manifestiert; ich werde das nicht alles ausführen.
1:12:30 Also stellen auch Sie sich die Frage? Stellen Sie die Frage, ob es etwas Heiliges gibt? Gibt es etwas, das nicht durch den Gedanken zusammengesetzt ist, wie es alle Religionen sind - organisierte Religionen - möge es sich um das Christentum, den Hinduismus, den Buddhismus handeln. Im Buddhismus gibt es keinen Gott. Unter den Hinduisten, wie ich sagte, gibt es rund 300 000 Götter. Es macht grossen Spass, so viele zu haben. Sie können mit ihnen allen herumspielen. Und dann gibt es die Götter in Büchern; die Götter gemäss der Bibel, die Götter gemäss des Koran und der islamischen Welt. Ich weiss nicht, ob Sie bemerkt haben, wenn die Religionen auf Büchern basieren, wie der Bibel oder des Koran, wird es Fundamentalisten geben; dann haben Sie Leute, die bigott, eng, intolerant sind, weil das Buch es so sagt. Haben Sie das nicht bemerkt? Dieses Land hat Fundamentalisten, die sich auf das Buch beziehen. Werden Sie nicht ärgerlich, sehen Sie es einfach an.
1:14:31 Daher fragen wir, was ist Religion? Nicht nur, was Religion ist, sondern das religiöse Gehirn, der religiöse Geist. Um darin tief einzudringen, nicht bloss oberflächlich, muss vollkommene Freiheit bestehen. Nicht Freiheit von diesem oder jenem, sondern Freiheit als Ganzes, "per se". Dann müssen wir auch fragen - es tut mir leid - das Wort Religion hat etymologisch keine Wurzel sie können das Wort nicht erklären. Es hat zu verschiedenen Zeiten und Zeitaltern unterschiedliche Bedeutung gehabt. Daher fragen wir, wenn es diese Freiheit gibt, ob es möglich ist, in dieser hässlichen Welt zu leben und frei zu sein… von Schmerz, Leiden, Angst, Einsamkeit und dem ganzen Rest davon.
1:16:06 Dann müssen Sie auch herausfinden, was Meditation ist? Die Kontemplation im christlichen Sinne und die Meditation im asiatischen Sinne? Wahrscheinlich ist Meditation in dieses Land gebracht worden, durch Yogis, Gurus und all jene abergläubischen Leute, traditionsgebundene Leute; und daher sind sie mechanisch. So werden wir herausfinden müssen, was Meditation ist. Wollen Sie darin eindringen? Amüsiert Sie das bloss oder möchten Sie es wirklich? Ist Meditation eine Form der Unterhaltung? Zuerst lassen Sie mich Meditation erlernen, und dann werde ich richtig handeln. Verstehen Sie das Spiel, dass man spielt? Wenn es im Leben des Einzelnen Ordnung gibt, wirkliche Ordnung, wie wir das erklärten, was ist dann Meditation? Bedeutet sie das Befolgen gewisser Systeme, Methoden: die Zen Methode, die buddhistische Methode, die Hindu Methode und die des neuesten Gurus mit seiner Meditation? Immer haben sie Bärte, viel Geld - sie kennen das alles.
1:18:03 Was ist also Meditation? Wenn sie willentlich ist, wenn es heisst, einem System zu folgen, einer Methode, die Tag für Tag geübt wird, was wiederfährt dann dem menschlichen Gehirn? Es stumpft mehr und mehr ab. Haben Sie das nicht bemerkt? Wenn sie wiederholen, wiederholen, wiederholen - es kann die falsche Formel sein, aber Sie werden sie wiederholen. Wie ein Pianist, wenn er für sich selbst wiedeholt und die falsche Note spielt, wird er die ganze Zeit die falsche Note spielen. Ist also Meditation etwas ganz anderes? Sie hat überhaupt nichts mit einer Methode, mit Systemen und Übung zu tun; daher kann sie nicht mechanisch sein. Es gibt nie eine bewusste Meditation. Verstehen Sie, was ich sage? Verstehen Sie das bitte. Das gleicht einem Mann, der bewusst Geld wünscht und Geld anstrebt; was ist der Unterschied zwischen beiden? Sie meditieren bewusst, wollen den Frieden erreichen, die Stille und all das. Daher sind beide dasselbe; der Mensch, der nach Geld, nach Erfolg und Macht strebt… und der Mensch, der nach der sogenannten Spiritualität strebt. Gibt es also eine Meditation, die nicht angestrebt und geübt wird? Es gibt sie, aber es erfordert enorme Aufmerksamkeit. Jene Aufmerksamkeit ist eine Flamme… und sie ist nicht etwas, auf das Sie später treffen; sondern Aufmerksamkeit jetzt, in jedem Wort, jeder Gebärde, jedem Gedanken gegenüber: vollkommen aufmerksam zu sein, nicht partiell. Wenn sie jetzt teilweise zuhören, schenken Sie keine vollkommene Aufmerksamkeit. Wenn Sie vollkommen aufmerksam sind, gibt es keine Begrenzung.
1:21:12 Und - ich muss bald aufhören - das Gehirn ist voll von Information, zugeschüttet, es gibt keinen Raum darin… und man braucht Raum; es muss Raum geben. Raum bedeutet Energie; wenn es keinen Raum gibt, ist Ihre Energie sehr eingeschränkt. Und das Gehirn - der Sprecher ist kein Gehirnspezialist, obgleich er sehr viel mit anderen Wissenschaftlern darüber gesprochen hat - nicht dass das als Empfehlung gelte - sie experimentieren mit Tieren, mit Theorien, mit dem angesammelten Wissen. Aber wir sind keine Wissenschaftler, wir sind Leihen, gewöhnliche bescheidene Leute, die herausfinden wollen. Es gibt eine Meditation, die nicht festlegbar ist, nicht kategorisert werden kann; Ich kann darueber jetzt nicht sprechen. Das Gehirn ist nun durch Wissen so schwer beladen, durch Theorien, durch Macht, Position usw. durch dauernden Konflikt vollgestopft - es gibt keinen Raum. Und Freiheit, vollkommene Freiheit bedeutet, diesen grenzenlosen Raum zu haben. Das Gehirn ist ausserordentlich befähigt, besitzt unendliche Kapazität, aber wir haben es so klein und nichtig gemacht. Wenn also dieser Raum und diese Leere bestehen und dadurch immense Energie - Energie bedeutet Passion, Liebe und "Mitleidenschaft" und Intelligenz - dann gibt es jene Wahrheit, die äusserst heilig ist; jene Wahrheit, die der Mensch seit undenkbaren Zeiten gesucht hat. Jene Wahrheit liegt in keinem Tempel, in keiner Moschee, in keiner Kirche. Und es gibt keinen anderen Weg, als… durch das eigene Verstehen seiner selbst, das eigene Forschen, Studieren und Lernen. Dann gibt es das, was ewig ist. Darf ich aufstehen? Oder werden Sie aufstehen? (Applaus)